Selina hat geschrieben:(16 Apr 2019, 17:28)
Bitte genau lesen. Ich schrieb nicht, wie du immer behauptest, dass die bürgerliche Mitte selbst einen Rechtsruck vollzieht (das wäre noch einmal ein etwas anderes Thema und genauer zu hinterfragen), sondern mir geht es in diesem Thread darum, wie sich die Mitte zum gegenwärtig stattfindenen Rechtsruck verhält. Ich stelle eine Art Entpolitisierung der Mitte und eine gewisse Passivität bei ihr fest. Mit diesen Erkenntnissen bin ich auch wahrlich nicht alleine. Das ist aber keine "Nazi-Keule", sondern lediglich die Frage, wohin die Mitte so läuft, was sie antreibt, beschäftigt.
Gleichfalls "Bitte genau lesen"!
Ich habe meinerseits nicht behauptet, die Mitte würde einen Rechtsruck vollziehen - ich habe geschrieben, du negativierst die Mitte, in dem du ihr aufgrund ihrer "Unentschlossenheit" unterstellst, sie könnte im Fall der Fälle gen rechts umkippen, nur weil sie sich parteipolitisch nicht eindeutig festlegen will.
Tatsächlich weißt du es aber nicht genau - somit steht es 50:50, dass die Mitte auch gen links "umkippen" könnte im Fall der Fälle. Diese realistische Möglichkeit ziehst du aber gar nicht erst in Betracht, geschweige denn in die Debatte hier. Und das ist der Grund für meinen Vorwurf an dich, dass du die Mitte gezielt in die rechte Ecke zu stellen versuchst. Kannst mich gerne und immernoch von Gegenteil überzeugen - musst halt nur endlich über deinen linken Schatten springen!
Ja klar sollte man das akzeptieren. Aber Akzeptanz bedeutet nicht Kritiklosigkeit.
Natürlich darfst du kritisieren - warum auch nicht? Aber dann musst du auch selbst Kritik zulassen.
Und sobald die AfD ganz klar rechtsradikale und rechtsextremistische Positionen zeigt, was sie zuweilen tut und das auch sehr deutlich, werde ich das (gemeinsam mit anderen) auch offen aussprechen und heftig kritisieren. Auch das wäre dann zu akzeptieren.
Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Aber, wie ich dir nicht nur hier, schon ein paar Mal empfahl: Vieles, was heute von Rechts kommt, ist einfach nur Provokation. Die Absicht dahinter ist, dass bspw. Linke wie du deswegen im Viereck rumspringen und die Rechten sich dann als Opfer inszenieren können à la "Das wird man doch noch sagen dürfen..." usw.
Ich meine damit nicht, man solle die Rechten deswegen ignorieren oder nicht ernst nehmen - man sollte ihnen nur nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken, als sie sich schon selbst erarbeiten. Wenn du glauben solltest, die AfD mache nur alberne Witze, wenn sie behauptet, selbst keine Wahlwerbung betreiben zu müssen, da dies die anderen Parteien schon für sie erledigen würden, dann tust du mir nur leid.
Selbstverständlich gibt es die. Die eignen sich auch immer prima als Feigenblatt. Und die Parallelen zum Dritten Reich sind nun mal vorhanden. Es gibt Ähnlichkeiten und Unterschiede. Beides gleichermaßen. Und Neue Rechte bedeutet nicht "anders", sondern in den Grundzügen ziemlich alt, nur in neuem Gewand. Dass man da "nicht punkten" kann bei deren Anhängern, das ist doch klar. Darum gehts auch gar nicht. Wer sich einmal in solchen verfestigten rückwärtsgewandten Positionen wohl fühlt, kehrt so schnell sowieso nicht um.
Du schließt wohl von dir auf andere. Du bist ja auch verfestigt und rückwärtsgewandt, fühlst dich dabei wohl und siehst keinen Grund für eine Umkehr. Das geht auch in Links und ist kein Privileg für Rechts.
Ich hab da durchaus auch drauf geantwortet. Für die meisten "Gründe" gibt es andere Lösungswege, als die AfD zu wählen. Kommt auf das jeweilige Problem an.
Und werden diese anderen Gründe/Probleme von der AfD-fernen Politik angegangen, bzw. gelöst? NEIN! Siehe Pflegenotstand; der Spahn will 13 000 Fachkraft-Stellen finanzieren - nur dummerweise gibt es in Deutschland keine 13 000 Menschen, die in der Pflege arbeiten wollen! Hätte man vorher wissen MÜSSEN, ansonsten hätten wir ja den Pflegenotstand gar nicht! Ach, dann muss und halt das Ausland helfen - Problem gelöst! FALSCH! Das Problem ist, dass der Pflegeberuf aus verschiedenen Gründen entsetzlich unattraktiv ist, dass ihn die eigene Bevölkerung nicht ausüben will. DARAN muss gearbeitet werden! Und eben nicht der Weg des geringsten Widerstandes gewählt werden - ein paar dumme Ausländer werden's schon richten, die verdienen hier mehr als zuhause, haben hier mehr Rechte und bessere Versicherungen, haben also insgesamt nur Vorteile = dann muss man wenigstens im deutschen Pflegesystem nichts ändern und kann die anhaltende und zunehmende Kritik bspw. bzgl. schlechter Bezahlung geflissentlich ignorieren...
Wie stehst du, als Linke, dazu? Findest du es nicht auch extrem verwirrend, dass wir supi-dupi-Deutschen hunderttausende ausländische und kulturfremde Kriegs- und Terrorflüchtlinge versorgen und integrieren können; aber bei der eigenen Bevölkerung, die zu hunderttausenden altersschwach und demenziell erkrankt ist, auf ausländische Hilfe angewiesen sein sollen?
Du sagst es.
Ich kenn' dich halt auch schon ein bisschen ... zu gut!

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner