Simbabwe am Horizont

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Die Inflation...

ist in leichten Maße unumgänglich, um die Schulden abzubauen.
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bleibt ein Mythos, weil die EZB unabhängig hinsichtlich der Preisstabilität bleibt.
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wird dramatisch ansteigen.
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Kibuka
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Simbabwe am Horizont

Beitrag von Kibuka »

Seit Ausbruch der Finanzkrise haben die Zentralbanken massenhaft Geld in das System gepumpt, teilweise liegt es bei den Banken, die sich über den Zins sanieren, teilweise fließt es in die Realwirtschaft.

Seit Monaten steigt der Goldpreis wieder, liegt momentan bei 1.061 USD/Feinunze. Schaut man genauer hin, ist das ein relativ geringer Anstieg, vorallem wenn man den Goldpreis mit dem Euro gleichsetzt. Dort war der Anstieg sehr moderat.

Währenddessen lässt der gegenüber dem Dollar erstarkte Euro die Strategie der USA erahnen, die offensichtlich einen leichten Inflationskurs eingeschlagen haben, um die eigenen Schulden auf der Welt abzutragen.

Nun stellt sich die Frage wohin die Reise geht. Schaffen es die Zentralbanken das Geld wieder einzusammeln, sobald die Konjunktur anzieht oder werden sie den Zeitpunkt wieder verpennen, wie die FED vor ein paar Jahren?

Droht uns in absehbarer Zeit die Inflation? Wie soll sonst der Schuldenberg abgetragen werden, der sich bei vielen Staaten nun angesammelt hat?
Simbabwe am Horizont

Die Konjunktur ächzt und stöhnt. Die Unternehmen kämpfen um jeden Euro. Dennoch geht ein Gespenst um in Deutschland - das Gespenst der Inflation.

Zahlreiche Kommentare lassen Schlimmes befürchten. Drohen hierzulande Zustände wie in Simbabwe? Gleich vorweg, das ist nicht der Fall. Nur zur Erinnerung: Die Konjunktur ächzt und stöhnt. Die Unternehmen kämpfen, wie ein Blick auf die Quartalsberichte zeigt. Es gibt derzeit keine Anzeichen auf explodierende Preise. Die gegenwärtige Preisentwicklung ist sogar außerordentlich moderat, und das hat nicht nur seine guten Seiten. Fragen Sie mal Milchbauern oder die Lufthansa.

Auch die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei 3,2 Prozent. Und, mal ehrlich: Wer verleiht zu diesen Konditionen Geld, wenn tatsächlich eine Hyperinflation droht?

Bund verschuldet sich

Dennoch naht angeblich eine fürchterliche Inflation. Das Argument ist simpel: Die Staaten verschulden sich immens, die Notenbank pumpt Liquidität ohne Ende in den Markt. Das stimmt und kann tatsächlich in die Inflation führen. Doch das ist derzeit nicht der Fall, weil die Währungshüter immer noch auf den Rückgang der Wirtschaftsaktivität reagieren. Der Bund zum Beispiel leiht sich mehr Liquidität, aber Konsumenten und Unternehmen halten sich zurück.

Viel von dem Geld, das die EZB auf den Markt gepumpt hat, hat den Weg von den Banken in die Wirtschaft noch nicht gefunden. Und wo liegt es? Es liegt bei den Banken. Außerdem verzeichnen die Statistiker ein vergleichsweise geringes Wachstum bei den Löhnen. Gleichzeitig greift die Arbeitslosigkeit um sich - Tendenz steigend. Vorhandene Kapazitäten in Fabriken werden nicht genutzt, Kurzarbeit wohin das Auge blickt. Auch das sorgt für Druck auf die Preise. Inflation bedeutet, dass es zu viel Geld für zu wenig Güter gibt. Das ist derzeit jedoch nicht der Fall.
Kollektive Angst

Deutschland befindet sich stattdessen in einer massiven Wirtschaftskrise. Warum also diese Angst vor der Inflation? Weil wir Deutschen schon immer Angst davor haben. Die Furcht vor der Geldentwertung wurzelt tief in uns. Die Inflation zwischen den Weltkriegen hat sich tief in unser kollektives Bewusstsein gegraben.

Doch nicht nur Deutsche, auch die übrigen Europäer befürchten, dass die Preisspirale außer Kontrolle gerät. Bestes Beispiel ist die Europäische Zentralbank: Die EZB hat im Juli 2008 doch tatsächlich die Zinsen erhöht - bevor die Wirtschaftskrise uns mit voller Wucht erwischte.

Vor diesem Hintergrund können wir unser Vertrauen in die Banker bewahren. Wir können sicher sein, dass sie wachsamen Auges auf die Preise schauen, und wenn nötig, die Inflation hart bekämpfen. Nur: Hoffentlich beginnen sie erst dann damit, wenn die Wirtschaft sich kräftig und dauerhaft erholt. Die fatalen Zins-Entscheidungen ihrer Kollegen aus den 30er Jahren sollten sie in dieser Ansicht bestärken.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/kolumnen/ ... 69134.html
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DK2008
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von DK2008 »

Im Moment haben wir praktisch überhaupt keine Inflation. Und ich bin relativ zuversichtlich, dass die EZB die Inflationsrate im Auge behalten wird und gegebenenfalls gegensteuern wird. Der große Vorteil ist, dass die EZB zum einen vollkommen unabhängig ist und zum anderen das Ziel der Preisstabilität absolute Priorität hat (d. h. allen anderen Zielen übergeordnet ist).

Ich mach mir da keine Sorgen.
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Frank_Stein
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Frank_Stein »

Kibuka hat geschrieben:Seit Ausbruch der Finanzkrise haben die Zentralbanken massenhaft Geld in das System gepumpt, teilweise liegt es bei den Banken, die sich über den Zins sanieren, teilweise fließt es in die Realwirtschaft.

Seit Monaten steigt der Goldpreis wieder, liegt momentan bei 1.061 USD/Feinunze. Schaut man genauer hin, ist das ein relativ geringer Anstieg, vorallem wenn man den Goldpreis mit dem Euro gleichsetzt. Dort war der Anstieg sehr moderat.
So schnell wird die Wirtschaft sich nicht erholen. Simbabwe zeichnet sich durch die Stagflation aus- also Inflation und trotzdem hohe Arbeitslosigkeit.

Die Inflation wird hier vermutlich nicht so schlimm werden, wie viele erwarten - aber höher als im Moment. Dass die Marke von 4% nicht überschritten wird, darauf werden die Notenbanken achten. 2-3 % halte ich für Wahrscheinlich in ca. 1-2 Jahren.

Gold und Silber haben trotz des Anstiegs in den letzten 5 Jahren aber trotzdem Nachholbedarf - denn in den letzten 30 Jahren ist die Geldmenge deutlich stärker gestiegen als die Gold und Silbermenge. In diesem Sinne halte ich eine Verdoppelung in den nächsten 5 Jahren (in $) für wahrscheinlich.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Hellmann
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Hellmann »

Kibuka hat geschrieben:Droht uns in absehbarer Zeit die Inflation? Wie soll sonst der Schuldenberg abgetragen werden, der sich bei vielen Staaten nun angesammelt hat?
Ohne Inflationierung droht Überschuldung, ganz einfach.

Das wissen die Verantwortlichen der Geldpolitik auch. Ok, vielleicht nicht die Figuren in der EZB, aber ganz sicher die Verantwortlichen in den USA.

Man wird also wohl inflationieren, wie man es auch in den 60er und 70er Jahren gemacht hat. Danach sind halt die Sparer etwas ärmer geworden, aber die Löhne haben endlich wieder ein anständiges Niveau erreicht. Die Sparer müssen dann halt wieder selber arbeiten, statt davon zu träumen, dass das ihr Geld für sie schon ausreichend machen würde.

