Ach ne wirklich? Mensch Joker, gut das du da bist.Joker » Mi 9. Dez 2015, 13:51 hat geschrieben: Das ermöglichten sie aber nicht mit Friedensgebeten.
Das ermöglichten sie erst nachdem sie uns ziemlich heftig in den allerwertesten getreten haben.

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Ach ne wirklich? Mensch Joker, gut das du da bist.Joker » Mi 9. Dez 2015, 13:51 hat geschrieben: Das ermöglichten sie aber nicht mit Friedensgebeten.
Das ermöglichten sie erst nachdem sie uns ziemlich heftig in den allerwertesten getreten haben.
An dir ist 500 Jahre europäische Geschichte (die in der Realität, die echte) offenkundig komplett vorbeigegangen. Und wer sich so vortrefflich blind für die Geschichte erwiesen hat, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch für die Gegenwart sein.Demolit » Mi 9. Dez 2015, 10:53 hat geschrieben:
nur kurz..
na ja.... nur so leben die, die eigentlich nur so leben können, weil andere angeleitet durch den Gedanken, der durch Gesetze, Lebensformen und Lebensweisen hindurchgeht, das so ermöglicht haben.
Diese Form der Selbstvergessenheit wird uns noch das Genick brechen und der Radikalisierung der Gesellschaft trefflich Vorschub leisten....das ene mekel tekel dazu zieht langsam die Wand hoch....weil Toleranz nur gelebt werden kann, wo Toleranz sich auf das gründet, was durch die in dieser Gesellschaft gültige Sicht auf die Kardinaltugenden :
Tapferkeit,
Freiheit,
Güte,
Gerechtigkeit
gründet.
Dazu haben viele schlaue Denker in unserer Tradition seit über 500 Jahren Treffliches ausgelassen....wo anders haben sie eine Entwicklung diesbezüglich in Form einer profunden Betrachtung unterlassen..
echt
Auf den Westen stand nicht "Scharia Polizei" sondern "Shariah Police", was schon mal ein wichtiges Detail ist (es liegt z. B. keine Amtsanmaßung oder sowas vor). So wie ich das verstanden habe ging es bei diesem Punkt der Klage vor dem Landgericht konkret um die Warnweste an sich und nicht um eine Grundsatzfrage über Religionsfreiheit und dergleichen. Die Begründung für die Ablehnung der Klage bezieht sich auch konkret auf die Weste bzw. auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit (aus Ihrem Link):schelm » Do 10. Dez 2015, 02:10 hat geschrieben:http://m.spiegel.de/politik/deutschland/a-1066943.html
Ich versteh nicht, wie das legal gewesen sein kann. Religionsfreiheit ist lt. Grundgesetz ein Individualrecht. Wer mit einer Weste als " Scharia Polizei " öffentlich auftritt, verstößt imho dagegen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 66943.htmlDas Landgericht entschied nun: Von den handelsüblichen grell-orangen "Shariah-Police"-Warnwesten sei keine einschüchternde, militante Wirkung ausgegangen. Dies sei laut Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts aber Voraussetzung für die Eröffnung eines Strafverfahrens.
Du irrst, weil die Geschichte, die in Europa sich abspielte und die daraus folgenden Prozesse haben zu dem geführt, was aus so attraktiv macht. Attraktiver als andere Produkte aus geschichtliche zu betrachtenden Prozessen.Jekyll » Do 10. Dez 2015, 06:19 hat geschrieben:An dir ist 500 Jahre europäische Geschichte (die in der Realität, die echte) offenkundig komplett vorbeigegangen. Und wer sich so vortrefflich blind für die Geschichte erwiesen hat, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch für die Gegenwart sein.
