FelixKrull » So 30. Nov 2014, 22:17 hat geschrieben:
Werter Zollagent,
ich weiss, was du meinst, aber deine Aussage ist viel zu allgemein und stimmt nur bedingt und ist je nach Branche abhängig.
ich bin nunmehr fast 7 Jahre selbstständig tätig (freiberuflich) und bin nur ein ganz kleines Rädchen und kratze seit einiger Zeit am unterem Ende herum.
Aber Kostenreduzierung ist nicht die Lösung für eine erfolgreiche Unternehmung, sondern die jeweilige Dienstleistung. Sicherlich kann man an so manchen Stellen Kosten einsparen, aber das ist keine Dauerlösung bzw. keine Problemlösung. - Man kann dadurch den Gewinn möglicherweise steigern bzw. eher die Verluste reduzieren. Die Ursache wird dadurch nicht bekämpft, sondern nur verzögert.
Ich habe so einige Dienstleister die ich in anspruchnehme die sicherlich etwas teurer sind, als diverse z.b. osteuropäische… aber ich kann ruhiger schlafen und ich weiss, dass die arbeit ordnungsgemäss und vorallem termingerecht erledigt ist, abgesehen davon, kann ich bei denen jederzeit vorbeikommen und nachfragen und dabei ein bierchen trinken.

- ich bin ein vertreter, dass das meiste in der hood bleiben sollte.
Dass drücken der Kosten kann auch oft sehr negativ sein, angefangen über die Motivation der Mitarbeiter über die Dienstleistungen von Dritten, sofern es mal schneller gehen sollte oder gar übers Wochenende geliefert werden sollte… dass kann alles sehr nachteilig sein und ist nicht mittel- bis langfristig gedacht.
wenn ich eine Bäckerei besässe, die keinen Minderstlohn zahlen könnte, würde ich versuchen, meine Produktepalette zu verändern und/oder neue Absatzmöglichkeiten zu erschliessen. Würde dies nicht zu Erfolg führen, so sollte man ehrlicherweise einen Schnitt machen. alles andere wäre nur eine Verzögerung der Insolvenz.
Grundsätzlich reden wir hier nicht über Dienstleistungen, sondern über Handwerksleistungen, die einer gewissen Mindestausrüstung bedürfen, um richtig erbracht werden zu können. Da kannst du nicht kommen und das mit einer Unternehmung vergleichen, die Dienstleistung, sprich, eine immaterielle Leistung erbringt. Du hast nun mal als Bäcker ein Handwerk, das Regularien unterliegt und da ist dir vorgeschrieben, daß du gewisse Ausgaben einfach zu haben hast. Du hast im Prinzip nur die Möglichkeit, beim personellen Einsatz Kosten einzusparen, ob das nun angenehm ist oder nicht. Wenn ich einen Betrieb habe, der am Rande der Rentabilität entlangschlittert, dann ist die Motivation der Mitarbeiter, die durch Sparmaßnahmen vielleicht demotiviert werden könnte, erst mal zweitrangig. Dann hast du nämlich nicht mehr viel Zeit, das Ruder herumzuwerfen. Du mußt sehr bald etwas Greifbares haben. Produktpalette verändern klingt toll, aber weißt du denn, wie groß sie derzeit schon ist bei unseren Bäckern? Mit neuen Brotsorten wirst du vielleicht einige experimentierfreudige Kunden gewinnen. Der überwiegende Teil der Deutschen ist aber, was ihre Nahrung betrifft, sehr konservativ. Damit viel zu verändern, dem würde ich nicht wirklich Chancen geben. Der Vertriebsweg verspricht hier mehr Chancen, sprich, mobile Bäckerei, Lieferdienst, z.B. Betrieben bzw. Betriebskantinen besondere Angebote machen etc. da kannst du was bewegen. Aber auch hier kosten Veränderungen erst mal Geld. Das hast du, betrachtet man mal die Läden auf dem Land, in aller Regel nicht. Ich habe wirklich den Eindruck, daß du sehr idealisierst und theoretisierst. Natürlich bringen hochmotivierte Mitarbeiter mehr als solche, die die Tage bis zur Kündigung zählen. Keine Frage. aber wer nicht mitzieht, wenn der Betrieb Probleme hat, den brauche ich nicht! Der fliegt raus, ohne wenn und aber. Geschenke und Zuckerli verteilen kann ich, wenn ich die Zeit und die Möglichkeiten dazu habe. Weißt du, ich wurde schon so ca. ein halbes Dutzend mal beauftragt, in einem in Schieflage liegenden Betrieb Wege zu suchen, den Betrieb so umzugestalten, wie es dir vorschwebt. Das hatte seine Ursache darin, daß ich in dem Letzten Betrieb, in dem ich als Angestellter gearbeitet habe, als Leiter Personal und Verwaltung (klingt jetzt großartig, aber bei knapp 50 MA ist das gar nicht so bedeutend) genau eine solche Rolle schon kraft Amtes einnehmen mußte. Und bei der Hausbank saß nun mal ein Sachbearbeiter, dem das gefiel, was ich da machte. Nämlich nicht über Kürzungen und Reduzierungen, sondern über Umsatzausweitungen aus der Krise zu kommen. Das geht in bestimmten Branchen. Und der gab anderen Kunden, die in Probleme kamen, den Tipp, mal bei mir anzurufen. Wie gesagt, bisher knapp ein halbes Dutzend mal. Ich war nicht immer erfolgreich, das vorausgeschickt, aber so was erfordert nun mal eine einfallsreiche Taktik und da gibt es keine Patentrezepte. Letztlich zählt das, was in die Kasse kommt. Kommt nichts, geht die Titanic unter.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)