Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

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Alpha Centauri
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Alpha Centauri »

Skull hat geschrieben:(05 Apr 2019, 09:02)

Gerne.

Ich finde Die Linke...Scheisse. Und ich finde die AfD noch mehr...Scheisse.

Okay so ?

mfg
Geht mir ganz ähnlich ich kann schon mit der Linkspartei politisch wenig anfangen mit der AFD noch weniger
Tomaner
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tomaner »

Wolverine hat geschrieben:(05 Apr 2019, 10:21)

Selina drängt jeden in die rechte Ecke der nicht ihrem Feldzug gegen rechts folgt. Ich denke, dass muss man nicht diskutieren, das ist zu offensichtlich. Und so einfach geht das nicht. Das muss man den Leuten selbst überlassen. Es braucht keine "Aufklärer." Die Deutschen kennen ihre eigene Geschichte wohl am besten. Da bedarf es keiner Nachhilfe. Dann auf der Gegenseite die Linke zu verklären ist ebenfalls entlarvend. Die RAF war auch links, hat gemordet, gesprengt die Mitglieder waren kriminell (Banküberfälle etc.) und jetzt wird so getan als gäbe es das alles nicht mehr. In den 90er Jahren war man auch der Meinung der linke Terrorismus wäre eingedämmt und dann passierte das.

Niemand weiß, wie viele heimliche Unterstützer noch im Untergrund leben und wozu die bereit sind. Gerade Selinas Fokussierung auf die rechten, politischen Bereiche und Parteien ist mir zu einseitig.
Eine RAF gibt es heute und seit längere Zeit nicht mehr. Das es überhaupt zur Gründung der RAF kam, hat auch mit Fehlern des Staates zu tun gehabt. Ohne die Ermordung von Benno Ohnesorg durch Staatsbediensteten, wäre RAF nie so in Erscheinung treten können. Die damalige Bewegung spaltete sich nämlich deshalb auf, von welchen die es weiter mit friedlichen mitteln versuchen wollten und einigen wenige die sich dadurch radikalisierten.
Man muß es sich mal bildlich vor Augen halten, ein friedliche Demo gegen den Schah von Persien Mohammad Reza Pahlav, schlugen plötzlich die Anhänger des Schahs auf die Demoteilnehmer mit Stangen ein. Statt den blutüberströmtem Demonstranten zu helfen, prügelten daraufhin auch noch Polizei auf diese ein und einer erschoss Ohnsorg in den Rücken.
Würde man dies auf heute übertragen, wäre es fast so, als würden bei eine AfD Demo plötzlich Flüchtlinge oder Moslems auf AfD einprügeln und Polizei und Polizei daraufhin am bodenliegenden Rechten den Rest besorgen und jemanden noch erschiessen. Dam möchte ich mal erleben, was dann da los wäre und ob sich nicht ein Teil der Rechten auch radikalisieren würde. So nebenbei ich wüßte auch nicht, dass Verfassungsschutz RAF Leute gedeckt hat, wie umgekehrt es bei NSU der Fall ist.
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Tom Bombadil
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 08:35)

AfD und Linkspartei sind politisch so weit auseinander wie Kaugummi und Schokolade
Logisch, auch wenn es dann an den ganz extremen Rändern wieder Überschneidungen gibt, aber ob die Scheiße jetzt braun oder rot ist, ändert auch nicht viel.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Tomaner hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:25)

Eine RAF gibt es heute und seit längere Zeit nicht mehr. Das es überhaupt zur Gründung der RAF kam, hat auch mit Fehlern des Staates zu tun gehabt. Ohne die Ermordung von Benno Ohnesorg durch Staatsbediensteten, wäre RAF nie so in Erscheinung treten können. Die damalige Bewegung spaltete sich nämlich deshalb auf, von welchen die es weiter mit friedlichen mitteln versuchen wollten und einigen wenige die sich dadurch radikalisierten.
Man muß es sich mal bildlich vor Augen halten, ein friedliche Demo gegen den Schah von Persien Mohammad Reza Pahlav, schlugen plötzlich die Anhänger des Schahs auf die Demoteilnehmer mit Stangen ein. Statt den blutüberströmtem Demonstranten zu helfen, prügelten daraufhin auch noch Polizei auf diese ein und einer erschoss Ohnsorg in den Rücken.
Würde man dies auf heute übertragen, wäre es fast so, als würden bei eine AfD Demo plötzlich Flüchtlinge oder Moslems auf AfD einprügeln und Polizei und Polizei daraufhin am bodenliegenden Rechten den Rest besorgen und jemanden noch erschiessen. Dam möchte ich mal erleben, was dann da los wäre und ob sich nicht ein Teil der Rechten auch radikalisieren würde. So nebenbei ich wüßte auch nicht, dass Verfassungsschutz RAF Leute gedeckt hat, wie umgekehrt es bei NSU der Fall ist.
Man weiß ehrlich gesagt nicht, ob es noch aktive Mitglieder der RAF gibt. Es gibt da eine Reihe von Banküberfällen, die darauf schließen lassen, dass einige "Rentner" noch für den Lebensabend vorsorgen, die auf eine aktive RAF-Mitgliedschaft zurückblicken können.
Dass es zur Gründung der AfD kam, hat auch mit Fehlern des Staates zu tun und das Handeln des Staates macht sie so erfolgreich, dass sie noch nicht mal Wahlkampf machen müssen. Die RAF Leute wurden jahrelang von der Stasi versteckt, auch das weiß man. Ich sehe die Gefahr der Radikalisierung in drei Problembereichen. Rechts, links, islamistisch. Nicht nur rechts bedroht die FDGO, das sollte man immer bedenken.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:29)

Logisch, auch wenn es dann an den ganz extremen Rändern wieder Überschneidungen gibt, aber ob die Scheiße jetzt braun oder rot ist, ändert auch nicht viel.
Treffer ins Zentrum. :thumbup:
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 09:34)

Sehr viele Menschen...
Die allermeisten Menschen können mit Begriffen wie "Kosmopoliten und Souveränisten" rein gar nichts anfangen, das sind Konstrukte aus dem Elfenbeinturm und dienen auch nur schwer zur Klassifikation, weil Menschengruppen die unschöne Angewohnheit haben, sehr heterogen zu sein, selbst innerhalb solch konstruierter Gruppen.
Insofern ist die Ironie dieser Frage "Europa steht am Vorabend eines neuen Weltkrieges?" ziemlich unangebracht.
Wenn du über solche Bilder nicht reden willst, dann male sie doch gar nicht erst an die Wand. Wie wäre das?
Also bitte: Heimat, Nation nur ein harmloses menschliches Bedürfnis?
Du vermischst wieder Begriffe. Du kannst für dich ja gerne Heimat, Nation und den Nationalstaat ablehnen und das von mir aus auch von der moralischen Kanzel herab predigen, es ändert nur auch nichts am geltenden Völkerrecht. Dass Rassismus, übersteigerter Nationalismus und Krieg zu nichts Gutem führt, ist eine Binse.
Kosmopoliten nur ein Haufen verwirrter und verdrehter Sonderlinge?
Wenn du das so hinstellen willst, bitte.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(05 Apr 2019, 10:31)