Inflation ist etwas Gutes. :comfort:
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Kibuka
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Kibuka »

Hellmann hat geschrieben:Inflation ist etwas Gutes.
Ja, für alle die kein Geld auf der hohen Kante haben, also in der Regel die Schuldner oder die schwerreichen Personen, die ihr Geld umgehend in Immobilien und anderen Wertanlagen, wie Aktien etc. anlegen. Wer bei einer Inflation meist in die Röhre schaut, sind die Individuen der Mittelschicht.

Insofern wird einmal mehr die altbekannte Kuh gemolken. Ob das nun Inflation oder Progression heißt, spielt keine Rolle.
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Thomas I
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Thomas I »

Hellmann hat geschrieben:. Danach sind halt die Sparer etwas ärmer geworden, aber die Löhne haben endlich wieder ein anständiges Niveau erreicht. Die Sparer müssen dann halt wieder selber arbeiten, statt davon zu träumen, dass das ihr Geld für sie schon ausreichend machen würde.
Diejenigen die nur von der "Arbeit" ihres Geldes leben können, trifft so etwas nicht. Die Sparer von denen du hier redest sind die hart arbeitenden Menschen die für das Alter, ein Haus, die Ausbildung der Kinder oder ein neues Auto sparen.
Erstaunlich welche verachtung gerade diesen Menschen der Mittelschicht von der Linken immer wieder entgegengebracht wird.
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borus
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von borus »

Thomas I hat geschrieben: Diejenigen die nur von der "Arbeit" ihres Geldes leben können, trifft so etwas nicht. Die Sparer von denen du hier redest sind die hart arbeitenden Menschen die für das Alter, ein Haus, die Ausbildung der Kinder oder ein neues Auto sparen.
Erstaunlich welche verachtung gerade diesen Menschen der Mittelschicht von der Linken immer wieder entgegengebracht wird.
die verachtung geht doch über spd.cdu +fdp weiter .wenn man die BT - debatte hört.
Sollte ich jemanden persönlich verletzt haben,das war nicht meine absicht und bitte ich hiermit offiziell um Entschuldigung. wahrheit ist wahrheit nur muss es einen geben der sie sagt und kein feigling sein
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helli-belli
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letztendlich auch eine "Vertrauensfrage" ...

Beitrag von helli-belli »

Angebot und Nachfrage regeln den Preis.


Und da die Nachfrage erst steigen kann,
wenn auch "das Verfügbare" gestiegen ist,
wird es -von der Basis her- kaum
eine Tendenz zu steigender Nachfrage -> und damit zu steigenden Preisen
geben.

Das ganze frische Geld kommt ja "unten" gar nicht an.
Wird es wohl auch nicht.

Der ganze Zasta konzentriert sich "oben".
... und sucht nach Anlagemöglichkeiten.
... entsprechend steigt die Nachfrage nach bestimmten Anlageformen.
-> und somit dort auch der Preis.

Und je nach dem,
wie diese Anlageformen in der Wertschöpfungskette angesiedelt sind,
steigt dadurch - also indirekt - auch der Endverbraucher-Preis.

... Fliesst der Zasta -aufgrund der Wirtschaftskrise- allerdings
in jene Dinge, welche unverzichtbar sind
(Nahrung, Energie)
dann steigen natürlich auch die Preise für eben diese.

Und geht der Zasta von "da oben" ins Gold,
dann sind die Auswirkungen "unten" zunächst einmal nicht so wild
<so viel Gold wird in der Realwirtschaft nicht verbaut>;
allerdings:
wenn Hinz und Kunz mitbekommen was da auf dem Goldmarkt passiert,
dann tauschen Hinz und Kunz einen Großteil ihrer monatl. Überweisung
Anfang des Monats sofort in Gold um.
(geht z.B. bei "bullionvault" http://gold.bullionvault.de/ kostengünstig für 0,8% kommission plus 4$ /monat lagerkosten - also: 100% physisches Gold - kein "Papiergold")

...das wäre dann wohl schnell eine "Hyperinflation durch Vertrauensverlust".


