Nullzinspolitik und Inflation

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Frank_Stein
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Skull hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 17:55 Nächstes Update der Inflationsrate in Deutschland:

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mfg

Die Zeiten, als wir Inflation 1,5% hatten und -0,5% Zinssätze bei der Bank, waren meinem Ersparten lieber,
als 8% Inflation und 2,7% Zinsen.
Nun gut ... an Aktien führt kein Weg vorbei, nur in welchem Land sollte man Aktien kaufen. MSCI-World scheint mir bei meinen kaum vorhandenen Kenntnissen über ausländische Aktien das Beste. Bei deutschen Aktien wird es komplizierter. Keine Ahnung, ob es die Autobauer in dieser Form in 10 Jahren noch gaben wird ... Nokia lässt grüßen.

Es droht (auch wegen des demografischen Wandels und des Energiepreisschocks und Habecks Heizungspläne) eine Lohn-Preis-Spirale. Steigende Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen, dagegen sinkendes Arbeitskräfteangebot, laden dazu ein, dass Arbeitnehmerverbände das ausnutzen und Unternehmen die gestiegenen Preise an den Verbraucher weitergeben.
Für die Banken und Staaten, die eben noch Schuldtitel mit negativen Zinsen herausgegeben hatten, wird das eine Herausforderung werden. Gut möglich, dass wir einen Crash auf dem Immobilienmarkt und Bankensektor bekommen.

Die Politik ist an dieser Entwicklung nicht unschuldig, auch wenn äußere Faktoren, wie der Ukrainekrieg und die damit einhergehenden Sanktionen ein wichtiger Ausgangspunkt waren.

Die Notenbank ist nun gefangen: Stagflation könnte man es nennen. Erhöht sie die Zinsen, um die Lohn-Preis-Spirale zu brechen, kann das zu einer Pleitewelle und Schuldenkrise führen.
Letztlich haben die Gewerkschaften (Tarifparteien) eine Verantwortung, der EZB in die Hände zu spielen und sie nicht zu weiteren Zinsanhebungen zu zwingen.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Wähler »

Frank_Stein hat geschrieben: Sonntag 30. April 2023, 10:43 Die Zeiten, als wir Inflation 1,5% hatten und -0,5% Zinssätze bei der Bank, waren meinem Ersparten lieber,
als 8% Inflation und 2,7% Zinsen.
Für die Banken und Staaten, die eben noch Schuldtitel mit negativen Zinsen herausgegeben hatten, wird das eine Herausforderung werden. Gut möglich, dass wir einen Crash auf dem Immobilienmarkt und Bankensektor bekommen.
Die Notenbank ist nun gefangen: Stagflation könnte man es nennen. Erhöht sie die Zinsen, um die Lohn-Preis-Spirale zu brechen, kann das zu einer Pleitewelle und Schuldenkrise führen.
Da sich die Babyboomer in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschieden, dürfte unser Wohlstandsniveau nur durch Produktivitätsfortschritte zu halten sein. Diese werden die Arbeitgeber allerdings nicht umsonst bekommen. Wenn wir unsere Rücklagen in Form von Geldwertpapieren nur horten und nicht in zukunftsträchtige Sachwerte investieren, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Geldwertpapiere an Kaufkraft verlieren werden.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Frank_Stein
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Wähler hat geschrieben: Montag 1. Mai 2023, 08:32 Da sich die Babyboomer in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschieden, dürfte unser Wohlstandsniveau nur durch Produktivitätsfortschritte zu halten sein. Diese werden die Arbeitgeber allerdings nicht umsonst bekommen. Wenn wir unsere Rücklagen in Form von Geldwertpapieren nur horten und nicht in zukunftsträchtige Sachwerte investieren, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Geldwertpapiere an Kaufkraft verlieren werden.
Produktivitätsfortschritte ... die Unternehmen sind global unterwegs und Produktivitätsfortschritte hängen eng mit dem Kapitaleinsatz zusammen.
Was sollte ein Unternehmen dazu veranlassen, hier in Deutschland zu investieren, wenn ihm dann droht, dass die Erträge aus dieser Investition zur
Finanzierung des Renten- und Gesundheitssystems herangezogen (mit Sonderabgabe belegt) werden. Früher dachte man ja, dass die höheren Lohnkosten in Deutschland durch gut ausgebildete Fachkräfte gerechtfertigt wären, aber wenn man sich die PISA-Ergebnisse anschaut, ... warum sollte man da in Deutschland, statt in Indien oder China investieren?

Daraus schlussfolgere ich. Die Produktion in Europa wird sinken, dass Kapital wird dorthin fließen, wo die Ausbildung sehr gut ist und die Geburtenrate zu einer stabilen Bevölkerung beiträgt.
Europa und Deutschland werden abgehängt werden und folglich wird der Wert des Geldes sinken, wenn die Notenbank versucht, Fehlendes Geld im Sozialsystem durch das Anwerfen der Druckerpressen zu kompensieren.

Die Tariflohnentwicklung ist Gift für die Konjunktur, führt zu steigenden Preisen und folglich steigenden Zinsen.
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Seidenraupe
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Seidenraupe »

Frank_Stein hat geschrieben: Montag 1. Mai 2023, 14:55
Was sollte ein Unternehmen dazu veranlassen, hier in Deutschland zu investieren, wenn ihm dann droht, dass die Erträge aus dieser Investition zur
Finanzierung des Renten- und Gesundheitssystems herangezogen (mit Sonderabgabe belegt) werden. ...
Die Tariflohnentwicklung ist Gift für die Konjunktur, führt zu steigenden Preisen und folglich steigenden Zinsen.
Aktuell kommt noch eine öffentl Diskussion über eine 4 Tage-Arbeitswoche (Frei für die Muslime der Freitag, für die Juden der Shabbat am Samstag und für die Christen der Sonntag -- somit 3 Tage auch für Atheisten ) bei vollem Lohnausgleich dazu.

Wer da nicht abwandert und die Produktion dahin verlegt, wo Menschen nicht ein halbes Jahr Freizeit einfordern (3x52 =156 Tage Wochenende plus mindestens 30 Tage Urlaub) ist selber schuld.

