Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

In diesem Forum werden Themen rund um die sozialen Sicherungsysteme diskutiert.
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

Moderator: Moderatoren Forum 1

Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:25)

Ich weiß nicht genau, ob dieser Abgeordnete wirklich weiß, wovon er da redet. Aber das ist vielleicht Ansichtssache. Für Wasser und Brotwürde es wohl allen reichen. Aber kann das der Anspruch sein? Viele "Kunden" der Tafeln sind Familien. Weil sich die Eltern bemühen, ihren Kindern abwechslungsreiche und gesunde Kost zu bieten. Dafür reichen die staatlichen Zuwendungen leider nicht. Hungern müßten die Kinder nicht, das stimmt, aber ist dies das einzige Ziel?
Da kann ich nur und immer wieder auf die Untersuchungen der höchsten Gerichte verweisen. Die hatten der Sozialpolitik ins Stammbuch geschrieben, welche Mittel für eine bescheidene Lebensführung erforderlich sind. Dem sind die Regierungen/Parlamente nachgekommen. Mehr "Gerechtigkeit" geht in unserem Rechtsstaat wohl nicht.

Ich meine, daß "3 X schwarzer Kater" richtig liegt: Allen Bedürftigen ist zu gönnen, daß sie sich mit Hilfe der Einsparungen durch den Einkauf bei Tafeln das eine oder andere Extra leisten können. Das gilt sicher ganz besonders dann, wenn die freiwerdenden Mittel den Kindern Bedürftiger zugute kommen. Aber der Bedarf für eine bescheidene Lebensführung kann aus den öffentlichen Mitteln gedeckt werden. Klar, daß das kein Honigschlecken ist. Ich möchte mich wirklich nicht auf Dauer so einschränken müssen. Ich würde dann auch Pfandflaschen sammeln und zur Tafel gehen, wenn das Angebot verfügbar wäre. Oder mich um Gelegenheitsarbeit bemühen (Haushaltshilfe, Einkaufshilfe, Kinder- oder Haustierbetreuung, Gartenarbeit...)
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 41292
Registriert: Sonntag 4. September 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badische Sahelzone

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Misterfritz »

Dampflok94 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:25)

Ich weiß nicht genau, ob dieser Abgeordnete wirklich weiß, wovon er da redet. Aber das ist vielleicht Ansichtssache. Für Wasser und Brotwürde es wohl allen reichen. Aber kann das der Anspruch sein? Viele "Kunden" der Tafeln sind Familien. Weil sich die Eltern bemühen, ihren Kindern abwechslungsreiche und gesunde Kost zu bieten. Dafür reichen die staatlichen Zuwendungen leider nicht. Hungern müßten die Kinder nicht, das stimmt, aber ist dies das einzige Ziel?
ich will jetzt gar nicht in die Kerbe hauen, dass wir verglichen mit 3.-Welt-Ländern gut dran sind, aber ...
Gesunde und abwechslungsreiche Kost ist meist preiswerter, als das ganze convenience food, was meist gekauft wird. Dazu muss man allerdings kochen können UND sich die Zeit dafür nehmen. Bekommt man dann noch Lebensmittel aus der Tafel preiswerter, wäre das sogar noch besser möglich.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
twilight
Beiträge: 907
Registriert: Montag 31. Oktober 2016, 16:05
user title: neoliberal
Wohnort: Tiobraid Árann

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von twilight »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Mar 2018, 19:58)

ich will jetzt gar nicht in die Kerbe hauen, dass wir verglichen mit 3.-Welt-Ländern gut dran sind, aber ...
Gesunde und abwechslungsreiche Kost ist meist preiswerter, als das ganze convenience food, was meist gekauft wird. Dazu muss man allerdings kochen können UND sich die Zeit dafür nehmen. Bekommt man dann noch Lebensmittel aus der Tafel preiswerter, wäre das sogar noch besser möglich.
Arme Leute haben keine Zeit zum kochen, die sind doch mit ihren 3-4 jobs beschaeftigt. :D
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 9244
Registriert: Samstag 30. Mai 2009, 10:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von jorikke »

Ich bin der Meinung die Tafelproblematik wird mit viel zu viel Weltanschauung belastet.
Im Grunde ist es doch ganz einfach. Es gibt Menschen, denen geht es beschissen, und es gibt Menschen die versuchen deren Situation mit ihren Mitteln etwas zu verbessern.
Ich finde das toll.
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Mar 2018, 19:58)

ich will jetzt gar nicht in die Kerbe hauen, dass wir verglichen mit 3.-Welt-Ländern gut dran sind, aber ...
Gesunde und abwechslungsreiche Kost ist meist preiswerter, als das ganze convenience food, was meist gekauft wird. Dazu muss man allerdings kochen können UND sich die Zeit dafür nehmen. Bekommt man dann noch Lebensmittel aus der Tafel preiswerter, wäre das sogar noch besser möglich.
Vielleicht ein Vorurteil meinerseits: Mit "convenience food" sind sicher Fertiggerichte aus Dosen, In Plastikschläuchen und Tiefkühltruhen gemeint? Da vermute ich, daß auf dem Gebiet ein harter Wettbewerb herrscht, auch über den Preis. Und daß dann die Hersteller bei der Beschaffung der Zutaten sparen bis es quietscht, um mit dem Endprodukt noch wettbewerbsfähig zu sein und vielleicht auch noch einen kleinen Gewinn zu machen. Da erwarte ich nun wirklich keine gesundheitsfördernde Qualität!

Bei PENNY geht das Zeug aber ab wie der Teufel! Das wird also gern verzehrt. Während Muttern und ich dann schälen und schnippeln und anbraten und kochen sitzen diese Gourmets schon längst am Tisch, essen das in der Mikrowelle erwärmte Zeug womöglich aus der Alu-Verpackung. Und danach haben wir auch noch einen Berg Abwasch. Ich bin nicht sicher, ob das Selbstkochen preisgünstiger ist... aber es schmeckt (meist!), und Abwechselung und Unterhaltung ist auch dabei.
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

jorikke hat geschrieben:(01 Mar 2018, 20:35)

Ich bin der Meinung die Tafelproblematik wird mit viel zu viel Weltanschauung belastet.
Im Grunde ist es doch ganz einfach. Es gibt Menschen, denen geht es beschissen, und es gibt Menschen die versuchen deren Situation mit ihren Mitteln etwas zu verbessern.
Ich finde das toll.
...und es gibt Menschen, die nichts dergleichen erleiden und unternehmen, die aber auf den ehrenamtlichen Betreibern der Tafeln herum hacken, wenn die versuchen, eine erträgliche Ordnung in ihren Abgabebetrieb hinein zu bringen. Das finde ich zum K...zen.
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 9244
Registriert: Samstag 30. Mai 2009, 10:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von jorikke »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 20:41)

...und es gibt Menschen, die nichts dergleichen erleiden und unternehmen, die aber auf den ehrenamtlichen Betreibern der Tafeln herum hacken, wenn die versuchen, eine erträgliche Ordnung in ihren Abgabebetrieb hinein zu bringen. Das finde ich zum K...zen.
Ist es auch.
Ein Cousin meiner Frau, Architekt, fährt seit Jahren unentgeltlich die Waren von den Spendern zu den Tafeln. Wir haben uns über seine Motivation unterhalten.
Keine große Geschichte, er fühlt sich einfach gut dabei.
So einfach ist das.
...man kann aber auch alles zerreden.
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 9244
Registriert: Samstag 30. Mai 2009, 10:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von jorikke »

jorikke hat geschrieben:(01 Mar 2018, 20:55)

Ist es auch.
Ein Cousin meiner Frau, Architekt, fährt seit Jahren unentgeltlich die Waren von den Spendern zu den Tafeln. Wir haben uns über seine Motivation unterhalten.
Keine große Geschichte, er fühlt sich einfach gut dabei.
So einfach ist das.
...man kann aber auch alles zerreden.
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 19:17)

Da kann ich nur und immer wieder auf die Untersuchungen der höchsten Gerichte verweisen. Die hatten der Sozialpolitik ins Stammbuch geschrieben, welche Mittel für eine bescheidene Lebensführung erforderlich sind. Dem sind die Regierungen/Parlamente nachgekommen. Mehr "Gerechtigkeit" geht in unserem Rechtsstaat wohl nicht.

Ich meine, daß "3 X schwarzer Kater" richtig liegt: Allen Bedürftigen ist zu gönnen, daß sie sich mit Hilfe der Einsparungen durch den Einkauf bei Tafeln das eine oder andere Extra leisten können. Das gilt sicher ganz besonders dann, wenn die freiwerdenden Mittel den Kindern Bedürftiger zugute kommen. Aber der Bedarf für eine bescheidene Lebensführung kann aus den öffentlichen Mitteln gedeckt werden. Klar, daß das kein Honigschlecken ist. Ich möchte mich wirklich nicht auf Dauer so einschränken müssen. Ich würde dann auch Pfandflaschen sammeln und zur Tafel gehen, wenn das Angebot verfügbar wäre. Oder mich um Gelegenheitsarbeit bemühen (Haushaltshilfe, Einkaufshilfe, Kinder- oder Haustierbetreuung, Gartenarbeit...)
Wieder mal bezeichnend, das besondere Mitgefühl für Kinder, deren Tafelsparende Eltern,
alles,
sogar ihre Würde an den Schlangen der Tafeln abgeben.
Und Rentner, die mit Rollator auf Flaschenjagd gehen an Tagen,
wo sie nicht an denTafeln anstehen,
sind ein Beleg für eine gelungene Beschäftigungstherapie für Senioren.
Und was hier als Gelegenheitsarbeit in Notzeiten
bezeichnet wird,
ist nichts anderes als Schwarzarbeit.
Aber um es nochmal deutlicher zu machen und die Threadfrage zu beantworten:
Die Tafeln sind wie Hungerküchen in einer reichen kapitalistischen Gesellschaft.
Unvermeidbar, um den sozialen Frieden nicht zu gefährden und
das System nicht zu destabilisieren.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
think twice
Beiträge: 20729
Registriert: Freitag 4. Juli 2014, 15:14
user title: sozialdemokratisch
Wohnort: Bunte Republik Deutschland

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von think twice »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:40)

In Tafeln muss sich keiner anstellen, aber das wurde hier schon geklärt. Es ist eine Möglichkeit sein Budget zu optimieren.
Auch im Müll muss keiner wühlen um zu überleben. Wer sowas macht hat ein ernsthaftes psychisches Problem, dass man auch durch eine höhere Grundsicherung nicht in den Griff bekommt.
Ich nehme an, du warst jahrelang Hartzer und hast dich an Tafeln bedient, um dein Budget zu optimieren (was für ein menschenverachtende Aussage). Du weisst aus Erfahrung, dass man mit 450 € im Monat gut jzurechtkommen kann, wenn man bescheiden ist?
Oder bist du ein Mittelstandsbuerger mit ein paar Tausend netto im Monat und gibst wie Thilo Sarrazin gute Ratschläge?
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

think twice hat geschrieben:(01 Mar 2018, 21:17)

Ich nehme an, du warst jahrelang Hartzer und hast dich an Tafeln bedient, um dein Budget zu optimieren (was für ein menschenverachtende Aussage). Du weisst aus Erfahrung, dass man mit 450 € im Monat gut jzurechtkommen kann, wenn man bescheiden ist?
keine Ahnung woher die Vorstellung kommt, dass man am Existenzminimum gut zurechtkommen muss.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(01 Mar 2018, 21:22)

keine Ahnung woher die Vorstellung kommt, dass man am Existenzminimum gut zurechtkommen muss.
Was ist das denn jetzt?
Meinst man, alle Tafeln sollten geschlossen werden,
um zu beweisen,
das ein Leben in Deutschland nur mit Hart4
oder Grundsicherung möglich ist?
Es geht doch hier auch um Würde, oder?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 21:32)

Was ist das denn jetzt?
Meinst man, alle Tafeln sollten geschlossen werden,
um zu beweisen,
das ein Leben in Deutschland nur mit Hart4
oder Grundsicherung möglich ist?
hab ich das irgendwo behauptet? Ich würde wohl sagen eher das Gegenteil.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:48)

Jaja, genau, und wer nach der dreihundertsten Portion Ravioli mal Bock auf was anderes hat, der schwelgt im Luxus :dead: Wenn es ums nackte Überleben geht, dann sind mittlerweile fast alle Menschen auf der Welt "reich", wo eine Hungersnot auszubrechen droht, steht der internationale Hilfeapparat schon parat. Wie gesagt, ich finde so eine Einstellung äußerst menschenverachtend (Merkmale: eiskalte Sprache, technokratisch durch und durch, null Empathie), besonders solchen Menschen gegenüber, die unverschuldet in diese Lage geraten sind.
Ja, das ist schon erschreckend, wie manche hier über Armut reden. Das reicht von Zynismus über Sarkasmus bis hin zum Lächerlich-Machen der Betroffenen. Grottig. Neureiches, weltfremdes Geplapper. Gut, dass ich deinen Beitrag noch gefunden hab beim Nachlesen der Debatte... Und auch den von think twice. Ansonsten hätte man das Ganze echt als beschämend bezeichnen müssen.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:40)

