Julian hat geschrieben:(16 Jun 2016, 15:33)
Im Gegensatz zu den meisten anderen hier habe ich mich mit verschiedensten Zahlen aus Studien und Kriminalstatistik auseinandergesetzt. Dass ich diese Zahlen nicht so naiv interpretiere wie statistisch nicht vorgebildete Journalisten (die in der Regel brav die für sie vorbereitete Zusammenfassung wiederkäuen), liegt daran, dass ich täglich mit Statistiken umgehe. Von daher fallen mir gewisse Schnitzer, Schlampigkeiten und Überinterpretation eher ins Auge.
Woher willst Du wissen, womit sich die User auseinandergesetzt haben? Das ist ziemlich überheblich und arrogant. Es stimmt aber, dass die wenigsten Journalisten eine gute Statistikausbildung genossen haben. Und das zieht sich durch alle erdenklichen Themenfelder. Aber Du hast ja nicht irgendeinen Artikel in den Medien versucht zu kritisieren, sondern eine Studie, deren Ergebnisse Dir nicht gefielen. Und dann passiert schnell die Unwissenschaftlichkeit, da es nicht um Erkenntnisse geht, sondern private Politikbedürfnisse. (Und ehrlich: wer sozioökonomische Faktoren bei Statistiken nicht gewichten möchte, obwohl er genau solche Aussagen (bei gleichen Kriterien Unterschiede x und y) treffen will, der sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Selbiges wenn man Umfragen für Prognosen hält oder Gewaltverbrechen mit Internetbetrug vermischt -- weil es gerade in den Kram passt, um ein Bild zu kriegen, das man mit aller Gewalt irgendwie untermauern will.)
Leider fehlt den Journalisten oft die Einsicht, weil sie viel Wissen über die Jahre angesammelt haben und deshalb glauben, sie kennen sich damit gut aus. Aber Wissen alleine reicht nicht, wenn man nicht in der Lage ist, Daten richtig einzuordnen und in einem größeren Kontext zu begreifen, da sie nie dafür ausgebildet wurden. Täglich Zeitung lesen und über Themen schreiben, ggf. sich an ältere Themen zurückzuerinnern können, ist eben noch nicht ausreichend, für eine Datenanalyse. Wenn ein Journalist dann noch einen Kommentar schreibt, wo er seine politische Meinung unters Volk bringen möchte, verzweifeln die Experten erst recht, egal ob's um Bildung, Wohnungsbau, Kriminalität, Verkehr, Finanzen oder eben Politik geht.
Falls jemand mit meiner Kritik an den Zahlen nicht einverstanden ist, bin ich dafür jederzeit zugänglich, vorausgesetzt, es handelt sich um fundierte Argumente. Dass hat bisher aber kaum jemand gemacht, wohl einfach deswegen, weil es diese Argumente nicht gibt, oder weil nicht jeder Zeit und Lust hat, sich mit den Zahlen zu beschäftigen. Beleidigungen ("bockiges Kind" etc.) ziehen bei mir dagegen nicht. Woher kommt denn diese feindliche, arrogante Einstellung, die du mir und einigen anderen gegenüber zeigst? Ich bin bereit, hier ruhig und objektiv zu diskutieren, allerdings vergeht mir die Lust, wenn man sich immer wieder gegen persönliche Angriffe wehren muss.
Wie man halt in den Wald ruft. Du erhebst Dich arrogant über "die meisten anderen" hier, wirfst ihnen fehlende Bildung vor, aber erlaubst Dir selbst gravierende Schnitzer. Dass man darauf mal angesprochen wird, ist doch nicht überraschend. Ich weiß auch nicht, wo Du da das große Problem siehst. Wir leben in einer Zeit der Arbeitsteilung und nicht der Polyhistoren.
Ich will die diskutierte Studie im übrigen gar nicht in Bausch und Bogen verdammen. Allein, die vielen Ungenauigkeiten und Implausibilitäten führen eben dazu, dass ich meine Zweifel darüber habe, wie gut diese Studie gemacht ist und wie verlässlich ihre Ergebnisse im einzelnen sind. Auch habe ich schon negative Erfahrungen gemacht mit Studien, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung und ähnlichen ideologisierten Stiftungen gefördert werden. Dabei muss halt in etwa das rauskommen, was die Förderer hören wollen.
Lass doch mal den Aluhut sein. Wenn Du so der Statistikprofi bist, wie Du regelmäßig behauptest (und leider häufig das Gegenteil beweist), dann kritisier doch die Methodik. Stattdessen behauptest Du einfach, die Autoren hätten ein konspiratives Bedürfnis, die Zahl der Rechtsextremisten in Deutschland steigen zu lassen, weil sie dann angeblich mehr Geld kriegen. Und da übersiehst Du, dass die Zahl im Trend rückläufig ist und dass die identischen Umfragen in den letzten anderthalb Jahrzehnten auch unabhängig von der Entwicklung waren.
Dass es in Deutschland Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, Chauvinismus, Homophobie und Rechtsextremismus gibt (und dass diese Einstellungen tendentiell bei AfD-Anhängern verstärkt auftreten), das weiß ich; dazu brauche ich keine Studie mit tausenden von Befragten. Interessant wäre zu verfolgen, wie sich diese Einstellungen über die Zeit entwickeln; aber eben da versagt die Studie teilweise, weil sie völlig implausible Ergebnisse mit einem wilden Auf und Ab liefert. Auch bei Subgruppenanalysen erweist sich sehr schnell, dass die Zahlen zu gering sind, um zu verlässlichen Aussagen zu kommen.
Die Erkenntnisse der Studie sind auch nicht nur, dass es Menschen mit diesen Einstellungen in Deutschland gibt, sondern wie der Trend über die Jahre aussieht (die Entwicklung). Und die Gütekriterien sind offensichtlich alle eingehalten worden. Kennst Du die denn überhaupt? Naja, was soll's. Vermutlich kommt wie bei meinen letzten Einwänden wieder nichts -- außer unterschwellige Andeutungen und Unterstellungen im Gespräch mit Dritten.
