Realist2014 hat geschrieben:(04 Nov 2021, 11:55)
Die obigen Problem gab es schon vor dem Kapitalsimus...
Zur Erinnerung: Ich schrieb "Der Kapitalismus ist ein korruptes und korrumpierendes System". So etwas mag es bei früheren Herrschaftssystemen auch schon gegeben haben. Der Kapitalismus hat das Ganze aber auf die Spitze getrieben. Siehe das Buch "Kleptopia" von Tom Burgis.
Welche Art denn dann?
Das Recht auf Eigentum man den PM ( = Unternehmen) ist aber gesetzt- das ist schon klar- oder?
Um eine Binsenweisheit zu zitieren: Wir haben nur eine Erde. Der Kapitalismus verbraucht aber so viel Rohstoffe, als ob wir mehrere zur Verfügung hätten. Längerfristig betrachtet kommt es da aber zum totalen ökologischen Kollaps. Millionen von Pflanzen- und Tierarten sind bereits ausgestorben. Die Abgase in der Luft sammeln sich auch immer mehr an. Das führt zu einer Klimaerhitzung, dass nicht nur in Kanada oder Sibirien die Wälder brennen, sondern bald auch bei uns. Achtzig Prozent des deutschen Waldes kämpft jetzt schon wegen dem Hitzestress ums Überleben. Der Bestand an Insekten nimmt dramatisch ab. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es auch in Deutschland zu neunzig Prozent an Ernteausfällen kommen wird, wenn es keine Insekten mehr geben wird. Was ist dann die Alternative? Kannibalismus?
Bei mir wirkt, dass ich unsere Verfassung verstanden habe
Ich fürchte, das hast du nicht. Und selbst die beste juristische Verfassung nützt nichts gegen das, was auf uns zukommt. Bald brennt der gesamte Planet! Und Ahrweiler war auch nur ein kleines Vorspiel. Also gewissermaßen ein laues Lüftchen gegenüber dem Sturm und der Katastrophe, die auf uns zukommen. Willkommen in der Hölle!
Der blinde Fleck ist definitiv nicht das Recht auf Eigentum an den PM.
Wenn das für DICH aber das "Problem" ist, wirst du mit diesem angeblichen "Problem" leben müssen.
Das Problem ist, dass dieses nimmersatte, nihilistische, geschichtsvergessene, zukunftslose Etwas namens Kapitalismus einen extremen Tunnelblick hat. Darüber hinaus ist er total blind. Woher kommen die Ressourcen? Ach, die sind schon da. Da nimmt er sich auch das Recht heraus, alles auszuplündern. Und das Ergebnis? Es werden immer mehr Abgase, Müll, Schrott, Elektroschrott ausgestoßen ohne Rücksicht auf Verluste. Ein anderer User hier meinte im Übrigen sogar sinngemäß, die Ressourcen würden durch den Kapitalismus quasi zu etwas höherwertigerem veredelt. Im Endeffekt landet aber alles auf dem Schrottplatz. Und es wird immer mehr! Der Zweck des Kapitalismus ist also folglich vor allem, immer noch mehr Ressourcen auszubeuten, Umwelt zu zerstören, Dinge zu produzieren, Kapital zu akkumulieren und letztendlich Müll auszustoßen. Das Problem ist aber: Es gibt in dem Ökosystem Erde kein Außen. Der Mensch ist Teil der Natur. Wir vergiften unsere eigenen Lebensgrundlagen. Der Kapitalismus und seine Anhänger sind aber völlig unfähig, dies zu sehen.
Die Frage sollte im Rahmen dieses Threads hier im Philosophieunterforum also lauten: "Wie viel ist genug?"