In Tafeln muss sich keiner anstellen, aber das wurde hier schon geklärt. Es ist eine Möglichkeit sein Budget zu optimieren.
Auch im Müll muss keiner wühlen um zu überleben. Wer sowas macht hat ein ernsthaftes psychisches Problem, dass man auch durch eine höhere Grundsicherung nicht in den Griff bekommt.
Das waren doch die Worte!
Das spricht doch für die Abschaffung der Tafeln.
Sie dienen doch nur der Optimierung.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Selina »

Auf Phönix beginnt jetzt eine Gesprächsrunde zu den Tafeln. Passend zum Thema hier. Also: Wens interessiert...
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6404
Registriert: Samstag 17. Dezember 2011, 22:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Ammianus »

Erst mal ist das mit den Tafeln völlig O.K. Deutschland ist ein freies Land. Wenn Leute Lebensmittel, die sie sonst wegwerfen, zur Verfügung stellen, dann ist das deren freie Entscheidung. Wenn es Leute gibt, die von sich aus diese Lebensmittel verteilen, dann ist auch das ihre freie Entscheidung.
Was dabei andere über die Tafeln denken ist dann absolut irrelevant.

Noch eine Anmerkung zu der Frage, ob man ohne Tafel auskommt z.B. als Bezieher von Alg2. Ja, kommt man. Es ist ein sehr bescheidenes Leben. Eine ganze Reihe Sachen sind einfach nicht drin. Problematisch wird es, wenn jemand nicht wirtschaften gelernt hat bzw. eben mit sehr wenig auszukommen. Insgesamt wird für einen schon der einzelne Euro zu einem ganz anderen Gegenstand. Die 1,50 z.B. für einen Kaffee unterwegs, die sind da schon eine ganz besondere Ausgabe. 2 Euro Gebühr, weil man vergessen hat, die Bücher rechtzeitig in der Bibliothek abzugeben, dass wurmt so richtig. Das tut weh - aber richtig. Das wären nämlich schon wieder Brot und Belag für gut 2 Tage.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
twilight
Beiträge: 907
Registriert: Montag 31. Oktober 2016, 16:05
user title: neoliberal
Wohnort: Tiobraid Árann

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von twilight »

Ammianus hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:20)

Erst mal ist das mit den Tafeln völlig O.K. Deutschland ist ein freies Land. Wenn Leute Lebensmittel, die sie sonst wegwerfen, zur Verfügung stellen, dann ist das deren freie Entscheidung. Wenn es Leute gibt, die von sich aus diese Lebensmittel verteilen, dann ist auch das ihre freie Entscheidung.
Was dabei andere über die Tafeln denken ist dann absolut irrelevant.

Noch eine Anmerkung zu der Frage, ob man ohne Tafel auskommt z.B. als Bezieher von Alg2. Ja, kommt man. Es ist ein sehr bescheidenes Leben. Eine ganze Reihe Sachen sind einfach nicht drin. Problematisch wird es, wenn jemand nicht wirtschaften gelernt hat bzw. eben mit sehr wenig auszukommen. Insgesamt wird für einen schon der einzelne Euro zu einem ganz anderen Gegenstand. Die 1,50 z.B. für einen Kaffee unterwegs, die sind da schon eine ganz besondere Ausgabe. 2 Euro Gebühr, weil man vergessen hat, die Bücher rechtzeitig in der Bibliothek abzugeben, dass wurmt so richtig. Das tut weh - aber richtig. Das wären nämlich schon wieder Brot und Belag für gut 2 Tage.
Brot und Belag fuer gut 2 Tage - fuer schlappe 2 euro ?
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:12)

Das waren doch die Worte!
Das spricht doch für die Abschaffung der Tafeln.
Sie dienen doch nur der Optimierung.
ja das passiert natürlich, wenn man Mitten in der Diskussion einsteigt ohne mal zu sehen was vorher schon passiert ist.
ich verweise mal auf diesen Beitrag

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 7#p4144247

und wenn du Interesse hast, dann kannst du dir auch Beiträge davor von mir mal ansehen.

Ich werde mich an dieser Stelle aber nicht wiederholen.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

Ammianus hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:20)

Erst mal ist das mit den Tafeln völlig O.K. Deutschland ist ein freies Land. Wenn Leute Lebensmittel, die sie sonst wegwerfen, zur Verfügung stellen, dann ist das deren freie Entscheidung. Wenn es Leute gibt, die von sich aus diese Lebensmittel verteilen, dann ist auch das ihre freie Entscheidung.
Was dabei andere über die Tafeln denken ist dann absolut irrelevant.

Noch eine Anmerkung zu der Frage, ob man ohne Tafel auskommt z.B. als Bezieher von Alg2. Ja, kommt man. Es ist ein sehr bescheidenes Leben. Eine ganze Reihe Sachen sind einfach nicht drin. Problematisch wird es, wenn jemand nicht wirtschaften gelernt hat bzw. eben mit sehr wenig auszukommen. Insgesamt wird für einen schon der einzelne Euro zu einem ganz anderen Gegenstand. Die 1,50 z.B. für einen Kaffee unterwegs, die sind da schon eine ganz besondere Ausgabe. 2 Euro Gebühr, weil man vergessen hat, die Bücher rechtzeitig in der Bibliothek abzugeben, dass wurmt so richtig. Das tut weh - aber richtig. Das wären nämlich schon wieder Brot und Belag für gut 2 Tage.
Die Tafeln sind eine Erscheinung seit 25 Jahren
und ein Teil der Armutsbekämpfung im staatlichen System.
Am Begin der Tafelzeit war es aber nur eine ehrenamtliche Ergänzung zur staatlichen Armutsbekämpfung.
Heute findet dort nur noch Verteilungskampf unter den Armen statt.
Aber das ist sicherlich eine andere Diskussion.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:36)

ja das passiert natürlich, wenn man Mitten in der Diskussion einsteigt ohne mal zu sehen was vorher schon passiert ist.
ich verweise mal auf diesen Beitrag

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 7#p4144247

und wenn du Interesse hast, dann kannst du dir auch Beiträge davor von mir mal ansehen.

Ich werde mich an dieser Stelle aber nicht wiederholen.
Der Ersteller dieser Zeilen braucht sich nicht zu wiederholen.
Es war immer gängige staatliche Praxis überschüssige Lebensmittel
bei Bedürftigen abzubauen.
Und das als Wohltat zu verkaufen.
Aber eigentlich geht es doch immer um die Optimierung der Wirtschaft.
Und Tafelbesucher, die Taschen mit zu entsorgenden Lebensmitteln mitnehmen,
sind billiger,
als Müllmulden mit zu entsorgenden Lebensmitteln.

