Mindestlohn

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Arizona
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Arizona »

100wasser hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 12:11 Willkommen im Sozialismus ..... Ökonomie und Leistung werden getrennt ...Bravo

Ich jedenfalls musst immer schon Leistung bringen.....das fing in der Schule schon an , ich habe sogar einige "Leistungskurse" belegt.
Ich habe gebüffelt und gelernt um später die Möglichkeit zu haben einen Beruf meiner wahl zu ergreifen und mir ein "würdiges" Leben zu ermöglichen......aus eigener kraft.
Dann bring doch mal eine ökonomisch allgemein Definition von Leistung und welchem Verhältnis diese zum Thema Entlohnung konkret steht? Stattdessen bemühst du hier lediglich die alten Klassiker ( Schlagwort Sozialismus) einer bestimmten Klientel.
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Skull
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Skull »

100wasser hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 12:11 Willkommen im Sozialismus ..... Ökonomie und Leistung werden getrennt ...Bravo

Ich jedenfalls musst immer schon Leistung bringen.....das fing in der Schule schon an , ich habe sogar einige "Leistungskurse" belegt.
Ich habe gebüffelt und gelernt um später die Möglichkeit zu haben einen Beruf meiner wahl zu ergreifen und mir ein "würdiges" Leben zu ermöglichen......aus eigener kraft.
Guten Tag,

hier geht es um das Thema Mindestlohn.

Persönliche Lebenseinstellungen und andere Allgemeinplätze bitte ich anderswo zu diskutieren.

Danke.
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Gody
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Gody »

100wasser hat geschrieben: Donnerstag 24. April 2025, 18:05 Also ....nix gelernt weiter so......verlagern wir auch die Nahrungsmittelindustrie ins Ausland....hurra

Und nochmal...... Mindestlohn für jeden Vollzeit-Arbeiter : JA unbedingt!

Mindestlohn für jeden Erntehelfer jede Aushilfe und jede ungelernte Studentenkraft: Nein !!
Es kann doch nicht sein, dass Helfer, also oft die Härtestenarbeitenden, vom Mindestlohn ausgeschlossen werden sollen. Gerade Helfer tragen in vielen Branchen die Hauptlast – schlecht bezahlt, schlecht abgesichert. Und oft holen sich die Betreiber das Geld sowieso über Wucherpreise bei Unterkünften oder andere Tricks wieder rein.

Wer ernsthaft glaubt, Helfer hätten keinen Anspruch auf faire Bezahlung, fördert ein System, in dem Arbeit entwertet wird. Arbeit ist Arbeit – und sie verdient Respekt und anständige Löhne, egal ob Fachkraft oder Helfer.

Und noch etwas: Dieses Gespenst, man könne die Produktion einfach ins Ausland verlagern. Gerade für Familienbetriebe und Mittelständler ist das nicht mal eben so gemacht. Es geht um riesige Investitionen, unkalkulierbare Risiken und Verlust an Qualität. Hier zu behaupten, dass Unternehmen „einfach mal“ ins Ausland ausweichen können, ist naiv.

Und die Lebensmittelproduktion? Die werden wir in Deutschland nicht halten können, egal wie sehr wir uns wehren. Der internationale Wettbewerb in der Lebensmittelproduktion ist ein Rennen, bei dem wir von vornherein auf der Verliererseite stehen. Wie damals auch schon bei der Textilindustrie. Warum sollen wir hier ein Race to the Button mitfahren?
Wenn arme Menschen nicht in die Gänge kommen, nennt man das - Schmarotzer. Wenn reichen Menschen das passiert, nennt man das - Depressionen.
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Gody
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Gody »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 24. April 2025, 18:29 Das ist eher eine typische Neid- und Gerechtigkeitsdebatte, die da entfacht werden soll. Schon bei der Einführung des Mindestlohns wurde mit Massenentlassungen und mit dem "Gang ins Ausland" gedroht. Das ganze erwies sich dann als laues Lüftchen. Niemand hat entlassen, praktisch keiner ist wegen des Mindestlohns ins Ausland gegangen. Und die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich auch signifikant verringert.
Wäre in Deutschland das Machtverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht so stark zugunsten der Arbeitgeber verschoben, und wären die Gewerkschaften nicht durch politische Agenden zu weitgehend machtlosen Organisationen degradiert worden, bräuchten wir einen Mindestlohn überhaupt nicht. In einem fairen Arbeitsumfeld würde der Markt selbst für gerechte Löhne sorgen. Aber wir leben im Kapitalismus und der ist eben nicht an Fairness interessiert.
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Mendoza
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Mendoza »

Arizona hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 12:58 Dann bring doch mal eine ökonomisch allgemein Definition von Leistung und welchem Verhältnis diese zum Thema Entlohnung konkret steht? Stattdessen bemühst du hier lediglich die alten Klassiker ( Schlagwort Sozialismus) einer bestimmten Klientel.
Bring du doch mal eine korrekte Definition von Fairness im Zusammenhang mit Mindestlohn! Das dürfte genau so unmöglich sein wie das was du forderst.
Und übrigens die gleiche Forderung kenne ich schon von einem User, der hier unlängst gesperrt wurde. So ein Zufall aber auch...
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Arizona »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 14:33 Es kann doch nicht sein, dass Helfer, also oft die Härtestenarbeitenden, vom Mindestlohn ausgeschlossen werden sollen. Gerade Helfer tragen in vielen Branchen die Hauptlast – schlecht bezahlt, schlecht abgesichert. Und oft holen sich die Betreiber das Geld sowieso über Wucherpreise bei Unterkünften oder andere Tricks wieder rein.