Wenn in D weniger investiert wird, wirkt sich das langfristig negativ auf die Inflation aus (sie bleibt meiner Meinung nach eher hoch)
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
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Frank_Stein
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Seidenraupe hat geschrieben: Montag 1. Mai 2023, 23:34 Aktuell kommt noch eine öffentl Diskussion über eine 4 Tage-Arbeitswoche (Frei für die Muslime der Freitag, für die Juden der Shabbat am Samstag und für die Christen der Sonntag -- somit 3 Tage auch für Atheisten ) bei vollem Lohnausgleich dazu.

Wer da nicht abwandert und die Produktion dahin verlegt, wo Menschen nicht ein halbes Jahr Freizeit einfordern (3x52 =156 Tage Wochenende plus mindestens 30 Tage Urlaub) ist selber schuld.

Wenn in D weniger investiert wird, wirkt sich das langfristig negativ auf die Inflation aus (sie bleibt meiner Meinung nach eher hoch)
Vor allem wenn Lieferkettengesetz &Co die Billigimporte aus China künstlich verteuert. Immerhin waren Importe auch China ein Treiber der Deflation in den letzten Jahrzehnten.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

firlefanz11 hat geschrieben: Mittwoch 12. April 2023, 14:02 Immer noch billiger als dort...
Schon vor 10 Jahren hab ich da für ne Pizza u. ne Cola umgerechnet ca. 30 EUR bezahlt...
Döner in Zürich neulich 11 € :)
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Skull
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 13:15
Döner in Zürich neulich 11 € :)
Und in Franken ? :?: :D

mfg
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firlefanz11
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von firlefanz11 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 13:15 Döner in Zürich neulich 11 € :)
Da sollte Onkel Puffi vllt. TV total lieber in der Schwiez produzieren mit seinem Dönerman... ;)
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Seidenraupe hat geschrieben: Montag 1. Mai 2023, 23:34 Aktuell kommt noch eine öffentl Diskussion über eine 4 Tage-Arbeitswoche (Frei für die Muslime der Freitag, für die Juden der Shabbat am Samstag und für die Christen der Sonntag -- somit 3 Tage auch für Atheisten ) bei vollem Lohnausgleich dazu.

Wer da nicht abwandert und die Produktion dahin verlegt, wo Menschen nicht ein halbes Jahr Freizeit einfordern (3x52 =156 Tage Wochenende plus mindestens 30 Tage Urlaub) ist selber schuld.

Wenn in D weniger investiert wird, wirkt sich das langfristig negativ auf die Inflation aus (sie bleibt meiner Meinung nach eher hoch)
Das Argument ist wenig schlüssig. Eine 4-Tage-Woche macht Arbeit attraktiv - weil man 3-Tage frei hat. Aus Sicht der Arbeitgeber ist es eigentlich egal ob die 40h in 3, 4, 5, 6 oder 7 Tagen erbracht wird. Allenfalls steht dem begrenzend das Gesetz entgegen, dass man nicht länger als 10h am Stück arbeiten darf......oder dass Ruhezeiten eingehalten werden müssen.
Auch geht es in der Diskussion eigentlich nicht darum, 3-Tage am Stück frei zu haben - und auch wird nicht generell gefordert, dass man das so organisiert, dass das Wochenende immer mit frei sein muss.

Tatsächlich dürfte der Einfluss einer anders organisierten Arbeitswelt bezüglich der Inflation nicht so ganz eindeutig sein. Wenn mehr Menschen wirklich mal die Möglichkeit hätten, unter der Woche an einem Werktag ruhig einkaufen zu gehen, könnte das konsumfördernd sein und die Wirtschaft sogar beleben. Das könnte sogar zu mehr Investitionen führen.

Ich halte den tatsächlichen Einfluss solcher Ideen, die derzeit ja vor allem nur diskutiert, und allenfalls in Modellversuchen ausprobiert werden, bezüglich der Inflationsrate für ziemlich irrelevant. Relevant würde das erst, wenn man eine Kürzung der Wochenarbeitszeit um 20% bei vollem Lohnausgleich umsetzen würde. Die 4-Tage-Woche als solches macht allenfalls den Standort attraktiver.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erneut leicht angehoben - um 0,25 Prozentpunkte.

Es mehren sich die Zeichen, dass es vorerst das letzte Mal gewesen sein könnte.

Der erlösende Satz kam nicht. Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, wollte vor Journalisten nicht bestätigen,
dass dies der letzte Zinsschritt gewesen ist. "Heute ist keine Entscheidung über eine Pause gefallen", sagte Powell.
Aber, ließ er durchscheinen, die Entscheider hätten das Gefühl, sich dem Ende zu nähern oder schon angekommen zu sein.


https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fi ... k-102.html

mfg
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Re: Nullzinspolititik und Inflation

Beitrag von Kölner1302 »

Skull hat geschrieben: Sonntag 5. Januar 2020, 23:25 Ich habe da den Eindruck, dass Du nicht ansatzweise weisst und verstehst, worum es da geht.

Aber zumindest sollte DIR hier klar geworden sein, dass die meisten Verkäufer von Immobilien
die zufliessende Liquidität nicht in den Konsum - noch weniger in Lebensmitteln - stecken werden. :D

Deine Gedanken aus der Threaderöffnung sind wenig nachvollziehbar.

mfg
Ich habe leider Recht behalten.
Die Immobilienpreise brechen ein.
Wir haben eine starke Inflation.
Genau wie ich vor mehr als 3 Jahren eingangs sagte.

Wie es weitergeht?
Auf dem Markt steht nun viel mehr Geld für Konsum zur Verfügung. Ich beobachte dass Immobilienverkäufer mangels Anlagemöglichkeiten ihre Erlöse in das gute Leben investieren: Qualitätsware, Essen gehen, Reisen, Yachten.
Die unteren Lohngruppen werden das bald spüren. Einige Luxusartikel mehr werden für sie unbezahlbar.
Aber nicht nur Luxus ist teurer geworden.

Die Gewerkschaften fordern schon saftige Lohnerhöhungen. Danach steigen aber mit Sicherheit auch wieder die Preise - auch für alltägliche Dinge. Lohn - Preis - Lohn Spirale.

Geldwertstabilität kann eigentlich nur erreicht werden durch Verringerung der im Umlauf befindlichen Geldmenge.
.
Die Ursache der Inflation ist die lange Niedrigzinspolitik gewesen.
Nun erhöht man den Leitzins.
Damit erschwert man aber nur die Investitionen.

