schokoschendrezki hat geschrieben: ↑Sonntag 13. April 2025, 13:30
(...)
Es ist nur so: Die "Gefährlichkeit der AfD" (Strangthema) lässt sich nicht aus den sozialen Gegebenheiten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR erklären. Überhaupt nicht. Dort sind die AfD-Wähler einfach nur dumm und stumpfsinnig.
Der alleinige Faktor ist es nicht, aber ich finde die Interpretation schon schlüssig, dass eine sich von der (Alt-)BRD unterscheidende Sensibilität im Umgang mit der NS-Zeit in der "DDR" ein Faktor dafür ist, dass dort heute überdurchschnittlich viele Menschen keine Berührungsängste mit einer rechtsextremen Partei haben.
In der alten BRD hat man ehemalige Nazis teilweise stillschweigend akzeptiert - man brauchte sie schlicht für den Wiederaufbau der Wirtschaft, auch der Bundeswehr, die "Organisation Gehlen" wurde oben genannt. Die USA verfuhren ähnlich mit den deutschen Raketenbauern. "NS-Know-How" war durchaus gefragt im Westen ... (wie auch in der SU).
Das Wissen darum, dass viele ehemalige Nazis
natürlich noch in der BRD wirkten, führte aber gleichzeitig zu einer ausgeprägten Sensibilisierung junger Menschen (die 68er wurden genannt), das "Nie wieder"ist aber so was von eingebimst in die Köpfe aller, die in Westdeutschland zur Schule gegangen waren ...
Und da sehe ich durchaus einen Unterschied zur "DDR": Nazis, das waren die auf der anderen Seite des "antifaschistischen Schutzwalls". Man arbeitet ein Thema logischerweise anders auf, wenn man eine (vermeintliche...) Distanz dazu besitzt.
Im Westen dagegen waren die Nazis nicht "die da" gewesen", sonder "wir", bzw. unsere Eltern und Großeltern.
Und das sehe sich auch die Gemeinsamkeit zu anderen Ländern, die Du aufzählst:
schokoschendrezki hat geschrieben: ↑Sonntag 13. April 2025, 13:30
Die AfD in Deutschland ist vielmehr Teil einer rechtskonservativ-nationalistischen politischen Wende weltweit. Um das zu sehen braucht man nur nach Italien, in die Niederlande, nach Ungarn, in die USA, vor allem aber nach Österreich fahren.
Dass diese Länder teilweise ähnlich geringe Berührungsängste mit rechtsextremen politischen Strömungen haben, ist natürlich auch in deren unterschiedlicher Vergangenheit begründet. Klar, Mussolini war in vielerlei Hinsicht Vorbild für Hitler. Aber die Italiener kämpften ab Herbst 1943 eben auch aktiv gegen die Wehrmacht. Österreich ... hat uns den Führer geschickt und 1938 auf den Straßen gejubelt - aber hatten in ihrem Nachkriegs-Selbsverständnis als dann "neutrales Land" sonst auch nicht viel mit der Zeit zu tun ...
In den Niederlanden oder Frankreich gab es Kollaboration mit den Nazis, aber insgesamt haben diese Länder eben keine aus nur ansatzweise belastende Vergangenheit...
... na, und die "DDR" eben auch nicht, ihrem eigenen Verständnis nach. Ich denke schon, dass das ein Faktor ist, warum bei der Mehrheit der in der BRD aufgewachsenen Menschen bzgl. der AfD alle Alarmglocken schrillen - während man im Osten die Aufregung gar nicht recht zu verstehen scheint?