Das ist doch eine der Wahrheiten über die Tafeln.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:03)

Der Ersteller dieser Zeilen braucht sich nicht zu wiederholen.
Es war immer gängige staatliche Praxis überschüssige Lebensmittel
bei Bedürftigen abzubauen.
Und das als Wohltat zu verkaufen.
Aber eigentlich geht es doch immer um die Optimierung der Wirtschaft.
Und Tafelbesucher, die Taschen mit zu entsorgenden Lebensmitteln mitnehmen,
sind billiger,
als Müllmulden mit zu entsorgenden Lebensmitteln.

Das ist doch eine der Wahrheiten über die Tafeln.
Irgendwie fehlt mir hier noch ein Hinweis darauf, daß diese Nahrungsmittel in der Tiermast nicht mehr verwendet werden dürfen und man nun genötigt ist, sie anderweitig zu verfüttern. :dead:
Benutzeravatar
twilight
Beiträge: 907
Registriert: Montag 31. Oktober 2016, 16:05
user title: neoliberal
Wohnort: Tiobraid Árann

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von twilight »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:03)

Der Ersteller dieser Zeilen braucht sich nicht zu wiederholen.
Es war immer gängige staatliche Praxis überschüssige Lebensmittel
bei Bedürftigen abzubauen.
Und das als Wohltat zu verkaufen.
Aber eigentlich geht es doch immer um die Optimierung der Wirtschaft.
Und Tafelbesucher, die Taschen mit zu entsorgenden Lebensmitteln mitnehmen,
sind billiger,
als Müllmulden mit zu entsorgenden Lebensmitteln.

Das ist doch eine der Wahrheiten über die Tafeln.
Also eine win-win Situation fuer beide Seiten :)
odiug

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:14)

Irgendwie fehlt mir hier noch ein Hinweis darauf, daß diese Nahrungsmittel in der Tiermast nicht mehr verwendet werden dürfen und man nun genötigt ist, sie anderweitig zu verfüttern. :dead:
Was meinst du, wie viel selbst der billigste Rumäne in der Stunde kostet, um abgelaufene Joghurtbecher für die Tiermast zu öffnen :?:
Und das gemeine ist, die Viecher werden noch nicht einmal fett davon :eek:
Ne Ne ... die Tafel ist da um einiges billiger und die "Kunden" trennen auch noch den Müll umsonst :thumbup:
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6404
Registriert: Samstag 17. Dezember 2011, 22:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Ammianus »

twilight hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:31)

Brot und Belag fuer gut 2 Tage - fuer schlappe 2 euro ?
Ja. Geschnittenes Vollkornbrot bei Netto oder Lidl unter 1 Euro, Margarine auch und dann z.B. Weißkäse oder Camenbert auch unter einem Euro.Gleiches gilt für die verschiedensten Wustsorten. Die Margarine wieder reicht ja sehr lange. Wasser kommt aus der Leitung.Wenn du knappsen musst, dann helfen Grundsätze wie: "Möglichst nichts über einem Euro" u.s.w.
Wer täglich seinen Kuchen haben will. Kein Problem. Marmorkuchen z.B. gibts für unter 2 Euro und der reicht bei normaler Einteilung 3 Tage ...
Suppe aus der Büchse reicht 2 Tage, viele Sorten unter einem Euro. Dazu eine Scheibe Brot. Fertig ist das Mittagessen.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:19)

Was meinst du, wie viel selbst der billigste Rumäne in der Stunde kostet, um abgelaufene Joghurtbecher für die Tiermast zu öffnen :?:
Und das gemeine ist, die Viecher werden noch nicht einmal fett davon :eek:
Ne Ne ... die Tafel ist da um einiges billiger und die "Kunden" trennen auch noch den Müll umsonst :thumbup:
So gesehen sind jetzt aber einmal 10.000 Bundesverdienstkreuze fällig! :thumbup:
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6404
Registriert: Samstag 17. Dezember 2011, 22:05

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Ammianus »

Bei Phoenix gab es ja gerade die Tafelrunde. Die kam sehr sachlich rüber. Tatsächlich sorgen die Tafeln dafür, dass ihre Nutzer das so gesparte Geld für anderes einsetzen können. Das wurde offen und ohne Widerspruch gesagt. Auch Tabak und Alkohol kamen zur Sprache. Die wurden ja aus den Grundbedürfnissen rausgerechnet sonst müsste der Regelsatz 60 Euro höher sein. Aber viele Leistungsbezieher rauchen nun mal und so mancher trinkt sich das Leben schön.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 19:17)

Da kann ich nur und immer wieder auf die Untersuchungen der höchsten Gerichte verweisen. Die hatten der Sozialpolitik ins Stammbuch geschrieben, welche Mittel für eine bescheidene Lebensführung erforderlich sind. Dem sind die Regierungen/Parlamente nachgekommen. Mehr "Gerechtigkeit" geht in unserem Rechtsstaat wohl nicht.

Ich meine, daß "3 X schwarzer Kater" richtig liegt: Allen Bedürftigen ist zu gönnen, daß sie sich mit Hilfe der Einsparungen durch den Einkauf bei Tafeln das eine oder andere Extra leisten können. Das gilt sicher ganz besonders dann, wenn die freiwerdenden Mittel den Kindern Bedürftiger zugute kommen. Aber der Bedarf für eine bescheidene Lebensführung kann aus den öffentlichen Mitteln gedeckt werden. Klar, daß das kein Honigschlecken ist. Ich möchte mich wirklich nicht auf Dauer so einschränken müssen. Ich würde dann auch Pfandflaschen sammeln und zur Tafel gehen, wenn das Angebot verfügbar wäre. Oder mich um Gelegenheitsarbeit bemühen (Haushaltshilfe, Einkaufshilfe, Kinder- oder Haustierbetreuung, Gartenarbeit...)
Das sind doch die Antworten,
die in diesem Thread stehen.
Die habe ich doch nicht erfunden.
Ich versuche mal zu übersetzen:
Wenn Eltern ihre Würde abgeben, dann dürfen sie zur Tafel.
Andere gehen, wenn sie nicht mehr können ,
mit dem Rollator Flaschen sammeln.
Oder machen Schwarzarbeit.
Das dient ja alles der "Optimierung" aller.
Das sind bedenkenswerte Sätze.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 28945
Registriert: Donnerstag 12. April 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Skull »

Guten Abend,

ein paar Spam-Beiträge entsorgt.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
twilight
Beiträge: 907
Registriert: Montag 31. Oktober 2016, 16:05
user title: neoliberal
Wohnort: Tiobraid Árann

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von twilight »

Ammianus hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:22)