Wer ernsthaft glaubt, Helfer hätten keinen Anspruch auf faire Bezahlung, fördert ein System, in dem Arbeit entwertet wird. Arbeit ist Arbeit – und sie verdient Respekt und anständige Löhne, egal ob Fachkraft oder Helfer.

Und noch etwas: Dieses Gespenst, man könne die Produktion einfach ins Ausland verlagern. Gerade für Familienbetriebe und Mittelständler ist das nicht mal eben so gemacht. Es geht um riesige Investitionen, unkalkulierbare Risiken und Verlust an Qualität. Hier zu behaupten, dass Unternehmen „einfach mal“ ins Ausland ausweichen können, ist naiv.

Und die Lebensmittelproduktion? Die werden wir in Deutschland nicht halten können, egal wie sehr wir uns wehren. Der internationale Wettbewerb in der Lebensmittelproduktion ist ein Rennen, bei dem wir von vornherein auf der Verliererseite stehen. Wie damals auch schon bei der Textilindustrie. Warum sollen wir hier ein Race to the Button mitfahren?
Auf den "internationalen Wettbewerb der niedrigsten Löhne" oder anders der größtmöglichen Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft", kann sich ja Deutschland nach Meinung einiger hier ja problemlos beteiligen. Die Standards absenken ( was nicht nur die Bezahlung angeht) scheint bei gewissen Leuten üblich der Weisheit letzter Schluss zu sein, da wäre ich mal gespannt wie lange es gut geht Stuttgart an Luanda anzugleichen, um es mal überspitzt zu formulieren.
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Skull hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 13:52 Guten Tag,

hier geht es um das Thema Mindestlohn.


Danke.
Sorry ....der User wüste halt nicht was Leistung ist und ich habe versucht es ihm anhand eines Beispiels zu erklären.
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Arizona
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Arizona »

Mendoza hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 14:58 Bring du doch mal eine korrekte Definition von Fairness im Zusammenhang mit Mindestlohn! Das dürfte genau so unmöglich sein wie das was du forderst.
Dann sollten der entsprechender User hier nichts von einem objektiv "leistungsgerechten Lohn" fabulieren, was soll dass konkret sein?
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 14:33
Der internationale Wettbewerb in der Lebensmittelproduktion ist ein Rennen, bei dem wir von vornherein auf der Verliererseite stehen. Wie damals auch schon bei der Textilindustrie. Warum sollen wir hier ein Race to the Button mitfahren?
Weil wir uns abhängig machen. In Corona Zeiten ist schon sehr schnell aufgefallen wie blöd das sein kann abhängig zu sein ...z.B bei Mundschutz , Medikamente und Microchips soll die Produktion jetzt wieder aufwändig ins Land zurück geholt werden.
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Gody
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Gody »

JJazzGold hat geschrieben: Freitag 25. April 2025, 08:50
Qualifizierte verdienen ohnehin mehr als den Mindestlohn.
Auch nicht in jeder Branche, wenn ich da an MFAs denke z. B.?! Will ja keiner mehr machen. 3 Jahre in die Lehre und dann gehst du mit 1600 bis 1700 Netto nach Hause. Das schlaffste locker mit Helferjobs auch und die Zusatzqualifikationen kosten alle einen haufen Geld.
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Gody
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Gody »

