Seit Monaten steigt der Goldpreis wieder, liegt momentan bei 1.061 USD/Feinunze. Schaut man genauer hin, ist das ein relativ geringer Anstieg, vorallem wenn man den Goldpreis mit dem Euro gleichsetzt. Dort war der Anstieg sehr moderat.
Währenddessen lässt der gegenüber dem Dollar erstarkte Euro die Strategie der USA erahnen, die offensichtlich einen leichten Inflationskurs eingeschlagen haben, um die eigenen Schulden auf der Welt abzutragen.
Nun stellt sich die Frage wohin die Reise geht. Schaffen es die Zentralbanken das Geld wieder einzusammeln, sobald die Konjunktur anzieht oder werden sie den Zeitpunkt wieder verpennen, wie die FED vor ein paar Jahren?
Droht uns in absehbarer Zeit die Inflation? Wie soll sonst der Schuldenberg abgetragen werden, der sich bei vielen Staaten nun angesammelt hat?
Simbabwe am Horizont
Die Konjunktur ächzt und stöhnt. Die Unternehmen kämpfen um jeden Euro. Dennoch geht ein Gespenst um in Deutschland - das Gespenst der Inflation.
Zahlreiche Kommentare lassen Schlimmes befürchten. Drohen hierzulande Zustände wie in Simbabwe? Gleich vorweg, das ist nicht der Fall. Nur zur Erinnerung: Die Konjunktur ächzt und stöhnt. Die Unternehmen kämpfen, wie ein Blick auf die Quartalsberichte zeigt. Es gibt derzeit keine Anzeichen auf explodierende Preise. Die gegenwärtige Preisentwicklung ist sogar außerordentlich moderat, und das hat nicht nur seine guten Seiten. Fragen Sie mal Milchbauern oder die Lufthansa.
Auch die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei 3,2 Prozent. Und, mal ehrlich: Wer verleiht zu diesen Konditionen Geld, wenn tatsächlich eine Hyperinflation droht?
Bund verschuldet sich
Dennoch naht angeblich eine fürchterliche Inflation. Das Argument ist simpel: Die Staaten verschulden sich immens, die Notenbank pumpt Liquidität ohne Ende in den Markt. Das stimmt und kann tatsächlich in die Inflation führen. Doch das ist derzeit nicht der Fall, weil die Währungshüter immer noch auf den Rückgang der Wirtschaftsaktivität reagieren. Der Bund zum Beispiel leiht sich mehr Liquidität, aber Konsumenten und Unternehmen halten sich zurück.
Viel von dem Geld, das die EZB auf den Markt gepumpt hat, hat den Weg von den Banken in die Wirtschaft noch nicht gefunden. Und wo liegt es? Es liegt bei den Banken. Außerdem verzeichnen die Statistiker ein vergleichsweise geringes Wachstum bei den Löhnen. Gleichzeitig greift die Arbeitslosigkeit um sich - Tendenz steigend. Vorhandene Kapazitäten in Fabriken werden nicht genutzt, Kurzarbeit wohin das Auge blickt. Auch das sorgt für Druck auf die Preise. Inflation bedeutet, dass es zu viel Geld für zu wenig Güter gibt. Das ist derzeit jedoch nicht der Fall.
Kollektive Angst
Deutschland befindet sich stattdessen in einer massiven Wirtschaftskrise. Warum also diese Angst vor der Inflation? Weil wir Deutschen schon immer Angst davor haben. Die Furcht vor der Geldentwertung wurzelt tief in uns. Die Inflation zwischen den Weltkriegen hat sich tief in unser kollektives Bewusstsein gegraben.
Doch nicht nur Deutsche, auch die übrigen Europäer befürchten, dass die Preisspirale außer Kontrolle gerät. Bestes Beispiel ist die Europäische Zentralbank: Die EZB hat im Juli 2008 doch tatsächlich die Zinsen erhöht - bevor die Wirtschaftskrise uns mit voller Wucht erwischte.
Vor diesem Hintergrund können wir unser Vertrauen in die Banker bewahren. Wir können sicher sein, dass sie wachsamen Auges auf die Preise schauen, und wenn nötig, die Inflation hart bekämpfen. Nur: Hoffentlich beginnen sie erst dann damit, wenn die Wirtschaft sich kräftig und dauerhaft erholt. Die fatalen Zins-Entscheidungen ihrer Kollegen aus den 30er Jahren sollten sie in dieser Ansicht bestärken.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/kolumnen/ ... 69134.html