Rautenberger hat geschrieben:(03 Sep 2020, 09:22)
Vielem aus dem Beitrag stimme ich zu, aber bei diesen beiden Punkten widerspreche ich:
Nawalnys Vergiftung ist eben nicht ein Zeichen der Stärke, sondern der Schwäche.
Putins Macht ist so sehr wie nie zuvor in Frage gestellt. Die Zeit der steigenden Ölpreise ist vorbei. ... Belarus würde dann zu einem russischen Protektorat und es würde todsicher zu einem gegen Putins Russland gerichteten Stimmungsumschwung in der belarussischen Bevölkerung kommen. Gegen die breite Mehrheit der Bevölkerung kann man sich aber langfristig nicht halten. Mit anderen Worten:
Der Mann ist über kurz oder lang am Arsch.
...und ich glaube nicht, dass die Deutschen diese Gaspipeline in Zeiten des Ausstiegs aus fossilen Energieträgern brauchen. Dass die Russen inzwischen darüber sinnieren, man könnte ja auch Wasserstoff herstellen und durch die Röhre nach Deutschland schicken, zeigt, dass auch sie das kapiert haben.
Vieles von dem, was Sie in ihrem vorstehend zitiertem Beitrag auflisten, kann ich nachvollziehen und bin damit soweit einverstanden, als man Putins aktuelle Situation so sehen und analysieren kann.
Ich wollte, ich könnte Ihnen vollumfänglich und ohne Einschränkungen zustimmen...
Aber:
zu dem Punkt, den Sie gefettet hatten:
Das halte ich mehr für eine Wunschvorstellung als für die reale Fakenlage. Sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell.
Als Nemzow, der ja im Gegensatz zu Nawalny die Massen noch wesentlich mehr aktivieren und damit auch oppositionelle Kräfte aktivieren konnte,
ermordet wurde, war die Situation eher so, dass Putins Kurs und Machenschaften in Frage gestellt wurden. Nicht umsonst wurde Nemzow deshalb
durch den Kreml liquidiert. Wer sonst soll letztlich als Auftraggeber dahinter gestanden haben, nicht wahr.
Ergebnisse und Aufklärung wie immer NULL.
Und bezüglich der Hoffnungen, die in die aktuellen Vorgänge in Belarus gesetzt werden, verweise ich auf ähnliche Konstellationen zu dem Zeitpunkt
als Nemzow ermordet wurde und die Krim-Annexion gerade mal ein Jahr "alt" war. Was passierte denn nach der orangenen Revolution und
der Krimaktion mit Putins Politik und Machtposition. Nichts, was ihn schwächte oder gar in Frage gestellt hätte. Auch nicht, dass er militärisch
das Bruderland Ukraine angreifen ließ und unsägliches Leid über viele Menschen, russ. wie ukrainische brachte.
zu dem Punkt "Belarus":
Wie auch für die Ukraine gilt hier, dass man es toll findet, und nur zu gerne sieht, wie die Bevölkerung gegen Lukaschenka aufbegehrt bzw.
ihn zum Teufel wünscht. War in weiten Teilen der Ukraine mit dem damaligen russisch-freundlichen Präsidenten genauso. Der musste
letztlich gehen. Der Preis aber war dafür von Putin extra hoch gelegt worden. Und bis heute ist die Ukraine abhängig vom "goodwill" des Kreml,
speziell dem Putins. Remember "frozen conflict"...
Ob Lukaschenka sich in Belarus halten wird oder sogar massiv und gewalttätig durchgreift, wird man sehen. Gehasst wird er von der breiten
Mehrheit sowieso. Und Putins volle Unterstützung hat er auch. Selbst wenn Putin ihn doch fallenlässt, ändert sich gerade für Waldimir, den
Giftmischer und Mordpolitikfürsten der russischen Föderation nicht viel. Genauso wie er Nachbarländer, oder sogar unliebsame Kritiker/
in Ungnade gefallene Oligarchen, Oppositionelle und Überläufer als Verräter im In- und Ausland bedrohen oder sogar eliminieren lässt,
zeigt das nur eines: Wie sehr seine Macht in Takt ist. Siehe auch seine Verfassungs"reform", mit der er innerrussisch künftignoch mehr
Macht und Lenkungsmöglichkeiten zur Verfügung hat.
Und dass Rußland selbst im eisernen Totalisarismusgriff und unter voller Kontrolle des Wladimir Putin, der russ.-orthodoxen Kirche(!!) und der kremlloyalen
Oligarchenmafia steht, ist auch Fakt. Leider. Genauso wie der den Propagandaapparat vollkommen kontrolliert, besonders TV und Medien. Erstere sind
ja in Rußland Informationsquelle Nr.1 für die breite Bevölkerung.