Wie verhindert man dass reich gewordene Privatleute ihr Geld zum Leben, für Konsum also, ausgeben und damit die Preise nach oben treiben?
Evtl. mit sehr ertragreichen sicheren Anlagemöglichkeiten, d.h viel höheren Sparzinsen o.ä..
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Skull
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

EZB hebt die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte an

Anscheinend gab es durchaus Ratsmitglieder, die gern die Zinsen stärker angehoben hätten,
um 0,5 Prozentpunkte. Die Zinsen gar nicht zu erhöhen, habe, soweit sie es mitbekommen habe,
dagegen niemand vorgeschlagen, sagt Lagarde.

Am Ende verständigte der Rat sich auf eine Lösung, die man von außen betrachtet vielleicht als einen Kompromiss bezeichnen könnte, auch wenn Lagarde selbst das Wort „Deal“ weit von sich wies: Die EZB erhöht die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte – verkündet aber zugleich, dass sie voraussichtlich von Juli an ihre billionenschweren Anleihebestände stärker als bislang geplant reduzieren will.


https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ez ... 66816.html

mfg
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Re: Nullzinspolititik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Kölner1302 hat geschrieben: Donnerstag 4. Mai 2023, 16:56 Die Gewerkschaften fordern schon saftige Lohnerhöhungen. Danach steigen aber mit Sicherheit auch wieder die Preise - auch für alltägliche Dinge. Lohn - Preis - Lohn Spirale.
Nun ja....die Forderungen sind das eine, das was umgesetzt wird, ist dann die Realität.

Die meisten Abschlüsse bisher tun so, als würden sie oberhalb der Inflation liegen.....liegen sie aber nicht, weil die Laufzeiten entsprechend sind.
Da bekommt man 10% mehr - aber bei einer Laufzeit von 23 Monaten.... auf 12 Monate gerechnet, sind das erst mal knapp über 5% mehr - bei einer Inflation, die deutlich darüber liegt.
Dass die Inflation nicht ganz so schnell wieder abebbt ist bekannt - deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass auf 23 Monate bezogen die Inflation tatsächlich über 10% liegt - und es insgesamt zu einem Reallohnverlust kommt.

Die bisherigen Zahlen zum letzten Jahr und auch bisher im aktuellen Jahr zeigen genau auf, dass wir einen Reallohnverlust in der Breite haben.
WENN das so bleibt (es stehen noch einige Abschlüsse für dieses Jahr an), dann liegen die Abschlüsse unterhalb der Inflationsrate - dann heizen diese die Inflation in keinem Fall an, sondern helfen eher, dass diese abflaut.

Selbst wenn sie leicht über der Inflationsrate liegen würden - über die Inflation hinaus gibt es auch noch einen Produktivitätsgewinn.

UND: Anders als in früheren leicht inflationären Phasen machen heute in vielen Bereichen die Lohnkosten nur einen Bruchteil der Kosten für das Endprodukt aus.

Unterm Strich kann ich bisher nur erkennen, dass die Tarifabschlüsse dazu führen werden, dass die Inflation langsamer abebbt als sie abebben könnte.....aber ein Befeuern der Inflation durch die deutschen Tarifabschlüsse ist für mich derzeit noch nicht erkennbar.
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Frank_Stein
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Skull hat geschrieben: Freitag 5. Mai 2023, 07:45 EZB hebt die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte an

Anscheinend gab es durchaus Ratsmitglieder, die gern die Zinsen stärker angehoben hätten,
um 0,5 Prozentpunkte. Die Zinsen gar nicht zu erhöhen, habe, soweit sie es mitbekommen habe,
dagegen niemand vorgeschlagen, sagt Lagarde.

Am Ende verständigte der Rat sich auf eine Lösung, die man von außen betrachtet vielleicht als einen Kompromiss bezeichnen könnte, auch wenn Lagarde selbst das Wort „Deal“ weit von sich wies: Die EZB erhöht die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte – verkündet aber zugleich, dass sie voraussichtlich von Juli an ihre billionenschweren Anleihebestände stärker als bislang geplant reduzieren will.


https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ez ... 66816.html

mfg

Ich hoffe nur, dass uns der Immobilienmarkt nicht um die Ohren fliegt. Zumindest bei Neubauten scheint es einen regelrechten Einbruch zu geben. Vielleicht würde es helfen, die Bauarbeiter zu Wärmepumpeninstallateuren und Solardachdeckern umzuschulen. :?:

Problem ist: Wir haben in einigen Bereichen einen Arbeitskräftemangel und in anderen Bereichen haben wir Genderabsolventen mit Master-Abschluss, mit denen niemand etwas anfangen kann.

Bestes Beispiel für die Lohn-Preis-Spirale ist der Tarifabschluss der deutschen Post, die sehr üppig über der Inflationsrate ausgefallen ist. In der Folge wird das Porto für Brief und Paketdienstleistungen angehoben werden.

Statt ausländische Fachkräfte ins Land zu holen, wäre es besser, wenn Studienrichtungen, die niemand braucht, aus dem Lehrbetrieb rausfliegen und dafür Bereiche in den Bildungsfokus rücken, wo es in absehbarer Zeit einen Mangel an Arbeitskräften geben wird.

Fehlende Arbeitskräfte treiben die Löhne nach oben und erhöhen somit Kosten und danach die Preise: Also Inflation. Wenn wir in Zukunft mit China über kreuz liegen sollten, die durch Billigimporte über Jahre die Inflation im Land gering gehalten haben, dann wird es extrem schwierig werden, die Inflation wieder in den Sack zu bekommen. Dann droht uns Stagflation.
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Frank_Stein
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Re: Nullzinspolititik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Atue001 hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2023, 00:36

Unterm Strich kann ich bisher nur erkennen, dass die Tarifabschlüsse dazu führen werden, dass die Inflation langsamer abebbt als sie abebben könnte.....aber ein Befeuern der Inflation durch die deutschen Tarifabschlüsse ist für mich derzeit noch nicht erkennbar.