Wieso verstößt Die Linke dagegen?
Auch für dich gilt: lies verstehend das Grundsatzprogramm der Linkspartei.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tomaner »

Alpha Centauri hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:23)

Geht mir ganz ähnlich ich kann schon mit der Linkspartei politisch wenig anfangen mit der AFD noch weniger
Was dazu mal so eine Frage wäre ist, was kommen denn für politische Vorschläge aus der Mitte? Kann man der nicht sogar eine Art Betriebsblindheit unterstellen? Forderungen und Vorschläge kommen doch eher aus den Rändern. Sagen wir mal zum Beispiel, Wohnungsnot durch Vertreibung von billigen Wohnraum aus den Städten. Darauf Hausbesetzungen und vielleicht das Merken von der Mitte, so alles läuft da nicht mir rechten Mitteln und dann der Versuch mit Mietpreisbremse es einigermaßen aufzufangen. Die AntiAKW Bewegung war ja Anfangs auch am politisch eher linken Rand und viele Jahre später dann von Mitterechts sogar endgültig beschlossen. Ohne aber dieser Antikernkraftwerksbeswegung wären wohl kaum bestimmte Kritiken an dieser in der Mitte der Bevölkerung angekommen und hätte Union dahin bewegt.
Zuletzt geändert von Tomaner am Freitag 5. April 2019, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Tomaner hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:03)

Sie will innerhalb dessen Handeln.
Das geht aber nicht.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tomaner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:41)

Das geht aber nicht.
Wieso nicht, Enteignungen sind doch mit Grundgesetz machbar. Vor allem wollen ja dafür die Linken nicht das GG ändern oder wie manche rechte Parteien, Verfassungsgericht mit "ihren" Richtern einsetzen. Das heißt doch dann, man kann die Entscheidung der Linken, wenn man diese nicht mit GG vereinbar hält, problemlos anfechten. Ich weiß ja nicht ob du jetzt Berlin meinst, wird da nicht das Volk gefragt, genauso wie es die AfD immer vorgibt es tun zu wollen?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:39)
Die allermeisten Menschen können mit Begriffen wie "Kosmopoliten und Souveränisten" rein gar nichts anfangen, das sind Konstrukte aus dem Elfenbeinturm und dienen auch nur schwer zur Klassifikation, weil Menschengruppen die unschöne Angewohnheit haben, sehr heterogen zu sein, selbst innerhalb solch konstruierter Gruppen.
Ich greife einfach hinein in den täglichen aktuellen Nachrichten- und Kommentarstrom und stoße auf:
Mehr als 3,6 Millionen Menschen aus insgesamt 193 Nationen leben mittlerweile in Berlin. Die deutsche Hauptstadt als Heimat der Minderheiten? Zum Glück, meint der Kulturwissenschaftler Wolfgang Kaschuba. ...
Denn der urbane Raum verkörpert jenen Ort, an dem sich Minderheiten in der Moderne überhaupt als soziale Gruppe formieren können. Nur hier erreichen sie jene „kritische Masse“, die es ihnen ermöglicht, eigene, auch „abweichende“ Lebensstile öffentlich zu demonstrieren. Nur hier können sie ihre Rechts- und Lebenssituation für „legitim“ erklären. Die Stadt als Heimat der Minderheiten, die ihnen ein Leben in Respekt und Würde ermöglicht: Das ist das große „kulturelle Erbe“ der modernen Stadt!

Dies gilt für Arbeiterkulturen wie Migrantengruppen, für jüdische Gemeinden wie Freidenker, für Frauen- wie Protestbewegungen, für Schwulenszenen wie für künstlerische Subkulturen, für ökologische Initiativen wie vegetarische Milieus. Ihre „anderen“ Werte und Ideen, ihre „eigensinnigen“ Praktiken und Rituale, ihre „offenen“ körperpolitischen wie partnerschaftlichen Formen prägen die Stadtkultur heute inzwischen nachhaltiger als viele einheimische Traditionen à la „Mir san mir!“ in München oder „America first!“ in New York.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/mi ... _id=445169 (letzten Dienstag)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(05 Apr 2019, 10:01)

Wenn jemand "unentschlossen" ist, dann kann man nicht genau sagen, wie er sich verhält - bspw., welchem politischen Lager jemand sich anschließt. Es ist also gut möglich, dass sich die Mitte dem linken Lager anschließt - du aber, liebe Selina, siehst die mittige "Unentschlossenheit" eher als Nachweis, dass sich die Mitte dem rechten Lager anschließt = ansonsten hättest du ja die gegenteilige Möglichkeit, AUCH erwähnt!

Warum ist alles, was du nicht sicher zuordnen kannst, was du vielleicht auch nicht verstehen oder nachvollziehen kannst, automatisch negativ, bzw. nicht Links, sondern Rechts?
Unterliegst du hier einem linkspolitischem Fanatismus oder bis du von Charakter einfach nur eher pessimistisch veranlagt?

Ich finde es immer wieder verstörend, wenn Links Demokratie, Freiheit und Beliebigkeit wortgewaltig glorifiziert, sich hinterher aber in "Diktaten" verstrickt, dass man das nicht sagen dürfe, dass man so nicht denken dürfe und dass man dies nicht tun dürfe (ganz genau so, wie es Rechts tut!) - und gleichzeitig noch bedrohlich mit der Nazi-Keule vor deiner Nase rumfuchtelt!