Völlig richtig!Jekyll » Do 10. Dez 2015, 06:32 hat geschrieben:Auf den Westen stand nicht "Scharia Polizei" sondern "Shariah Police", was schon mal ein wichtiges Detail ist (es liegt z. B. keine Amtsanmaßung oder sowas vor). So wie ich das verstanden habe ging es bei diesem Punkt der Klage vor dem Landgericht konkret um die Warnweste an sich und nicht um eine Grundsatzfrage über Religionsfreiheit und dergleichen. Die Begründung für die Ablehnung der Klage bezieht sich auch konkret auf die Weste bzw. auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit (aus Ihrem Link):
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 66943.html
In Deutschland gilt keine Scharia. Wer mit einer Warnweste auftritt, die gegenteiliges beansprucht, denn eine " Police " setzt bekanntlich Recht und Ordnung durch, handelt gegen geltendes Recht, handelt verfassungsfeindlich, in dem die von der Verfassung garantierte ( negative ) Religionsfreiheit in Frage gestellt wird. Das hätten Sie wohl gerne, bekommen es aber nicht.Jekyll » Do 10. Dez 2015, 06:32 hat geschrieben:Auf den Westen stand nicht "Scharia Polizei" sondern "Shariah Police", was schon mal ein wichtiges Detail ist (es liegt z. B. keine Amtsanmaßung oder sowas vor). So wie ich das verstanden habe ging es bei diesem Punkt der Klage vor dem Landgericht konkret um die Warnweste an sich und nicht um eine Grundsatzfrage über Religionsfreiheit und dergleichen. Die Begründung für die Ablehnung der Klage bezieht sich auch konkret auf die Weste bzw. auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit (aus Ihrem Link):
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 66943.html
Für mich wären diese heinis einfach nur ein großer Lacher gewesen. Mehr als die Auszulachen/Ignorieren is nicht drin, oder wurden sie renident, bzw. gewalttätig?schelm » Do 10. Dez 2015, 02:10 hat geschrieben:http://m.spiegel.de/politik/deutschland/a-1066943.html
Ich versteh nicht, wie das legal gewesen sein kann. Religionsfreiheit ist lt. Grundgesetz ein Individualrecht. Wer mit einer Weste als " Scharia Polizei " öffentlich auftritt, verstößt imho dagegen.
Ich sag es mal so, sollte der Staat/Justiz sich auch noch Strafrechtlich um solche Randnotizen kümmern, kommt denen mehr Aufmerksamkeit zu als diesen zusteht.Demolit » Do 10. Dez 2015, 07:18 hat geschrieben:
Völlig richtig!
Strafrechtlich ein vernachlässigwerter Vorgang. Publizistisch elend aufgearbeitet. Eine Anmaßung einer bestimmten Denkschule bleibt es trotzdem.
Aber das ist bei deinem mangelnden Wissen um das, was sich als gesellschaftstaugliches Handeln angeht, natürlich nicht verwunderlich, dass du dies nicht bemerken willst.
echt
Dieser Fakt wird mit so einer nichtbehördlichen Aktion auch nicht in Frage gestellt.schelm » Do 10. Dez 2015, 07:40 hat geschrieben:In Deutschland gilt keine Scharia.
Netter Versuch, Herr schelm, aber jemand mit einer Aufschrift "Police" auf seiner Weste erhebt in diesem Land eben kein Anspruch darauf, Recht und Ordnung durchsetzen zu wollen, und das sogar bekanntlich, denn bekanntlich weiß jeder, dass in diesem Land Polizei Polizei heißt und nicht Police. Geauso gut könnten Sie behaupten, Spielgeld sei bekanntlich dafür da um etwas (real) zu Kaufen, oder mit Spielzeugpistolen könne man bekanntlich Menschen erschießen...es ist nur ein Fake, Herr schelm, nichts weiter. Wer das Ernst nimmt und darauf reinfällt, ist selber Schuld. (Sind Sie wirklich darauf reingefallen, oder verstellen Sie sich nur?)Wer mit einer Warnweste auftritt, die gegenteiliges beansprucht, denn eine " Police " setzt bekanntlich Recht und Ordnung durch
All das ist nicht geschehen, aus dem Grunde, wie eben beschrieben., handelt gegen geltendes Recht, handelt verfassungsfeindlich, in dem die von der Verfassung garantierte ( negative ) Religionsfreiheit in Frage gestellt wird.
Ich hätte es gern, wenn Menschen moralischer und ethischer Denken und Handeln würden - aus eigenem Antrieb heraus. Von ideologisch (wie etwa in Kommunismus) oder religiös "aufgezwungener" Moralität und Ethik halte ich nichts, da nicht authentisch. Nett, dass Sie mir sowas zutrauen. Dachte, Sie kennen mich besser?Das hätten Sie wohl gerne, bekommen es aber nicht.
Eine Anmaßung, auf jeden Fall, typisch religiöse Eiferer. Und die Vertreter der anderen Denkschule? Gleichgültig, kalt, vielleicht sogar in Teilen moralisch verkommen? Siechtum der Mitmenschen und Prostitution lässt nun mal nicht jeden kalt.Demolit » Do 10. Dez 2015, 07:18 hat geschrieben:Völlig richtig!
Strafrechtlich ein vernachlässigwerter Vorgang. Publizistisch elend aufgearbeitet. Eine Anmaßung einer bestimmten Denkschule bleibt es trotzdem.