...nach der totalen Entschuldung führt man dann ein Goldverbot ein;
unsere "amerikanischen und britischen Freunde" mit ihrer hohen Eigenheimquote
bekommen dann wieder Kredit und können ihre Konsumfreudigkeit weiter unter Beweis stellen;
und alles läuft wieder ein paar Jährchen so weiter wie bisher.

Es bleibt jedenfalls -weiterhin- interessant.


.
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Kibuka
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Kibuka »

helli-belli hat geschrieben:Angebot und Nachfrage regeln den Preis.


Und da die Nachfrage erst steigen kann,
wenn auch "das Verfügbare" gestiegen ist,
wird es -von der Basis her- kaum
eine Tendenz zu steigender Nachfrage -> und damit zu steigenden Preisen
geben.

Das ganze frische Geld kommt ja "unten" gar nicht an.
Wird es wohl auch nicht.

Der ganze Zasta konzentriert sich "oben".
Nicht ganz. Das "Zasta" wandert um den Globus und sucht nach lukrativen Anlagemöglichkeiten. Besonders interessant sind hier Länder mit hohen Wachstumsraten, Länder wie China, Indien oder Brasilien. Das Kapital schafft sich also teilweise selbst das Wachstum. Deshalb zählt auch das Kapital zu den drei Produktionsfaktoren für das Wachstum.
Kurzum, die Gelder in den diversen Fonds dienen der Investition in verschiedenen Ländern. Die Investitionsrate in China ist seit 1980 dramatisch gestiegen.

In Deutschland dümpelt die Investitionsquote seit Jahren vor sich hin.

http://www.faz.net/m/%7BE629C851-0277-4 ... icture.gif
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adal
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von adal »

Kibuka hat geschrieben:Insofern wird einmal mehr die altbekannte Kuh gemolken. Ob das nun Inflation oder Progression heißt, spielt keine Rolle.
Nichts gegen Progression, aber die kalte Progression nimmt bei uns langsam lächerliche Ausmaße an.

"Hyperinflationsgefahr" :mrgreen: Die Stagflationsgefahr ist kein Mythos: Liquidität ist was Feines, wenn sie nur nicht mit allzu hoher Gesamtverschuldung erkauft ist, die das Vertrauen in die Bonität der Schuldner insgesamt und damit die Stabilität des Geldes untergraben - besonders wenn gleichzeitig eine andere konjunkturstützende Maßnahme, die Zinssenkung (wie in den USA) kaum noch möglich ist. Politik und Notenbank haben dann nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Zuletzt geändert von adal am Samstag 14. November 2009, 00:32, insgesamt 8-mal geändert.
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Kibuka
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Re: letztendlich auch eine "Vertrauensfrage" ...

Beitrag von Kibuka »

helli-belli hat geschrieben:also: 100% physisches Gold - kein "Papiergold"
Ich überlege mir gerade wie sich der Goldpreis weiterentwickeln wird. Ein Blick auf den Goldchart zeigt das die Unze zum Dollar richtig gestiegen ist.

http://www.finanzen.net/rohstoffe/goldpreis

Vergleicht man es zum Euro, so war die Preisentwicklung doch sehr konstant im letzten Jahr, wobei vor rund einem Monat ein deutlicher Anstieg begann.

http://www.finanzen.net/rohstoffe/goldpreis@euro

Möchte wissen wer hier massiv Gold aufgekauft hat?

Ein Interview mit Heribert Müller.
Heribert Müller: "Die Goldhausse geht bald zu Ende"

Heribert Müller trifft seine Kursprognosen mit Hilfe von Elliott-Wellen und Fibonacci-Zahlen. €uro fondsxpress diskutierte mit dem Finanzexperten über ein mögliches Ende des Goldrausches.

von Silke Kampmann, Euro fondsxpress

Euro fondsxpress: Herr Müller, alle Welt redet vom steigenden Goldpreis, Sie jedoch prognostizieren einen baldigen Preisverfall. Wie kommen Sie darauf?