100wasser hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 15:13 Weil wir uns abhängig machen. In Corona Zeiten ist schon sehr schnell aufgefallen wie blöd das sein kann abhängig zu sein ...z.B bei Mundschutz , Medikamente und Microchips soll die Produktion jetzt wieder aufwändig ins Land zurück geholt werden.
Ja wollen tun, die vieles, wenn der Tag lang ist. Und geschwafelt auch. Ich tippe eher das nichts davon passieren wird bzw. gelingen wird.
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 15:19 Auch nicht in jeder Branche, wenn ich da an MFAs denke z. B.?! Will ja keiner mehr machen. 3 Jahre in die Lehre und dann gehst du mit 1600 bis 1700 Netto nach Hause.
Da sollte die Politik mal ran gehen. Diese Missstände müssen unbedingt gelöst werden. Der Mindestlohn ist da viel zu wenig!
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sünnerklaas
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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 14:51 In einem fairen Arbeitsumfeld würde der Markt selbst für gerechte Löhne sorgen. Aber wir leben im Kapitalismus und der ist eben nicht an Fairness interessiert.
Das Handwerk ist da Opfer seiner selbst geworden. In den 90er und Nuller Jahren hatten wir große Probleme mit struktureller Jugendarbeitslosigkeit. Das lag auch daran, dass sich weite Teile des Handwerks seinerzeit weigerten, auszubilden. Es wurde sich dabei auf Ökonomieprofessoren bezogen. Die hätten gesagt, man bräuchte nicht mehr ausbilden, Deutschland solle eine Dienstleistungsgesellschaft werden. Da bräuchte es kein Gewerbe. Und das, was gebraucht würde, könne man für sehr wenig Geld in Osteuropa anwerben. Da würden stets unbegrenzt sehr billige Arbeitskräfte bereitstehen.
Was man im Handwerk damals nicht bedacht hat: aus Azubis werden nicht nur Gesellen, sondern in der Folge auch Poliere, Techniker, Meister und Ingenieure. Und solche Fachkräfte wachsen eben nicht auf Bäumen. Und jetzt hat man praktisch keine. Die Alten gehen in Rente und Nachfolger hat man nicht, weil man seinerzeit nicht ausgebildet hat. Orchestriert wurde das ganze ja dann noch damit, dass man sich selber, also das Handwerk, konsequent schlechtgeredet hat. Tja... Heute weiß man: da hat man sich selbst ins Knie geschossen. Das fällt einem jetzt alles auf die Füße.
Verantwortungsvoller Kapitalismus heisst: vorausschauend denken und handeln. Und zwar über den heutigen Tag, über den nächsten Quartalsbericht hinaus. Das, was wir da erlebt haben und dessen Konsequenzen wir heute erleben, nämlich den Fachkräftemangel, ist die Folge von verantwortungslosem Kapitalismus. Gerne giergesteuert.
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

sünnerklaas hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 18:01 . Das lag auch daran, dass sich weite Teile des Handwerks seinerzeit weigerten, auszubilden.
In den 70er und 80er Jahren waren Auszubildende billige Arbeitskräfte. Durch steigende Ausbildungsvergütungen und höhere außerbetriebliche Ansprüche (Schule) haben die Handwerksbetriebe plötzlich nicht mehr an den Azubis verdient sondern Azubis kosteten Geld. Bei der schlechten Wirtschaftslage konnten sich das viele kleinere und mittlere Betrieb nicht leisten.
Du glaubst doch nicht im ernst das der Schreiner aus dem Dorf auf Ökonomieprofessoren hört.
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 15:24 Ja wollen tun, die vieles, wenn der Tag lang ist. Und geschwafelt auch. Ich tippe eher das nichts davon passieren wird bzw. gelingen wird.
Und das ist jetzt gut?
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JJazzGold
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Re: Mindestlohn

Beitrag von JJazzGold »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 15:19 Auch nicht in jeder Branche, wenn ich da an MFAs denke z. B.?! Will ja keiner mehr machen. 3 Jahre in die Lehre und dann gehst du mit 1600 bis 1700 Netto nach Hause. Das schlaffste locker mit Helferjobs auch und die Zusatzqualifikationen kosten alle einen haufen Geld.
In nahezu allen Branchen. Mag sein, dass es noch ein paar Nischenjobs gibt, bei denen man in der Anfangszeit auf EUR 12,81/h kommt.
Die Mehrheit der AN mit Abschluss/Abschlüssen verdient mehr als den Mindestlohn.
Deren AN Vertreter werden die Ansprüche hochsetzen, wenn der Mindestlohn auf EUR 15.- steigt. Das schlägt sich auf den Preis für den Konsumenten nieder. Der wiederum kauft lieber "günstig" ein.
Sie ahnen, worauf das hinausläuft?
Korrekt, auf schwindende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Betriebe, Firmen, Konzerne.
Und in vier Jahren überbieten sich alle linken Parteien in ihrer Mindestlohnforderung.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Gruwe
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Gruwe »

JJazzGold hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 22:32
Die Mehrheit der AN mit Abschluss/Abschlüssen verdient mehr als den Mindestlohn.
(...)
Korrekt, auf schwindende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Betriebe, Firmen, Konzerne.
Unwahrscheinlich!
Da ja - korrekterweise - die meisten AN ohnehin über Mindestlohn verdienen und dazu noch insb. in Export-Betrieben, ist da kein relevanter Einfluss zu erwarten.
Beschäftigte, die zum Mindestlohn arbeiten, finden sich zudem in erster Linie im Gastgewerbe, Gebäudereinigung, Baugewerbe, Pflege, Einzelhandel, etc., also
Branchen mit ebenfalls geringem Anteil zum Außenhandel...allenfalls das Baugewerbe dürfte hier relevant sein. Gerade dort hat es aber auch eine vergleichsweise
hohe Tarifbindung, so dass ein Mindestlohn von 15€ ebenfalls nur relativ geringe Auswirkungen hätte.

Man kann jetzt von einem Mindestlohn von 15€ halten was man will, eine Relevanz bzgl. der deutschen Wettbewerbsfähigkeit sehe ich eher nicht gegeben.

