Darf ich dich um die Präzision der von dir gewählten Begriffe bitten :
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
" Die AfD ist in der Tat dem Islam in Teilen seht ähnlich. "
Du schreibst zunächst davon, dass die ganze AfD und der ganze Islam einander "sehr ähnlich" sind.
Das stimmt selbstverständlich nicht. wäre es so, dann würden sich Islam und AfD sehr viel besser verstehen. Wesensähnlichkeit oder Identität der sozialen Interessen bedeuten Partnerschaft, wenn nicht Freundschaft.
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
"Das Familienbild der AfD und im Nahen Osten sind in weiten Teilen deckungsgleich. Machen Sie sich sachkundig."
Hernach schreibst du davon, dass das Familienbild der AfD " und im nahen Osten deckungsgleich " ist.
Bedeutungsübersicht "Deckungsgleichheit"
1. Synonym mit Übereinstimmung
2. [Geometrie] Gleichheit in Form und Größe, Kongruenz
Der richtige Begriff in obiger Aussage lautet "Familien-Selbstbild", denn Deine eigene Auffassung davon, wie AfD-Wähler und Muslime ihre eigenen Familien sehen, zählst du ja nicht hinzu.
Kongruenz bedeutet derweil weder Identität, noch Wesensgleichheit. die kongruenten Figuren der Geometrie müssen ggf. noch justiert und gedreht werden. Zudem ist Kongruenz allenfalls geeignet, eine einfache, zwei- oder eindimensionale Übereinstimmung zu beschreiben. Als Begriff zur Beschreibung komplexer, vieldimensionaler Sachverhalte eignet sich die Kongruenz sehr schlecht.
Aber gehen wir einmal in die Details :
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
"Zum Beispiel was Familienstruktur und die Menge der produzierten Kinder betrifft."
Die Familien der Ostdeutschen sind sehr viel kleiner als die der Muslime, diese Tendenz wird sich in Zukunft verschlimmern.
https://www.pewresearch.org/religion/20 ... landscape/
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... nhalt.html
Zitat aus dem oben genannten Text :
"In Ostdeutschland war die Geburtenrate 2023 mit 1,33 Kinder je Frau niedriger als in Westdeutschland (1,41)."
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
" Aber auch was das Verhalten ausländischen Arbeitskräften gegenüber betrifft."
In den Golfstaaten hat es aberwitzige Bevölkerungszusammensetzungen. Dort werden ausländische Arbeiter nicht integriert, damit die Gesellschaft ihre nationale Identität und Kohärenz nicht verliert - außerdem gestaltet sich die Integration umso schwieriger, je schwerer sich auch hier die Fremden tun, sich in die Gesellschaft zu integrieren.
Achja. Nationalismus hat es übrigens in jeder Gesellschaft. Dadurch kommt aber noch lange nicht so etwas wie eine "Deckungsgleichheit des Familien-Selbstbildes" zustande.
https://data.unicef.org/wp-content/uplo ... -Brief.pdf
Viele Muslime verheiraten bereits ihre Kinder. Ich wüsste nicht, wo es so etwas besonders bei den AfD-Wählern gibt, liefere Du mir bitte einen entsprechenden Nachweis, über die Prävalenz von Kindeshochzeiten in Ostdeutschland.
https://en.wikipedia.org/wiki/Religious ... mutilation
Viele Muslime sind der Meinung, die Beschneidung der Frau sei im Sinne des Propheten, besonders im nordafrikanischen Raum.
Ich wüsste nicht, welcher AfD-Politiker sich für die Beschneidung der Frauen stark gemacht hätte - beider "Familienbilder" sind doch deiner Meinung nach "deckungsgleich", hilf mir auf die Sprünge.
Zum Thema Zwangsheirat :
https://www.gov.uk/government/statistic ... stics-2023
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/955 ... n-data.pdf
Zitat aus dem oben genannten Text :
"Fast alle Beratenen haben einen Migrationshintergrund; die meis-
ten sind in Deutschland geboren (32 %), gefolgt von der Türkei (23 %), Serbien/Kosovo/Montenegro (8 %) und dem Irak (6 %)."
Diese Studie behauptet schlichtweg, dass es unter den Ostdeutschen ohne Migrationshintergrund so gut wie keine Fälle von Zwangsverheiratungen gibt. Erbringe bitte Nachweise dafür, dass sich die ostdeutschen AfD-Wähler nicht von diesen Muslimen unterscheiden, die ihre Kinder selbst in Deutschland noch zwangsverheiraten.
Zum Thema Religion :
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
" Oder den Angehörigen einer anderen Religion. "
Der Koran erlaubt Polygamie :
"So heiratet an Frauen, die euch gut erscheinen, zwei, drei oder vier, wenn ihr fürchtet, nicht gerecht zu sein, heiratet nur eine." Aus der koranischen Sure 4,3
Quelle :
https://www.ndr.de/kultur/sendungen/fre ... ie100.html
Zu diesem Thema, etwas inkongruent, die AfD :
https://afdbundestag.de/statistische-er ... utschland/
Während die Geschlechterrollen innerhalb der Familie im Islam koranisch und islamisch kulturell kodifiziert sind, so kommt es zu der oberflächlichen Ähnlichkeit der Perspektive der AfD-Wähler durch eine konservative, reaktionäre Nostalgie, bedingt durch eine abweichende soziale Realität in Deutschland. Die Hinwendung der Letztgenannten zu den traditionellen Rollenmustern ist ein Gegenentwurf zum erstarkenden Feminismus, und bedingt durch den weitverbreiteten, und etablierten sozialen Liberalismus.
