Gut gesprochen.Watchful_Eye » 19. Juli 2012, 17:45 hat geschrieben:Auf einer Meta-Ebene betrachtet, ist es übrigens interessant, wie sich beide Seiten als die "liberale" Seite verstehen können.
Die Befürworter sagen "Gönnt der jüdischen und muslimischen Kultur doch die Beschneidung - Leben und Leben lassen",
die Gegner sagen "Gönnt den jüdischen und muslimischen Söhnen doch die eigenbestimmte Entscheidung über ihre Vorhaut - Leben und Leben lassen".
Ich bin an sich kein Gegner ethnopluralistischen Denkens. Ich sehe es beispielsweise als problematisch an, wenn über militärische Auslandseinsätze nachgedacht wird, um fremden Kulturen "Freiheit und Demokratie beizubringen".
Mein Verständnis von Liberalismus sagt mir allerdings, dass das Recht des Einzelnen, über sich selbst zu bestimmen, über dem Recht einer Gruppe steht. Und das Grundgesetz fußt auch auf solchen Gedanken.
Kleiner Hinweis: der Liberalismus ist hierzulande nicht gern gesehen.

Deutschland hat eine politisch-theoretische Tradition im Republikanismus.
Sowohl Hegel als auch Rousseau waren Republikaner, der weiter zu Aristoteles zurückführt und die Gemeinschaft ins Zentrum der Betrachtung stellt.