Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

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frems
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Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von frems »

Die FDP hat schon vor einer Weile ihren Gesetzentwurf zum Altersvorsorgedepot vorgelegt. Doch was ist eigentlich konkret geplant? Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium Dr. Florian Toncar hat in einem Interview einige neue Details zu den Plänen preisgegeben.
https://www.asscompact.de/nachrichten/p ... sorgedepot
Doch Riester ist ein Auslaufmodell und gerade für Aktien-Fans nicht die erste Wahl. Derzeit gibt es rund 15,5 Millionen Riester-Verträge in Deutschland. Viele davon existieren aber nur noch auf dem Papier und werden nicht mehr bespart. Kein Wunder: Der Garantiezins beträgt mittlerweile nur noch 0,25 Prozent. Deka, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, hat das Riester-Neukundengeschäft daher bereits im Sommer 2022 eingestellt.
https://extraetf.com/de/news/etf-news/d ... n-solltest
Die Pläne, die Lindner gerade ausarbeiten lässt und die er in diesen Wochen gerne hier und da erwähnt (es stehen schließlich Wahlen an), sind jedoch sinnvoll und überfällig: Rund 2100 Euro pro Jahr könnten Vorsorgesparer künftig in dem neuen steuerbefreiten Depot anlegen, Menschen mit geringeren Einkommen sollen wie bei Riester-Policen einen staatlichen Zuschuss beantragen können. Im Alter müssen dann die Auszahlungen versteuert werden.
https://www.capital.de/wirtschaft-polit ... 77796.html

Klingt nun nicht wie ein System wie in Schweden oder den USA (401k), aber offenbar plant die Bundesregierung, eine Art der privaten Vorsorge ein wenig attraktiver zu gestalten. Wie steht die werte Userschaft dazu? Ein interessantes Modell (für Geringverdiener)? Ein erster kleiner Schritt? Oder mehr Schaden als Nutzen?
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Xexes
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Xexes »

Ist das Ziel "steuerfrei" (vermutlich nur in der Einzahlphase) das Geld bei ca. 0% Zinsen anzulegen oder ein Steuer freies Depot für Wertpapiere, die bis zum Rentenalter gehalten werden müssen (ähnlich zum US Modell). Bei ersterem dürfte man trotz Steuerbefreiung ordentlich drauf zahlen.
Atue001
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Atue001 »

Die Pläne sind nicht vernünftig. Richtig wäre es, konsequent den Beitragssatz zur RV auf 22,5% zu erhöhen - und gleichzeitig möglichst alle Bevölkerungsgruppen in die Rente einzubeziehen. Würde man das machen, würden die Rentenbeiträge die notwendigen Ausgaben übersteigen - und aus diesen Mehreinnahmen sollte man das Depot finanzieren.

Der Beitragssatz von 22%+x ergibt sich aus der Überlegung, dass der Beitragssatz sich aus der Formel Beitragssatz = Anzahl Rentenbezugsjahre / Anzahl Beitragsjahre * Rentenhöhe in % des letzten Einkommens

ergibt.
Wähler
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Wähler »

frems hat geschrieben: Mittwoch 24. Juli 2024, 22:42 https://www.asscompact.de/nachrichten/p ... sorgedepot
https://extraetf.com/de/news/etf-news/d ... n-solltest
https://www.capital.de/wirtschaft-polit ... 77796.html
Klingt nun nicht wie ein System wie in Schweden oder den USA (401k), aber offenbar plant die Bundesregierung, eine Art der privaten Vorsorge ein wenig attraktiver zu gestalten. Wie steht die werte Userschaft dazu? Ein interessantes Modell (für Geringverdiener)? Ein erster kleiner Schritt? Oder mehr Schaden als Nutzen?
Private Vermögensbildung macht nur Sinn, wenn sie sich auf Sachwerte und nicht auf Geldwerte stützt. Das war der Grundfehler der Riesterrente.
Private Vermögensbildung kann man schon mit einem Aktienfondsratensparplan mit 25 Euro pro Monat starten. Der Arbeitgeber gibt dann noch einmal etwa genauso viel dazu mittels Vermögenswirksamer Leistungen.
Für viele Haushalte in Ballungszentren bleibt aber zu bezahlender Wohnraum das finanzielle Hauptproblem. Der Staat sollte daher Wohnungsbaugenossenschaften stärker unterstützen. Individuelles Wohneigentum in Ballungsräumen zu bilden ist nur für Haushalte möglich, denen mehr als das Durchschnittseinkommen zur Verfügung steht.
Zuletzt geändert von Wähler am Donnerstag 22. August 2024, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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firlefanz11
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von firlefanz11 »