Dass die durch genannte Nostalgie in Vordergrund gerückten Werte im Punkt familiärer Geschlechterrollen, mit denen des Christentums korrespondieren, ist nicht durch die Religiosität der AfD-Wähler bedingt, denn diesen ist in Ostdeutschland, mit seiner sozialistischen Traition, viel mehr ein säkularer Hintergrund eigen.
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
" Je länger ich darüber nachdenke, desto besser passt die AfD in den Nahen Osten, quasi nahtlos. "
Geht mir ganz und gar nicht so :
Die Selbstverständlichkeit muslimischer Familien, zahlreiche Kinder in die Welt zu setzen, ist nicht bedingt durch eine paranoide Furcht, dass die islamische Kultur ausstürbe, sondern verankert in sozio-kultureller Anschauung und Selbstverständnis, sowie durch die im oftmals ökonomisch schwachen islamisch geprägten Land verbreitete Auffassung, es könne durch den Kinderreichtum die Versorgung der Älteren abgesichert werden.
In Ostdeutschland ist das Motiv, zahlreiche Kinder zeugen zu wollen, ein ganz anderes - und es führt, wie schon oben angedeutet, zu ganz anderen Ergebnissen. Die AfD-Wählerschaft ist nicht der neue deutsche Lebensborn.
Im Islam werden die Alten, wenn möglich, noch intra-familiär versorgt - in Ostdeutschland gibt es hierfür das Altersheim, welches man sich von Westdeutschland abgeschaut hat. Intergenerationelle Verbundenheit, der Generationenvertrag, ist ein "Begriff" ohne Bedeutung in Deutschland, ganz anders im Islam.
Um es anders zu formulieren : Ein Gegner des etablierten deutschen Usus, die pflegebedürftigen eigenen Alten in Heime oder die stationäre, familienferne Pflege abzuschieben, kann von der AfD keinesfalls eine Erlösung dieses Zustandes erhoffen.
https://www.carevor9.de/care-inside/afd ... gen-lassen
In diesem Artikel steht wohl geschrieben, dass die AfD diejenigen belohnen will, die ihre Alten familiär versorgen, aber an keiner Stelle ist hier erwähnt, dass die Gesellschaft sich diese Rückkehr zum historischen Status Quo des sozialen Umgangs mit den Alten wirklich wünscht - es ist unklar, ob hier nur ein realitätsfernes Ideal der Vater des Gedankens ist, oder ob man gar der desolaten Altenversorgung in Deutschland entgegenarbeiten will.
Ich persönlich halte derlei für nicht mehr, als einen frommen Wunsch, dem jedes Verständnis sozialer Machbarkeit entgegensteht. Die Deutschen haben tatsächlich keine Lust mehr, sich um ihre Alten selbst zu kümmern, und Ausnahmen machen hieraus noch lange keine Regel.
JJazzGold hat geschrieben: ↑Freitag 4. April 2025, 14:14
"Der AfD Wähler will befohlen bekommen, was er zu tun oder zu lassen hat, was er zu denken und zu sehen hat."
Humbug. Es gibt die rigide Persönlichkeit, die in starren Hierarchien aufblüht, in welcher es klare, unbedingte Befehls- und Erlaubnis- und Verbotsstrukturen gibt. Dieser autoritäre Typus Mensch aber ist seit dem Zweiten Weltkrieg im Aussterben begriffen. Auch hier handelt es sich um eine Form der Ostalgie, deren Eckpunkt die Sympathie vieler Ostdeutscher mit dem Putinismus ist, doch auch diese ist oberflächlich und paradox. Man erkennt dies in vieler Hinsicht an der gespaltenenen Beziehung derselben Ostdeutschen zum regulierenden deutschen Staat :
Als es jüngst, im Verlauf der COVID-Pandemie, zu einer mehr oder weniger rigiden Regulierung des deutschen Miteinanders durch die Merkel-Regierung kam, waren die AfD-Wähler diejenigen, die am lautesten nach einer Liberalität in der Handhabung dieses Miteinanders riefen, und die sich am deutlichsten gegen eine autoritäre, rigide Regulierung desselben von oben, durch die deutschen Autoritäten, aussprachen.
Diese Doppelmoral ist charakteristisch für vieles, was die AfD-Politik betrifft. Man will eben nicht befohlen bekommen, sondern selbst befehlen, weil man sich vorrangig und oberflächlich an dem Schicksal derer, zu deren Gunsten reguliert wird, desinteressiert, und weil man sich ebenso vorrangig und oberflächlich mit denen identifiziert, die durch ihre autokratische Autorität, Befehlsfreiräume genießen, und genossen.
Zum Thema Überlegenheitsdenken will ich eigentlich nichts mehr schreiben müssen : Die AfD ist nicht mehr hitleristisch, Nationalismus gibt es überall auf der Welt, und Überlegenheitsvorstellungen ebenfalls. Derlei ist kein Beleg für eine Wesensgleichheit familienbezogener Selbstbegriffe.
Der in Deutschland zur Beschreibung muslimischer Großfamilien in Mode gekommene Begriff "Clan" ist eigentlich ein sehr deutlicher Nachweis dafür, dass es vergleichbares im gesellschaftlichen Raum ohne Migrationshintergrund überhaupt gar nicht mehr gibt. Zu glauben, die AfD wolle hierhin zurück, und den Deutschen dazu verhelfen, sich wieder mehr in Clans zu organisieren, ist geradezu absurd.
Die erwähnten und publizierten Punkte der AfD sind vor diesem Hintergrund nichts weiter als in den Sand geritzte Figuren.