firlefanz11 hat geschrieben: ↑Donnerstag 22. August 2024, 11:06
Ja, klar! Der arbeitenden Bevölkerung NOCH mehr Geld aus der Tasche ziehen!
Sorry, aber das ist Quatsch.
Wenn du 45 Jahre in die Rente einzahlst, dann 20 Jahre Rente bekommst, und das Rentenniveau soll bei 50% liegen, dann gilt folgende Formel:
Beitragssatz = 20/45 * 50% = 22,22%
Das ist schlicht und einfach der Beitragssatz den du brauchst.
Wenn der Beitragssatz also geringer ausfällt, dann funktioniert das deshalb und genau deshalb, weil du entweder keine 50% annimmst, oder mehr als 45 Jahre in die Rente einbezahlst, oder du keine 20 Jahre Rente beziehst.
Da wir nicht unsere eigene Rente finanzieren müssen, sondern im Umlagesystem einer ganzen beitragszahlenden Gesellschaft sind, gibt es noch einen weiteren Grund: Wenn die Generationen, die Beiträge zahlen, größer sind als die Generationen, die Rente beziehen - dann kommst du auch mit weniger als 22,22% aus.
Das ist genau das, was wir derzeit noch erleben. Doch schon in ca. 10 Jahren kehrt sich das um, dann sind für ungefähr 20 Jahre mehr Menschen in den Rentengenerationen vertreten, als Menschen in den Generationen, die gerade ihre 45 Beitragsjahre einbringen.
Wenn du das abpuffern willst, dann ist es sinnhaft, dass so lange als möglich die jetzigen starken Jahrgänge sich am finanziellen Aufbau eines Sparvermögens beteiligen.
Genau das ist aber das Altersvorsorgedepot.
Und jetzt hast du im Prinzip drei Varianten, wie du dieses Depot finanziell ausstatten kannst:
1) Wie die Ampel es vor hat - über Schulden. Dann verlagerst du aber die Finanzierung genau dieser Schulden in die Zukunft - und zwar in die Zukunft, in der wir das Rentenproblem haben. Du belastest also die nächste Generation nicht nur mit höheren Rentenbeiträgen, sondern auch noch mit der Rückzahlung dieser Schulden. Nicht gerade fair.
2) Denkbar wäre auch, dass du es über höhere Steuern jetzt finanzierst - deine Begeisterung dafür kann ich schon spüren. Oder
3) Du finanzierst es über die Rentenkasse - indem du über die Beiträge zur Rentenkasse einen finanziellen Puffer organisierst - und das geht halt über höhere Beiträge. Sinnvoll wäre bei den gewählten Parametern sowieso, dass wir 22,22% bezahlen - also sollten wir das tun und daraus das Vorsorgedepot finanzieren.
Bei Variante 3 würden sich noch die nächsten 10 Jahre die verursachende Generation (zu wenig Kinder) mit an der Finanzierung beteiligen - was wohl fair wäre. Bei Variante 1) überlässt man es der nächsten Generation - die eh schon mit der Finanzierung der Rente zu kämpfen hat. Bei Variante 2) zahlt auch die jetzige Generation mit - allerdings müsste man dann genau abwägen, welche Steuern man dafür erhöht.
Natürlich kannst du auch die 50% weiter absenken - das führt dann in Zukunft dazu, dass mehr Menschen im Alter von ihrer Rente nicht leben können - und auf ergänzende Unterstützung aus Steuereinnahmen angewiesen sind. Zahlt dann auch die nächste Generation mit, aber die jetzigen Vorrentner sind auch mit betroffen, weil mehr von ihnen in der Altersarmut enden.
Du kannst auch die Menschen einfach 5 Jahre länger arbeiten lassen....damit kommst du auf einen Satz von 15% - nur bitte wer genau geht 50 Jahre arbeiten? Oder du lässt die Menschen nicht so lange leben.....bin gespannt wie du das organisierst.
Wenn du weitere Alternativen findest, können wir die gerne auch noch mit angehen - der begrenzende Faktor sind aber einfach nur die relativ überschaubaren mathematischen Formeln, die hinter der umlagefinanzierten Rente stecken. Und jetzt such dir die Möglichkeiten aus, die du für gerecht hältst....also nicht die, die für dich das beste Ergebnis bringt, sondern die, die gesamtgesellschaftlich einen gerechten Ansatz bringt.
Übrigens: Damit das Vorsorgedepot schneller gefüllt wird und besser wirken kann, kann man noch einiges tun - beispielsweise die Beitragsbemessungsgrenze wegfallen lassen, RV-Beiträge auf alle Einkommensarten erheben, freiwillige Einzahlungen ermöglichen, Beamte und Politiker und alle anderen noch nicht in der RV organisierten Bürger auch dort versichern und und und.... Jede der Maßnahmen hätte den Effekt, dass JETZT das Depot schneller gefüllt werden kann - weil Ansprüche aus den Einzahlungen erst mit zeitlichem Verzug kommen. Trotzdem hat jede dieser Maßnahmen ihre spezifischen Vor- und auch Nachteile.
Also - such dir was aus, wie man es lösen kann. Nichts tun ist keine Lösung - denn dann kommt die Altersarmut, und die wird von der nächsten Generation über Steuern zu finanzieren sein...