Weiterhin werden bzgl. "fehlender Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands in erster Linie gerne hohe Energiekosten, Bürokratie, Rückstand in der Digitalisierung, etc. angeführt, Mindestlohn
ist in diesem Zusammenhang eher selten zu hören.
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sünnerklaas
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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

100wasser hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 18:54 In den 70er und 80er Jahren waren Auszubildende billige Arbeitskräfte. Durch steigende Ausbildungsvergütungen und höhere außerbetriebliche Ansprüche (Schule) haben die Handwerksbetriebe plötzlich nicht mehr an den Azubis verdient sondern Azubis kosteten Geld.
Das war eben eine Milchmädchenrechnung, die man damals aufgestellt hat. Denn: aus Azubis werden Gesellen, aus Gesellen werden via Fortbildung Poliere, Techniker, Meister und Ingenieure. Genau diese ehemaligen Azubis, die sich dann als Gesellen weitergebildet haben, sind aber im Handwerk ungeheuer wichtig und von zentraler Bedeutung.
Bei der schlechten Wirtschaftslage konnten sich das viele kleinere und mittlere Betrieb nicht leisten.
...was denen eingeredet wurde. Ich habe genug Betriebe, vor allem kleine, gekannt, die auch damals ausgebildet haben.
Du glaubst doch nicht im ernst das der Schreiner aus dem Dorf auf Ökonomieprofessoren hört.
Ich kann mich erinnern, dass Leute, wie Hans-Werner Sinn und andere damals auf allen Kanälen und in Dauerschleife unterwegs waren. Und damals wurde in Dauerschleife davon schwadroniert, man müsse und werde die deutsche Gesellschaft zur reinen Dienstleistungsgesellschaft umbauen. Industrie und Gewerbe hätten da keine Zukunft und in der Zukuft keinen Platz. Heute weiß man, dass das Murks war.
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100wasser
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Gody hat geschrieben: Montag 28. April 2025, 14:33
Und noch etwas: Dieses Gespenst, man könne die Produktion einfach ins Ausland verlagern. Gerade für Familienbetriebe und Mittelständler ist das nicht mal eben so gemacht.
Gerade Familienbetriebe und Mittelständler sind deshalb auch die betroffenen.
Sie geben dann auf und überlassen das Geschäftsfeld dem Ausland.
Die Industrie ist mit dem Billiglohnsektor doch schon lange im Ausland.
Und dann geht der angebliche Trend nach "Lokal und Regional" und Umweltfreundlich. Alle schreien: " ja das ist es was wir brauchen" und gemacht wird das Gegenteil.

Die Tarifautonomie hat 60 Jahre herrlich funktioniert. Unsere Jahresarbeitszeit ist so niedrig wie kaum in einem anderen Land und das bei sehr hohem Lebensstandart.

Uns wachsen die Trauben leider nicht in den Mund.....es kann eben nicht jeder Alles haben .
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Re: Mindestlohn

Beitrag von All mine »

100wasser hat geschrieben: Sonntag 4. Mai 2025, 10:31
Die Tarifautonomie hat 60 Jahre herrlich funktioniert. Unsere Jahresarbeitszeit ist so niedrig wie kaum in einem anderen Land und das bei sehr hohem Lebensstandart.
Nur für einige, wie wahrscheinlich dich, für Niedriglohnempfänger noch nie, auch für viele Berufsgruppen die nicht so gut organisiert sind nicht, aber ich lese aus deinen Zeilen, selber schuld mir geht’s gut, scheiss auf die Niedriglohnempfänger, das ist nicht die Idee von einer sozialen Marktwirtschaft, das ist freie Marktwirtschaft, mir ist die soziale erheblich Sympathischer…
Im Kapitalismus beuten Menschen die Menschen aus, im real existierenden Sozialismus ist es genau umgekehrt :rolleyes:
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Arizona »

100wasser hat geschrieben: Sonntag 4. Mai 2025, 10:31

Die Tarifautonomie hat 60 Jahre herrlich funktioniert. Unsere Jahresarbeitszeit ist so niedrig wie kaum in einem anderen Land und das bei sehr hohem Lebensstandart.

Ach ja und für wenn hat sie 60 Jahre lang so angeblich gut funktioniert? Und weshalb sah man sich in der Politik den gezwungen den Mindestlohn einzuführen, wenn doch zuvor alles vermeintlich so prächtig funktioniert hat?
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

All mine hat geschrieben: Sonntag 4. Mai 2025, 20:42 Nur für einige, wie wahrscheinlich dich, für Niedriglohnempfänger noch nie, auch für viele Berufsgruppen die nicht so gut organisiert sind nicht, aber ich lese aus deinen Zeilen, selber schuld mir geht’s gut, scheiss auf die Niedriglohnempfänger, das ist nicht die Idee von einer sozialen Marktwirtschaft, das ist freie Marktwirtschaft, mir ist die soziale erheblich Sympathischer…
Die Tatsache, dass ich die im Grundgesetz verankerte Tarifautonomie unterstütze und gegen einen einheitlichen Mindestlohn bin, lässt dich auf einen wohlhabenden Asozialen schließen. Ein starkes Argument für den Mindestlohn! 👍

Mein Standpunkt zur Tarifautonomie basiert auf dem Glauben an faire Verhandlungen – nicht auf persönlichem Wohlstand oder sozialer Gleichgültigkeit.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Arizona hat geschrieben: Sonntag 4. Mai 2025, 22:02 Und weshalb sah man sich in der Politik den gezwungen den Mindestlohn einzuführen ?
Ich bin für Mindestlohn für alle Vollzeitbeschäftigten....15 Euro sind da noch zu wenig!

Aber eben nicht für jeden geringfügig Beschäftigten und jede Schüleraushilfskraft.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von firlefanz11 »

100wasser hat geschrieben: Sonntag 4. Mai 2025, 22:47 Ich bin für Mindestlohn für alle Vollzeitbeschäftigten....15 Euro sind da noch zu wenig!

Aber eben nicht für jeden geringfügig Beschäftigten und jede Schüleraushilfskraft.
+1 :thumbup:
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Gody hat geschrieben: Donnerstag 17. April 2025, 15:27 Ganz genau . :thumbup:
Wir nehmen als Basis den Stundenlohn, der in Deutschland tatsächlich als armutsfest gilt – also ein Einkommen, das wirklich zum Leben reicht. Und genau das entspricht auch den EU-Vorgaben, die fordern, dass der Mindestlohn bei mind. 60 % des Medianlohns liegen soll.
Es gibt keine EU-Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns.
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Claud
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Dienstag 6. Mai 2025, 21:16 Es gibt keine EU-Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns.
Doch, gibt es. Es ergibt sich durch die EU-Mindestlohnrichtlinie, welche Deutschland umsetzt. Quelle: Bundesgesetzblatt

Weitergehend: https://www.europarl.europa.eu/topics/d ... -in-der-eu

Wie das am Ende in der Realität aussieht, wird sich natürlich zeigen. Aktuell sieht es so aus, dass die 60% des nationalen Bruttomedianlohnes als gesetzt betrachtet werden müssen.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von All mine »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 20:32 Doch, gibt es. Es ergibt sich durch die EU-Mindestlohnrichtlinie, welche Deutschland umsetzt. Quelle: Bundesgesetzblatt

Weitergehend: https://www.europarl.europa.eu/topics/d ... -in-der-eu

Wie das am Ende in der Realität aussieht, wird sich natürlich zeigen. Aktuell sieht es so aus, dass die 60% des nationalen Bruttomedianlohnes als gesetzt betrachtet werden müssen.
da hat die EU , ja sogar mal was sinnvolles auf den Weg gebracht, gerne mehr davon 👍
Im Kapitalismus beuten Menschen die Menschen aus, im real existierenden Sozialismus ist es genau umgekehrt :rolleyes:
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 20:32 Doch, gibt es. Es ergibt sich durch die EU-Mindestlohnrichtlinie, welche Deutschland umsetzt. Quelle: Bundesgesetzblatt

Die Eu-Mindestlohnrichtlinie macht keine Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns, selbst wenn das immer gerne behauptet wird.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 20:57 Die Eu-Mindestlohnrichtlinie macht keine Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns, selbst wenn das immer gerne behauptet wird.
Erläutere mal bitte, was genau du meinst.

Wenn du meinst, sie nennt keine konkrete Zahl, dann hast du recht. Geht es aber darum, wie man jene Zahl berechnet, dann tut sie es durchaus.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 20:59 Erläutere mal bitte, was genau du meinst.

Wenn du meinst, sie nennt keine konkrete Zahl, dann hast du recht. Geht es aber darum, wie man jene Zahl berechnet, dann tut sie es durchaus.
Nein auch das macht sie nicht.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:24 Nein auch das macht sie nicht.
Muss ich echt noch einmal darum fragen, was genau du meinst bzw. woraus sich deine Meinung ergibt?

Wenn du es besser weißt, dann zeige auf, warum.
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3x schwarzer Kater
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:29 Muss ich echt noch einmal darum fragen, was genau du meinst bzw. woraus sich deine Meinung ergibt?