Ja, das Leben ist schön.Aber das ist bei deinem mangelnden Wissen um das, was sich als gesellschaftstaugliches Handeln angeht, natürlich nicht verwunderlich, dass du dies nicht bemerken willst.
echt
Google hilft.Nomen Nescio » Do 10. Dez 2015, 20:56 hat geschrieben:ich sah zufällig was (teil 5) und suchte teil 1. ==> http://alighandour.tumblr.com/
ich habe noch nichts davon gelesen. weiß also nicht ob es spam, müll oder seriös ist. weil mich dies überhaupt nicht so interessiert, kann ich nicht sagen wann ich es lese. oder ob.
Danke für diese Diskussion.Zunder » Di 15. Dez 2015, 00:49 hat geschrieben:Das Statement von Michael Schmidt-Salomon kann ich vollumfänglich unterschreiben:
Die vollständige Diskussion:....
https://en.wikipedia.org/wiki/Bab'AzizThe film's complex and nonlinear narrative chiefly centers around the journey of a blind dervish, Bab'Aziz (Parviz Shahinkhou), and his granddaughter, Ishtar (Maryam Hamid), who — while traveling across the desert towards an immense Sufi gathering — encounter several strangers who relate the stories of their own mysterious and spiritual quests.[...]
Ist schon eine interessante Nebeneinanderstellung, einerseits Abdel Samad der die islamischen Texte in Übereinstimmung mit dem Faschismus zu bringen versucht um sie dann zu verurteilen und Khorchide, welcher die islamischen Texte in Übereinstimmung mit einer eher humanistischen Haltung zu interpretieren versucht, um sie so zu rehablitieren. Beide haben die Erfahrung in der Kindheit gemacht zeitweise in einem sehr konservativen islamischen Umfeld zu leben, Khorchide in Saudi Arabien, Abdel Samad in Ägypten und haben sich irgendwann diesem konservativen Umfeld und auch ihren Lehren - aus unterschiedlichen Gründen - entfremdet gefühlt und lehnen sie ab. Und während Abdel Samad das zum Anlass genommen hat den Islam ganz zu verlassen und sich einer Islam- und Religionskritischen Haltung anzuschließen, hat Khorchide den Islam nicht verlassen, sondern versucht weiterhin Gott und den Islam so zu finden, dass er ihn akzeptieren kann.Wasteland » Sa 19. Dez 2015, 09:44 hat geschrieben:Wer mal die Zeit dafür hat, lohnt sich dies hier anzuschauen.
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Das wird finde ich in dieser Diskussion besonders deutlich. Samad verfügt allenfalls über Halbwissen und muss ja auch an einigen Stellen zurückrudern.Platon » Sa 19. Dez 2015, 12:59 hat geschrieben:
Hamed Abdel-Samad hat dabei für mich das Problem, dass er in Sachen Bildung einem echten islamischen Theologen natürlich unterlegen ist, der sich rund um die Uhr mit den Quellen beschäftigt, was er selber natürlich nicht macht, weil ihm dazu die Motivation fehlt.
Danke, war jetzt ein paar Monate nicht da. Eine historisch-kritische Lesart ist auch die einzige die von der Logik her Sinn macht. Allerdings wenig ansprechend für Menschen die sich fanatisch an etwas klammern wollen, weil ihr Leben sonst erbärmlich ist.Zunder » So 22. Nov 2015, 01:19 hat geschrieben:Eine Diskussion zwischen Mouhanad Khorchide und Hamed Abdel-Samad als es die Anschläge gegen Charlie Hebdo noch gar nicht gab, die späteren sowieso nicht:
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Bemerkenswert ist nicht nur, daß zwei gegensätzliche Positionen vertreten werden, ohne daß mit verlogenen Diffamierungen "argumentiert" wird, sondern vor allem, daß ein in Deutschland lehrender Imam die historisch-kritische Lesart des Koran fordert, wofür ein Cem Özdemir von den einschlägigen "Koryphäen" umgehend angepisst wird.
Wasteland » Sa 19. Dez 2015, 16:25 hat geschrieben:
Danke, war jetzt ein paar Monate nicht da. Eine historisch-kritische Lesart ist auch die einzige die von der Logik her Sinn macht. Allerdings wenig ansprechend für Menschen die sich fanatisch an etwas klammern wollen, weil ihr Leben sonst erbärmlich ist.
Beide werden von konservativen Muslimen angegangen. Konservative sind überall auf der Welt progressiven Denkern gegenüber negativ eingestellt.Demolit » Sa 19. Dez 2015, 18:36 hat geschrieben:
b) beide werden aus islamischen Kreise vehement angegangen
Hat damit nichts zu tun und ist die übliche Kulturkämpfer Rhetorik. Gerade die fanatische Lesart des Islam zieht sehr viele Konvertiten an. Diese sind nicht islamisch sozialisiert.Demolit » Sa 19. Dez 2015, 18:36 hat geschrieben: c) der islamische Kulturkreis muss sich ganz stark an das Geglaubte klammern, weil er in der Realität wenig zu dem beigetragen hat, was Gewusstes uns gebracht hat.