Hohe Tarifabschlüsse wirken in zwei Richtungen:

1. sie erhöhen die Produktionskosten unmittelbar (das Unternehmen versucht Einsparungen durch Personalabbau und Investitionen in steigende Produktivität, was erhöhte Kreditnachfrage bedeutet und zu steigenden Zinsen führen kann)

2. sie erhöhen die Kaufkraft (sofern der Staat nicht durch die kalte Progression einen Großteil der Lohnerhöhung für sich beansprucht)

Die gestiegene Kaufkraft erhöht die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten und erleichtert es so den Unternehmen die gestiegenen Kosten über höhere Preise an die Kunden weiterzugeben, was aber nur dann funktioniert, wenn ausländische Konkurrenten bei den Preiserhöhungen mitziehen. Sonst verlagern sich Arbeitsplätze ins Ausland.
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Re: Nullzinspolititik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Frank_Stein hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2023, 10:48 Hohe Tarifabschlüsse wirken in zwei Richtungen:

1. sie erhöhen die Produktionskosten unmittelbar (das Unternehmen versucht Einsparungen durch Personalabbau und Investitionen in steigende Produktivität, was erhöhte Kreditnachfrage bedeutet und zu steigenden Zinsen führen kann)

2. sie erhöhen die Kaufkraft (sofern der Staat nicht durch die kalte Progression einen Großteil der Lohnerhöhung für sich beansprucht)

Die gestiegene Kaufkraft erhöht die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten und erleichtert es so den Unternehmen die gestiegenen Kosten über höhere Preise an die Kunden weiterzugeben, was aber nur dann funktioniert, wenn ausländische Konkurrenten bei den Preiserhöhungen mitziehen. Sonst verlagern sich Arbeitsplätze ins Ausland.
Das ist mir klar - nur bei 7-8% Inflation sind Tarifabschlüsse über real 5-6% nicht hoch.

Die Gewerkschaft verkauft natürlich so manchen Tarifabchluss als wirklich bombastisch.....rechnet man aber nach, dann liegen die bisherigen Tarifabschlüsse regelmäßig unterhalb der Inflationsrate - was allein schon an der Laufzeit liegt. Tatsächlich ermitteln die Statistiker ja auch einen Reallohnverlust....

Klar - wenn es gar keine Tarifanpassungen gäbe, wäre die Inflation wahrscheinlich schneller bekämpft.....obwohl - dann würden mehr Menschen auf staatliche Stütze angewiesen sein, und die müsste über Steuern finanziert werden......Steuererhöhungen.... ... ...

Unterm Strich bleibe ich bei der Überzeugung, dass die bisherigen Tarifabschlüsse in diesem und auch im letzten Jahr eigentlich noch alle sogar einen Tick zu niedrig waren. Die Reallohnverluste sind höher, als sie sein müssten. Das ist insofern ok, weil viele noch immer und auch gerade durch die Corona Zeit einiges auf der hohen Kante haben - aber Reallohnverluste können nur temporär ein Bestandteil der Lösung bleiben.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Britische Notenbank

Zwölfte Zinserhöhung in Folge

Die anhaltend zweistellige Inflation in Großbritannien zwingt die Bank of England zu einer weiteren Erhöhung des Leitzinses.
Es ist das höchste Niveau seit dem Jahr 2008 - und es dürfte noch höher werden.

Die britische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer weiteren Zinsanhebung fort. Die Währungshüter um Andrew Bailey, den Chef der Bank of England (BoE), erhöhten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag um einen Viertel-Punkt auf 4,50 Prozent. Es ist bereits die zwölfte Zinserhöhung seit Ende 2021. Seinerzeit hatte der Zins noch knapp über der Nulllinie gelegen. Mit immer höheren Zinsen versucht die Notenbank, die alarmierend hohe Teuerung auf der Insel in den Griff zu bekommen. Die Inflationsrate ist mit zuletzt 10,1 Prozent die höchste in Westeuropa: Sie liegt in Großbritannien als einzigem Land in dieser Region im zweistelligen Bereich.


https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ko ... e-100.html

mfg
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Dieter Winter »

Skull hat geschrieben: Donnerstag 11. Mai 2023, 19:14 Die Inflationsrate ist mit zuletzt 10,1 Prozent die höchste in Westeuropa: Sie liegt in Großbritannien als einzigem Land in dieser Region im zweistelligen Bereich.
Ist die Gewichtung der Güter im Warenkorb identisch?
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Dieter Winter hat geschrieben: Freitag 12. Mai 2023, 08:52
Ist die Gewichtung der Güter im Warenkorb identisch?
Keine Ahnung. Ich denke aber nicht.

Innerhalb der EU werden und wurden die Statistiken und Erfassungen ja angeglichen.

Die Briten werden wohl aus „Prinzip“ nach dem EU-Austritt ihre eigenen Statistiken erheben.

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Dieter Winter »

Skull hat geschrieben: Freitag 12. Mai 2023, 09:26 Keine Ahnung. Ich denke aber nicht.
Vermute ich auch. Von daher halte ich die Teuerungsraten nicht unbedingt für vergleichbar.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Dieter Winter hat geschrieben: Freitag 12. Mai 2023, 11:16
Vermute ich auch. Von daher halte ich die Teuerungsraten nicht unbedingt für vergleichbar.
Also noch höher ? :D

mfg
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Dieter Winter »

Skull hat geschrieben: Freitag 12. Mai 2023, 11:23 Also noch höher ? :D

mfg
Möglich ist alles, v. a. auch das Gegenteil. :D
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von NicMan »

Inflation sinkt im Mai von 7,2 Prozent auf 6,1 Prozent. Die Richtung stimmt: https://www.t-online.de/finanzen/aktuel ... ozent.html

Großhandelspreise und Energie sind im freien Fall, deshalb sollte sich diese Tendenz die nächsten Monate weiter fortsetzen.
"In God we trust, all others bring data." –William Edwards Deming (1900-1993)
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Nächstes Update der Inflationsrate in Deutschland:

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von garfield336 »

NicMan hat geschrieben: Mittwoch 31. Mai 2023, 14:38 Inflation sinkt im Mai von 7,2 Prozent auf 6,1 Prozent. Die Richtung stimmt: https://www.t-online.de/finanzen/aktuel ... ozent.html

Großhandelspreise und Energie sind im freien Fall, deshalb sollte sich diese Tendenz die nächsten Monate weiter fortsetzen.
Das ist aber nicht alles positiv. Der Grund für den freien Fall dieser Preise ist der Wirtschaftliche Stillstand. Mus man aber auch mal sagen.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Kölner1302 »

Die Folgen der Nullzinspolitik:
Verknappung und Verteuerung des Wohnraums.
Die sog. kleinen Leute zahlen die Zeche
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 23603.html
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Kölner1302 hat geschrieben: Freitag 9. Juni 2023, 20:15
Die Folgen der Nullzinspolitik:
Verknappung und Verteuerung des Wohnraums.
Die sog. kleinen Leute zahlen die Zeche
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 23603.html
Deine Darstellung ist so … falsch.