Wenn du es besser weißt, dann zeige auf, warum.
Ist doch nicht so schwer zu verstehen. Die EU-Richtlinie macht keine Vorgabe zum Niveau des Mindestlohns. Es findet sich in der Richtlinie daher auch keine Vorgabe.
Selbst der Europäische Rat schreibt in seiner Erläuterung zur Richtlinie
Ein von den Mitgliedstaaten zu erreichendes bestimmtes Mindestlohnniveau ist nach der Richtlinie jedoch nicht vorgeschrieben.
https://www.consilium.europa.eu/de/poli ... mum-wages/

Trotzdem geistert seit Monaten die Falschmeldung durch Presse und soziale Medien, die EU würde ein Mindestlohnniveau von 60% des Bruttomedianlohns vorschreiben. Das sind Fake News.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 20:57 Die Eu-Mindestlohnrichtlinie macht keine Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns, selbst wenn das immer gerne behauptet wird.
Was auch hochproblematisch wäre. Denn nicht alle Länder haben denselben wirtschaftlichen Entwicklungsstand. Dazu kommt noch: im Gegensatz zu den alten EG-Ländern und den skandinavischen Ländern haben z.B. die osteuropäischen Länder einen extrem tiefgreifenden Strukturwandel hinter sich.
Die Bedeutung regionaler Strukturpolitik wird immer gerne unterschätzt. Sie ist aber das A und O. Und da liefert gerade die EU mit ihren vielen Instrumentarien sehr segensreiche Arbeit in den ehemaligen RGW-Staaten. Ich höre es oft genug von bulgarischen und rumänischen Handwerkern.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

sünnerklaas hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:45 Was auch hochproblematisch wäre. Denn nicht alle Länder haben denselben wirtschaftlichen Entwicklungsstand. Dazu kommt noch: im Gegensatz zu den alten EG-Ländern und den skandinavischen Ländern haben z.B. die osteuropäischen Länder einen extrem tiefgreifenden Strukturwandel hinter sich.
Die Bedeutung regionaler Strukturpolitik wird immer gerne unterschätzt. Sie ist aber das A und O. Und da liefert gerade die EU mit ihren vielen Instrumentarien sehr segensreiche Arbeit in den ehemaligen RGW-Staaten. Ich höre es oft genug von bulgarischen und rumänischen Handwerkern.
Korrekt, deswegen ist die Richtlinie auch nur eine Systembeschreibung inkl. der Notwendigkeit einer Evaluierung um von einer willkürlichen oder politischen Festsetzung wegzukommen.
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sünnerklaas
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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:51 Korrekt, deswegen ist die Richtlinie auch nur eine Systembeschreibung inkl. der Notwendigkeit einer Evaluierung um von einer willkürlichen oder politischen Festsetzung wegzukommen.
Die Richtlinie ist nichtsdestotrotz ein extrem wichtiges Instrument: sie verhindert, dass es in sowieso schon extrem strukturschwachen Ländern zu massivem Lohndumping kommt. Wenn das nämlich der Fall ist, geraten ganze Regionen in diesen Ländern oder sogar die Länder selbst in einen absoluten Teufelskreis der Armut. Und zwar in einen, aus dem sie nicht mehr rauskommen. Stichwort: Braindrain. Wo Braindrain stattfindet, wo am Ende sogar die einfach Qualifizierten, die Handwerksgesellen, das Weite suchen, weil sie anderswo für dieselbe Arbeit nicht nur das Doppelte oder Dreifache, sondern sogar das Zehnfache verdienen, haben politische Extremisten und Rattenfänger beim verblieben Rest leichtes Spiel.
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Claud
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:43 Ist doch nicht so schwer zu verstehen. Die EU-Richtlinie macht keine Vorgabe zum Niveau des Mindestlohns. Es findet sich in der Richtlinie daher auch keine Vorgabe.

Selbst der Europäische Rat schreibt in seiner Erläuterung zur Richtlinie


https://www.consilium.europa.eu/de/poli ... mum-wages/
Anhand deiner Verlinkung kann ich nicht so ganz verstehen, wo du den Widerspruch siehst. Ja, die Mindestlohnrichtlinie schreibt nicht konkret vor, wie die Vorgabe erfüllt wird, sondern sie setzt entsprechende Rahmen zu Berechnung - es werden Instrumente vorgegeben. Jetzt kann man sich natürlich nach rechts und links winden, am Ende kommt dennoch ein nationaler Wert raus.
Trotzdem geistert seit Monaten die Falschmeldung durch Presse und soziale Medien, die EU würde ein Mindestlohnniveau von 60% des Bruttomedianlohns vorschreiben. Das sind Fake News.
Was wohl eher damit zu tun hat, dass dies sich in der medialen Diskussion als darstellbarer zeigt. Man könnte natürlich auch die 50% Durchschnittslohn nehmen, dann wäre halt der Mindestlohn höher. Man kann auch nach Warenkörben gehen, wo die meisten Entscheider mit Rückblick auf die letzten 6 Jahre aber sicherlich Pickel im Gesicht bekommen.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 22:03 Anhand deiner Verlinkung kann ich nicht so ganz verstehen, wo...
Dann ist ja geklärt, dass die EU-Richlinie nicht vorschreibt, dass der Mindestlohn mindestens 60% des Bruttomedianlohns betragen muss. Um diese Aussage ging es ja.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 22:11 Dann ist ja geklärt, dass die EU-Richlinie nicht vorschreibt, dass der Mindestlohn mindestens 60% des Bruttomedianlohns betragen muss. Um diese Aussage ging es ja.
Ich will ja nicht pingelig sein, aber anhand des Stranges ist bei uns beiden sehr offensichtlich, dass es um deine Aussage "Es gibt keine EU-Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns." ging. Aber hey, nen bissle mit Fake News rumpoltern, um eine Vorgabe bezüglich der Mindestlohnhöhe herumzutänzeln und sich was aus der Nase ziehen lassen, da gönne ich dir natürlich deine Klärung. ;p
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Claud »