Ja. Geschnittenes Vollkornbrot bei Netto oder Lidl unter 1 Euro, Margarine auch und dann z.B. Weißkäse oder Camenbert auch unter einem Euro.Gleiches gilt für die verschiedensten Wustsorten. Die Margarine wieder reicht ja sehr lange. Wasser kommt aus der Leitung.Wenn du knappsen musst, dann helfen Grundsätze wie: "Möglichst nichts über einem Euro" u.s.w.
Wer täglich seinen Kuchen haben will. Kein Problem. Marmorkuchen z.B. gibts für unter 2 Euro und der reicht bei normaler Einteilung 3 Tage ...
Suppe aus der Büchse reicht 2 Tage, viele Sorten unter einem Euro. Dazu eine Scheibe Brot. Fertig ist das Mittagessen.
Ein Beweis dafuer wie billig Lebensmittel in Deutschland sind.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Ammianus hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:27)

Bei Phoenix gab es ja gerade die Tafelrunde. Die kam sehr sachlich rüber. Tatsächlich sorgen die Tafeln dafür, dass ihre Nutzer das so gesparte Geld für anderes einsetzen können. Das wurde offen und ohne Widerspruch gesagt. Auch Tabak und Alkohol kamen zur Sprache. Die wurden ja aus den Grundbedürfnissen rausgerechnet sonst müsste der Regelsatz 60 Euro höher sein. Aber viele Leistungsbezieher rauchen nun mal und so mancher trinkt sich das Leben schön.
Nichts anderes sagte ich doch. ....
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

twilight hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:52)

Ein Beweis dafuer wie billig Lebensmittel in Deutschland sind.
Ja, die sind sogar so billig,
das sie an Tafeln abgegeben werden.
Nun äußere man sich auch mal zum Thread Thema.
Oder fehlt da wieder was?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
twilight
Beiträge: 907
Registriert: Montag 31. Oktober 2016, 16:05
user title: neoliberal
Wohnort: Tiobraid Árann

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von twilight »

Bielefeld09 hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:00)

Ja, die sind sogar so billig,
das sie an Tafeln abgegeben werden.
Nun äußere man sich auch mal zum Thread Thema.
Oder fehlt da wieder was?
Wo lernt man eigentlich so zu schreiben ?
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bielefeld09 hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:00)

Ja, die sind sogar so billig,
das sie an Tafeln abgegeben werden.
Nun äußere man sich auch mal zum Thread Thema.
Oder fehlt da wieder was?
Es fehlt in Bezug auf das soziokulturelle Existenzminimum nichts, aber die Tafeln dienen sehr wohl der Budgetoptimierung von Bedürftigen. Das ist auch nichts Verwerfliches.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:35)

Das sind doch die Antworten,
die in diesem Thread stehen.
Die habe ich doch nicht erfunden.
Ich versuche mal zu übersetzen:
Wenn Eltern ihre Würde abgeben, dann dürfen sie zur Tafel.
Andere gehen, wenn sie nicht mehr können ,
mit dem Rollator Flaschen sammeln.
Oder machen Schwarzarbeit.
Das dient ja alles der "Optimierung" aller.
Das sind bedenkenswerte Sätze.
Sie erzählen hier rührselige Geschichten.

Sie wollen darstellen, daß Menschen ihre Würde verlieren, wenn sie angebotene Hilfe nicht ausschlagen. Ich setze dagegen, daß sie vernünftigerweise etwas tun, was ihre Lage verbessert, anstatt im Winkel zu sitzen und ihr Los zu beklagen.

Sie wollen darstellen, daß das Einsammeln von Pfandflaschen unwürdig ist. Ich setze dagegen, daß das eine sinnvolle Beschäftigung ist, die sowohl öffentliche Ordnung schafft als auch die mißliche persönliche Lage verbessert. Ich würde das auch tun, wenn ich mir nicht schäbig dabei vorkäme, diesen Menschen eine kleine und einfache Verdienstmöglichkeit zu nehmen. Manchmal juckt es mich in den Fingern, und ich muß mich bremsen.

Was ist im steuerlichen Sinne Schwarzarbeit, wenn ich gelegentlich anderer Leute Kinder hüte, weil die einmal aus ihrem Alltag ausbrechen möchten? Oder wenn ich einem noch älteren Menschen den Garten aufräume? Oder dem gehbehinderten älteren Herrn den Spaziergang mit dem Hund erspare? Da werden doch keine Reichtümer verteilt, das ist doch nichts Gewerbliches und Regelmäßiges. Ich halte solche Einwände für kleinkariert.
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

twilight hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:05)

Wo lernt man eigentlich so zu schreiben ?
Vermutlich in der Hochschule für Berufsempörte. ;)
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:53)

Nichts anderes sagte ich doch. ....
Nein, die Behauptungen waren anders.
Und das zeugt von der im Thread vorherschenden Meinung,
das alle Grundsicherung und Hartz 4 Bezieher in der Lage sind,
sich selber zu optimieren.
Nur leider können sie das nicht.
Und nach der hier bestehendenden Meinung gibt es das nicht.
Die Obdachlosen auf der Strasse sprechen eine andere Sprache.
Die Tafel ist eine Veranstaltung für Arme,
und weiter?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:08)

Es fehlt in Bezug auf das soziokulturelle Existenzminimum nichts, aber die Tafeln dienen sehr wohl der Budgetoptimierung von Bedürftigen. Das ist auch nichts Verwerfliches.
Es fehlt im Bezug an Teilhabe in der Gesellschaft an allem,
aber diese Loch stopft doch jede Tafel, oder?
Das weiß doch jeder!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25867
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bielefeld09 hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:18)

Nein, die Behauptungen waren anders.
Und das zeugt von der im Thread vorherschenden Meinung,
das alle Grundsicherung und Hartz 4 Bezieher in der Lage sind,
sich selber zu optimieren.
Nur leider können sie das nicht.
Und nach der hier bestehendenden Meinung gibt es das nicht.
Die Obdachlosen auf der Strasse sprechen eine andere Sprache.
Die Tafel ist eine Veranstaltung für Arme,
und weiter?
Natürlich stimmt das mit dem überein was ich geschrieben habe. Ich habe nie was anderes behauptet.
Und falls es dir nicht bewusst ist. Obdachlose können in der Regel nicht in der Tafel einkaufen. Warum? Weil sie sich aus dem Sozialsystem verabschiedet haben.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:18)

Nein, die Behauptungen waren anders.
Und das zeugt von der im Thread vorherschenden Meinung,
das alle Grundsicherung und Hartz 4 Bezieher in der Lage sind,
sich selber zu optimieren.
Nur leider können sie das nicht.
Und nach der hier bestehendenden Meinung gibt es das nicht.
Die Obdachlosen auf der Strasse sprechen eine andere Sprache.
Die Tafel ist eine Veranstaltung für Arme,
und weiter?
Ja klar ist die Tafel genau das. Die Reichen brauchen keine ehrenamtlichen Helfer, die sie mit brauchbarer und preisgünstiger Ware versorgen. Was ist denn schlimm daran? Ist die Nahrung Abfall? Nein, sie ist nicht mehr kommerziell verkehrsfähig, weil das garantierte Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht wurde. Aber immer noch zum Verzehr geeignet.