Die Mitte braucht SICHERHEIT - deswegen sind wir Mittigen gemäß deiner Definition "unentschlossen". Bei den Rechten besteht keine Hoffung für Offenheit, Meinungsverschiedenheit, Andersartigkeit. Sie setzen auf die Dummheit der Menschen und entsprechend inszenieren sie sich immer wieder als Opfer. Die Linken setzen mMn eher auf die Intelligenz der Menschen und inszenieren sich diesbezüglich gerne als Täter/Macher. Im Grunde ist Links ganz klar im Vorteil - nur stellt sich Links entsetzlich dumm an, wenn es darum geht, dass sie sich in Offenheit, Meinungsverschiedenheit und Andersartigkeit zu beweisen. Letztendlich wird man von Links vor die Wahl gestellt, entweder man unterwirft sich der linken Einheitlichkeit oder man ist ein Nazi. Das ist nicht intelligent. Das ist nicht einladend. Das ist nicht überzeugend. Aber das ist Links HEUTE. Ändert das und ihr habt die Stimmen aus der Mitte.
Die von mir beobachtete Unentschlossenheit, das Schweigen und das Dulden ist nicht unbedingt nur distanziert oder ausschließlich negativ gemeint. Im Gegenteil, ich hab in gewissen Situationen großes Verständnis dafür, wenn in diesen verworrenen politischen Zeiten nicht jeder auf Anhieb weiß, wohin er selbst gehört, was er selbst eigentlich will. Und ganz ehrlich: Mir ist es wirklich egal oder latte, wen die Leute nun konkret wählen. Das wäre im Übrigen das Letzte für mich zu glauben, ich könnte in diesem Forum irgendjemanden für das Linkssein begeistern. Das wäre schon arg naiv, sowas überhaupt zu versuchen oder auch nur anzunehmen, das könnte gelingen, zumal die Linken und Linksliberalen im Forum ja in der Minderheit sind und einem hier sowieso kaum jemand beispringt. Die Linken und Linksliberalen hier werden immer weniger, sie verlassen das Forum, freiwillig und weniger freiwillig. Es gibt also schon deshalb keinen Grund, sich so arg aufzuregen, wenn man sich mal in ein Gespräch über die bürgerliche Mitte begibt.

Was für mich in diesem Zusammenhang nur interessant und auch relativ wichtig ist, ist so eine Art öffentliche Selbstreflexion der Leute, die sich selbst der gesellschaftlichen, politischen oder bürgerlichen Mitte zurechnen. Ich habe hier solche Selbstzuschreibungen "ich stehe politisch eher in der Mitte" schon so oft gelesen, das hat nix mit Fremdzuweisung zu tun. Das nehme ich dann auf und frage: Wie verhalten sich die Mitte-Menschen, wenns darauf ankommt? Was tun sie, wenn vor ihren Augen eine Muslima wegen ihrer Verschleierung beschimpft wird? Was tun und sagen sie, wenn dem Chemnitzer Schalom-Inhaber von Rechtsextremisten Steine ins Fenster geworfen und Schweineköpfe vor die Tür gelegt werden? Was sagen sie, wenn plötzlich besorgte Bürger zusammen mit Rechtsradikalen und Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen marschieren? Was tun sie, wenn Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und diffamiert werden? Was sagen die Mitte-Menschen, wenn führende AfD-Leute von "dämlicher Erinnerungskultur" reden? Oder von der Nazizeit als "Vogelschiss" der Geschichte? Oder davon, dass man doch wieder stolz auf die deutschen Soldaten, die in zwei Weltkriegen gekämpft haben, sein können müsse? Was sagen die Mitte-Leute zu denen, die politische Gegner im Bundestag "jagen" wollen? Was sagen sie zu solchen Menschen, die sich so äußern? Und wenn du schon von Sicherheit sprichst: Genau bei solchen Fragen fehlen mir die Sicherheiten, die Gewissheiten, wie sich diese - hier zum Thema gemachte - Mitte dann verhält. Mal ganz zu schweigen von der oben angesprochenen düsteren Zukunftsvision, es könnte ein neuer Faschismus heranwachsen. Wie verhält sie sich dann, diese Mitte? Nur das interessiert mich.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Tomaner hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:50)

Wieso nicht, Enteignungen sind doch mit Grundgesetz machbar.
Wo habe ich denn von Enteignungen geschrieben? Aber selbst die kann der Staat nicht ohne Entschädigung machen und woher das Geld alleine für die Enteignung der Aktionäre der DAX-Konzerne kommen soll, muss mir auch mal einer erklären.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:58)

Ich greife einfach hinein in den täglichen aktuellen Nachrichten- und Kommentarstrom und stoße auf:
Toll. Und? Hat Deutschland deswegen aufgehört zu existieren? Oder würden diese Menschen in Berlin ihre Stadt, ihre Heimat nicht gegen zB. einen neuen Dschingis Khan verteidigen?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:59)

Wie verhält sie sich dann, diese Mitte? Nur das interessiert mich.
Sie wählt keine extremistischen Parteien. Die vielen Fragen die du stellst sind bestenfalls mit Beispielen von Zivilcourage zu beantworten, was dann aber wieder wenig mit der politischen Einstellung zu tun hat. Und nein, "die Mitte" wird sich nicht zwischen die Fronten stellen und im Straßenkampf gegen rechte und linke Extremisten kämpfen, dafür bezahlt "die Mitte" Steuern, damit die Sicherheitsbehörden solche Zustände beenden.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:09)

Sie wählt keine extremistischen Parteien. Die vielen Fragen die du stellst sind bestenfalls mit Beispielen von Zivilcourage zu beantworten, was dann aber wieder wenig mit der politischen Einstellung zu tun hat. Und nein, "die Mitte" wird sich nicht zwischen die Fronten stellen und im Straßenkampf gegen rechte und linke Extremisten kämpfen, dafür bezahlt "die Mitte" Steuern, damit die Sicherheitsbehörden solche Zustände beenden.
Ja, es geht um Zivilcourage, aber auch um politische Einstellungen. Ich würde das nicht so trennen wollen. Der seit einigen Jahren entstehende „Autoritäre Nationalradikalismus“ (Soziologe Wilhelm Heitmeyer) hat mit diesem Rechts-Links-Schema nicht viel zu tun. Und schon gar nicht mit einer Rechts-Links-Gleichsetzung. Das eigentliche Problem ist die Duldung dieser Radikalisierungs-Prozesse durch die sich neutral gebende Mitte. Nein, das sind selbstverständlich keine Nazis, diese schweigenden Mitte-Leute. Aber es wäre fatal zu glauben, es könnte im politischen Leben sowas wie hundertprozentige Neutralität geben. Schweigen und Dulden hat manchmal schlimmere Folgen, als es manchem lieb und bewusst ist.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/sozi ... 04660.html
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:04)

Toll. Und? Hat Deutschland deswegen aufgehört zu existieren? Oder würden diese Menschen in Berlin ihre Stadt, ihre Heimat nicht gegen zB. einen neuen Dschingis Khan verteidigen?
In vielen Pulbikationen zu diesem Thema wird von einer "Virtualisierung (und Individualisierung) des Heimat-Begriffs" gesprochen und geschrieben. Und das trifft es. "Heimat" ist zunehemend nicht mehr ein physikalisches Etwas, ein konkreter Ort, sondern die Sammlung individueller Erfahrungen, Praktiken, Präferenzen. Und natürlich und vor allem Sprache. Vor allem die Muttersprache und das in ihr Gesagte und Geschriebene kann man weder als Ort angreifen noch könnte und müsste man sie als Ort verteidigen.