Heribert Müller: Das ist das Ergebnis unserer Analyse mittels der Elliott-Wellen. Mit dieser Methode lässt sich das kollektive Verhalten der Marktteilnehmer in frei zugänglichen Märkten analysieren – der Schlüssel zu den Bewegungen an den Börsen. Und das derzeitige Verhalten der Anleger weist darauf hin, dass der Aufwärtstrend bald vorbei sein dürfte.

Inwiefern? Die Welt befindet sich doch gerade im kollektiven Goldrausch.
Eben deshalb. Die Erfahrung zeigt, dass sich ein Trend dann dem Ende zuneigt, wenn die breite Masse ihn für sich entdeckt hat. Die derzeitige Situation erinnert an die Euphorie am Neuen Markt im Jahr 1999: Menschen, die nie zuvor Aktien besessen hatten, wollten auf einmal Teil des Börsengeschehens sein. Das Argument lautete, was solange gut ging, wird auch noch eine Weile weiter gut gehen. Kurz darauf aber fielen die Aktienkurse in den Keller.

Und in dieser Übertreibung sehen Sie Parallelen?
Genau. Auch jetzt stürzen sich Anleger auf Gold, die sich nie zuvor für das Edelmetall interessiert haben. Gold ist ein beherrschendes Thema in den Medien, ein Schokoladenhersteller wirbt mit goldener Verpackung, sogar das englische Nobelkaufhaus Harrods bietet Gold erstmals zum Verkauf an.

Okay, der Hype ist schon ziemlich groß. Aber inwiefern sagen Ihnen die Elliott-Wellen, dass die Gold-Hausse in naher Zukunft vorbei dürfte?
Das Fundament der Methode ist die Annahme, dass die Finanzmärkte einem immer wiederkehrenden Muster folgen. Dieses Muster lässt sich in fünf Phasen kategorisieren: Es gibt drei Impulswellen, in denen die Börsenkurse bzw. die Preise steigen. Zwischen den drei Impulswellen gibt es zwei Korrekturen. Der zeitliche Ablauf der Wellen lässt sich mit Hilfe von Fibonacci-Zahlen, also einer Folge von Zahlen, die stets die Summe ihrer Vorgänger sind, bestimmen. Für den Goldpreis haben wir errechnet, dass sich die dritte Impulswelle, die wir als Megawelle einordnen, in den nächsten Wochen ihrem Ende zuneigt.

Lässt sich sagen, wann genau dies der Fall sein wird?
Bis 1204 Dollar wird es den Berechnungen zufolge noch aufwärts gehen. Danach wird ein langer und intensiver Bärenmarkt folgen.

Nehmen wir an, Sie behalten Recht und der Goldpreis sinkt, nachdem er die Marke von 1204 Dollar erreicht hat. Warum glauben Sie, dass der Preisverfall lang anhaltend sein wird und nicht nur eine kleine Korrektur?
Die Elliott-Wellen weisen harmonische Verhaltensmuster auf. Das heißt, der Bärenmarkt korreliert sowohl zeitlich als auch von der Ausprägung der Kurse her mit dem vorausgegangen Bullenmarkt. Da wir seit zehn Jahren einen massiven Goldpreisanstieg haben, wird der Preisrückgang entsprechend lang und tief ausfallen.

Können Sie das konkretisieren?
Unseren Berechnungen zufolge wird die Mindestkorrektur bis auf 980 Dollar gehen und die Korrekturphase wird mehrere Jahre andauern.

