Wenn ich das so lese, muss ich aus irgendeinem Grund an den Iran denken.Thomas I hat geschrieben: Man sollte nicht alles Glauben was die Oppositionsparteien in der Türkei erzählen.
Forderten nicht gerade wir im Westen Religionsfreiheit von der Türkei? Von mehr Freiheiten profitiere dann aber natürlich nicht nur die Christen.
Ein Stata der sich eine Behörde hält die gleichzeitig die höchste religiöse Autorität für eine Religion im Lande ist, erscheint mir bei genauer Betrachtung nicht besonders säkulär.
Die türkische Form des Laizismus ist weniger eine Trennung zwischen Staat und Religion, sondern vielmehr eine Unterordnung der Religion unter den Staat. Da sich der Staat aber dabei nur eine bestimmte Religion zu Eigen macht, werden alle die andren Glaubens sind diskriminiert (und das passiert ja faktisch auch in der Türkei) - auf sie wirkt so ein Staat dann nicht säkulär sondern mehr als Verteidiger einer Staatsreligion.
Die Bestebungen der AKP gehen dahin, nach europäischem Vorbild eine Trennung von Staat und Religion herbeizuführen - natürlich auch, weil das sicher auch einige Freiheiten für gläubige Muslime mit sich brächte, aber auch weil die EU das mit zur Beitrittsbedingung macht.
Die Hardcore-Atatürkisten sind zwar sehr laizistisch (das aber sind Kommunisten oder Faschisten auch), mit anderen europäischen Grundwerten wie Demokratie, Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit oder Minderheitenrechte aber haben sie arge Probleme, die AKP hingegen zeigt da wiederum oft weniger Berührungsängste.
Für mich ist die Türkei ein zwischen Moderne und Islam zerrissene Nation, die versucht hat über die poliische Einschränkung und Kontrolle des Islam den Anschluss an den Westen und die Moderne zu finden. Das ist ihr auch halbwegs gelungen, nur mit der zunehmenden Islamisierung ihrer Nachbarn gerät auch diese mehrheitlich islamische Nation unter Druck, das was Atatürk nicht ohne Grund und relativ erfolgreich umgesetzt hat wieder rückgängig zu machen. Die AKP ist Inbegriff dieses islamischen Drucks auf die Politik.
Du kennst das Zitat mit dem Kadaver, der das Leben und den Geist der Türken vergiftet, sicherlich. Ein kluger Mann. Das dem Islam ein starker Nationalismus entgegengesetzt werden musste, liegt in der Natur der Sache. Eine starke ideologische staatsdienliche Überzeugung als Ersatz für die islamische Überzeugung.
Und unter den Deutschen befinden sich noch Sorben, Polen, Rußlanddeutsche und jede Menge andere ethnische Minderheiten, die bei dieser allgemeinen Betrachtung nicht ausschlaggebend ins Gewicht fallen.Thomas I hat geschrieben: Ist die Regierung der Bundesrepublik in allen Belange halbwegs repräsentativ für die gesellschaftlichen Vorstellungen der Bürger Deutschlands? Oder die Regierung Bayerns in allen Belange halbwegs repräsentativ für die gesellschaftlichen Vorstellungen der Bürger Bayerns?
Die gesellschaftlichen Vorstellungen der Mehrheit der Deutschen und die der Mehrheit hier lebenden Türken differieren auch hochgradig - wobei man da noch berücksichtigen muss das nicht wenige derjenigen die auf dem Papier als Türken hier sind in der Realität Kurden sind wo sich eine ganz andere Konflikt- und Problemlage darbietet.
Und ja, unsere Regierung ist repräsentativ, nicht in allen Belangen aber sie ist prinzipiell das Spiegelbild ihrer Gesellschaft und damit das repräsentativste Abbild der herrschenden grundsätzlichen gesellschaftlichen Vorstellungen: christlich-demokratisch und sozial-demokratisch. Mit anderen Worten Zielen die groben gesellschaftlichen Vorstellungen auf Demokratie, ein christliches Wertegefüge und eine soziale Marktwirtschaft ab.
Trifft voll und ganz auf Deutschland zu.
Dasselbe gilt für Bayern und seine Regierung.
Nein, weil es auch nur Deutsche mit verschärften religiösen und politischen Ansichten sind aber keinem vollständig entgegengesetzten Gesellschaftssystem unter den Gesichtspunkten einer vollkommen anderen Religion (über die ich hier nicht schreiben darf).Thomas I hat geschrieben: Es leben derzeit etwa 2,4 Mio. Personen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland - wobei da die Kurden türkischer Statsbürgerschaft enthalten sind.
2 Mio. Fundamentalistische Katholiken oder 2 Mio Deutsche die sich zu rechtsextremen gesellschaftlichen Vorstellungen hingezogen fühlen gibt es fraglos auch.
Die gesellschaftlichen Vorstellungen der Mehrheit der Deutschen und gewisser rechtslastiger oder katholisch-fundamentalistischer Kreise in diesem Land sind sicher auch nicht in Einklang zu bringen - siehst du da auch die Gefahr eines Bürgerkrieges?
Diese Werte lassen sich nicht durchsetzen, sie müssen aus eigenem Antrieb heraus mitgetragen werden.Thomas I hat geschrieben: Ich sehe in einem transantionalen Superstaat eher die Chance diese Werte schneller duchzusetzen.
Dafür das ich als Homosexueller in diesem Land in gewissen Bereichen inzwischen gleichberechtigt oder auf dem Weg dahin bin, haben Europarat, EuGH und EU-Kommission mindstens soviel getan wie Bundestag und Bundes- sowie Landesregierungen - von deutschen Gerichten ganz zu schweigen, die sind da ein echtes Trauerspiel.
Und ich persönlich denk bei diesen Werten auch an sehr viel Grundsätzlicheres als "Gleichstellung".
Stellt sich die Frage wieviele Staaten (und nicht nur ihre Regierungen) den Weg zum Europäischen Bundesstaat gehen wollen. Wenn dann mal der Staat gefragt wurde, dann viel das Ergebnis immer negativ aus...Thomas I hat geschrieben: Da ich der Ansicht bin, dass die EU aber derzeit sich festgefahren hat, wäre ich für ein Kerneuropa aus Staaten die den Weg zum Europäische Bundesstaat weitergehen wollen, dieser kann ja weiterhin auch Mitglied der EU bleiben.