Gabs bei uns auch früher. Abgeschafft wurde das nicht von Christen, ganz im Gegenteil.Demolit » Sa 19. Dez 2015, 18:36 hat geschrieben: d) wer seine Gesellschaft dumm halten will, stärkt den Glauben und das Eintrichtern. Bildungsprinzip der islamisch geprägten Gesellschaften
Ich kann das Statement des von mir geschätzten Schmidt-Salomon auch unterschreiben, im Gegensatz zum Gefasel der Schawan. ^^Zunder » Di 15. Dez 2015, 01:49 hat geschrieben:Das Statement von Michael Schmidt-Salomon kann ich vollumfänglich unterschreiben:
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Die vollständige Diskussion:
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a) richtig....aber der Konservatismus bestimmt diese Denkschule vehementWasteland » Sa 19. Dez 2015, 18:09 hat geschrieben:
a) Beide werden von konservativen Muslimen angegangen. Konservative sind überall auf der Welt progressiven Denkern gegenüber negativ eingestellt.
Da unterscheiden sich Muslime nicht von Christen, Juden, Buddhisten oder Hindus.
b) Hat damit nichts zu tun und ist die übliche Kulturkämpfer Rhetorik. Gerade die fanatische Lesart des Islam zieht sehr viele Konvertiten an. Diese sind nicht islamisch sozialisiert.
c) Gabs bei uns auch früher. Abgeschafft wurde das nicht von Christen, ganz im Gegenteil.
Da sind wir wieder bei dem Punkt, den wir schon elendig oft durchgekaut haben und wo wir stets konsenz gingen: WO innerhalb des Islam existiert denn auch nur eine RechtsSchule, die NICHT konservativ ist?Beide werden von konservativen Muslimen angegangen. Konservative sind überall auf der Welt progressiven Denkern gegenüber negativ eingestellt.
Da unterscheiden sich Muslime nicht von Christen, Juden, Buddhisten oder Hindus.
Und wer sind die Väter der a) fanatischen Lesart und auch b) der Praxis?Hat damit nichts zu tun und ist die übliche Kulturkämpfer Rhetorik. Gerade die fanatische Lesart des Islam zieht sehr viele Konvertiten an. Diese sind nicht islamisch sozialisiert.
Richtig, früher war das auch im Christentum mehrheitlich komplett meschugge + es musste mit hohen Opfern gegen deren vehementen Widerstand erstritten werden. Was zählt ist aber das Jetzt!Gabs bei uns auch früher. Abgeschafft wurde das nicht von Christen, ganz im Gegenteil.
Dann überlegen wir uns jetzt mal, wie die islamische Kultur von einer führenden, fortschrittlichen Kultur, die alles Fremde angenommen hat, zu einer rückwärtsgewandten, intoleranten Kultur geworden ist.bakunicus » Mo 21. Dez 2015, 22:09 hat geschrieben:
jetzt hör aber mal auf ...
die christliche denkschule ist schlichtweg intellektuell von der (humanistischen) wissenschaft vernichtend geschlagen worden ...
von kopernikus, galilei, darwin, einstein oder humboldt ...
nix da mit irgendwelchen engeln ...
und das steht dem islam und der umma ganz genau so bevor.
die haben leider nur noch nicht genug leid erfahren.
aber selbst die konservativsten und gewalttätigsten islamisten nutzen heute selbstverständlich die produkte der westlich dominierten wissenschaft; autos, computer und mobilfunk ...
von einem streng religiösen leben nach mohammed, wie es die altvorderen getan haben, davon kann auch in saudi arabien oder im IS gar keine rede mehr sein.
auch die islamisten werden über diese widersprüche stolpern und am ende scheitern.
joschka fischer hat das mal sehr gut formuliert:
"die herausforderung des 21. jahrhunderts ist nicht flugzeuge in hochhäuser lenken zu können, sondern selbst flugzeuge bauen zu können".
in asien hat man das zumindest begriffen ...
