Raskolnikof hat geschrieben:(13 Jun 2020, 20:05)
Es geht doch da überhaupt nicht um Spargel sondern um Erentehelfer ganz allgemein. Die Spargelstecher aus Polen, Bulgarien und anderen Staaten der "Ost-EU" bilden lediglich die Vorhut der ausländischen Erntehelfer. Sind die mit der Spargelernte durch gibts ne kleine Verschnaufpause, bevor es zu den Obsternten ins Alte Land oder den Gemüsebauern in Bayern, Baden oder sonstwo in der Republik geht. Viele Erntehelfer sind zwischen den Ernten auch in Baumschulen tätig und verrichten da schwere Bückarbeiten, zu denen Deutsche nicht mehr in der Lage sind oder keinen Bock haben.
Bevor du nun weiter auf die Erntehelfer eindrischt: Ohne die fändest du im Supermarkt nicht nur keinen deutschen Spargel sondern auch keine deutschen Äpfel, Birnen, Gurken, Salat und anderes Gemüse. Wenn du dich jetzt für bessere Arbeits-und Wohnbedingungen der Erntehelfer einsetzen willst ist das ok. Die Krux dabei: Obst und Gemüse werden teurer. Das wiederum hätte zur Folge, dass noch mehr Obst und Gemüse per Flieger aus allen Herren Länder eingeflogen wird. Das kann auch nicht die Lösung sein.
Sorry für das OT liebe Mods, aber den Beitrag von Sybilla konnte ich unmöglich unbeantwortet stehen lassen.
Nein, lieber Raskolnikof, auf die Erntehelfer drischt hier wohl niemand ein; wohl aber auf die Duldung "unmöglicher" Arbeitsverhältnisse in unserem Lande, die man nur als Lohndumping bezeichnen kann. Gaaaanz früher konnte man auch in Deutschland die Äcker und Plantagen abernten und die Früchte vermarkten. Wenn man natürlich arme Menschen aus den EU-Nachbarstaaten anwirbt, daß sie saisonbedingt zu einem Vielfachen ihres zu Hause erzielbaren Einkommens hier Geld verdienen können, dann werden die auch kommen. Nichts spräche dagegen, wenn die hier landesüblich entlohnt werden würden, kranken- und rentenversichert und steuerzahlend belastet würden. Aber das Konzept ist eben so, daß sie Mitarbeiter eines ausländischen Unternehmens sind, mit dem sie zu auswärtigen Bedingungen Verträge haben, die sie unter unseren Mindestlohn drücken. Alles offenbar im Rahmen der EU-Verträge und unserer nationalen Regelungen.
Eine Landwirtschaftsministerin, die diese Schieflage nicht erkennt, gehört aus dem Amt gejagt. Importe aus Weltgegenden, die zu ihren niedrigen sozialen Bedingungen ihre Wettbewerbsfähigkeit herstellen, gehören ausgesperrt über ein Abgabensystem, das sie in unsere Bedingungen schleust. Klar gibt es dann Investoren in Europa, die sich diese Art Wettbwerbsvorteil zu Nutze machen.
Gerade wird ein Lieferketten-Gesetz beraten, das sich gegen Kinderarbeit richtet. Wer weiß, wer dabei zu Lasten der Kinder sein Vermögen vermehrt? Und man müßte in Europa genau hinsehen, wer bei diesen auf Lohndumping aufbauenden Bedingungen zu Vermögen kommt. Daß die Supermärkte dort einkaufen, wo das nach Recht und Gesetz am günstigsten ist, das liegt nahe... und ich finde es scheinheilig, erst am Ende der Kette dort hin zu langen. Die Schieflagen entstehen im Vorfeld der Lieferkette. Die Pandemie lenkt nun einmal ein grelles Licht darauf.