sünnerklaas hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 21:59 Die Richtlinie ist nichtsdestotrotz ein extrem wichtiges Instrument: sie verhindert, dass es in sowieso schon extrem strukturschwachen Ländern zu massivem Lohndumping kommt. Wenn das nämlich der Fall ist, geraten ganze Regionen in diesen Ländern oder sogar die Länder selbst in einen absoluten Teufelskreis der Armut. Und zwar in einen, aus dem sie nicht mehr rauskommen. Stichwort: Braindrain. Wo Braindrain stattfindet, wo am Ende sogar die einfach Qualifizierten, die Handwerksgesellen, das Weite suchen, weil sie anderswo für dieselbe Arbeit nicht nur das Doppelte oder Dreifache, sondern sogar das Zehnfache verdienen, haben politische Extremisten und Rattenfänger beim verblieben Rest leichtes Spiel.
Ganz abgesehen von ihrer Wirkung der sozialen Befriedung in den wohlhabenden Ländern, geht es um den national übergreifenden Kontext. Es macht durchaus einen Unterschied, sorge ich in Ländern mit höheren Lohngefilden für einen Minimum nach Unten. Der Inländer geht hierdurch nicht in einen negativen Lohnwettbewerb mit einen Ausländer von im Zweifel 1000 Kilometer Entfernung ein, gleichzeitig unterbindet man damit innerhalb der EU einen Unterbietungswettbewerb.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 22:27 Ich will ja nicht pingelig sein, aber anhand des Stranges ist bei uns beiden sehr offensichtlich, dass es um deine Aussage "Es gibt keine EU-Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns." ging. Aber hey, nen bissle mit Fake News rumpoltern, um eine Vorgabe bezüglich der Mindestlohnhöhe herumzutänzeln und sich was aus der Nase ziehen lassen, da gönne ich dir natürlich deine Klärung. ;p
Netter Versuch. Es ging im Kontext um die Behauptung, die EU schreibe einen Mindestlohn in Höhe von 60% des Medianlohns vor, die du ja auch "als gesetzt" betrachtet hast.
Und die gibt es nicht. Genauso wenig wie irgendein anderes Niveau vorgeschrieben wird. Und daher gibt es von der EU eben keine Vorgabe zur Höhe des Mindestlohns. Weder relativ, noch absolut, noch wie er berechnet werden muß ( was ja auch deine Behauptung war)
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Re: Mindestlohn

Beitrag von All mine »

Es wäre richtig und wichtig für die EU solche Beschlüsse durchzusetzen, sonst wird Europa nie zusammenwachsen. Eigentlich müsste Europa mit seinen Nationalstaaten langfristig so arbeiten wie die Bundesrepublik zu seinen Bundesländern, mit ähnlichen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen. Sonst versucht jeder den anderen zu Unterbieten, so wie bei den Unternehmenssteuersätzen , siehe Irland, Niederlande….., dann wird es nie zu einem wirklichen Zusammenhalt kommen, die Mindestlohnrichtlinie wäre definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung, aber wahrscheinlich wird das wieder nichts, die Lobby des Kapitals , ist mal wieder stark unterwegs, und mit dem Teilen, haben es die wirklich reichen ja leider im Regelfall nicht sooo…..
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Skull »

All mine hat geschrieben: Samstag 10. Mai 2025, 09:40
… müsste Europa mit seinen Nationalstaaten langfristig so arbeiten wie die Bundesrepublik zu seinen Bundesländern …

[…]

… die Lobby des Kapitals , ist mal wieder stark unterwegs …
Solche Phrasen helfen nicht.

Die Bundesrepublik ist mit seinen 16 Bundesländern ein Nationalstaat.
Europa besteht dagegen aus VIELEN souveränen Nationalstaaten.

DAS ist ein erheblicher Unterschied. Rechtlich, wie aber auch (grundsätzlich) in den Entscheidungsgrundlagen.

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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

Claud hat geschrieben: Freitag 9. Mai 2025, 22:42Der Inländer geht hierdurch nicht in einen negativen Lohnwettbewerb mit einen Ausländer von im Zweifel 1000 Kilometer Entfernung ein, gleichzeitig unterbindet man damit innerhalb der EU einen Unterbietungswettbewerb.
Man sollte nicht vergessen, dass ein nicht unerheblicher Teil des hohen Mindestlohngehalts in die ärmeren Länder der EU zurückfließt. In Form von Heimatüberweisungen - oder dadurch, dass Leute eben nur zeitweise in den Hochlohnländern arbeiten - z.B. als Saisonarbeitskräfte - und dann am Ende des Arbeitsvertrags das gesamte Gehalt mit nach Hause nehmen. Polen hat davon im höchsten Maße profitiert. Und so nebenher fand die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen statt - und zwar auf informellem Wege. Über sich da ergebene private und geschäftliche Kontakte. Ich erinnere nur daran, dass sich das Bild von Polen in Deutschland in den letzten 30 Jahren ins totale Gegenteil gewandelt hat.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Skull »

sünnerklaas hat geschrieben: Samstag 10. Mai 2025, 14:09
Man sollte nicht vergessen, dass ein nicht unerheblicher Teil des hohen Mindestlohngehalts
in die ärmeren Länder der EU zurückfließt.
Manche Sätze und Gedanken finde ich … ziemlich originell.