Die Folgen der Nulzinspolitik:

Fazit: Nun zahlen die kleinen Leute mit der hohen Inflation – die sie ihrer Kaufkraft beraubt – für die Strategie der Geldflutung.

Die notwendige Bekämpfung der Inflation und der Strategiewechsel der ABKEHR von der Nullzinspolitik
sorgen NUN für eine Verstärkung der Verknappung und Verteuerung des Wohnraums.

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Nach zehn Erhöhungen in Folge: Fed lässt Leitzins erstmals unverändert

Verschnaufpause für den US-Leitzins:
Die elfte Erhöhung in Folge blieb aus - die Notenbank Fed belässt ihn zwischen 5,0 und 5,25 Prozent.


https://www.zdf.de/nachrichten/wirtscha ... g-100.html

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Hohe Inflation

EZB hebt Leitzins auf höchsten Stand seit 15 Jahren

Angesichts weiter steigender Preise hält die Europäische Zentralbank an ihrem Kurs fest. Der Leitzins wird zum achten Mal in Folge erhöht und liegt jetzt so hoch wie zuletzt zu Beginn der Finanzkrise.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt ihren Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation fort. Sie hob am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt die Schlüsselsätze wie im Mai um 0,25 Prozentpunkte an. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,0 Prozent. Einen höheren Stand gab es zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008 mit damals 4,25 Prozent. Es ist die achte Zinserhöhung in Folge.


https://www.spiegel.de/wirtschaft/servi ... a7ded455db

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jorikke
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Re: Nullzinspolititik und Inflation

Beitrag von jorikke »

Kölner1302 hat geschrieben: Donnerstag 4. Mai 2023, 16:56 Ich habe leider Recht behalten.
Die Immobilienpreise brechen ein.
Wir haben eine starke Inflation.
Genau wie ich vor mehr als 3 Jahren eingangs sagte.

Wie es weitergeht?
Auf dem Markt steht nun viel mehr Geld für Konsum zur Verfügung. Ich beobachte dass Immobilienverkäufer mangels Anlagemöglichkeiten ihre Erlöse in das gute Leben investieren: Qualitätsware, Essen gehen, Reisen, Yachten.
Die unteren Lohngruppen werden das bald spüren. Einige Luxusartikel mehr werden für sie unbezahlbar.
Aber nicht nur Luxus ist teurer geworden.

Für die unteren Lohngruppen, die sich Luxusartikel noch nie leisten konnten, ist es völlig wumpe wie teuer das Zeug wird.
Wird allerdings das Vermögen von Betongeld in Bares getauscht und dies dann für den Konsum ausgegeben, profitieren vor allen die unteren Schichten davon. Konsum bedeutet Nachfrage, Nachfrage Arbeitsplätze.
Deine Logik ist nicht recht nachvollziehbar.


Die Gewerkschaften fordern schon saftige Lohnerhöhungen. Danach steigen aber mit Sicherheit auch wieder die Preise - auch für alltägliche Dinge. Lohn - Preis - Lohn Spirale.

Geldwertstabilität kann eigentlich nur erreicht werden durch Verringerung der im Umlauf befindlichen Geldmenge.
.
Die Ursache der Inflation ist die lange Niedrigzinspolitik gewesen.
Nun erhöht man den Leitzins.
Damit erschwert man aber nur die Investitionen.

Wie verhindert man dass reich gewordene Privatleute ihr Geld zum Leben, für Konsum also, ausgeben und damit die Preise nach oben treiben?
Evtl. mit sehr ertragreichen sicheren Anlagemöglichkeiten, d.h viel höheren Sparzinsen o.ä..
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Tischler »

Skull hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 22:09 Nächstes Update der Inflationsrate in Deutschland:

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Erst einmal ein kleiner Dank an dich für das übersichtliche, monatliche Update der Inflationsrate. U.a. sowas macht das Forum auch lesenswert für Leute die nicht unbedingt immer mitdiskutieren wollen. :thumbup:

Man begründet den erneuten Anstieg ja mit dem 9 Euro Ticket und dem Tankrabatt von Juni bis August 2022. Macht soweit für mich auch Sinn und EU weit ist diese ja nun auch gefallen. Dann ist wohl die nächsten 2 Monate eher mit einer Stagnation als mit einem bedeutsamen Rückgang der Inflationsrate zu rechnen da die Preise als Gesamtes im genannten Zweitraum "künstlich" niedrig gehalten wurden.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Passt alles zu meiner Erwartungshaltung und auch zu meinen Einschätzungen über die letzten 12 Monate. Die Inflation wird weiter abnehmen - aber langsam. Bis Ende des Jahres wird sie auch wieder unter 5% kommen - wenn nicht neue Effekte eintreten, die heute noch nicht absehbar sind.

Ich teile nicht die Einschätzung mancher Wirtschaftswissenschaftler, dass der Eurozone relativ rasch eine Deflation drohen könnte. Die derzeitige Inflation hat ihre größte Ursache in den Verwerfungen bei den Energiepreisen, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden. Die Folgen der Inflation fressen sich nun langsam Sektor für Sektor durch. Zumindest in Deutschland sind bisher die realen Lohnsteigerungen so, dass sie zu einem Reallohnverlust führen - was dazu führt, dass die Inflation durch die Lohnabschlüsse nicht weiter befeuert wird. Allerdings sind die Abschlüsse hoch genug, dass die Inflationstendenz auch nicht sofort zum Stillstand kommt. Deshalb meine Einschätzung und Erwartungshaltung: ca. 4,9% im Januar 2024. Bei auch weiterhin steigenden Zinsen durch die EZB.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Maikel »

Atue001 hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2023, 23:23 Ich teile nicht die Einschätzung mancher Wirtschaftswissenschaftler, dass der Eurozone relativ rasch eine Deflation drohen könnte.
Ich bin, ohne wissenschaftlichen Hintergrund, schon der Ansicht, daß es zeitweise eine formale Deflation (sinkendes Preisniveau) geben kann. Wenn sich viele Preise gleichzeitig wieder in Richtung "Normalniveau" bewegen.
Die derzeitige Inflation hat ihre größte Ursache in den Verwerfungen bei den Energiepreisen, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden. Die Folgen der Inflation fressen sich nun langsam Sektor für Sektor durch.
Die Energiepreise haben so eine Phase der "Deflation" schon hinter sich. Also könnten/sollten weitere Preise folgen.

Ich hoffe aber, daß sich im Fall des Falles der Sachverstand durchsetzt, und daß dann nicht wg. so einer formalen "Deflation" reflexartig der Krisenfall ausgerufen wird.
Die Formulierung, daß eine Deflation "droht", würde ich also nicht unterstützen. In diesem Fall wäre sie
eher eine normale Gegenbewegung und begrüßenswert.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

US-Notenbank hebt Leitzins auf höchstes Niveau seit 2001

Die US-Notenbank Federal Reserve greift im Kampf gegen die Inflation zu einer weiteren Zinserhöhung.
Wie erwartet hob sie den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte an.


Es war die elfte Erhöhung in Folge.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) treibt den Leitzins nach einer Pause nochmals in die Höhe. Sie hob ihn am Abend um einen viertel Prozentpunkt an - auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Befragte Experten hatten unisono damit gerechnet. Nur eine Minderheit von ihnen erwartet jedoch, dass die Fed im September noch nachlegt. Die US-Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hatten im Juni die Füße still gehalten. Zugleich signalisierten sie damals, dass sie zur Bekämpfung der hohen Inflation noch bis zu zwei Anhebungen für dieses Jahr ins Auge fassen würden. Sinkende Energiepreise sorgten zuletzt allerdings dafür, dass die Teuerungsrate in den USA im Juni um einen vollen Punkt auf 3,0 Prozent zurückging - der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahren.


https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ko ... e-100.html

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von firlefanz11 »

Und der Aktienmarkt feierts wie ne Zinssenkung... :rolleyes:
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

EZB erhöht Leitzins im Euroraum auf 4,25 Prozent

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat eine Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte beschlossen,
wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Damit steigt er im Euroraum auf nunmehr 4,25 Prozent.


https://www.tagesschau.de/eilmeldung/ei ... -7340.html

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Atue001 hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2023, 23:23 Deshalb meine Einschätzung und Erwartungshaltung: ca. 4,9% im Januar 2024. Bei auch weiterhin steigenden Zinsen durch die EZB.
Bis jetzt wird meine Einschätzung bestätigt.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben: Donnerstag 27. Juli 2023, 23:28
Bis jetzt wird meine Einschätzung bestätigt.
mhmmm…
Atue001 hat geschrieben: Donnerstag 11. August 2022, 21:54
Allerdings mehren sich die ersten Frühindikatoren, die darauf hindeuten, dass die Spitze eventuell schon erreicht ist.

[…]

Kommt keine neue Überraschung, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit,
dass wir in 12 Monaten über deutlich geringere Inflationsraten reden…
Das ist jetzt ein Jahr her.
Skull hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 22:09 Nächstes Update der Inflationsrate in Deutschland:

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Okt 8,8
Sep 8,6
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Jul 6,7

[…]
Deine Einschätzung WAR…August 2022.

Ein Jahr später… steigen die Zinsen weiter.
Ein Jahr später…ist die „Spitze“ vielleicht ereicht.

Aber Deine damalige Einschätzung wurde nicht bestätigt. :p

mfg

P.S.: Irgendwann … hat jeder mal recht.
Ist nur die Frage…wann. :D
Atue001 hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2023, 23:23
Passt alles zu meiner Erwartungshaltung und auch zu meinen Einschätzungen über die letzten 12 Monate.
Die Inflation wird weiter abnehmen - aber langsam.

Bis Ende des Jahres wird sie auch wieder unter 5% kommen - wenn nicht neue Effekte eintreten, die heute noch nicht absehbar sind.
Ich werde mich Ende des Jahres … melden.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Aus meiner damaligen Einschätzung:
Das bedeutet noch nicht, dass die Inflation damit ins stoppen gerät - viel zu volatil sind die Märkte derzeit, aufgrund der allseits bekannten Risiken beispielsweise durch Corona, den Ukrainekonflikt oder durch Folgen des Klimawandels.

Allerdings mehren sich die ersten Frühindikatoren, die darauf hindeuten, dass die Spitze eventuell schon erreicht ist. Dazu passen Nachrichten zu drohenden Rezessionen, aber auch Nachrichten, dass die Politik die Schuldenbremse wieder einhalten möchte. Auch die Sparmaßnahmen bezüglich Gas in der EU adressieren eine potentielle Entspannung an der Preisfront, genau wie auch die LNG-Terminals, deren Fertigstellung noch halbwegs im Plan liegt.

Kommt keine neue Überraschung, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir in 12 Monaten über deutlich geringere Inflationsraten reden - wobei bei einigen Verbraucherpreisen die Spitze noch gar nicht erreicht ist, weil die Verbraucherpreise den Einkaufspreisen deutlich nachlaufen.
NOCH steht diese Aussage - im Juli letzten Jahres hatten wir 6,7% Inflation, im August waren es 7,0%. Schauen wir mal, wie die Juli und Augustwerte dieses Jahr werden....die Prognose einiger Quellen liegt bei 6,2%. Damit wären wir dann, wie von mir prognostiziert, unter den 6,7% von 2022. Und für den August....dass wir nochmal die 7% erreichen, ohne dass erneute äußere Eingriffe kommen - glaube ich nicht. Insofern werden wir auch im August eher deutlich unter dem Vorjahreswert liegen.