Atue001 hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 01:52 Richtig wäre es, konsequent den Beitragssatz zur RV auf 22,5% zu erhöhen ...
Ja, klar! Der arbeitenden Bevölkerung NOCH mehr Geld aus der Tasche ziehen! :rolleyes:
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Atue001
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Atue001 »

firlefanz11 hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 11:06 Ja, klar! Der arbeitenden Bevölkerung NOCH mehr Geld aus der Tasche ziehen! :rolleyes:
Sorry, aber das ist Quatsch.

Wenn du 45 Jahre in die Rente einzahlst, dann 20 Jahre Rente bekommst, und das Rentenniveau soll bei 50% liegen, dann gilt folgende Formel:

Beitragssatz = 20/45 * 50% = 22,22%

Das ist schlicht und einfach der Beitragssatz den du brauchst.
Wenn der Beitragssatz also geringer ausfällt, dann funktioniert das deshalb und genau deshalb, weil du entweder keine 50% annimmst, oder mehr als 45 Jahre in die Rente einbezahlst, oder du keine 20 Jahre Rente beziehst.
Da wir nicht unsere eigene Rente finanzieren müssen, sondern im Umlagesystem einer ganzen beitragszahlenden Gesellschaft sind, gibt es noch einen weiteren Grund: Wenn die Generationen, die Beiträge zahlen, größer sind als die Generationen, die Rente beziehen - dann kommst du auch mit weniger als 22,22% aus.

Das ist genau das, was wir derzeit noch erleben. Doch schon in ca. 10 Jahren kehrt sich das um, dann sind für ungefähr 20 Jahre mehr Menschen in den Rentengenerationen vertreten, als Menschen in den Generationen, die gerade ihre 45 Beitragsjahre einbringen.

Wenn du das abpuffern willst, dann ist es sinnhaft, dass so lange als möglich die jetzigen starken Jahrgänge sich am finanziellen Aufbau eines Sparvermögens beteiligen.

Genau das ist aber das Altersvorsorgedepot.
Und jetzt hast du im Prinzip drei Varianten, wie du dieses Depot finanziell ausstatten kannst:

1) Wie die Ampel es vor hat - über Schulden. Dann verlagerst du aber die Finanzierung genau dieser Schulden in die Zukunft - und zwar in die Zukunft, in der wir das Rentenproblem haben. Du belastest also die nächste Generation nicht nur mit höheren Rentenbeiträgen, sondern auch noch mit der Rückzahlung dieser Schulden. Nicht gerade fair.
2) Denkbar wäre auch, dass du es über höhere Steuern jetzt finanzierst - deine Begeisterung dafür kann ich schon spüren. Oder
3) Du finanzierst es über die Rentenkasse - indem du über die Beiträge zur Rentenkasse einen finanziellen Puffer organisierst - und das geht halt über höhere Beiträge. Sinnvoll wäre bei den gewählten Parametern sowieso, dass wir 22,22% bezahlen - also sollten wir das tun und daraus das Vorsorgedepot finanzieren.


Bei Variante 3 würden sich noch die nächsten 10 Jahre die verursachende Generation (zu wenig Kinder) mit an der Finanzierung beteiligen - was wohl fair wäre. Bei Variante 1) überlässt man es der nächsten Generation - die eh schon mit der Finanzierung der Rente zu kämpfen hat. Bei Variante 2) zahlt auch die jetzige Generation mit - allerdings müsste man dann genau abwägen, welche Steuern man dafür erhöht.

Natürlich kannst du auch die 50% weiter absenken - das führt dann in Zukunft dazu, dass mehr Menschen im Alter von ihrer Rente nicht leben können - und auf ergänzende Unterstützung aus Steuereinnahmen angewiesen sind. Zahlt dann auch die nächste Generation mit, aber die jetzigen Vorrentner sind auch mit betroffen, weil mehr von ihnen in der Altersarmut enden.
Du kannst auch die Menschen einfach 5 Jahre länger arbeiten lassen....damit kommst du auf einen Satz von 15% - nur bitte wer genau geht 50 Jahre arbeiten? Oder du lässt die Menschen nicht so lange leben.....bin gespannt wie du das organisierst.