Der Ursprung, die Ursache dafür, dürfte hier zu finden sein, in der Fiqh:Liegestuhl » Mo 21. Dez 2015, 22:34 hat geschrieben:
Dann überlegen wir uns jetzt mal, wie die islamische Kultur von einer führenden, fortschrittlichen Kultur, die alles Fremde angenommen hat, zu einer rückwärtsgewandten, intoleranten Kultur geworden ist.
das liegt wohl zu einem guten teil daran, dass der (christlich dominierte) westen nach dem zerfall des kolonialismus im nahen osten eine politische trümmerlandschaft hinterlassen hat, sich in der letzten hälfte des 20. jahrhunderts auch gerne mal mit taliban verbrüdert hat um den kalten krieg zu gewinnen, und solchen hasardeuren wie g.w. bush mit seiner christfaschistischen clique ...Liegestuhl » Mo 21. Dez 2015, 22:34 hat geschrieben:
Dann überlegen wir uns jetzt mal, wie die islamische Kultur von einer führenden, fortschrittlichen Kultur, die alles Fremde angenommen hat, zu einer rückwärtsgewandten, intoleranten Kultur geworden ist.
so kann man das vielleicht glaubensphilosophisch erklären.Bleibtreu » Mo 21. Dez 2015, 22:40 hat geschrieben: Der Ursprung, die Ursache dafür, dürfte hier zu finden sein, in der Fiqh:
Tore des Idschtihād
Im elften oder zwölften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung beziehungsweise im vierten oder fünften Jahrhundert islamischer Zeitrechnung erklärten immer mehr islamische Rechtsgelehrte die „Tore des Idschtihād“ für geschlossen, was dann auch zum allgemeinen Konsens wurde und unangefochten bis ins 19. Jahrhundert so blieb. Grund für die „Schließung der Tore des Idschtihad“ (انسداد باب الاجتهاد, insidād bāb al-idschtihād) war die Tatsache, dass eigentlich jeder gewöhnliche Muslim prinzipiell eine Fatwa ausstellen kann, was in der Praxis zu ständiger Unsicherheit über Rechtsfragen führen kann, da es im sunnitischen Islam keinen fest abgegrenzten Klerus gibt, der das alleinige Recht zur Ausstellung einer Fatwa hat, sondern nur die relativ unklar abgegrenzte Gruppe der Rechtsgelehrten (Ulama).
Einige Gelehrte der damaligen Zeit (Al-Ghazali, Al-Amidi) kämpften, vielleicht in weiser Voraussicht, vehement gegen diese Erstarrung, unterlagen aber letztendlich doch. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten Persönlichkeiten wie Dschamal ad-Din al-Afghani oder Muhammad Abduh hervor, die sich um eine Erneuerung der islamischen Glaubenpraxis und Rechtsprechung bemühten. Seitdem gab und gibt es immer wieder Versuche Einzelner oder bestimmter Gruppen, die „Tore des Idschtihād“ wieder zu öffnen, oder sie wurden sogar tatsächlich von einigen in der Praxis geöffnet, was aber weder der fundamentalistische noch der konservative Islam bisher anerkannt haben.
In neuester Zeit, vor allem seit sich die westliche Welt intensiver mit dem Islam und der Scharî'a befasst, wird sogar behauptet, die „Tore des Idschtihād“ seien nie geschlossen gewesen, es sei ein Mythos, um den Islam als rückständig zu diffamieren. Studiert man ältere Schriften, so wird das „Schließen der Tore des Idschtihād“ zwar oft kontrovers diskutiert und oft eine Wiedereröffnung vorgeschlagen oder gar praktiziert, das Faktum, dass die „Tore des Idschtihād“ aber mindestens 600 wenn nicht gar 800 Jahre geschlossen waren, wird in diesen Schriften jedoch nie bestritten.
Ich glaube das wirtschaftlicher Wohlstand ein sehr grosser Faktor ist. In industrialisierten/post-industriellen Gesellschaften lösen sich Clanstrukturen auf, der immense Druck der religiösen Institutionen und der Gesellschaft verliert seine Wirkung.bakunicus » Mo 21. Dez 2015, 22:59 hat geschrieben: ohne so eine politische revolution, die man vom arabischen frühling bis zu gezi park und den demos im iran ja ganz konkret beobachten kann, ohne die wird auch ein kontroverser dialog über islamische glaubensgrundsätze nicht stattfinden.
Du denkst da weltlich, weil du ein weltlich ausgerichteter Mensch bist. Für diesen religiös durchdrungenen KulturKreis ist dieser Blickwinkel aber nicht der richtige. Du musst mit deren Augen sehen, um das Problem zu erkennen, nicht mit deinen, auch wenn ich deine Sichtweise verstehe, da sie im Grunde die meine ist. Also immer im Kontext der jeweiligen Kultur und der jeweiligen Zeit einen Blick darauf werfen. Nicht mit dem deinen und deiner Zeit.bakunicus » Mo 21. Dez 2015, 22:59 hat geschrieben:
so kann man das vielleicht glaubensphilosophisch erklären.
ich denke da aber sehr viel weltlicher.