Ich hatte auch ausgesagt, dass vieles von den Tarifabschlüssen abhängt....im Kern war und ist die Aussage nach wie vor richtig - was mir damals nicht ausreichend klar war ist, dass einige Schlüsselbranchen mit vielen Mitarbeitern erst in 2023 wieder Tarifverhandlungen führen, weil sie für 2 Jahre abgeschlossen hatten.....das verlängert die zu betrachtende Inflationsperiode, weil die neuen Tarifabschlüsse beispielsweise jetzt der bei der Bahn sich erst in einigen Monaten in den Preisen wiederfinden....

Aber bis Januar bleibe ich optimistisch, dass wir da unter 5% sein werden - weiter tendenziell sinkend.
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Mendoza
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Mendoza »

Ich habe auch eine Einschätzung:
Wenn die damalige Prognose bis heute nicht ungefähr gestimmt hätte,
dann hättest du heute nichts dazu geschrieben.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Mendoza hat geschrieben: Samstag 29. Juli 2023, 23:43 Ich habe auch eine Einschätzung:
Wenn die damalige Prognose bis heute nicht ungefähr gestimmt hätte,
dann hättest du heute nichts dazu geschrieben.
Kann sein - so oder so hätte ich aber darüber nachgedacht und ggf. auch meine Sichtweise verändert. Die hat sich aber bestätigt.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Skull »

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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Skull hat geschrieben: Sonntag 6. August 2023, 09:52 Nächstes Update der Inflationsrate in Deutschland:

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ich glaube, dass hier zwei Dinge aufeinandertreffen
Einmal ein Rückgang der Energiepreise, die zu einer Senkung der Inflation führen müsste, auf der anderen Seite haben wir aber vielerorts Lohnerhöhungen bei Tarifabschlüssen im Bereich von 10%, was die Inflation antreibt. Beide Effekte zusammen heben sich etwa auf. Gleichzeitig haben wir eine Rezessionsgefahr zusammen mit gestiegenen Zinsen, was ebenfalls dämpfend auf die Preise wirkt.

https://dzresearchblog.dzbank.de/conten ... /image.png

Auf der anderen Seite könnten steigende Zinsen die Kapitalkosten erhöhen, was bei langlebigen Wirtschaftsgütern ebenso eine Rolle spielt, wie bei Immobilien und somit auf die Mieten. Das kann die Produktionskosten mittelfristig erhöhen, was sich aber erst in einem größeren zeitlichen Abstand auf die Preise niederschlägt, da die Anlagen, die heute produzieren ja bereits angeschafft und mit langfristigen Kreditverträgen finanziert sind.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
It is not racism, but pattern recognition.
Wenn Linke etwas von Wirtschaft verstehen würden, wären sie nicht links.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Bogdan »

Die Großhandelspreise sind im Juli um 2,8% gesunken.
Die Inflation kommt in ganz groß Schritten.
Eine persönlich-abwertende Bemerkung gegenüber einem anderen User
zeigt die Unfähigkeit, einen sachlichen Disput zu führen.
Aktiver Friedenshetzer
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Corghe »

Frank_Stein hat geschrieben: Sonntag 6. August 2023, 10:43 ich glaube, dass hier zwei Dinge aufeinandertreffen
Einmal ein Rückgang der Energiepreise, die zu einer Senkung der Inflation führen müsste, auf der anderen Seite haben wir aber vielerorts Lohnerhöhungen bei Tarifabschlüssen im Bereich von 10%, was die Inflation antreibt. Beide Effekte zusammen heben sich etwa auf. Gleichzeitig haben wir eine Rezessionsgefahr zusammen mit gestiegenen Zinsen, was ebenfalls dämpfend auf die Preise wirkt.

https://dzresearchblog.dzbank.de/conten ... /image.png

Auf der anderen Seite könnten steigende Zinsen die Kapitalkosten erhöhen, was bei langlebigen Wirtschaftsgütern ebenso eine Rolle spielt, wie bei Immobilien und somit auf die Mieten. Das kann die Produktionskosten mittelfristig erhöhen, was sich aber erst in einem größeren zeitlichen Abstand auf die Preise niederschlägt, da die Anlagen, die heute produzieren ja bereits angeschafft und mit langfristigen Kreditverträgen finanziert sind.
Im Industriebereich wird m. E. der Inflationsdruck durch steigende Löhne weitaus übertrieben. Bei hochmodernen Produktionsanlagen und bei Verfahrenstechnischen Anlagebn lieben die Lohnkosten in aller Regel unter 10%, d. h. eine drt wirkt sich eine 10%ige Lohnsteigerung nur mit 1% auf dem Preis an. Anders dagegen bei lohnintensiven Leistungen, Handwerk, Frisör etc. dort wirken sich Lohnkosten wesentlich stärkr aus, hier hat jedoch der Verbraucher gute Möglichkeiten Ausgaben nicht, seltener oder geringer zu tätigen. Bei den stark gestiegenen Lebensmitteln kann man auf preiswertere oder andere Produkte ausweichen. Dreh- und Angelpunkt bleiben die Energiekosten, die zwar nicht lohnintensiv sind, denen man aber auch nur schlecht ausweichen kann. Hier ist ein völlig verkorkstes Preisbildungssystem bei uns die Ursache, woe die Politik sich scheut dies ganz oder teilweise außer Kraft zu setzen. Weiter auch fehlende Stromspeicher, die bisher, obwohl systemmäßig und normalerweise auch wirtschaftlich erforderlich, nicht gebaut werden. Auch hier ist der Grund die Preisbildung für elektrische Energie, die nahzu gleiche Gewinne ohne Investitionen in Stromspreicher garantiert.
Corghe
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Corghe »

Atue001 hat geschrieben: Samstag 29. Juli 2023, 23:35 Aus meiner damaligen Einschätzung:



NOCH steht diese Aussage - im Juli letzten Jahres hatten wir 6,7% Inflation, im August waren es 7,0%. Schauen wir mal, wie die Juli und Augustwerte dieses Jahr werden....die Prognose einiger Quellen liegt bei 6,2%. Damit wären wir dann, wie von mir prognostiziert, unter den 6,7% von 2022. Und für den August....dass wir nochmal die 7% erreichen, ohne dass erneute äußere Eingriffe kommen - glaube ich nicht. Insofern werden wir auch im August eher deutlich unter dem Vorjahreswert liegen.

Ich hatte auch ausgesagt, dass vieles von den Tarifabschlüssen abhängt....im Kern war und ist die Aussage nach wie vor richtig - was mir damals nicht ausreichend klar war ist, dass einige Schlüsselbranchen mit vielen Mitarbeitern erst in 2023 wieder Tarifverhandlungen führen, weil sie für 2 Jahre abgeschlossen hatten.....das verlängert die zu betrachtende Inflationsperiode, weil die neuen Tarifabschlüsse beispielsweise jetzt der bei der Bahn sich erst in einigen Monaten in den Preisen wiederfinden....

Aber bis Januar bleibe ich optimistisch, dass wir da unter 5% sein werden - weiter tendenziell sinkend.
Der Einfluss der Lohnkosten auf die Preisbildung wird vielfach überschätzt. In modernen Industrieanlagen liegen die Lohnkosten unter 10% der Gesamtkosten. D. h. Auswirkung auf den Preis unter 1%. Bei lohnintensiven Leistungen, kann in der Regel ausgewichen werden, weniger, später oder nicht tätigen. Das gibt einerseits einen Gegendruck auf die Preise wegen geringerer Umsätze und wirkt sich in der Praxis nicht so stark bei der Belastung der Verbraucher aus. Da wo hohen Preisen kaum ausgewichen werden kann, bei den Energiekosten z. B., sind ndere Urschen zu findwn als die Löhne.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Corghe »

Skull hat geschrieben: Donnerstag 27. Juli 2023, 23:50 mhmmm…


Das ist jetzt ein Jahr her.



Deine Einschätzung WAR…August 2022.

Ein Jahr später… steigen die Zinsen weiter.
Ein Jahr später…ist die „Spitze“ vielleicht ereicht.

Aber Deine damalige Einschätzung wurde nicht bestätigt. :p

mfg

P.S.: Irgendwann … hat jeder mal recht.
Ist nur die Frage…wann. :D



Ich werde mich Ende des Jahres … melden.
DEie Prognosen hier sind so sicher wie die Bauernregel "Kräht dere Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt ....".
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Frank_Stein »

Corghe hat geschrieben: Dienstag 15. August 2023, 17:25 Der Einfluss der Lohnkosten auf die Preisbildung wird vielfach überschätzt. In modernen Industrieanlagen liegen die Lohnkosten unter 10% der Gesamtkosten. D. h. Auswirkung auf den Preis unter 1%. Bei lohnintensiven Leistungen, kann in der Regel ausgewichen werden, weniger, später oder nicht tätigen. Das gibt einerseits einen Gegendruck auf die Preise wegen geringerer Umsätze und wirkt sich in der Praxis nicht so stark bei der Belastung der Verbraucher aus. Da wo hohen Preisen kaum ausgewichen werden kann, bei den Energiekosten z. B., sind ndere Urschen zu findwn als die Löhne.
Die Lohnkosten wirken ja ein mehrere Richtungen.
Alles, was mit Personalkosten zu tun hat (also auch Verwaltung und Vertrieb, sowie Versand) werden teurer für den Anbieter.
Auf der anderen Seiten haben wir Kunden, die mehr Geld zur Verfügung haben durch die gestiegenen Löhne. Somit steigt die Zahlungsbereitschaft und wenn die Konkurrenzsituation es zulässt, wird der Anbieter die Preise anheben.
Auch eine Verknappung des Angebots durch Lücken in den Lieferketten, kann dem Unternehmen Spielräume schaffen, die Preise anzuheben.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Re: Nullzinspolitik und Inflation

Beitrag von Atue001 »

Corghe hat geschrieben: Dienstag 15. August 2023, 17:25 Der Einfluss der Lohnkosten auf die Preisbildung wird vielfach überschätzt. In modernen Industrieanlagen liegen die Lohnkosten unter 10% der Gesamtkosten. D. h. Auswirkung auf den Preis unter 1%. Bei lohnintensiven Leistungen, kann in der Regel ausgewichen werden, weniger, später oder nicht tätigen. Das gibt einerseits einen Gegendruck auf die Preise wegen geringerer Umsätze und wirkt sich in der Praxis nicht so stark bei der Belastung der Verbraucher aus. Da wo hohen Preisen kaum ausgewichen werden kann, bei den Energiekosten z. B., sind ndere Urschen zu findwn als die Löhne.
Ich habe nicht so sehr den Einfluss der Lohnkosten falsch geschätzt, als vielmehr die verzögerte Wirkung. Oder: Die dämpfende Wirkung von langfristigen Tarifverträgen.....unterm Strich ändert das nur wenig an der Gesamtsituation - es dauert halt länger, bis die ursächlich durch den Energiepreisschock ausgelöste Inflation quer durch alle Branchen in mehreren Zyklen verdaut ist, und sich ein neues Gleichgewicht einstellt.

Prinzipiell sehe ich die Zentralbanken wie die FED oder die EZB nach wie vor auf einem vernünftigen Kurs, um die Inflation binnen 1-2 Jahre in den Griff zu bekommen.

Unvorhergesehene Ereignisse sind da nicht eingepreist.

Spannend wird es, wie die Zentralbanken im Anschluss mit der Gefahr der Deflation umgehen...
Gegen eine Inflation hat eine Zentralbank meiner Ansicht nach ziemlich ausreichend Möglichkeiten anzukämpfen - wenn sie politisch unabhängig genug agieren kann.
Aber gegen eine Deflation....

Die Deflationsgefahr sehe ich insofern aber auch als beherrschbar an, weil die Industrienationen alle einen riesigen Investitionsbedarf haben, um ihre Wirtschaften auf erneuerbare Szenarien umzubauen. Allerdings hat das weniger die Zentralbank in der Werkzeugkiste, als die Politik. Es lohnt in diesem Sinne, dass Politik und Zentralbank möglichst mit ähnlichem Ziel bezüglich der Geldwertstabilität sich eng abstimmen.

Noch habe ich den Eindruck, dass das allen Beteiligten ausreichend klar ist, und dass man ausreichend gemeinsam versucht, die gemeinsamen Ziele in Richtung Stabilität und auch Nachhaltigkeit zu erreichen. Kritisch wird es erst, wenn die Politik nicht mehr mitspielt. Siehe auch Türkei, Russland, und viele andere Staaten, in denen Politik und Geldwirtschaft nicht mehr an einem Strang ziehen.
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