Und mal ehrlich: Wenn es um Konstruktionen ohne jeden Realitätsbezug geht: Ein neuer Dschingis-Khan gegen Berlin ... das wäre schon so etwas.

"First We Take Manhattan, Then We Take Berlin" heißt es bei Leonard Cohen. Die Bedeutung dieser Zeilen verlieren sich ein wenig im Dunkeln.

Die Soll-Brüche im heutigen, jetzigen Europa dagegen lassen sich ziemlich leicht ausmachen: Ukraine, Moldawien, West-Balkan, erneut und wieder Nordirland, Katalonien, der griechisch-türkische Konflikt um nur einige zu nennen. In den meisten dieser Fälle verteidigen nicht Beheimatete ihre Heimat gegen einen äußeren Agressor sondern sind sich untereinander uneins.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:23)

Und das trifft es.
Für dich trifft es das, für 90% der Deutschen wie verlinkt nicht.
Und mal ehrlich: Wenn es um Konstruktionen ohne jeden Realitätsbezug geht: Ein neuer Dschingis-Khan gegen Berlin ... das wäre schon so etwas.
Ich wollte ein möglichst abstraktes aber trotzdem griffiges "Feindbild" konstruieren, das niemand diskriminiert, ich hätte auch die Schwaben nehmen können, die mW. in Berlin nicht so gern gesehen sind.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Der gute Mann schreibt ja auch nur das, was ich hier schon lange schreibe: wenn man seine Bürger im Regen stehen lässt, dann wenden die sich irgendwann gegen einen. Die Verantwortung für die gesellschaftliche Krise liegt im Politikversagen der letzten 30 Jahre, dazu gehören die "Abwicklung" der DDR, die vielen Fehler, die man beim Euro gemacht hat, die vielen Zugeständnisse, die man den Konzernen und der Finanzbranche gemacht hat und auch in den vielen Fehlern, die man beim Handling der diversen Flüchtlingskrisen gemacht hat.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:43)

Für dich trifft es das, für 90% der Deutschen wie verlinkt nicht.


Ich wollte ein möglichst abstraktes aber trotzdem griffiges "Feindbild" konstruieren, das niemand diskriminiert, ich hätte auch die Schwaben nehmen können, die mW. in Berlin nicht so gern gesehen sind.
Nur weil sie den Prenzlauer Berg gekapert haben :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:47)

Der gute Mann schreibt ja auch nur das, was ich hier schon lange schreibe: wenn man seine Bürger im Regen stehen lässt, dann wenden die sich irgendwann gegen einen. Die Verantwortung für die gesellschaftliche Krise liegt im Politikversagen der letzten 30 Jahre, dazu gehören die "Abwicklung" der DDR, die vielen Fehler, die man beim Euro gemacht hat, die vielen Zugeständnisse, die man den Konzernen und der Finanzbranche gemacht hat und auch in den vielen Fehlern, die man beim Handling der diversen Flüchtlingskrisen gemacht hat.
Ja, in der Analyse kann ich dir fast zu 100 Prozent zustimmen. Wobei der "gute Mann" schon noch krassere Schlüsse aus dem Ganzen zieht. Zum Beispiel, dass die Bezeichnung "rechtspopulistisch" für die AfD und damit die Neue Rechte verharmlosend ist und dass "autoritärer Nationalradikalismus" besser passt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ach Gott und die nächste Stufe ist der Nationalsozialismus, dann kann man auf diese mühsam gedrechselten Wortkonstrukte auch endlich verzichten.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:15)

:dead: Für ein Vorstandsmitglied ist das wirklich eine sehr sachliche und ausgewogen formulierte Äußerung. Hut ab! :D
Watt willst Du NUN schon wieder ? Das ich in einem kleinen Verein ein Vorstandsmitglied bin,
hat doch NULL und NIX zu bedeuten. Außer einem (üblichen) AD-PERSONAM Seitenhieb von Dir.

Ich schreibe hier in diesem Thread als User. Warum soll ich als Mensch und „Mitte“ eine ausgewogene Meinung
zu den Parteien Die Kinke und AfD haben ?

DU forderst doch klare Bekenntnisse. NUN ... passt Dir das auch wieder nicht. :p

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:09)

Und nein, "die Mitte" wird sich nicht zwischen die Fronten stellen und im Straßenkampf gegen rechte und linke Extremisten kämpfen,

dafür bezahlt "die Mitte" Steuern, damit die Sicherheitsbehörden solche Zustände beenden.
Schöner Satz, der gefällt mir. :thumbup:

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:43)

Für dich trifft es das, für 90% der Deutschen wie verlinkt nicht.


Ich wollte ein möglichst abstraktes aber trotzdem griffiges "Feindbild" konstruieren, das niemand diskriminiert, ich hätte auch die Schwaben nehmen können, die mW. in Berlin nicht so gern gesehen sind.
Zu großen Teilen kommt man auch ganz ohne "Feindbild" aus.

Schau. Gerade aktuell. Die Berlinale 2019.
Die Berlinale beginnt! Sie kreist um den Begriff der Heimat – als Innenwelt, als Sehnsuchtsort, als Schreckgespenst.

Und einer der preisgekrönten Filme ist "Synonymes" des israelischen Regisseurs Nadav Lapid. Und, aufgepasst, es geht um einen Helden, der
versucht, in Frankreich so schnell wie möglich seine Nationalität loszuwerden und seine Herkunft auszulöschen. Hierfür muss er den Einbürgerungstest bestehen. Sein Großvater war einst aus Litauen nach Palästina ausgewandert. Fortan soll kein hebräisches Wort mehr über seine Lippen kommen.
Ich will mir nicht anmaßen zu beurteilen, wie weit die Beschäftigung mit solchen Themen nun typisch oder auch nur vorkommend für wieviel Prozent der Bevölkerung ist. Aber ganz offensichtlich sind Begriffe wie "Heimat" im Umbruch. Verbunden mit der Polarisierung einerseits in nun gerade Heimat- und Nationenverbundene Menschen einerseits und in Menschen, die aus der Erfahrung zum Beispiel der Jugoslawien-Kriege ganz andere Schlüsse ziehen.

