adal » Mi 27. Jul 2011, 20:18 hat geschrieben: Da bist du fehlinformiert. Der Glaubensstreit über Sinn und Unsinn der vorsorglichen Tonsillektomie bei Kindern mit vergrößerten Mandeln und wiederholter Mandelentzündung hält an. In den USA ist sie weitverbreitet. Spätfolgen sind nicht auszuschließen.
Der einzig haltbare Einwand gegen die Vorhaut-Beschneidung hingegen ist bislang lediglich, dass sie schlimmstenfalls überflüssig ist. Von Spätfolgen ist nichts bekannt.
Nein. Bedauerlicherweise werden hierzulande, insbesondere aber in den USA und in weiteren westlichen (europäischen) Staaten Klinikdaten, OP-Ergebnisse, Benchmarks, nur spärlich veröffentlicht. Hierzulande ist seit einigen Jahren eine Gegen-Kampagne hin zu breiterer Transparenz, veranlaßt von einigen nahmhaften Unternehmen - und in deren Schlepptau - zunehmend einzelnen Kliniken, in Gang gekommen. Mortalitätsraten für bestimmte Indikationen und Operationen werden z. B. von solchen jeweils aktuell veröffentlicht, um sich qualitativ-medizinisch vom Durchschnitt des Gesundheitsmarktes abzusetzen. Heute findet diesbezüglich zunehmend Wettbewerb statt.
Niemanden wird es sonderlich verwundern, wenn ansonsten Komplikationsraten und reale Missarbeit in Praxen und Kliniken nicht veröffentlicht und insofern nicht bekannt werden, besser gesagt, unter einer nahezu kollektiv-verschwiegenen Decke gehalten werden sollen.
Wenn Sie auch nur annähernd Einblicke in diese Gesundheitsbranche hätten, wüßten Sie wie ich, dass insbesondere die postoperative Infektions-Prävention eine der vordersten, aktuellen Problematiken im Gesundheitswesen darstellt, und hier sei nicht einmal die MRSA-Debatte im Vordergrund zu sehen.
Wie auch immer, jedweder chirurgisch-schneidende Eingriff - auch die "
kleine" Chirugie an der Körperoberfläche - enthält jene Risiken grundsätzlicher, bereits angesprochener Natur, indes ohne jede medizinische Indikation als Rechtfertigung. Wer sich diesem schlichten Umstand argumentativ entgegenstellt - mit welcher Position auch immer - argumetiert in der Fachwelt auf verlorenem Posten und zeigt nur, nicht im Stoff zu stecken.
Mandeln: hierzulande, auch in Benelux und Frankreich (Staaten, für welche ich das behaupten darf aus eigenem Wissen) führen in aller Regel und bereits seit vielen Jahren keine Mandelresektionen ohne zwingende Indikation mehr durch. Selbst die Kassen haben hierzulande zunehmend die Finanzierung von angezeigten Tonsillotomien realisiert, um gesundheitsgefährdende Resektionen, wie diese noch in den Sechzigern und Siebzigern leichtfertig Gang und Gebe waren, zu vermeiden.
Einerlei, medizinisch geht dieser, Ihr Vergleich, nicht auf.
Und grundsätzlich ist Ihnen einmal die Frage zu stellen: was veranlaßt
Sie, einer solchen, nicht medizinisch angezeigten Verstümmelung, welche sowohl anästhesischte, chirurgische und post-operative Komplikationen enthält, an Kleinkindern zuzustimmen?
Darauf hätte ich geren mal ein konkrete und klare Antwort Ihrerseits!