Atue001 hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. Juli 2023, 00:53
(...)
...Ausreichend Windkraft auch in Bayern und BW hingegen schon.
Ja, gern! Aber ist das Windpotential in Süddeutschland wirklich "ausreichend"? Ich lerne derzeit gelegentlich ziemlich mißvergnügt, daß Windkraftanlagen in noch kürzeren Abständen sehr unterschiedliche Erträge liefern. Einige Stunden ist tüchtig Windleistung verfügbar, dann wieder so gut wie gar nichts. Der Trost des Windmüllers: Der Wind weht gleichermaßen bei Tag und auch bei Nacht rund ums Jahr, wenn auch kaum vorhersagbar. Ich mache meine Beobachtungen im nördlichen Westpommern/Polen; diese mitteleuropäische Landschaft wird als "windstark" ausgewiesen. Also, hier kann man verbrauchernahe Windkraftanlagen mit wirtschaftlichem Erfolg betreiben.
Ist diese "Windlage" auf Süddeutschland zu übertragen? Ich weiß das wirklich nicht; deshalb frage ich vorsichtshalber. Natürlich soll man Windenergie nutzen, wenn sie über das Jahr einigermaßen zuverlässig zur Verfügung steht. Aber auf Verdacht Windräder dort aufstellen, wo wenig bis gar kein nutzbarer laminarer Windstrom weht, das halte ich für vergebliches Bemühen. Sträflich aber auch, wenn man eine gute Gelegenheit verpaßt, eine gute Windlage ungenutzt läßt.
Aus meiner Erfahrung im Norden Mitteleuropas heraus empfehle ich, zur Vermeidung von Flächenfraß mit Photovoltaik auf allen Gebäuden zu beginnen, auch als Fassadenverkleidung. Da sind verbrauchernah tagsüber ordentliche Erträge zu erwarten... nur in den Monaten November, Dezember, Januar und Februar, also dann, wenn man besonders viel Heizenergie benötigt, sind die Erträge unbefriedigend. Dringend notwendig sind "saisonale Langzeitspeicher" in der Nähe der Verbraucher, die den riesigen Energieüberschuß aus dem Rest des Jahres in den Winter retten und verfügbar machen. Mich wundert schon, daß es dort nicht so recht vorangehen will! Wo Wind verfügbar ist, kann Windenergie diese Lücke in der dunklen Jahreszeit sehr gut füllen... kommt vermutlich mit kleineren Speichern "über den Winter".
Vor diesem Hintergrund wird Kernkraft zum groben Unfug. In Frankreich stand Mitte des 20. Jahrhunderts nicht genügend viel Kohle zur Verfügung... und damals war Kernkraft ein Ausweg aus dieser Klemme. Inzwischen sind erneuerbare Energien aber mit ausgereiften Anlagen zu nutzen. Nach meinen Beobachtungen gibt es an der Biskaya bis hinauf in die Bretagne sehr gute Windlagen... und Dächer für Photovoltaik gibt es überall im Lande mit weitaus höherem Potential für hohe Erträge als im nördlichen Mitteleuropa. Anstatt also vorhanden Anlagen rundzuerneuern sollte man auch dort auf Sonne und Wind bauen. Aber das müssen Franzosen selbst entscheiden... nur als Begründung für Kernkraftwerke in Mitteleuropa taugt das französische Beispiel überhaupt nicht!