Astrocreep2000 hat geschrieben: ↑Samstag 9. April 2022, 11:07
Meine Vermutung: Dazu müsste man über "Angst" sprechen, da ging es dann an und um die Persönlichkeitsstruktur, um Erziehung, Sozialisation etc. Stattdessen fühlt sich jeder mit seiner Bewertung der Zahlen im Recht - das wird sich wohl auch nicht mehr ändern... Und das ist aber eben keine Frage von "Fakten". Fakten mögen "objektiv" sein, ihre Bewertung ist es offensichtlich nicht (!?).
Mit deiner Vermutung liegst du nicht ganz falsch.
Neben der Diskussion um Angst, wären noch Demokratie- und Freiheitsverständnis ein Diskussionthema.
Auch wenn das einigen hier gar nicht gefällt, aber was Corona angeht, wurde aus Angst und mit der Angst Politik gemacht - und zwar weltweit. Auch Politiker sind nicht gegen Angst gefeit und auch nicht dagegen sich bei ihren Entscheidungen von Angst - ihrer eigenen Angst vor der Krankheit, der Angst falsche Entscheidungen zu treffen und für diese Entscheidungen, die Verantwortung übernehmen zu müssen. Und Fehler eingestehen, ist auch nichts so ein Ding, das Politiker gerne tun.
Es war auch Angst, die gerade in Deutschland zu massiven Verwerfungen in der Gewaltenteilung führten. Dafür, der Exekutive sämtliche Entscheidungsbefugnisse zu übertragen, gibt es im Infektionsschutzgesetz keine rechtliche Grundlage, auch wenn uns das mittels diverser Anpassungen suggeriert wurde.
Einzig die Notstandverfassung (Art.35 GG) hätte die rechtliche Grundlage geliefert, indem man sich auf den Passus Seuchenbekämpfung" bezogen hätte. Warum das nicht erfolgte, bleibt ein Rätsel.
Ähnliche Verwerfungen hat es auch im Verständnis der Freiheit/Freiheitsrechte egeben und gibt es noch. Immer wieder ist die Rede von einer
"Freiheit der Allgemeinheit"/"Freiheit der Gesellschaft/des Kollektivs", der sich das Individuum unterzuordnen habe und mit denen Ungleichbehandlungen begründet werden. Ignoriert wird dabei allerdings, dass es in einer liberalen Gesellschaft/liberalen Demokratie
keine Kollektivrechte gibt, denen sich das Individuum unterzuordnen hat.
Freiheitsrechte sind in einer liberalen Gesellschaft/liberalen Demokratie
immer Individualrechte.
Individualrechte bedeuten allerdings auch Eigenverantwortung der Bürger - der Staat hat "lediglich" die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der (mündige) Bürger seiner Eigenverantwortung gerecht werden kann.
Mit Corona hat sich in Deutschland (und nicht nur in Deutschland) eine Art Wohlfahrtspaternalismus und moralischer Paternalismus breit gemacht.
Paternalismus bedeutet ja nicht nur
übertriebene Fürsorge (in diesem Fall des Staates gegenüber seinen Bürgern), sondern auch bestimmte Denkweisen und Denkinhalte. In jedem Fall richtet sich Paternalismus gegen die Selbstbestimmtheit des Individuums.
So beinhaltet die Impfpflicht im Zusammenhang mit der Pandemie, die im Bundestag gescheitert ist, Aspekte von moralischem Paternalismus.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen