"Verkehr" in den letzten Jahren regelmäßig nicht erreicht. Und
er wird es auch wohl nie erreichen.
Volker Wissing wusste schon, warum er die Sektorenziele
abschaffen musste. Denn ohne fixe Sektorenziele für CO2-
Reduktion braucht er keine drastischen Maßnahmen ergreifen.
Und das ist wichtig! Warum?
Weil das Auto in Deutschland eine fast religiös-emotional-
identitäre Wichtigkeit hat, die unantastbar ist.
Der ADAC hat mehr Mitglieder als die katholische Kirche. Das
Automobil verkörpert für den Durchschnittsdeutschen wirtschaftlichen
Aufstieg, Freiheit und Status. Es ist zur zweiten Haut geworden,
es ist Teil seiner Identität. Deshalb kann man ihm nicht so einfach
das Auto wegnehmen - oder es womöglich durch ein steril-totes
E-Mobil ersetzen. Man könnte auch sagen: "Was dem Amerikaner
seine Knarre, ist dem Deutschen seine Karre".
In den USA sieht es nicht viel anders aus: Nicht nur die Knarre ist
wichtig, auch die Karre:
Von hier."Rolling Coal" nennen die Leute ihre Pick-up-Trucks und SUVs, bei
denen sie sämtliche Filter ausbauen und das Treibstoff-Luft-Verhältnis
im Diesel-Motor so manipulieren, dass der Wagen maximale Mengen
an schwarzen Rußwolken rausbläst.
Das macht man dann vorzugsweise neben E-Autos oder auch bei
Fußgängern und Fahrradfahrern. Sprich, man zeigt es diesem "Öko-
Völkchen aber mal so richtig", mit "jetzt erst recht"- verpesteter Luft. Man
kann das als kindische Trotzreaktion sehen, so wie manche
verkehrspolitische Reform stockt, weil sie von "den Anderen" kommt.
In Teilen der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten gilt das
motorisierte Verbrennen von fossilen Kraftstoffen, gerne auch in
unnötigen und absurden Mengen, als patriotischer und maskuliner Akt.
Ich bin mir sicher, auch in Deutschland würden viele sich der
"Rolling Coal"-Gruppe anschließen. Die Auto-Religion in
Deutschland lässt mich aus irgendeinem Grund an die Osterinsel
denken ... warum nur?