Ich formuliere es mal so: Es war ein halbe Sache, die franz. Revolution nicht. So blutig und schrecklich sie war, sie war in ihrer Radikalität auch reinigend, weil sie unumkehrbare Fakten geschaffen hat. Übrigens ähnlich, wie die Abkehr Heinrich VIII. von der katholischen Kirche. Tabula rasa, auf der Neues wachsen konnte. Nach humanistischen Gesichtspunkten unmenschlich, aber effektiv, wirkungsvoll! Sie hat nicht nur den Kopf des stinkenden Fisches abgeschlagen, sondern auch den Körpern vernichtet. Das ist wohl der Kern des Problems, warum der arabische Frühling im Chaos gemündet hat. Die schurkischen Diktatoren wurden beseitigt, was danach kam, war noch schlimmer, weil dem schurkischen Körper nur ein noch schurkischerer Kopf nachgewachsen ist. War es in Libyen unter Gaddafi schlimm, ist es jetzt noch schlimmer. Ebenso im Irak und Ägypten. Ich fürchte, in Syrien wird es nach der Beseitigung Assads nicht anders sein.die kulturelle revolution in den muslimischen staaten, allen voran im nahem osten und nordafrika, also im mittelmeerraum, die braucht vor allen dingen als grundlage eine staatsphilosophische revolution.
genau so wie in der westlichen welt, angefangen bei der magna charta über die sufragetten bis zur gewaltenteilung und dem bürgerlichen gesetzbuch als code civil.
ohne so eine politische revolution, die man vom arabischen frühling bis zu gezi park und den demos im iran ja ganz konkret beobachten kann, ohne die wird auch ein kontroverser dialog über islamische glaubensgrundsätze nicht stattfinden.
Stammes- und Clandenken ist auf eine mangelnde Ausprägung eines Zentralstaates zurückzuführen.schelm » Mo 21. Dez 2015, 23:52 hat geschrieben:@ Wasteland :
In deinen Ausführungen gehst du leider nicht auf das Problem des Stammes- und Clandenken ein. Imho die Hauptursache dafür, warum der Demokratieansatz in diesen Ländern scheitert.
https://books.google.de/books?id=L6yvEf ... &q&f=falseDie deutschen Stämme, besonders die Friesen, Dittmarscher und Holsteiner hielten mit äusserster Zähigkeit an diesem seit grauer Vorzeit überlieferten Brauch fest.
[...]
Erst die volle Entfaltung der Territorialherrschaft, die einherging mit Nachlassen des Familienbewusstseins infolge wachsender Mobilität und wachsender Verstädterung brachte im 16. Jahrhundert in Deutschland die Blutrache zum Erlöschen.
Ist es nicht umgekehrt ? Ist der Staat als Territorialmacht strukturell nicht deshalb schwach, eben weil er bei den diversen Clans und Stämmen keine nötige Akzeptanz erfährt und deshalb nur brachial als staatliche Gewaltherrschaft, die Günstlinge protegiert und Gegner bestraft, überhaupt existieren kann ?Wasteland » Mo 21. Dez 2015, 22:55 hat geschrieben:
Stammes- und Clandenken ist auf eine mangelnde Ausprägung eines Zentralstaates zurückzuführen.
https://books.google.de/books?id=L6yvEf ... &q&f=false
Ich kann dir keine absolute Wahrheit präsentieren, nur meine Meinung. Aber ich denke das dort wo der Staat sich nicht durchsetzen kann Clan- und Stammesherrschaft vorherrscht. Das sind ja im Grunde genommen auch nur Mikrostaaten, dieselbe Organisationsform nur in kleiner und archaischer Form. Die Keimzelle eines Staates.schelm » Di 22. Dez 2015, 00:02 hat geschrieben: Ist es nicht umgekehrt ? Ist der Staat als Territorialmacht strukturell nicht deshalb schwach, eben weil er bei den diversen Clans und Stämmen keine nötige Akzeptanz erfährt und deshalb nur brachial als staatliche Gewaltherrschaft, die Günstlinge protegiert und Gegner bestraft, überhaupt existieren kann ?
Egal ob atheistisch oder eher religiös geprägte Kulturen; die Rahmenbedingungen sind immer weltlich. Der Grad an wirtschaftlicher und politischer Stabilität entscheidet darüber, ob ein System funktioniert oder nicht. Wenn es wirtschaftlich bergab geht, dann geht auch der Rest flöten. Die ach so aufgeklärten und humanistisch geprägten Europäer haben diesen Mechanismus oft genug unter unter Beweis gestellt. Nicht anders läuft es in der islamisch-arabischen Welt.Bleibtreu » Mo 21. Dez 2015, 22:29 hat geschrieben:Du denkst da weltlich, weil du ein weltlich ausgerichteter Mensch bist. Für diesen religiös durchdrungenen KulturKreis ist dieser Blickwinkel aber nicht der richtige. Du musst mit deren Augen sehen, um das Problem zu erkennen, nicht mit deinen, auch wenn ich deine Sichtweise verstehe, da sie im Grunde die meine ist. Also immer im Kontext der jeweiligen Kultur und der jeweiligen Zeit einen Blick darauf werfen. Nicht mit dem deinen und deiner Zeit.