Welches Menschenbild machen Sie sich denn? In meiner Wahrnehmung wird ein mündiger Mitbürger sein Los mit den gegebenen Möglichkeiten verbessern. Und wenn ich arm bin, dann nehme ich das Angebot an.

Ich finde es anmaßend, sich moralisch wertend über mündige Menschen zu erheben, die immer noch für sich entscheiden können, wie sie ihr Los verbessern können. Und sie erklären die deshalb zur würdelosen Schar! Ganz toll!
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:28)

Es fehlt im Bezug an Teilhabe in der Gesellschaft an allem,
aber diese Loch stopft doch jede Tafel, oder?
Das weiß doch jeder!
Richtig, in der Überflußgesellschaft fehlt es manchen Menschen an Überfluß. Ich verstehe die Tafel auch als Treffpunkt, wo Menschen mit sehr ähnlichen Schicksalen sich einreihen und sich austauschen, während wohlhabendere Menschen sich vielleicht in Restaurants und Bars austauschen. Oder meinen Sie, Teilhabe ist gleicher Wohlstand für alle?
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:29)

Natürlich stimmt das mit dem überein was ich geschrieben habe. Ich habe nie was anderes behauptet.
Und falls es dir nicht bewusst ist. Obdachlose können in der Regel nicht in der Tafel einkaufen. Warum? Weil sie sich aus dem Sozialsystem verabschiedet haben.
Und damit ist auch keiner dafür verantwortlich, oder?
Ist doch mal wieder einfach!
Sogar Tafelunabhängig.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:13)

Vermutlich in der Hochschule für Berufsempörte. ;)
Vermutlich sollte man als Mod auch eigene Regeln einhalten.
Aber das ist ein Problem.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 12131
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 19:48

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:34)

Ja klar ist die Tafel genau das. Die Reichen brauchen keine ehrenamtlichen Helfer, die sie mit brauchbarer und preisgünstiger Ware versorgen. Was ist denn schlimm daran? Ist die Nahrung Abfall? Nein, sie ist nicht mehr kommerziell verkehrsfähig, weil das garantierte Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht wurde. Aber immer noch zum Verzehr geeignet.

Welches Menschenbild machen Sie sich denn? In meiner Wahrnehmung wird ein mündiger Mitbürger sein Los mit den gegebenen Möglichkeiten verbessern. Und wenn ich arm bin, dann nehme ich das Angebot an.

Ich finde es anmaßend, sich moralisch wertend über mündige Menschen zu erheben, die immer noch für sich entscheiden können, wie sie ihr Los verbessern können. Und sie erklären die deshalb zur würdelosen Schar! Ganz toll!
Und nein, es macht keinen Sinn,
sich über die Tafel hier zu streiten,
wenn die Tafel nun die Lösung für alles ist!
Es macht auch keinen Sinn,
das ich mich hier Mod und Vorstand streite.
nur weil ich bin,
was ich bin:
Ein User.
Eben kein Opfer einer elitären Clique.
Sorry.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
think twice
Beiträge: 20729
Registriert: Freitag 4. Juli 2014, 15:14
user title: sozialdemokratisch
Wohnort: Bunte Republik Deutschland

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von think twice »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:08)

Es fehlt in Bezug auf das soziokulturelle Existenzminimum nichts, aber die Tafeln dienen sehr wohl der Budgetoptimierung von Bedürftigen. Das ist auch nichts Verwerfliches.
"Herr Hausstein, Sie sind in Ihrer soeben veröffentlichten Studie „Was der Mensch braucht“ der Frage der Hartz IV-Regelbedarfe nachgegangen. Wieso denn das: Die sind doch regierungsamtlich durchgerechnet und verfassungsrechtlich bestätigt, so, wie sie sind – und also vollkommen auskömmlich?

Die Praxis sieht leider vollkommen anders aus. Viele Menschen können sich unter den Bedingungen von Hartz IV auch einfachste Selbstverständlichkeiten nicht mehr leisten, weil sie zu wenig Geld zur Verfügung haben.

350.000 Haushalten wurde 2013 etwa der Strom abgeschaltet, weil sie die Rechnung nicht mehr bezahlen konnten. Und 1,5 Millionen Menschen müssen jede Woche den für sie demütigenden Weg zu einer Lebensmitteltafel antreten, weil ihr Geld nicht fürs Essen reicht. Man muss sich diese Zahl einmal auf der Zunge zergehen lassen: 1,5 Millionen Menschen! Inzwischen gibt es mancherorts sogar Wartelisten von bis zu zwei Jahren bei den Tafeln. Dies sind alles andere als Zeichen dafür, dass der von der Politik als Existenzminimum deklarierte Betrag auch wirklich existenzsichernd oder gar auskömmlich ist.

Dies wird umso deutlicher, je mehr man ins Detail geht, mit einzelnen Betroffenen spricht und sich von ihnen ihre Lebenssituationen beschreiben lässt. Da erfährt man dann von vielen demütigenden Umständen, vielen zwangsweisen Verzichten auf einfache Dinge, die für jeden anderen in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sind. Dem Verzicht beispielsweise, Verwandte zu Geburtstagen zu besuchen, da man sich schämt, kein Geschenk mitbringen zu können, sofern man überhaupt noch die Fahrt oder Reise dorthin bezahlen kann. Und von Kranken, die das Rezept des Arztes für ein Medikament nicht einlösen können oder Krankenhausbehandlungen meiden, weil sie die Zuzahlung nicht zu leisten in der Lage sind. Oft ist es ein vollständiger Rückzug aus der sozialen Öffentlichkeit, da den Menschen an allen Ecken und Kanten schlicht das Geld zur sozialen Teilhabe fehlt.

Sie zweifeln also an der amtlichen Berechnungsmethode? Wieso?

