Blickwinkel » Mi 26. Nov 2014, 12:18 hat geschrieben:
Klar wird es so sein, nur wurde uns der ML als Segen von den Sozen versprochen, was er nicht ist. Als nächstes wird dann gemeckert, dass der ML nicht hoch genug ist, siehe das Beispiel der alleinerziehenden Mutter aus Berlin, die 1900 Euro brutto verdienen muss, um ihre Familie ohne Hilfe von der Agentur über Wasser zu halten, was einem Stundenlohn von 12,50 Euro entspricht. Also insofern wird auch durch den ML keine Revolution kommen, es wird nur eine Verteuerung in den strukturschwachen Regionen eintreten.
Es ist in meinen Augen völlig unrealistisch zu glauben, man könne Löhne nach dem persönlichen Bedarf festsetzen. Das ist das andere Extrem, das ich vorhin ansprach. Ich sagte auch nirgends, dass es keine Unterstützung vom Amt mehr geben soll, die wird es weiterhin geben müssen. Es besteht ein Unterschied darin, ob wir von einer vierköpfigen Familie sprechen, bei der nur ein Elternteil arbeitet und einen Job hat, der gerade mal auf Mindestlohnniveau liegt, oder einer alleinstehenden Einzelperson. Übrigens geht es mir prinzipiell nur um Vollzeitstellen - und damit meine ich Stellen, die diese Bezeichnung auch verdienen. "Vollzeitserviettenfalter" im Gastrogewerbe oder "Vollzeit-Laub-von-A-nach-B-Bläser" zählen für mich nicht dazu. Aber eine Stelle, für die ich ganztätig Einsatz bringe, sollte es mir als Einzelperson erlauben, damit ohne staatliche Untestützung auszukommen. Und wenn ich als AG etwas "auf der Pfanne" habe, dann sorge ich dafür, dass das Profil der Stelle mir auch so viel erwirtschaftet, dass mein Mitarbeiter auf dieses Lohnniveau kommt. Wenn meine Familie dran hängt ist das eine andere Sache, aber deshalb kann die Stelle nich höher entlohnt werden. Hier wird auch weiterhin das Amt greifen.
Dass der ML keine Revolution auslöst - in keine Richtung - das sehe ich seit Jahren so. Aber ich bin nicht mehr der Meinung, dass jede niedriger bezahlte Stelle den Bach runter geht. Wenn das in strukturschwachen Gebieten tatsächlich beim einen oder anderen der Fall sein sollte, dann ist das zwar bedauerlich aber im Großen und Ganzen ein Kollateralschaden, der gezieltes Lohndumping im großen Stil verhindert. Und dann überwiegt der Nutzen.
Ob er sich tatsächlich so einstellt, werden wir sehen. Aber das ist der Standpunkt, den ich heute vertrete.