Nach der Französischen Revolution lief es genauso ab; nach der Despotie der Könige kam der Diktator Napoleon, der ganz Europa mit Kriegen überzogen hat.Ich formuliere es mal so: Es war ein halbe Sache, die franz. Revolution nicht. So blutig und schrecklich sie war, sie war in ihrer Radikalität auch reinigend, weil sie unumkehrbare Fakten geschaffen hat. Übrigens ähnlich, wie die Abkehr Heinrich VIII. von der katholischen Kirche. Tabula rasa, auf der Neues wachsen konnte. Nach humanistischen Gesichtspunkten unmenschlich, aber effektiv, wirkungsvoll! Sie hat nicht nur den Kopf des stinkenden Fisches abgeschlagen, sondern auch den Körpern vernichtet. Das ist wohl der Kern des Problems, warum der arabische Frühling im Chaos gemündet hat. Die schurkischen Diktatoren wurden beseitigt, was danach kam, war noch schlimmer, weil dem schurkischen Körper nur ein noch schurkischerer Kopf nachgewachsen ist. War es in Libyen unter Gaddafi schlimm, ist es jetzt noch schlimmer. Ebenso im Irak und Ägypten. Ich fürchte, in Syrien wird es nach der Beseitigung Assads nicht anders sein.
Dann kannst du Religion und religiöse Durchdringung einer Gesellschaft und die daraus resultierenden Folgen nicht verstanden haben.Jekyll » Di 22. Dez 2015, 02:23 hat geschrieben:Egal ob atheistisch oder eher religiös geprägte Kulturen; die Rahmenbedingungen sind immer weltlich. Der Grad an wirtschaftlicher und politischer Stabilität entscheidet darüber, ob ein System funktioniert oder nicht.
Tja, aber es gibt nach dem arabischen Frühling keine neue Ordnung, wie damals in Frankreich oder England, schon gar keine umwälzende, sondern Chaos. Die alten Strukturen und Köpfe waren zerstört, der Kopf wie der Körper des stinkenden Fisches. Hier, lies mal:Jekyll » Di 22. Dez 2015, 02:23 hat geschrieben:Nach der Französischen Revolution lief es genauso ab; nach der Despotie der Könige kam der Diktator Napoleon, der ganz Europa mit Kriegen überzogen hat.
Vielleicht muss ich das auch nicht verstehen, denn das Beispiel Europa (säkular, aufgeklärt, humanistisch) hat gezeigt und zeigt in Teilen immer noch, dass solche Prägungen keinerlei Rolle spielen, wenn es ernst und existenziell wird.Bleibtreu » Di 22. Dez 2015, 02:04 hat geschrieben:Dann kannst du Religion und religiöse Durchdringung einer Gesellschaft und die daraus resultierenden Folgen nicht verstanden haben.![]()
Falsch - es ist genau umgekehrt: Gerade wenn es existentiell wird, spielen diese Faktoren eine erhebliche Rolle.Jekyll » Di 22. Dez 2015, 03:18 hat geschrieben:Vielleicht muss ich das auch nicht verstehen, denn das Beispiel Europa (säkular, aufgeklärt, humanistisch) hat gezeigt und zeigt in Teilen immer noch, dass solche Prägungen keinerlei Rolle spielen, wenn es ernst und existenziell wird.
Dann erzähl mal, was aus den westlichen Errungenschaften geworden ist, als in Deutschland alles in Schutt und Asche lag ( => Nazis), oder jetzt bei unseren amerikanischen Freunden ( => de facto Folter wieder eingeführt, inkl. Angriffskriege). Auch die Griechen sind mittlerweile radikalisiert, als Folge der wirtschaftlich desolaten Lage ( => extremistische Parteien). Schon mal den Spruch gehört "erst kommt das Fressen, dann die Moral"? Funktioniert immer und überall gleichermaßen.Bleibtreu » Di 22. Dez 2015, 02:22 hat geschrieben: Falsch - es ist genau umgekehrt: Gerade wenn es existentiell wird, spielen diese Faktoren eine erhebliche Rolle.
Und gerade heute und jetzt - mach mal die Augen auf!