Erkläre mal bitte, was vom DEUTSCHEN Mindestlohn ins Ausland ZURÜCKfliesst.
Und ebenfalls, was der Zweck eines MINDESTLOHNES im Inland ist.

Mein Tipp: Da geht es nicht um die deutsch-polnische Völkerverständigung. :dead:

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Re: Mindestlohn

Beitrag von sünnerklaas »

Skull hat geschrieben: Samstag 10. Mai 2025, 16:58
Erkläre mal bitte, was vom DEUTSCHEN Mindestlohn ins Ausland ZURÜCKfliesst.
Und ebenfalls, was der Zweck eines MINDESTLOHNES im Inland ist.
Machen wir eine einfache Rechnung auf: ein bulgarischer oder rumänischer Bauarbeiter verdient in D per Zeitvertrag das 10-bis 20fache, vielleicht auf Grund von seinen nachgewiesenen Fähigkeiten und Erfahrungen sogar das 30-Fache des landestypischen Mindestlohns. Einen Teil des verdiensten Geldes investiert er vor Ort in seiner Heimat. Sei es als Privatmann, sei es als unternehmerischer Gründer... Schon zahlt sich das Geld vor Ort aus.
Dieses Modell hat sich in Polen oder Tschechien oder in den baltischen Ländern schon zigfach erfolgreich vorexerziert.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Frank_Stein »

Mit der Einführung des Mindestlohns wurde die Büchse der Pandora geöffnet. Man fing mit einem niedrigen Mindestlohn an, um die Folgen auf dem Arbeitsmarkt überschaubar zu halten. Inzwischen hat der Mindestlohn aber eine Höhe erreicht, dass ein erheblicher Anteil in der ostdeutschen Arbeitnehmerschaft in diesem Bereich beschäftigt ist.
Für Menschen mit einer schlechten Ausbildung bzw. geringer Qualifikation oder gesundheitlichen Einschränkungen wird der Mindestlohn zunehmend zu einem Einstellungshindernis.

Dabei sollte der demografische Wandel eigentlich dadurch aufgehalten werden, dass ältere Arbeitnehmer länger auf dem Arbeitsmarkt bleiben. Der steigende Mindestlohn verhindert das leider.
Gäbe es im Osten des Landes Demonstrationen zur Verhinderung der Anhebung des Mindestlohnes, würde ich daran teilnehmen.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
It is not racism, but pattern recognition.
Wenn Linke etwas von Wirtschaft verstehen würden, wären sie nicht links.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Wähler »

Frank_Stein hat geschrieben: Sonntag 11. Mai 2025, 09:36 Gäbe es im Osten des Landes Demonstrationen zur Verhinderung der Anhebung des Mindestlohnes, würde ich daran teilnehmen.
Der Mindestlohn wird von einer bundesweiten Kommission aus Arbeitgebern und Gewerkschaften festgelegt. In den neuen Bundesländern sind bekanntlich besonders wenige Unternehmen in der Tarifbindung einzelner Branchen. Die EU würde Sonderwirtschaftszonen für besonders strukturschwache Regionen auch in Deutschland erlauben, aber nur für diese. Laut GG gilt in Deutschland zusätzlich das Sozialstaatsprinzip.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Mindestlohn

Beitrag von Arizona »

Frank_Stein hat geschrieben: Sonntag 11. Mai 2025, 09:36
Gäbe es im Osten des Landes Demonstrationen zur Verhinderung der Anhebung des Mindestlohnes, würde ich daran teilnehmen.
Im Osten ist die Zustimmung für einen Mindestlohn von 15€ aber besonders hoch.
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Wähler hat geschrieben: Sonntag 11. Mai 2025, 10:56 Der Mindestlohn wird von einer bundesweiten Kommission aus Arbeitgebern und Gewerkschaften festgelegt.
Waren die mit bei den Sondierungsgesprächen von SPD und CDU ?
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Re: Mindestlohn

Beitrag von 100wasser »

Frank_Stein hat geschrieben: Sonntag 11. Mai 2025, 09:36 Mit der Einführung des Mindestlohns wurde die Büchse der Pandora geöffnet.
Genau :thumbup:

Als Folge sind die Lohnhöhe noch ungerechter als vorher oder Löhne von qualifizierten Arbeitern müssen vom Mindestlohn hoch gerechnet werden.......auf wiedersehen Tarifautonomie!
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