Dass die These von diesen ach so schlechten Arbeitsbedingungen nicht so ganz haltbar ist, kann man sich klar machen, wenn man die Verbesserungen anschaut, die beispielsweise seit 1950 alle schon eingeführt und auch in weiten Teilen umgesetzt wurden.
Ein paar Punkte dazu, wie die EU bessere Rahmenbdingungen geschaffen hat, findet man hier:
https://www.europarl.europa.eu/news/de/ ... verbessert
Aber diese Punkte scheinen also ja nicht gemeint zu sein, wenn man von den schlechten Arbeitsbedingungen spricht....
1980 waren so einige Arbeitnehmerrechte die wir heute selbstverständlich nehmen, noch weitgehend unbekannt. Beispielsweise gab es seitdem zahlreiche Verbesserungen bei den zu arbeitenden Stunden. Während 1980 noch 40h völlig normal waren, sind es heute für viele Arbeitnehmer 35h, 36h, 36,5h, 38,5h oder 39h. 40h arbeiten auch noch einige, aber längst nicht mehr so viele.
Wir haben heute Gesetze, die ermöglichen, dass man in Teilzeit gehen kann - und auch wieder zur Vollzeit zurückkehren kann. Mütter haben mehr Rechte im Mutterschutz und für die Elternzeit, und das Papas auch Elternzeit machen können, und das auch noch finanziell gefördert wird - alles Verbesserungen.
Der Ton in den Betrieben ist in der Breite deutlich respektvoller geworden gegenüber 1980. In Küchen war es da noch normal, dass die Lehrlinge geohrfeigt wurden.....
In der Bundeswehr haben wir heute auch Frauen.
Datenschutz, Gleichstellungsbeauftragte, Betriebsräte, das Whistleblowergesetz, ....
Vieles hat sich verändert und das durchaus nicht nur zum Nachteil der Arbeitnehmer.
Und trotzdem lesen sich Beiträge dazu nicht nur hier sondern auch bei Twitter & Co. so, als ob es den Arbeitnehmern noch nie so schlecht gegangen wäre wie heute.....
Jeder Missstand ist sicher einer zu viel - nur meint denn ernsthaft jemand, dass die Bedingungen beim Bau oder auch in der Pflege 1980 deutlich besser waren als heute?
Der Gesundheitsschutz am Bau ist heute viel stärker ausgebaut, die Maschinen nehmen einem viel Arbeit ab. Die Schutzmaßnahmen sind deutlich weiter entwickelt.
Ist deshalb alles gut? Nein, natürlich nicht!
Aber wann genau wären denn die Rahmenbedingungen für Mitarbeiter in Kindertagesstätten gut? Wann für Lehrer? Wann für Bauarbeiter?
Oder gibt es da nicht auch eine gewisse Tendenz, dass man alles für schlecht hält, was einem nicht in den Kram passt......weil dann doch der persönliche Egoismus über die Realität siegt?
Im Pflegeheim, in dem meine Eltern untergebracht sind, erlebe ich häufig, dass die Beschäftigen dort sich zu einem nicht gerade kleinen Teil mit ihrem privaten Smartphone beschäftigen.....während die Bewohner in der Sch..... schwimmen.
Manchmal wird auch über die Umstände gejammert, einfach weil es bequem ist.
Ich kenne Messungen aus dem Einzelhandel. Dort wurde festgestellt, dass in bestimmten Filialen mit einem Personalschlüssel X die Mitarbeiter fröhlich und gut gelaunt sind, und für guten Umsatz sorgen. In einer anderen Filiale wurde unter sehr vergleichbaren Rahmenbedingungen zwar nach dem gleichen Personalschlüssel gearbeitet, aber die Mitarbeiter haben sich permanent darüber beklagt, wie schlecht es ihnen geht und wie ausgebeutet sie sich fühlen. Bei genauerer Betrachtung wurde deutlich: Der Unterschied lag darin, dass in der zweiten Filiale ein Team zusammengestellt war, was nicht als Team gearbeitet hat. Zwei Störenfriede haben permanent schlechte Laune und Unfrieden rein gebracht, und die anderen Mitarbeiter ließen sich davon runterziehen. Statt ihrer Arbeit nachzugehen, wurde über die vielen Probleme (während der Arbeitszeit) geredet. DIESE Zeit hat dann auch gefehlt, um mit dem Stundenkontingent gut auszukommen.
Jeff Sutherland schreibt dazu in einem seiner Bücher: "Trenne dich von A...löchern....". Was er damit meint: Wer viel Zeit damit verbringt, Störenfriede in einem Team immer wieder zu pimpern und weiter zu beschäftigen, der vergeudet seine Zeit. Es ist viel günstiger, die Störenfriede los zu werden (auch mit einer Abfindung) und dann ein schlagkräftiges Team zusammen zu stellen, als seine Zeit mit diesen Störenfrieden zu verplempern.
Ich finde - da ist viel wahres dran.
Mitarbeiter, die nur einen Einkommensplatz suchen - sind nicht die, die ein Unternehmen braucht. Das gilt auch für Lehrer und für Mitarbeiter in einer Kindertagesstätte und auch für Pflegeberufe und vielen anderen Jobs in der Welt.
Wer morgens aufsteht und immer wieder keinen Bock auf seine Arbeit hat - der sollte gehen. Mit seiner schlechten Laune zieht er nicht nur sich selbst, sondern leider auch seine Kollegen mit runter. Das ist temporär sicher aushaltbar - aber auf Dauer kostet das Milliarden.