Du hat es echt nicht gemerkt? Die Nazen sind doch ein hervorragendes Beispiel für das, was sich schrieb!Jekyll » Di 22. Dez 2015, 03:34 hat geschrieben:Dann erzähl mal, was aus den westlichen Errungenschaften geworden ist, als in Deutschland alles in Schutt und Asche lag ( => Nazis), oder jetzt bei unseren amerikanischen Freunden ( => de facto Folter wieder eingeführt, inkl. Angriffskriege). Auch die Griechen sind mittlerweile radikalisiert, als Folge der wirtschaftlich desolaten Lage ( => extremistische Parteien). Schon mal den Spruch gehört "erst kommt das Fressen, dann die Moral"? Funktioniert immer und überall gleichermaßen.
Bleibtreu » Di 22. Dez 2015, 02:50 hat geschrieben: Du hat es echt nicht gemerkt? Die Nazen sind doch ein hervorragendes Beispiel für das, was sich schrieb!
Darauf findest du hier meine Antwort.palulu » Di 22. Dez 2015, 04:56 hat geschrieben:Ihr könnt rauf und runter diskutieren, es wird bloß nichts bringen, weil es weder den Islam gibt noch die gegenwärtige politische, soziale oder ökonomische Situation in islamischen Staaten auf die Religion zurückzuführen ist. Über welchen Islam debattiert ihr hier eigentlich? Den der deutschtürkischen MigrantInnen aus der 5. Generation oder die im Iran vorherrschende schiitisch geprägte Variante eines Staatsislams?
Über welches Land, welche Gesellschaft, welche Konfession, welche Schicht, welche Region diskutiert ihr? Welcher Islam soll reformiert werden? Ist es überhaupt die Religion, die reformiert werden muss, oder sind es die vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, die vordergründig religiös anmuten mögen, aber im Grunde nichts anderes als eine Konstruktion sind, um Macht abzusichern? Wie ist denn Saudi-Arabien zu dem geworden, was es heute ist? Weil die AraberInnen einestages beschlossen, kollektiv wahabitisch zu sein? Was waren die treibenden Kräfte hinter der Revolution im Iran? Waren das gesellschaftliche Massenkollektive, die einhellig beschlossen, fanatisch zu werden oder waren es Gruppen und Strömungen, die eine Minderheit darstellten und durch historisch einmalige Konstellationen in die Lage versetzt wurden, das durchzusetzen, was wir heute zurecht als Fundamentalismus ablehnen? Und was war da die Rolle westlicher Staaten?
Warum soll religiöser Fundamentalismus, der politisch gezüchtet und durchgesetzt wurde, durch eine Reformation der Religion bekämpft werden können? Wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges der Katholizismus oder der Protestantismus inhaltlich reformiert?
Eine 5te Generation, palulu? Über die 3te können wir uns als existierend gerne unterhalten, darüber ist einiges bekannt und dazu kann ich dir wärmstens Der Multikulti-Irrtum - Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können empfehlen. Die Autorin ist ihres Zeichens Tochter von Migranten der ersten Generation. Lesenswert, was diese in Istanbul geborene Rechtsanwältin und Kämpferin für eine funktionierende Integration zum Besten gibt. Ihre Thesen sind denen von Bassam Tibi nicht unähnlich.Bleibtreu » Mo 21. Dez 2015, 18:59 hat geschrieben:JA, der Islam IST latent bis offen verfassungsfeindlich. DER Islam, da alle RechtsSchulen und auch die Vorgaben der al-Azhar-Universität oder im klerikal faschistischen Iran nicht mit der freiheitlichen GrundOrdnung und unserer aufgeklärten Werten vereinbar sind. Nur dann, wenn sich ein Muslim nicht an die Regeln seiner RechtsSchule hält, kann er mit viel Phantasie im Einklang mit der FDGO leben. Und genau deshalb positioniere ich mich seit Anfang des Jahres zunehmen gegen diese Religion. Ich werde das, was klar Menschen verachtend ist nicht mehr mit SamtHandschuhen anfassen - damit ist Schluss bei mir und mir geht diese weich gespülte Schönrederei nur noch auf die Nerven! Gute Güte, beim durch die Aufklärung gezähmten Christentum + Judentum bleibt kein Auge trocken, so hart und unerbittlich werden beide kritisiert. Selbstredend teilweise nicht zu Unrecht. Nur beim Islam wird sich von Vielen strikt geweigert sich hier endlich auch zu emanzipieren.
Wenn sich die historisch-kritische KoranExegese eines Mouhanad Khorchide, die er immer wieder einfordert [warum er das wohl ständig fordert, hm?] endlich einmal innerhalb der Ummah nennenswert Bahn bricht und nicht nur unter seinen Studenten in Münster gelehrt wird, was bisher in weiter Ferne liegt
, sehe ich eine Chance auf ein andere Beurteilung.
Das ist deine rein persönliche Ansicht, die dadurch für mich nicht wahrer wird.Die ganze hier geführte Debatte ist Blödsinn, weil sie fundamental an der Problematik vorbeigeht.