In einem Punkt bin ich mir allerdings ziemlich sicher: Eine durchgängige Loyalität zu Staat, Nation, Volk, Ethnie von der Wiege bis zur Bahre wie man sie etwa in Skandinavien oder im Baltikum antrifft, ein grundsätzliches Konsensgebot wird man in Berlin vergebens suchen. Die Leute machen ihrem Ärger Luft und ziehen auch die eigene Regierung, die eigenen Prominenten durch den Kakao ohne dass das schlecht angesehen wäre. Ich könnte mir ein Leben in Skandinavien einfach nicht vorstellen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2019, 13:47)

Der gute Mann schreibt ja auch nur das, was ich hier schon lange schreibe: wenn man seine Bürger im Regen stehen lässt, dann wenden die sich irgendwann gegen einen. Die Verantwortung für die gesellschaftliche Krise liegt im Politikversagen der letzten 30 Jahre, dazu gehören die "Abwicklung" der DDR, die vielen Fehler, die man beim Euro gemacht hat, die vielen Zugeständnisse, die man den Konzernen und der Finanzbranche gemacht hat und auch in den vielen Fehlern, die man beim Handling der diversen Flüchtlingskrisen gemacht hat.
Man könnte dies sogar noch mehr vereinfachen bzw. mit der Globalisierung und seine Veränderungen in den Gesellschaften beschreiben.
Denn all diese schnellen Veränderungen und damit auch einhergehenden, schnell aufeinanderfolgenden, vielfach so wahrgenommenen Fehler der Politik, sind sowohl Auslöser diverser Probleme, aber auch Garant für vermehrten Wohlstand. Irgendwo dazwischen sollte man sich mal treffen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skull hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:00)

Watt willst Du NUN schon wieder ? Das ich in einem kleinen Verein ein Vorstandsmitglied bin,
hat doch NULL und NIX zu bedeuten. Außer einem (üblichen) AD-PERSONAM Seitenhieb von Dir.

Ich schreibe hier in diesem Thread als User. Warum soll ich als Mensch und „Mitte“ eine ausgewgene Meinung
zu den Parteien Die Kinke und AfD haben ?

DU forderst doch klare Bekenntnisse. NUN ... passt Dir das auch wieder nicht. :p

mfg
Naja, in einem politischen Forum den politischen Gegner - auch wenns nur eine Partei ist - schlicht als "Scheiße" zu bezeichnen, ohne das irgendwie zu untersetzen mit sachlichen Argumenten, das hätte bei normalen Usern schon Folgen gehabt. Da bin ich mir ziemlich sicher.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:06)

Zu großen Teilen kommt man auch ganz ohne "Feindbild" aus.

Schau. Gerade aktuell. Die Berlinale 2019.

Und einer der preisgekrönten Filme ist "Synonymes" des israelischen Regisseurs Nadav Lapid. Und, aufgepasst, es geht um einen Helden, der

Ich will mir nicht anmaßen zu beurteilen, wie weit die Beschäftigung mit solchen Themen nun typisch oder auch nur vorkommend für wieviel Prozent der Bevölkerung ist. Aber ganz offensichtlich sind Begriffe wie "Heimat" im Umbruch. Verbunden mit der Polarisierung einerseits in nun gerade Heimat- und Nationenverbundene Menschen einerseits und in Menschen, die aus der Erfahrung zum Beispiel der Jugoslawien-Kriege ganz andere Schlüsse ziehen.

In einem Punkt bin ich mir allerdings ziemlich sicher: Eine durchgängige Loyalität zu Staat, Nation, Volk, Ethnie von der Wiege bis zur Bahre wie man sie etwa in Skandinavien oder im Baltikum antrifft, ein grundsätzliches Konsensgebot wird man in Berlin vergebens suchen. Die Leute machen ihrem Ärger Luft und ziehen auch die eigene Regierung, die eigenen Prominenten durch den Kakao ohne dass das schlecht angesehen wäre. Ich könnte mir ein Leben in Skandinavien einfach nicht vorstellen.
Berlin ist einfach mal eine tolle interessante Großstadt mit sagenhaft vielen anregenden Widersprüchen. Drumrum den provinziellen Mief mit teilweise verheerenden Wahlergebnissen sollte man dabei dennoch nicht ganz vergessen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:07)

Naja, in einem politischen Forum den politischen Gegner - auch wenns nur eine Partei ist -
schlicht als "Scheiße" zu bezeichnen,

ohne das irgendwie zu untersetzen mit sachlichen Argumenten,
das hätte bei normalen Usern schon Folgen gehabt. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Jetzt muss ich dreimal lachen. :D :D :D

WENN ich NUR die AfD so bezeichnen würde (und das habe ich schon öfters im Forum gemacht)
gibt es Beifall oder keine Kommentare.

Da es AUCH „Deine“ geliebte Linke betrifft kommt natürlich Widerspruch.

ICH lehne Bestrebungen und Tendenzen zu totalitären Systemen und Gesellschaften ab.
Sozialismus genauso wie jegliche andere Formen.
Und da ist es egal, ob sich dass dann „demokratischer“ Sozialismus,
deutsche demokratische Republik, demokratische Republik Nordkorea oder demokratische Republik Kongo NENNT.

Und mir ist es auch egal ob man Wünsche, Gedanken und Träume in NETTE Worte packt.

Die Linke und die AfD sind mir in ihren Ausrichtungen und Forderungen einfach FREMD.
Aus unterschiedlichen und manchmal auch ähnlichen Gründen.

Und...wenn ICH irgendwelche Parteien scheisse FINDE, darf ich das auch so schreiben.

Ohne irgendwelche Konequenzen. MELDE doch, wenn Dir NICHTS zu albern ist. :dead:

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skull hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:17)

Jetzt muss ich dreimal lachen. :D :D :D

WENN ich NUR die AfD so bezeichnen würde (und das habe ich schon öfters im Forum gemacht)
gibt es Beifall oder keine Kommentare.

Da es AUCH „Deine“ geliebte Linke betrifft kommt natürlich Widerspruch.

ICH lehne Bestrebungen und Tendenzen zu totalitären Systemen und Gesellschaften ab.
Sozialismus genauso wie jegliche andere Formen.
Und da ist es egal, ob sich dass dann „demokratischer“ Sozialismus,
deutsche demokratische Republik, demokratische Republik Nordkorea oder demokratische Republik Kongo NENNT.

Und mir ist es auch egal ob man Wünsche, Gedanken und Träume in NETTE Worte packt.

Die Linke und die AfD sind mir in ihren Ausrichtungen und Forderungen einfach FREMD.
Aus unterschiedlichen und manchmal auch ähnlichen Gründen.

Und...wenn ICH irgendwelche Parteien scheisse FINDE, darf ich das auch so schreiben.

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Ich werde den Teufel tun, als hier irgendwas zu "melden" :D Mir gehts einfach nur darum, dass ich dann den politischen Gegner auch jederzeit "Scheiße" nennen können darf, und zwar sanktionslos, falls mir danach zumute ist :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:27)

Ich werde den Teufel tun, als hier irgendwas zu "melden" :D

Mir gehts einfach nur darum, dass ich dann den politischen Gegner auch jederzeit "Scheiße" nennen können darf,
und zwar sanktionslos, falls mir danach zumute ist :D
Es ist eben ein Unterschied, ob man sagt, meint oder schreibt, das, die ... finde ich scheisse.

Oder ob man schreibt und sagt...DU BIST scheisse.

Diesen Unterschied zu erkennen, hätte ich Dir zu getraut. Man lernt halt nie aus.

E N D E

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 12:59)


Was für mich in diesem Zusammenhang nur interessant und auch relativ wichtig ist, ist so eine Art öffentliche Selbstreflexion der Leute, die sich selbst der gesellschaftlichen, politischen oder bürgerlichen Mitte zurechnen. Ich habe hier solche Selbstzuschreibungen "ich stehe politisch eher in der Mitte" schon so oft gelesen, das hat nix mit Fremdzuweisung zu tun. Das nehme ich dann auf und frage: Wie verhalten sich die Mitte-Menschen, wenns darauf ankommt? Was tun sie, wenn vor ihren Augen eine Muslima wegen ihrer Verschleierung beschimpft wird? Was tun und sagen sie, wenn dem Chemnitzer Schalom-Inhaber von Rechtsextremisten Steine ins Fenster geworfen und Schweineköpfe vor die Tür gelegt werden? Was sagen sie, wenn plötzlich besorgte Bürger zusammen mit Rechtsradikalen und Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen marschieren? Was tun sie, wenn Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und diffamiert werden? Was sagen die Mitte-Menschen, wenn führende AfD-Leute von "dämlicher Erinnerungskultur" reden? Oder von der Nazizeit als "Vogelschiss" der Geschichte? Oder davon, dass man doch wieder stolz auf die deutschen Soldaten, die in zwei Weltkriegen gekämpft haben, sein können müsse? Was sagen die Mitte-Leute zu denen, die politische Gegner im Bundestag "jagen" wollen? Was sagen sie zu solchen Menschen, die sich so äußern? Und wenn du schon von Sicherheit sprichst: Genau bei solchen Fragen fehlen mir die Sicherheiten, die Gewissheiten, wie sich diese - hier zum Thema gemachte - Mitte dann verhält. Mal ganz zu schweigen von der oben angesprochenen düsteren Zukunftsvision, es könnte ein neuer Faschismus heranwachsen. Wie verhält sie sich dann, diese Mitte? Nur das interessiert mich.

Ich habe Ihre Fragen extrahiert, werde Ihnen dazu mein Verhalten schreiben, auch wenn ich mich entsprechend Sinus Definitiuon nicht wirklich zur bürgerlichen Mitte zählen kann, und bitte Sie, darunter Ihre Antwort zu setzen.

1)Wie verhalten sich die Mitte-Menschen, wenns darauf ankommt?

Situativ bedingt, was im Fall einer Machtübernahme von Parteien wie Die Linke und die AfD dazu führen kann, dass ich das Land verlasse.


2)Was tun sie, wenn vor ihren Augen eine Muslima wegen ihrer Verschleierung beschimpft wird?

Ich nähere mich der Verschleierten mit deutlich freundlichen Gesten, finde heraus, ob sie überhaupt deutsch spricht und versuche sie dazu zu bewegen, sich mit mir aus der Reichweite der Schimpfenden zu begeben.

3)Was tun und sagen sie, wenn dem Chemnitzer Schalom-Inhaber von Rechtsextremisten Steine ins Fenster geworfen und Schweineköpfe vor die Tür gelegt werden?

"Wie übel, hoffentlich findet unsere Polizei den oder die Übeltäter". Da ich live eine solche Situation noch nie erlebt habe, kann ich nur vermuten, was ich "tun" würde, wahrscheinlich das Smartphone zücken, die Polizei rufen und die Übertäter zur leichteren Identifizierung fotografieren.

4)Was sagen sie, wenn plötzlich besorgte Bürger zusammen mit Rechtsradikalen und Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen marschieren?

ich frage mich, "Was mag wohl in den Köpfen solcher Leute vor sich gehen, vermutlich nicht viel."

5)Was tun sie, wenn Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und diffamiert werden?

Erwarten, dass solches Vorgehen strafrechtlich geahndet wird, was es wird, wenn es zur Anzeige kommt.

6)Was sagen die Mitte-Menschen, wenn führende AfD-Leute von "dämlicher Erinnerungskultur" reden?

"So niedrig kann ich nie sinken, dass ich solchen rechtsextremen Pöbel wähle".

7)Oder von der Nazizeit als "Vogelschiss" der Geschichte?

s.o.

8)Oder davon, dass man doch wieder stolz auf die deutschen Soldaten, die in zwei Weltkriegen gekämpft haben, sein können müsse?

s.o.

9)Was sagen die Mitte-Leute zu denen, die politische Gegner im Bundestag "jagen" wollen? Was sagen sie zu solchen Menschen, die sich so äußern?

Dass die deutsche Republik am Ende ist, wenn solches G'schwerl in Regierungsverantwortung gewählt wird.
Persönliche Folge siehe Antwort zu Frage 1.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:42)

Ich habe Ihre Fragen extrahiert, werde Ihnen dazu mein Verhalten schreiben, auch wenn ich mich entsprechend Sinus Definitiuon nicht wirklich zur bürgerlichen Mitte zählen kann, und bitte Sie, darunter Ihre Antwort zu setzen.

1)Wie verhalten sich die Mitte-Menschen, wenns darauf ankommt?

Situativ bedingt, was im Fall einer Machtübernahme von Parteien wie Die Linke und die AfD dazu führen kann, dass ich das Land verlasse.


2)Was tun sie, wenn vor ihren Augen eine Muslima wegen ihrer Verschleierung beschimpft wird?

Ich nähere mich der Verschleierten mit deutlich freundlichen Gesten, finde heraus, ob sie überhaupt deutsch spricht und versuche sie dazu zu bewegen, sich mit mir aus der Reichweite der Schimpfenden zu begeben.

3)Was tun und sagen sie, wenn dem Chemnitzer Schalom-Inhaber von Rechtsextremisten Steine ins Fenster geworfen und Schweineköpfe vor die Tür gelegt werden?