Zu dem Punkt Nordstream2 brauchen wir nicht, wäre zu sagen, woher das zusätzliche Gas für umweltsaubere Gaskraftwerke kommen soll,
die zwar erst noch gebaut werden müssen, aber eben notwendig sein werden, damit die bisher von den verbliebenen AKWs verrichtete
Netzaussteuerung und Netzstabilität künftig von genauso schnell und variabel in der Leistung und schnell herunter-/hochfahrbaren Power-GAS-Kraftwerken
ausgeführt werden kann. 24/7/365. Wenn D das Gas der Nordstream2 gar nicht braucht, wäre zu fragen, ob die jeweiligen Regierungen
unter Merkel nicht ganz dicht waren, als sie diesen Pipelinedeal gegen einige EU-Widerstände durchsetzten. Und das nebenbei auch
noch etwas Geld kostet(e). Bisher hört man auch nur von der Grünen-Betursel Göring-Eckardt die Forderung, Nordstream2
zu beerdigen. Und von Norbert Röttgen, als gemeinsame, EU-getragene Reaktion und Haltung gegenüber Putins persönlichem
Zarenreich Rußland. Allerdings sitzen beide nicht in Merkels Regierung. Und Kanzler/in sind sie auch nicht. Werden sie auch nie.
Die Wasserstofftechnologie ist sicher eine Alternative zu Elektriefizierung in vielen Bereichen,
in auch ein lukratives Profitfeld. Nicht nur für Putin. Aber auch hier wäre in seinem Fall zu hinterfragen, wie Rußland die bekanntermaßen
stromintensive Herstellung von Wasserstoff bewerkstelligt? Ich sage mal, mit Wind- und Sonnenstrom eher nicht. Sondern mit AKWs,
von denen die Russen einige haben. Gesetzt den Fall, unsere großartige Energiewende braucht zu den bisherigen ca. 40% Russengas
das aus der Nordstream 2- Pipeline nicht, sondern Wasserstoff. Günstig von Putin geliefert. Wie alles, was der Kreml besonders an
D günstig und verlässlich liefert. Ist das dann umweltgerecht im Sinne einer sinnvollen Energiewende, mit solchen Rohstofflieferanten
und dessen anrüchig produziertem Wasserstoff zu hantieren? - Ich schweife ab, das Thema ist ja die Machtfrage Putins und ob diese
so schwach ist wie nie zu vor:
Ich sage, Putins Position ist ungebrochen stark. Egal, ob einer Minderheit mutiger junger Russinnen und Russen das gewaltig auf
den Senkel geht und sie deshalb unübersehbar protestierend auf die Straße geht.
Was den Ölpreis angeht, steht der mittlerweile bei ca. 43 USD je Barrel. Expertenschätzungen gehen davon aus,
das er - nicht gleich - aber in zwei bis drei Jahren wieder Höchststände von bis zu 150 USD erreichen könnte.
Aber selbst mit dem aktuellen Ölpreis, sogar dem Absturz ins teils Bodenlose, konnte Putin leben und überleben.
Ebenso mit den Sanktionen seitens der USA oder denen der EU. Was durchaus Auswirkungen auf die Versorgungslage
der breiten russischen Bevölkerung der nicht so wohlhabenden bis bettelarmen Teile dieser hatte.
Hat es Putin geschwächt? - Nein, hat es nicht. Wieso sollte jetzt ausgerechnet der "Mäuschenaufstand" in Belarus
seine Position schmälern oder mal wieder eine Liquidierung eines Oppositionellen. Hat schon bei der Journalistin
geklappt, bei Skripal, bei Nemzow, dem Krieg in der Ostukraine, dem russ. Abschuß von MH17 und es wird auch
bei Nawalny wieder für Putin klappen, ohne dass er um seine Macht, den Erhalt und die Dauer seiner Regentschaft
mehr besorgt sein müsste als bisher auch.
Aber Sie können gerne hoffen, dass es Putin diesesmal zerreißt, und das russ. Volk ihn abserviert. Ich glaube das zwar
nicht, als realistisches Szenario der näheren Zukunft und auch später nicht. Er wird als Kremlgreis irgendwann
aus diesem hinausgetragen werden, als Väterchen aller Russen. Und als amtierender Strippenzieher und Präsident
auf Lebenszeit. Also gehen meine schlimmen Albträume

dahin, dass entweder jemand aus seinem hochgefährlichen
Mordgeheimdienst FSB aus Versehen etwas Nowitschok in seiner direkten Umgebung "verstreut", er
irgendwie einen Herzkasperl erleidet oder er sich wie seine Tochter mit dem neuen russ. Coronaimpfstoff
impfen lässt und der ausgerechnet bei ihm nicht lebenserhaltende, bis dato unbekannte Nebenwirkungen hat, die ihn zu Fischfutter machen.
Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Und nein, ich wünsche selbstredend auch Herrn Putin ein langes, erfülltes Leben
und ein gewaltfreies und friedliches Dahinscheiden, wenn ihn der Schnitter zu sich ruft. Gell.