Nicht nur dem Goldpreis, auch der Anlageklasse Aktien prophezeien Sie eine Abwärtsphase. Danach sieht es aber im Moment nicht aus.
Zugegeben, nach unseren Berechnungen hätte die Erholung im DAX nur bis zur Jahresmitte gehen dürfen. Doch auch wenn wir zeitlich nicht ganz richtig lagen, bleiben wir dabei – der Trend zeigt nach unten, der Aktienmarkt wird auf lange Zeit von den Bären beherrscht werden. Nach unseren Annahmen bis zum Jahr 2018. 2010 wird der DAX sogar unter 3600 Punkte fallen. Was wir derzeit sehen, ist nur ein Zwischenhoch.

Gibt es denn eine Anlageklasse, für die Sie optimistisch sind?
Ja, für Anleihen sahen wir im Sommer 2009 erneut ein deutliches Kaufsignal. Sie werden sich relativ zu Aktien, sehr wahrscheinlich auch absolut, besser entwickeln.

Wie stark könnte es für Anleihen im Vergleich zu Aktien nach oben gehen?
Wir rechnen damit, dass sich der große relative Aufwärtstrend, der seit dem Jahr 2000 besteht, fortsetzt. Nach den Regeln des Wellenprinzips steht Anleihen die fünfte relative Impulswelle erst noch bevor.



Im Profil:
Heribert Müller beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Elliott-Wellen. Er sagte den Rückgang des Ölpreises und den Fall des DAX unter 6000 Punkte voraus. Mit seiner Heribert Müller Trust AG berät er institutionelle Kunden. Zudem veranstaltet er Seminare und hält Vorträge über Börsenpsychologie. Zuvor war Müller Geschäftsführer und Managing Director bei der Fondstochter von Salomon Brothers. Von 1970 bis 1990 arbeitete er für mehrere Banken und Versicherungen.

http://www.finanzen.net/nachricht/Herib ... de_-704032
Ich hatte mir überlegt jetzt mein physisches Gold zu verkaufen, da wir uns auf einem sehr interessanten Hoch befinden. Leider ist schwer abszuschätzen, ob es nicht eventuell noch deutlich weiter nach oben geht. :|
Zuletzt geändert von Kibuka am Donnerstag 19. November 2009, 15:21, insgesamt 5-mal geändert.
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helli-belli
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...amerikanische Interessen ...

Beitrag von helli-belli »

Kibuka hat geschrieben:...

Möchte wissen wer hier massiv Gold aufgekauft hat?
z.B.:
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid= ... SyUvek1EtE


Heribert Müller: "Die Goldhausse geht bald zu Ende"

Heribert Müller trifft seine Kursprognosen mit Hilfe von Elliott-Wellen und Fibonacci-Zahlen. ...
na ja,
wenn er meint, er könne mit seinem Modell auch in der aktuellen Situation was anfangen: Viel Spass ...
Kibuka hat geschrieben:.
Ich hatte mir überlegt jetzt mein physisches Gold zu verkaufen, da wir uns auf einem sehr interessanten Hoch befinden. Leider ist schwer abszuschätzen, ob es nicht eventuell noch deutlich weiter nach oben geht. :|
Gold ist ja primär zur Sicherheit in Krisenzeiten gedacht.
(primär: Inflationsschutz)

Wenn Du meinst,
die Krise sei vorbei, und es gehe nun wieder mit der Wirtschaft weiter wie gehabt,
dann solltest du wohl verkaufen. (und in die Bereiche umschichten, welche ja dann nun zwingend wachsen müssen <Technologie für Passiv-Häuser, was weiss ich ...>.

... in meinem Szenario fehlt es für einen "vernünftigen" Aufschwung allerdings am "Verfügbaren" an der Basis.
...
dementsprechend hangelt sich die Weltwirtschaft nun von einem Konjunkturpaket zum nächsten.

<wie schon so oft von mir geschrieben:
"der immobiliengesicherte-Konsum-auf-Pump
wird ersetzt durch
"Konjunkturpakete-auf-Pump" >

... und am Ende der Fahnenstange
bleibt eben ein riesen Berg Schulden übrig.