Ganz einfach: Weil sie ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht wird. Immer wieder wird durch Politiker gegenüber der Öffentlichkeit gebetsmühlenartig wiederholt, dass damit der Bedarf ermittelt würde. Doch eben dies ist überhaupt nicht Inhalt der Statistik-Methode auf Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die auch weiterhin, also auch nach der vom Bundesverfassungsgericht am 9. Februar 2010 angeordneten Neuberechnung der Regelsätze, als Berechnungsgrundlage benutzt wird. Mithilfe der verwandten Statistikmethode wird nur das Ausgabeverhalten eines ebenfalls armen Bevölkerungsteils ermittelt, der aufgrund seines eigenen, sehr niedrigen Einkommens auch nur wenig Geld zur Verfügung hat. Mit einer Bedarfs- Ermittlung hat dies jedoch nichts zu tun."
http://www.nachdenkseiten.de/?p=26257

Sehr lesenswerter Artikel.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Selina »

H2O hat geschrieben:(02 Mar 2018, 00:44)

Richtig, in der Überflußgesellschaft fehlt es manchen Menschen an Überfluß. Ich verstehe die Tafel auch als Treffpunkt, wo Menschen mit sehr ähnlichen Schicksalen sich einreihen und sich austauschen, während wohlhabendere Menschen sich vielleicht in Restaurants und Bars austauschen. Oder meinen Sie, Teilhabe ist gleicher Wohlstand für alle?
Sorry, aber zynischer gehts ja nun wirklich nicht. In welcher Welt lebst du nur? Das, was du und einige andere hier ständig bagatellisierend verkünden, klingt wie der berühmt-berüchtige Spruch, der Marie Antoinette zugeschrieben wird, aber von Jean-Jacques Rousseau stammt: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." Auch wenn dieser Satz im Original noch ein wenig anders formuliert war, so hat er sich so, wie von mir zitiert, über die Jahrhunderte erhalten. Und das zurecht. Ein Satz, der selbstentlarvend ist und das Desinteresse des französischen Adels am Leben der einfachen Bevölkerung auf den Punkt brachte. In den Schlössern herrschte Luxus pur, während das Volk bitterarm war und hungern musste. Schöne heile Welt. Und dann wird noch auf einen User eingehackt, weil der offenbar Widerspruch anmeldet. Jeder, der nicht blind durchs Leben läuft, sieht sehr wohl, dass es im reichen Deutschland Armut gibt, dass es Hungerrenten gibt (neben auskömmlichen) und dass das zunehmende Flaschensammeln älterer Menschen kein neuer Volkssport ist.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Selina »

think twice hat geschrieben:(02 Mar 2018, 07:05)

"Herr Hausstein, Sie sind in Ihrer soeben veröffentlichten Studie „Was der Mensch braucht“ der Frage der Hartz IV-Regelbedarfe nachgegangen. Wieso denn das: Die sind doch regierungsamtlich durchgerechnet und verfassungsrechtlich bestätigt, so, wie sie sind – und also vollkommen auskömmlich?

Die Praxis sieht leider vollkommen anders aus. Viele Menschen können sich unter den Bedingungen von Hartz IV auch einfachste Selbstverständlichkeiten nicht mehr leisten, weil sie zu wenig Geld zur Verfügung haben.

350.000 Haushalten wurde 2013 etwa der Strom abgeschaltet, weil sie die Rechnung nicht mehr bezahlen konnten. Und 1,5 Millionen Menschen müssen jede Woche den für sie demütigenden Weg zu einer Lebensmitteltafel antreten, weil ihr Geld nicht fürs Essen reicht. Man muss sich diese Zahl einmal auf der Zunge zergehen lassen: 1,5 Millionen Menschen! Inzwischen gibt es mancherorts sogar Wartelisten von bis zu zwei Jahren bei den Tafeln. Dies sind alles andere als Zeichen dafür, dass der von der Politik als Existenzminimum deklarierte Betrag auch wirklich existenzsichernd oder gar auskömmlich ist.

Dies wird umso deutlicher, je mehr man ins Detail geht, mit einzelnen Betroffenen spricht und sich von ihnen ihre Lebenssituationen beschreiben lässt. Da erfährt man dann von vielen demütigenden Umständen, vielen zwangsweisen Verzichten auf einfache Dinge, die für jeden anderen in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sind. Dem Verzicht beispielsweise, Verwandte zu Geburtstagen zu besuchen, da man sich schämt, kein Geschenk mitbringen zu können, sofern man überhaupt noch die Fahrt oder Reise dorthin bezahlen kann. Und von Kranken, die das Rezept des Arztes für ein Medikament nicht einlösen können oder Krankenhausbehandlungen meiden, weil sie die Zuzahlung nicht zu leisten in der Lage sind. Oft ist es ein vollständiger Rückzug aus der sozialen Öffentlichkeit, da den Menschen an allen Ecken und Kanten schlicht das Geld zur sozialen Teilhabe fehlt.

Sie zweifeln also an der amtlichen Berechnungsmethode? Wieso?

Ganz einfach: Weil sie ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht wird. Immer wieder wird durch Politiker gegenüber der Öffentlichkeit gebetsmühlenartig wiederholt, dass damit der Bedarf ermittelt würde. Doch eben dies ist überhaupt nicht Inhalt der Statistik-Methode auf Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die auch weiterhin, also auch nach der vom Bundesverfassungsgericht am 9. Februar 2010 angeordneten Neuberechnung der Regelsätze, als Berechnungsgrundlage benutzt wird. Mithilfe der verwandten Statistikmethode wird nur das Ausgabeverhalten eines ebenfalls armen Bevölkerungsteils ermittelt, der aufgrund seines eigenen, sehr niedrigen Einkommens auch nur wenig Geld zur Verfügung hat. Mit einer Bedarfs- Ermittlung hat dies jedoch nichts zu tun."
http://www.nachdenkseiten.de/?p=26257


Sehr lesenswerter Artikel.
Genau. Und auch in den letzten Jahren wurde immer wieder von Armutsforschern und Leuten, die täglich mit armen Menschen zu tun haben, festgestellt, dass der so genannte "Warenkorb", der zur Ermittlung des Grundbedarfs herangezogen wurde, nicht das wiedergibt, was etwa eine Familie wirklich braucht, um die Kinder ausgewogen zu ernähren, ordentlich zu kleiden und für die Schule auszustatten. Gegenläufige gerichtliche Urteile spiegeln nicht die Realität wieder.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2018, 07:30)

