Brainiac hat geschrieben:(30 Sep 2016, 18:02)
Das heißt, wir wissen es nicht. Ok.
Dann muss ich aber sagen: Ich halte es für etwas problematisch, diese Unsicherheit in Lehrplänen für kleine Kinder zu manifestieren. Das erscheint mir verwirrend und überfordernd.
Den Kindern wird in dem Alter ja auch nicht beigebracht, dass man sich immer noch nicht sicher ist, wie eigentlich das Weltall, wie wir es heute kennen, entstanden ist. Oder was genau Dunkle Materie ist oder was die kleinsten Elementarteilchen sind. Man sollte in dem Alter doch vermitteln, was man weiß, und nicht, was man nicht weiß.
Man weiß, das es außer den Schubladen eindeutig männlich/weiblich weitere kategorien gibt. Nicht sicher erforscht ist m.W. die Anzahl der Kategorien ( es sollen wesentlich
mehr als 3 sein), und warum genau das so ist.
Da die "Zwischenkategorien" unter uns leben ist es m.E. völlig gerechtfertigt darüber auch mit Kindern zu sprechen.
Ich komme wieder auf das Beispiel Kinderbuch "Papa bekommt Kind".
Wie sollen sich ErziehInnen oder Lehrer denn verhalten wenn ein Kind im Famileinkreis oder einfach nur in seinem Umfeld ein derartiges Beispiel erlebt?
Leugnen, den gebärenden Papa als Lügner "ist doch eigentlich eine Frau" bezeichnen oder doch sachlich und kindgerecht erklären ja, es gibt Menschen die im falschen Körper zur Welt kommen und jedes Recht haben trotzdem anerkannt und respektiert zu werden so wie sie sind.
Denn um diesen Punkt geht es doch vorrangig, Ausgrenzung verhindern, Akzeptanz, Respekt.
Ich habe hier gestern einen Artikel verlinkt, der die Qualen eines 3 Jahre alten Kindes beschreibt, das bereits merkt im falschen Körper zu stecken, sowie die Probleme, Zweifel, Unsicherheiten der betroffenen Eltern.
Diesen Menschen ist doch nicht mit "warten wir mal ab bist die Wissenschaft alles erforscht hat" geholfen. Die leben jetzt und hier.
Ein üblicher Einwand lautet: Warten bis die Kinder direkt fragen.
Mumpitz, die nehmen etwas wahr, schnappen etwas auf ohne es richtig einordnen zu können.
Ein Altagsbeispiel.
Mein gr. Sohn war unter 4 Jahre alt als ich in einem Kaufhaus auf sein "Mama kaufst du mir das" mit der zugegeben leicht entnervten Antwort "Spatz, dafür hat Mama jetzt kein Geld mehr" ragierte. Er darauf : "dann gib doch an der Kasse einfach so`n Zettel ab". Oha, ich hatte im vorherigen Geschäft mit einem Scheck gezahlt und Söhnchen erkannte Zettel = Geld.
Hätten wir anschliessend nicht ein weiteres Kaufhaus aufgesucht, wäre mir diese Wahrnehmung meines Sohnes verborgen gebleiben und ich hätte nicht kindgerecht erklären können was ein Scheck ist usw. (heute geht natürlich auch EC/Kreditkarte)
Hätte er je direkt danach gefragt?
Nö, jedenfalls nicht in diesem Alter, denn für sich hatte er ja bereits eine Erklärung gefunden.
Genau so funktionieren Vorurteile. Ein Zeitungsfoto der Love parade zuzüglich einer abfälligen Bemerkung der Eltern = Vorurteil in Kinderköpfen eingepflanzt.
Jedenfalls ohne rechtzeitige Aufklärung.