... nach meiner Einschätzung ein zu großer Berg Zinslasten,
welcher jeden Wirtschaftsaufschwung immens erschwert.

Insbesondere bei "unseren amerikanischen Freunden"
sehe ich da schwarz.


Entsprechend haben wohl die USA ein Interesse daran,
sich die Schulden weginflationieren zu lassen.
(natürlich nicht sofort. solange man mit billigen dollars die Infrastruktur und die Maschinenparks aufpäppeln kann, solange wird dies auch praktiziert.
... aber irgendwann müssen sich US-Bürger, US-Wirtschaft und Staat dann eben entschulden.)


kann natürlich auch anders laufen. (zum Schulden machen, und in die Sachwerte gehn' fordere ich niemanden auf ...)


Nur in einer Sache bin ich mir recht sicher:
so geruhsam wie bisher wird's nicht weitergehen...


.
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Kibuka
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Re: Simbabwe am Horizont

Beitrag von Kibuka »

EU-Frühjahrsgutachten: Staatsverschuldung wächst weiter

Während es mit der Wirtschaft in Europa in diesem Jahr langsam aufwärtsgeht, wird sich die Schuldenlage laut EU-Kommission verschärfen – auch in Deutschland.

Die Schuldenkrise in Europa wird sich nach Einschätzung der EU-Kommission in diesem Jahr noch verschlimmern. Laut der am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Frühjahrskonjunkturprognose der Kommission steigen die Staatsdefizite in den 27 EU-Staaten 2010 auf den Rekordstand von durchschnittlich 7,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das sind gut vier Prozentpunkte über dem EU-Höchstwert von drei Prozent. In den Euro-Ländern wächst das Defizit demnach um 0,3 Prozentpunkte auf durchschnittlich 6,6 Prozent. Zugleich steigt die Gesamtverschuldung von 78,7 auf 84,7 Prozent des BIP deutlich an.

Nur leicht bessern wird sich laut der Prognose die Situation in den Problemstaaten. Das Defizit vom größten Schuldensünder Griechenland soll auf 9,3 Prozent sinken nach 13,6 Prozent zuvor. Auch andere Mitgliedsländer mit schweren Schuldenproblemen kommen beim Defizitabbau nur langsam voran. Für Spanien werden 9,8 Prozent angenommen nach 11,2 Prozent zuvor, für das von der Bankenkrise besonders betroffene Irland 11,7 Prozent nach 14,3 Prozent im Vorjahr.

Im kommenden Jahr entspannt sich die Finanzlage kaum. Die Neuverschuldung in der Euro-Zone wird nur wenig sinken auf 6,1 Prozent des BIP und bleibt damit doppelt so hoch wie nach dem Stabilitätspakt erlaubt. Der Schuldenstand soll 2011 auf 88,5 Prozent klettern und wird sich damit weiter vom Referenzwert von 60 Prozent entfernen.

[...]

Für Deutschland sagt die Kommission ein Plus des BIP von 1,2 Prozent in diesem Jahr und von 1,6 Prozent im nächsten Jahr voraus. Deutlich verbessert haben sich die Aussichten für den Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik. Warnten die EU-Experten vor sechs Monaten noch mit einem Anstieg auf eine Quote von 9,2 Prozent für 2010, so erwarten sie nun für das laufende und das kommende Jahr eine Quote von je 7,8 Prozent. Die Neuverschuldung Deutschlands wird in diesem Jahr auf fünf Prozent steigen nach 3,3 Prozent zuvor.

http://www.focus.de/finanzen/news/konju ... 05079.html
Auch Deutschland bricht die 3 % Marke des Euro Stabilitätspaktes. Gleichzeitig wächst die deutsche Schuldenquote auf 70 %, laut Konvergenzkriterien sind maximal 60 % erlaubt.

Ein konkreter Abbau der öffentlichen Schulden in ganz Europa ist in praktisch keinem Land bisher in Angriff genommen worden.
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