"Wie übel, hoffentlich findet unsere Polizei den oder die Übeltäter". Da ich live eine solche Situation noch nie erlebt habe, kann ich nur vermuten, was ich "tun" würde, wahrscheinlich das Smartphone zücken, die Polizei rufen und die Übertäter zur leichteren Identifizierung fotografieren.

4)Was sagen sie, wenn plötzlich besorgte Bürger zusammen mit Rechtsradikalen und Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen marschieren?

ich frage mich, "Was mag wohl in den Köpfen solcher Leute vor sich gehen, vermutlich nicht viel."

5)Was tun sie, wenn Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und diffamiert werden?

Erwarten, dass solches Vorgehen strafrechtlich geahndet wird, was es wird, wenn es zur Anzeige kommt.

6)Was sagen die Mitte-Menschen, wenn führende AfD-Leute von "dämlicher Erinnerungskultur" reden?

"So niedrig kann ich nie sinken, dass ich solchen rechtsextremen Pöbel wähle".

7)Oder von der Nazizeit als "Vogelschiss" der Geschichte?

s.o.

8)Oder davon, dass man doch wieder stolz auf die deutschen Soldaten, die in zwei Weltkriegen gekämpft haben, sein können müsse?

s.o.

9)Was sagen die Mitte-Leute zu denen, die politische Gegner im Bundestag "jagen" wollen? Was sagen sie zu solchen Menschen, die sich so äußern?

Dass die deutsche Republik am Ende ist, wenn solches G'schwerl in Regierungsverantwortung gewählt wird.
Persönliche Folge siehe Antwort zu Frage 1.
Danke. Sehr beruhigend, das zu lesen. Einzige Einschränkung: Eine Machtübernahme durch die Partei Die Linke oder andere linke Gruppierungen ist völlig unrealistisch. Die wird weder geplant noch durchgeführt. Die Partei Die Linke ist erstens nicht linksextremistisch. Und die Linksextremisten, die es außerhalb der Partei Die Linke durchaus gibt, sind zweitens eine der bestüberwachtesten Gruppierungen überhaupt. Da passiert nix Diesbezügliches. Was aber die AfD anbelangt: Die wird nur halbherzig überwacht. Dabei ist bekannt, welche Pläne und Vorhaben führende Leute dort hegen. Sie wollen einen anderen Staat. Und sie führen Listen, wen sie dann später nicht mehr dabei haben wollen. Was sie mit den politischen Gegnern dann tun wollen, sobald sie "die Macht übernommen" haben, dazu gibts auch diverse Beschreibungen bei denen. Haben wir über die Jahre im Forum alles schon detailliert besprochen und belegt. Aber wie gesagt: Bis auf diese kleine Einschränkung alles gute, klare Antworten.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 15:06)

Danke. Sehr beruhigend, das zu lesen. Einzige Einschränkung: Eine Machtübernahme durch die Partei Die Linke oder andere linke Gruppierungen ist völlig unrealistisch. Die wird weder geplant noch durchgeführt. Die Partei Die Linke ist erstens nicht linksextremistisch. Und die Linksextremisten, die es außerhalb der Partei Die Linke durchaus gibt, sind zweitens eine der bestüberwachtesten Gruppierungen überhaupt. Da passiert nix Diesbezügliches. Was aber die AfD anbelangt: Die wird nur halbherzig überwacht. Dabei ist bekannt, welche Pläne und Vorhaben führende Leute dort hegen. Sie wollen einen anderen Staat. Und sie führen Listen, wen sie dann später nicht mehr dabei haben wollen. Was sie mit den politischen Gegnern dann tun wollen, sobald sie "die Macht übernommen" haben, dazu gibts auch diverse Beschreibungen bei denen. Haben wir über die Jahre im Forum alles schon detailliert besprochen und belegt. Aber wie gesagt: Bis auf diese kleine Einschränkung alles gute, klare Antworten.
Schade, dass Sie nicht mutig genug sind, wie erbeten Ihre Verhaltensweise darunter zu setzen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Apr 2019, 15:09)

Schade, dass Sie nicht mutig genug sind, wie erbeten Ihre Verhaltensweise darunter zu setzen.
Ach so, Sie wollten, dass ich meine Verhaltensweisen unter die Ihrigen schreibe? Da hab ich Sie missverstanden. Sorry. Naja, die weichen kaum von den Ihrigen ab. Das hat mit fehlendem Mut nix zu tun. Ich war schon öfter mal in Situationen, wo ich laut und deutlich gegen extrem rechtes Gedankengut und Verhalten vorgegangen bin. Ich dachte, meine Position hätte ich mit "gute, klare Antworten" schon hinreichend beschrieben.
Zuletzt geändert von Selina am Freitag 5. April 2019, 15:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:27)

Ich werde den Teufel tun, als hier irgendwas zu "melden" :D Mir gehts einfach nur darum, dass ich dann den politischen Gegner auch jederzeit "Scheiße" nennen können darf, und zwar sanktionslos, falls mir danach zumute ist :D
Hast du doch auch schon getan... sanktionsfrei versteht sich.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Sorry, JJazzGold, gerade eben hatte ich es gemacht, nämlich jeweils meine Meinung unter die jeweils Ihrige sätzeweise geschrieben, aber das war zum Schluss technisch nicht gelungen und stand plötzlich mitten in Ihrem eigenen Text drin. Da hab ich das verworfen, um es nochmal richtig zu formatieren. Aber leider löschte ich das Ganze, ohne es vorher zu kopieren. Naja, große Abweichungen zu dem, was Sie geschrieben haben, gabs nicht. Bis auf diese Sache mit der linken Machtübernahme, die ich für nicht realistisch halte. Und bis auf einen späteren Besuch im Schalom, wo wir dem Wirt unsere Verbundenheit mit ihm versichern wollen. Und am Ereignistag hätten wir selbstverständlich ebenfalls die Polizei gerufen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(05 Apr 2019, 15:44)

Hast du doch auch schon getan... sanktionsfrei versteht sich.
Wo und wann habe ich einen politischen Gegner mal "Scheiße" genannt? Weder über einen einzelnen oder mehrere User sagte ich sowas noch über eine Partei.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 15:22)

Ach so, Sie wollten, dass ich meine Verhaltensweisen unter die Ihrigen schreibe? Da hab ich Sie missverstanden. Sorry. Naja, die weichen kaum von den Ihrigen ab. Das hat mit fehlendem Mut nix zu tun. Ich war schon öfter mal in Situationen, wo ich laut und deutlich gegen extrem rechtes Gedankengut und Verhalten vorgegangen bin. Ich dachte, meine Position hätte ich mit "gute, klare Antworten" schon hinreichend beschrieben.
Da Ihre Antworten nur unwesentlich von meinen abweichen, ist es zwar mangels zur Verfügung stehender Menge etwas gewagt, aber ich wage nichts desto trotz die Behauptung, dass die bürgerliche Mitte sich zum Großteil ähnlich pragmatisch verhält. Mehr kann man, gemessen an uns beiden, schwerlich von ihr verlangen, nicht wahr?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:06)