Sorry, aber zynischer gehts ja nun wirklich nicht. In welcher Welt lebst du nur? Das, was du und einige andere hier ständig bagatellisierend verkünden, klingt wie der berühmt-berüchtige Spruch, der Marie Antoinette zugeschrieben wird, aber von Jean-Jacques Rousseau stammt: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." Auch wenn dieser Satz im Original noch ein wenig anders formuliert war, so hat er sich so, wie von mir zitiert, über die Jahrhunderte erhalten. Und das zurecht. Ein Satz, der selbstentlarvend ist und das Desinteresse des französischen Adels am Leben der einfachen Bevölkerung auf den Punkt brachte. In den Schlössern herrschte Luxus pur, während das Volk bitterarm war und hungern musste. Schöne heile Welt. Und dann wird noch auf einen User eingehackt, weil der offenbar Widerspruch anmeldet. Jeder, der nicht blind durchs Leben läuft, sieht sehr wohl, dass es im reichen Deutschland Armut gibt, dass es Hungerrenten gibt (neben auskömmlichen) und dass das zunehmende Flaschensammeln älterer Menschen kein neuer Volkssport ist.
Wir sind dann eben unterschiedlicher Auffassung, was die Fürsorge der Gemeinschaft gegenüber mündigen Menschen betrifft. Ich enthalte mich dann doch jeder Wertung Ihres Beitrags. Der unter Schutz Gestellte empfindet sich nicht als "Berufsempörten". Na auch gut; man muß nur die Folge seiner Beiträge verarbeiten.
Zuletzt geändert von H2O am Freitag 2. März 2018, 08:48, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20945
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2018, 07:41)

Genau. Und auch in den letzten Jahren wurde immer wieder von Armutsforschern und Leuten, die täglich mit armen Menschen zu tun haben, festgestellt, dass der so genannte "Warenkorb", der zur Ermittlung des Grundbedarfs herangezogen wurde, nicht das wiedergibt, was etwa eine Familie wirklich braucht, um die Kinder ausgewogen zu ernähren, ordentlich zu kleiden und für die Schule auszustatten. Gegenläufige gerichtliche Urteile spiegeln nicht die Realität wieder.
In dem Artikel gehts unter anderem auch um Stromabschaltungen, die in Deutschland häufiger vorkommen, als man erstmal denkt. Und das auch - fast ohne statistische Abweichungen - in eher wohlhabenden Gegenden wie dem Südwesten. Von daher mal ein ganz konkretes Beispiel:

Eine Frau wächst Ende der 90er als Kind in einem Problemgebiet im Berliner Wedding auf. Den Eltern wird gerichtlich das Sorgerecht entzogen und sie kommt mit ihrer Schwester in ein Kinderheim in Schleswig-Holstein. Dort bekommt sie am Ende eine Ausbildung mit Berufsabschluss als Altenpflegerin. Geht zurück nach Berlin, bekommt ein Kind, trennt sich von ihrem Freund und lebt fortan vom Sozialamt, das auch die Miete bezahlt. So. Dann: Exorbitante Stromverbräuche, nicht bezahlte Energierechnungen und schließlich: Stromabschaltung. (Bis es soweit kommt, noch dazu allein mit einem kleinen Kind, muss schon einiges passieren ...) Das war die Situation vor kurzem und ich war mit der Bitte konfrontiert, die Frau samt Kind übergangsweise in unserem Haus aufzunehmen. (Lassen wir mal beiseite, wie ich überhaupt dazu gekommen bin ...) Gut. Zwei drei Tage geht das schonmal. Zwei Wochen nicht mehr (wir haben zahlreiche direkt verwandte Menschen regelmäßig aufzunehmen). Was tun? Wir haben schließlich die ausstehende Rechnung von ca. 500 Euro beglichen. Keine Kleinigkeit auch für uns. Aber was sollen wir machen? Es gibt - wie sich herausstellte - keine Chance, dass sie als Altenpflegerin ihr Geld verdient, obwohl sie in Berlin auf der Stelle Dutzende Angebote mit Kusshand bekäme. Sie will nicht. Wir werden das Geld wohl nicht wiederbekommen. Auch wenn es sich um mir völlig fremde Personen handelt. (Ich hatte schon die Idee, dass sie das mit Garten- und Hausarbeit abbezahlt ...)

Bei den Strompreisen ist es so: Erstens haben paradoxerweise nur Menschen mit mittlerem und hohem Einkommen die Möglichkeit, wirklich energiesparende Haushalte zu betreiben. Unter anderem, weil sie sich entsprechende Gerätschaften leisten können. Und zweitens sorgt das Erneuerbare-Energien-Gesetz dafür, dass der Strompreis für Privatverbraucher hoch ist und energieintensive Unternehmen dafür umso mehr davon profitieren. Das ist eigentlich sozial total ungerecht. Auf der anderen Seite muss der Umstieg auf erneuerbare aus ökologischen Gründen erfolgen.

So kompliziert und widersprüchlich dürften in der Regel alle konkreten Fälle von sozialen Problemlagen aussehen. Da lassen sich keine pauschalen Werturteile ableiten.

Was konkret die Tafeln anbelangt, so habe ich kein Problem mit der häufig geäußerten Kritik, dass sie kurz gesagt "Linderung" statt "Lösung" befördern. Ich hab' ein ganz anderes Problem damit: Sie befördern die Überflussgesellschaft. Indem sie den Handelsketten die abgelaufenen Lebensmittel abnehmen. Die müssten sie ansonsten tonnenweise irgendwo hin schütten und entsprechend würde ihr Image darunter leiden. Mal davon abgesehen, dass das auch was kostet. Die eigentlich haarsträubende Situation, dass nur picobello Äpfel im Gemüsefach liegen und nur und ausschließlich frische Brote ist damit nicht nur legalisiert sondern auch noch mit einem guten Image versorgt. Das ist absurd.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 59234
Registriert: Montag 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2018, 07:30)

Sorry, aber zynischer gehts ja nun wirklich nicht. In welcher Welt lebst du nur? Das, was du und einige andere hier ständig bagatellisierend verkünden, klingt wie der berühmt-berüchtige Spruch, der Marie Antoinette zugeschrieben wird, aber von Jean-Jacques Rousseau stammt: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." Auch wenn dieser Satz im Original noch ein wenig anders formuliert war, so hat er sich so, wie von mir zitiert, über die Jahrhunderte erhalten. Und das zurecht. Ein Satz, der selbstentlarvend ist und das Desinteresse des französischen Adels am Leben der einfachen Bevölkerung auf den Punkt brachte. In den Schlössern herrschte Luxus pur, während das Volk bitterarm war und hungern musste. Schöne heile Welt. Und dann wird noch auf einen User eingehackt, weil der offenbar Widerspruch anmeldet. Jeder, der nicht blind durchs Leben läuft, sieht sehr wohl, dass es im reichen Deutschland Armut gibt, dass es Hungerrenten gibt (neben auskömmlichen) und dass das zunehmende Flaschensammeln älterer Menschen kein neuer Volkssport ist.
Hungerrenten sind mir an unserer Tafel noch nicht begegnet, wohl aber schmale Renten. Vorwiegend sind davon Witwen betroffen, die von ihren Männern unterversorgt zurückgelassen wurden und deren Kinder sich darauf verlassen, dass Muttern schon irgendwie mit der Witwenrente klar kommen wird.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
Antworten