Wenn du weitere Alternativen findest, können wir die gerne auch noch mit angehen - der begrenzende Faktor sind aber einfach nur die relativ überschaubaren mathematischen Formeln, die hinter der umlagefinanzierten Rente stecken. Und jetzt such dir die Möglichkeiten aus, die du für gerecht hältst....also nicht die, die für dich das beste Ergebnis bringt, sondern die, die gesamtgesellschaftlich einen gerechten Ansatz bringt.

Übrigens: Damit das Vorsorgedepot schneller gefüllt wird und besser wirken kann, kann man noch einiges tun - beispielsweise die Beitragsbemessungsgrenze wegfallen lassen, RV-Beiträge auf alle Einkommensarten erheben, freiwillige Einzahlungen ermöglichen, Beamte und Politiker und alle anderen noch nicht in der RV organisierten Bürger auch dort versichern und und und.... Jede der Maßnahmen hätte den Effekt, dass JETZT das Depot schneller gefüllt werden kann - weil Ansprüche aus den Einzahlungen erst mit zeitlichem Verzug kommen. Trotzdem hat jede dieser Maßnahmen ihre spezifischen Vor- und auch Nachteile.

Also - such dir was aus, wie man es lösen kann. Nichts tun ist keine Lösung - denn dann kommt die Altersarmut, und die wird von der nächsten Generation über Steuern zu finanzieren sein...
caulrophob
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von caulrophob »

Diese Idee ist hervorragend, auch wenn ich mir einen höheren Freibetrag wünschen würde. Gerade für Geringverdiener ist das Modell optimal, weil die reinen Rentenzahlungen selten dazu führen, dass sie mehr Rente bekommen als bei einer Grundrente. Sie werden also während des Erwerbslebens überproportional zur Kasse gebeten, um etwas zu mitzufinanzieren, von dem sie nichts haben. Wahlfreiheit, was die gesetzliche Rente angeht, wäre perfekt.
Renate17
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Renate17 »

Wir sind in der Familie immer gut damit gefahren, unsere Vermögensanlage nicht auf Basis von Empfehlungen anderer zu ordnen.
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Claud
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Claud »

frems hat geschrieben: Mittwoch 24. Juli 2024, 22:42 https://www.asscompact.de/nachrichten/p ... sorgedepot


https://extraetf.com/de/news/etf-news/d ... n-solltest


https://www.capital.de/wirtschaft-polit ... 77796.html

Klingt nun nicht wie ein System wie in Schweden oder den USA (401k), aber offenbar plant die Bundesregierung, eine Art der privaten Vorsorge ein wenig attraktiver zu gestalten. Wie steht die werte Userschaft dazu? Ein interessantes Modell (für Geringverdiener)? Ein erster kleiner Schritt? Oder mehr Schaden als Nutzen?
Wenn dies so kommt, dann interessieren mich aktuell 4 Punkte.

1. In Was darf eigentlich investiert werden?

Deutschland und der Kapitalmarkt sind ja nicht unbedingt Kumpels, weshalb ich nen bissle Sorge haben, dass da am Ende womöglich ein sehr restriktives Regelwerk rauskommt und die Nutzer jene Konten unnötig einschränkt. Persönlich denke ich, ist ein ETF beispielsweise UCITS Konform, sollte er bei hier auch invertierbar sein. Die mündelsicheren Anlagen werden ja sicherlich sowieso verfügbar sein. Einzelaktien und Derivate wohl eher nicht, obwohl man damit auch Potenzial verschenkt; jedoch könnte ich verstehen, wenn man dies tut.

2. Wie sieht die Förderung aus?

Wird diese angedockt an die Riester Regeln, oder gibt es was neues?

Riester ist für die eher einkommensschwachen Gruppen eher schlecht ausgestaltet, obwohl gerade die auf solch eine Förderung angewiesen sind. Es wäre schön, wenn man nen bissle mehr zur Direktförderung rüber gehen könnte, statt es indirekt über Steuerersparnisse zu tun. Gleichzeitig muss man aber auch an die Grenzbeträge ran, da 2100€ als maximal geförderter Jahresbeitrag schlichtweg überholt sind.

3. Wechsel von Riester?

Wird eine Lösung erarbeitet, wie man kostengünstig und einfach von seinen Riestervertrag (auch für ruhende) in entsprechende Depots wechseln kann, ohne die angelaufenen Förderungen zu verlieren?

4. Was sind die Kosten?

Im Groben muss man davon ausgehen, dass alles über 0,5% an Kosten für das Depotvolumen extrem schlecht ist. Die Frage ist, ob eine niedrigere Kostenstruktur am ende realistisch umsetzbar ist. Landen wir womöglich bei irgendwas mit einer 1.x vorne, dann muss man am ende leider wieder mit spitzen Bleistift rechnen, was der Sache sichelrich nicht dienlich ist.


Grundsätzlich fände ich es top, wenn soetwas kommen würde und ich freue mich, dass bei den Thema endlich mal etwas Bewegung einkehrt. :)
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frems
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von frems »

Claud hat geschrieben: Montag 9. September 2024, 17:10 Grundsätzlich fände ich es top, wenn soetwas kommen würde und ich freue mich, dass bei den Thema endlich mal etwas Bewegung einkehrt. :)
Schon, aber da die Versicherungen mittlerweile mehr Geld für ihren Lobbyismus fließen lassen als alle anderen Branchen, habe ich die Vermutung, dass da ein "staatlich gefördertes" System entsteht, wo sich wie bei Riester am Ende alle fragen, wo eigentlich ihre Knete geblieben ist. Oder es kommt gar nichts.

Eigentlich sollte in diesem Monat ein Entwurf vorgestellt werden, was nach Sicht einiger Leute zu eng sein wird, um in dieser Legislaturperioden noch etwas umzusetzen. Wird also vielleicht nur ein verzweifelter Punkt der FDP, damit sie jemand bei der nächsten Bundestagswahl wählt und erneut auf Umsetzung hofft. Mal sehen.

Bisschen lustig fand ich eine Ansicht auf einer anderen Plattform. Aufgrund des (für ihn) niedrigen Betrags pro Jahr, in Kombination mit einem steuerfreien Umschichten (also Verkauf und Reinvestition), wäre es für ihn ein schönes Zockerdepot für den eigenen Spieltrieb und zugleich wären 2100 Euro im Jahr eine Summe, die seine Frau ihm gestattet für sein "Hobby" zu verballern.

Wenn es aber am Ende nur ausgewählte Produkte von Deka oder sonstwas sind, am besten mit 5% Ausgabeaufschlag und noch einer TER von mindestens 1% (und am besten noch ein Abschlag beim vorzeitigen Verkauf), naja. Mag natürlich unterm Strich noch besser sein als das Geld aufm Tagesgeldkonto oder so liegen zu lassen, aber nun denn, warten wir mal ab, wer da am Entwurf noch alles herumwerkelt und ob's überhaupt kommt.

Meanwhile:
Von ehemals 20 Millionen Riester-Verträgen ist in den vergangenen Jahren fast jeder vierte wieder gekündigt worden – obwohl das mit Verlusten verbunden ist. Fachleute geben einen anderen Rat. Zudem ist eine Reform angekündigt, die Riestern wieder attraktiver machen könnte.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschl ... l-100.html
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Claud
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Claud »

frems hat geschrieben: Dienstag 10. September 2024, 18:50 Schon, aber da die Versicherungen mittlerweile mehr Geld für ihren Lobbyismus fließen lassen als alle anderen Branchen, habe ich die Vermutung, dass da ein "staatlich gefördertes" System entsteht, wo sich wie bei Riester am Ende alle fragen, wo eigentlich ihre Knete geblieben ist. Oder es kommt gar nichts.

Eigentlich sollte in diesem Monat ein Entwurf vorgestellt werden, was nach Sicht einiger Leute zu eng sein wird, um in dieser Legislaturperioden noch etwas umzusetzen. Wird also vielleicht nur ein verzweifelter Punkt der FDP, damit sie jemand bei der nächsten Bundestagswahl wählt und erneut auf Umsetzung hofft. Mal sehen.

Bisschen lustig fand ich eine Ansicht auf einer anderen Plattform. Aufgrund des (für ihn) niedrigen Betrags pro Jahr, in Kombination mit einem steuerfreien Umschichten (also Verkauf und Reinvestition), wäre es für ihn ein schönes Zockerdepot für den eigenen Spieltrieb und zugleich wären 2100 Euro im Jahr eine Summe, die seine Frau ihm gestattet für sein "Hobby" zu verballern.

Wenn es aber am Ende nur ausgewählte Produkte von Deka oder sonstwas sind, am besten mit 5% Ausgabeaufschlag und noch einer TER von mindestens 1% (und am besten noch ein Abschlag beim vorzeitigen Verkauf), naja. Mag natürlich unterm Strich noch besser sein als das Geld aufm Tagesgeldkonto oder so liegen zu lassen, aber nun denn, warten wir mal ab, wer da am Entwurf noch alles herumwerkelt und ob's überhaupt kommt.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass das am Ende auf so eine eingeschränkte Auswahl hinauslaufen würde. Wie will man das erklären? Selbst in meinen Riestervertrag kann ich inzwischen in ETFs investieren und ein Schritt dahinter würde keinen Sinn machen. Zumal man ja anscheinend endlich von dieser Idee wegkommen möchte, dass alles in Sachen Altersvorsorge über einen Versicherungsmantel laufen muss und mehr Möglichkeiten gegeben werden müssen.

Ich hoffe, es wird vor Ende der aktuellen Legislaturperiode angegangen. Das Thema muss endlich angefasst werden.

Das mit dem Zockerdepot ging mir tatsächlich auch durch den Kopf. Kann man innerhalb des Depots relativ flexibel kaufen und verkaufen und hat nen bissle Auswahl, bin ich am ende vielleicht auch etwas spekulativer Unterwegs. Die Zeit ist auf der eigenen Seite und durch Förderung gibt es einen Gewissen Risikopuffer und Hebel zugleich.
Diese ganzen ruhenden Riesterverträge sind individuell und Gesamtwirtschaftlich einfach Grütze.
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von frems »

Claud hat geschrieben: Dienstag 10. September 2024, 19:16 Ich kann mir kaum vorstellen, dass das am Ende auf so eine eingeschränkte Auswahl hinauslaufen würde. Wie will man das erklären?
Die schützende Hand des Staates. :p

So langsam wird's konkreter. Maximal 3000 Euro im Jahr und der Staat bezuschusst es mit 600 Euro, also für jeden Euro kommen 20 Cent vom Steuerzahler dazu. Für Geringverdiener (einmalig) und junge Sparer (drei Jahre) gibt's dann noch Zuschläge, ebenso einen Bonus bei Kindern.

An Finanzprodukten soll es nur ausgewählte Aktien und ETF geben. Eine Liste gibt's noch nicht. Ich würde mich nicht wundern, wenn es nur auf irgendeinen Kram von Deka mit ESG oder so hinausläuft. Schön mit Ausgabeaufschlag und hoher Verwaltungsgebühr. Aber ich kann mich noch irren. Und per se sind Filter ja nicht schlecht, je nach Strategie. Aber dass das Ministerium dann festlegt, welche Firma oder welcher ETF okay ist, naja.... Krypto und andere Produkte wie Derivate sind auch raus. Kein Rachehebel zu Weihnachten. :(

Für mich aber eh uninteressant. Die anfangs angekündigte und nun konkretisierte Deckelung war mir egal, da ich es eh maximal nebenbei laufen lassen würde. Und die ausgewählten Produkte sind vielleicht ja okay und dann doch nicht so teuer. Aber dass man erst als Rentner drauf zugreifen kann, es sich nicht vollständig auszahlen lassen darf und es dann auch noch "normal" besteuert wird statt als Kapitalertrag... Nein, danke.

Für Geringverdiener, die bis 67 arbeiten wollen oder gar müssen, ist das bestimmt keine schlechte Ergänzung, zumal sie vermutlich auch eine niedrige gesetzliche Rente haben werden und somit wenig bis keine Steuern zahlen.
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Claud
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Re: Altersvorsorgedepot geplant. Riester-Rente tot?

Beitrag von Claud »

Geht man nach den aktuellen Referentenentwurf,dann sind Fonds bis Risikoklasse 5 ok. (Quelle: https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... onFile&v=2 , Seite 19) Wenn ich mich nicht irre, ist damit alles von normalen Anleihefonds bis größeren nationalen Indizefonds abgedeckt. Vom Prinzip her vollkommen in Ordnung.

Die Besteuerung über die Einkommenssteuer finde ich persönlich nicht so wild, da die Förderung ja auch aus jenen Topf stammt, der Zeitertrag auf deiner Seite ist und normalerweise der Grenzsteuersatz in der Verrentung niedriger ist, als es im Einzahlungszeitpunkt der Fall ist. Den Grenzsteuersatz von 25% musst du als Rentner auch erstmal knacken und ich würde mich nicht wundern, wenn es am ende eine Günstigerregelung gibt.
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