Zu Zeiten von John Maynard Keynes hatte man noch Hoffnung in den Kapitalismus gesetzt. Die Produktivität würde steigen. Also wäre die Menschheit irgendwann so weit, dass man, von materieller Not befreit, sich um mehr Lebensqualität bemühen könnte. Lebensqualität im Sinne von mehr Zeit für soziale Beziehungen und kreative Arbeiten. Mehr Geld für Bildung! Es könnte mehr Leute wie Michelangelo, Isaac Newton, Jimi Hendrix oder Albert Einstein geben. Aber auch die Masse der Menschen hätte mehr Zeit, um sie in soziale Beziehungen, in kreative Arbeiten und in Bildung zum investieren. Der Mensch als gut gebildeter aufgeklärter Bürger, der Verantwortung für sich und seine Umwelt übernimmt. Und wenn man sich von dem Wachstumszwang befreien würde, wäre der Ressourcenverbrauch und auch die Umweltzerstörung nicht so verheerend, könnte man heute hinzufügen. Alles in allem ginge es also darum, es möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, ein qualitativ bzw. in philosophischer Hinsicht "gutes Leben" zu führen. Soweit die Träume von einst. Aber was hat sich davon erfüllt?
Seien wir doch ehrlich: Die Hoffnungen, die die Leute damals hatten, haben sich nicht erfüllt. Die ganze Welt befindet sich im Hamsterrad des Kapitalismus. Anstatt die Menschen von materieller Not zu befreien, scheint es immer noch mehr Arbeit zu geben. Bzw. Arbeitszeitverdichtung. Viele Menschen, die beispielsweise im Niedriglohnsektor oder in der Pflege beschäftigt sind, müssen so viel kämpfen, um über die Runden zu kommen, dass sie ihre wenigen materiellen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Leute in Deutschland ohne Strom oder Warmwasser leben müssen, weil sie es sich nicht leisten können. Andere müssen Überstunden schieben ohne Ende, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen wie Burnout nehmen von Jahr zu Jahr zu. Mehr Lebensqualität ist nicht drin im real existierenden kapitalistischen Hamsterrad! Und die Menschen werden ja auch dressiert von der Wiege bis zur Bahre! "Lebe, um zu arbeiten", anstatt "arbeite, um zu leben". Anstatt den gut informierten, aufgeklärten Bürger zu favorisieren, werden die Menschen zu unmündigen Konsumenten erzogen. Auf der Arbeit sollen sie Höchstleistungen bringen. Und immer noch mehr arbeiten. Und in der Freizeit wartet schon die kapitalistische Unterhaltungsindustrie. So werden die Leute dazu dressiert, immer mehr Leistung zu bringen, anstatt die höhere Produktivität dazu zu nutzen, ihnen mehr Zeit für das "gute Leben" zu geben. Also Zeit für soziale Beziehungen, kreative Arbeiten und Bildung. Und wenn sie von der Arbeit kommen, dann werden sie dazu dressiert, sich mit Unterhaltungsfernsehen und anderen ähnlichen Dingen zu betäuben. Die "Furcht vor der Freiheit", wie Erich Fromm dies mal genannt hatte, scheint riesig zu sein! Und wem nützt das Ganze? Kann die Mehrheit der Menschen ein "gutes Leben" führen? Oder wird in dem Zwangssystem Kapitalismus nicht schon die erste Frage danach bei den meisten Menschen wieder ausgetrieben? Sind die meisten Menschen sich nicht selbst entfremdet?
Wenn überhaupt, dann nützt das gesamte kapitalistische System nur denjenigen, die ihre Waren verkaufen wollen und damit reich werden. Aber selbst diese fühlen sich seltsamerweise nicht frei, sondern sind getrieben davon, immer noch mehr Profit machen zu müssen. Aber wahre Freiheit ist in diesem System nicht möglich. Das kapitalistische Herrschaftssystem hat bestenfalls ein Interesse, sich selbst zu stabilisieren. Wenn aber die Masse der Menschen aufwachen würde, um wirkliche Freiheit einzufordern anstatt nur die Wahl zu haben zwischen Produkt A und B, würde dieses System zusammenbrechen. Was wäre denn plötzlich los, wenn die Masse der Menschen sich nach dem "guten Leben" sehnen würde und sich emanzipieren würde, dies auch einzufordern? Aber nein. Dies würde die Profitlogik zerstören. Da ist es für die Herrschenden besser, die Masse der Menschen so zu dressieren, dass sie außer Arbeit und seichter Unterhaltung nichts kennen. Lebensqualität habe so auszusehen, dass sie immer noch mehr Waren kaufen sollen. Die seelische Leere kann dies aber nicht ausfüllen. Und letztendlich zerstört diese nihilistische Herrschaftsideologie nicht nur das soziale Miteinander der Menschen untereinander, sondern auch die materiellen Lebensgrundlagen aller Lebewesen auf diesem Planeten. Die gesamte Welt wird im Kapitalismus zur Ware, die nur begrenzt haltbar ist. Und ist der Planet erst kaputt, verschwindet die Menschheit mit ihm. Und somit auch der Kapitalismus.
Nö, DEIN Problem ist, das du völlig absurde Thesen in den Begriff Kapitalismus rein interpretierst....
Es geht dabei nur um die Aufteilung des "Erwirtschafteten"...
Und genau dies meine ich mit der Betriebsblindheit des Kapitalismus. Er hat nicht ein besseres Leben der Menschen im Sinn. Er ist nicht nachhaltig. Deswegen stürzt er die gesamte Menschheit in den Abgrund. Er ist eine nihilistische Maschine, der es nur darum geht, möglichst viel totes Kapital zu akkumulieren auf Kosten der lebendigen Umwelt. Er besitzt weder die Möglichkeit noch den Willen zum Durchblick für seine Folgen.
Im Übrigen finde ich es bezeichnend, dass die ganzen Kapitalismus-Jünger hier immer Beißreflexe zeigen gegenüber einem Sozialismus, Kommunismus etc. Diese sind hier aber gar nicht das Thema! Das Thema ist, dass das kapitalistische Zwangssystem selbst auf der theoretischen Ebene eine Herrschaftsideologie beinhaltet, die man auseinander nehmen muss. Ohne Bewusstseinsveränderung der Masse der Menschen lässt sich der Kapitalismus nicht überwinden. Stattdessen beginnt hier gefühlt jede zweite Argumentation mit den Worten "Aber der Sozialismus! Aber der Kommunismus!". Wären wir hier in der Schule, dann würde der Lehrer wohl dazu sagen: Thema verfehlt!
Wenn die Menschheit nicht den Kapitalismus überwindet, dann überwindet der Kapitalismus die Menschheit! Bzw. er stirbt mit ihnen. Die Alternativen vom "guten Leben" habe ich aufgezeigt. Mit Harald Welzer bin ich der Meinung, dass es dazu aber viele kleine Schritte braucht und keine plötzliche Weltrevolution. Dazu braucht es aber, ganz im Sinne von Kant, möglichst viele Leute, die fähig sind, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Blinde, kapitalismushörige Lemminge dagegen, die darauf dressiert sind, zu arbeiten und zu konsumieren, stützen das System nur bei seinem Weg in den Abgrund. Was wir brauchen, sind aber Menschen, die achtsam sein können sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber. Und die nicht so verblendet sind, dass sie sich als außerhalb der Natur stehend begreifen.
Die Masse der Menschen sollte begreifen: Die Zukunft ist offen! Der Kapitalismus als Herrschaftsideologie, aber auch als Wirtschaftssystem dagegen ist nicht alternativlos. Dies ist er nur für betriebsblinde Kapitalismus-Jünger, die nicht sehen können oder wollen, dass er gerade dabei ist, die Erde in eine menschengemachte Hölle zu verwandeln, an deren baldigem Ende nur die finale Vernichtung aller höheren Lebensformen auf diesem Planeten steht.