Zu großen Teilen kommt man auch ganz ohne "Feindbild" aus.
Es ging um Heimat und Nation und die wird gegen einen Aggressor von außen verteidigt, egal ob das Schwaben oder Mongolen sind. Und da sind Berlin oder andere Großstädte keine Ausnahmen, die "hood" wird verteidigt: meine Straße, mein Viertel. Selbst Linksextreme verteidigen ihre "Heimat", zB. das besetzte Haus.
Aber ganz offensichtlich sind Begriffe wie "Heimat" im Umbruch.
Du schließt von irgendwelchen Filmen oder Radiobeiträgen ziemlich oft aufs große Ganze, ich halte das für zu wenig substantiiert.
Verbunden mit der Polarisierung einerseits in nun gerade Heimat- und Nationenverbundene Menschen einerseits und in Menschen, die aus der Erfahrung zum Beispiel der Jugoslawien-Kriege ganz andere Schlüsse ziehen.
Ich halte so etwas für eine normale Reaktion nach solchen Katastrophen. Entweder man schwört sich weiterhin ewige Revanche oder man sucht die Aussöhnung, Frankreich und Deutschland brauchten auch viele Kriege, ehe sie sich dann endlich für die Aussöhnung entschieden haben.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(05 Apr 2019, 14:07)

...vielfach so wahrgenommenen Fehler der Politik...
Hältst du zB. die völlige Missachtung der Konvergenzkriterien nicht für einen Fehler sondern siehst das als Wohlstandsgaranten?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Apr 2019, 16:40)

Da Ihre Antworten nur unwesentlich von meinen abweichen, ist es zwar mangels zur Verfügung stehender Menge etwas gewagt, aber ich wage nichts desto trotz die Behauptung, dass die bürgerliche Mitte sich zum Großteil ähnlich pragmatisch verhält. Mehr kann man, gemessen an uns beiden, schwerlich von ihr verlangen, nicht wahr?
Ja, pragmatisch, humanistisch, liberal und demokratisch. Das wäre dann ok.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

In meinen Augen schönes Zitat aus einem Interview mit Thea Dorn in der Welt (leider Bezahlseite):
Der entscheidende Unterschied zwischen mir und den meisten, die sich über meinen Artikel ereifert haben, scheint mir darin zu liegen, dass ich das dringende Bedürfnis verspüre, unsere freiheitlich-liberale Gesellschaft zusammenzuhalten, dass ich versuche, zwischen den auseinanderdriftenden und sich zunehmend feindselig gegenüberstehenden politischen Lagern zu vermitteln – während diejenigen, die sich ereifern, für ihr Milieu sprechen und den Beifall in ihrem Milieu suchen. Ich bin überzeugt, dass man als Intellektueller heute zwischen allen Stühlen sitzen muss – anstatt das Geschäft der gesellschaftlichen Radikalisierung und Spaltung zu betreiben.
https://www.welt.de/kultur/literarische ... haere.html

Dem kann ich nur beipflichten! Solche Leute werden aber als "die Mitte" wahrgenommen. Von besonders Linken mag das als "besonders unentschlossen" wirken, weil man nicht permanent in Alarmstimmung dem ausgemachten Feind ans Leder will. Ich erkenne da aber keinerlei Toleranz Extremismus gegenüber, sondern allerhöchstens mehr Toleranz aber auch Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen.

Vielleicht geht ja die Mitte nur schlauer mit gesellschaftlichen Entwicklungen um wie die Ränder?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(05 Apr 2019, 19:53)

In meinen Augen schönes Zitat aus einem Interview mit Thea Dorn in der Welt (leider Bezahlseite):

https://www.welt.de/kultur/literarische ... haere.html

Dem kann ich nur beipflichten! Solche Leute werden aber als "die Mitte" wahrgenommen. Von besonders Linken mag das als "besonders unentschlossen" wirken, weil man nicht permanent in Alarmstimmung dem ausgemachten Feind ans Leder will. Ich erkenne da aber keinerlei Toleranz Extremismus gegenüber, sondern allerhöchstens mehr Toleranz aber auch Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen.

Vielleicht geht ja die Mitte nur schlauer mit gesellschaftlichen Entwicklungen um wie die Ränder?
Toleranz und Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen: Sofort und immer. Keine Toleranz und Offenheit für Rassismus, für Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, für Überheblichkeit gegenüber Menschen mit fremden Wurzeln und anderer Glaubensrichtungen. Da sind der Toleranz dann deutliche Grenzen gesetzt. Und das hat nix mit Linkssein zu tun, sondern nur mit Humanismus. Und mal ganz einfach und alltäglich formuliert: Ich werde ganz sicher nicht mit jemandem, der gerade am Stammtisch auf übelste Weise rassistisch rumgehetzt hat, hinterher tolerant über dessen "andere Meinungen und Lebenseinstellungen" reden. Das schließt sich gegenseitig aus.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von McKnee »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 20:09)
Toleranz und Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen: Sofort und immer. Keine Toleranz und Offenheit für Rassismus, für Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, für Überheblichkeit gegenüber Menschen mit fremden Wurzeln und anderer Glaubensrichtungen. Da sind der Toleranz dann deutliche Grenzen gesetzt. Und das hat nix mit Linkssein zu tun, sondern nur mit Humanismus.
Sehr gut dargestellt. :thumbup:

Wenn da nur nicht diese Definitionshoheit wäre, die man regelmäßig wahrnimmt.

Wenn da nicht diese Grenzen wären, die es offensichtlich unmöglich machen, seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 20:09)
Toleranz und Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen: Sofort und immer. Keine Toleranz und Offenheit für Rassismus, für Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, für Überheblichkeit gegenüber Menschen mit fremden Wurzeln und anderer Glaubensrichtungen. Da sind der Toleranz dann deutliche Grenzen gesetzt. Und das hat nix mit Linkssein zu tun, sondern nur mit Humanismus. Und mal ganz einfach und alltäglich formuliert: Ich werde ganz sicher nicht mit jemandem, der gerade am Stammtisch auf übelste Weise rassistisch rumgehetzt hat, hinterher tolerant über dessen "andere Meinungen und Lebenseinstellungen" reden. Das schließt sich gegenseitig aus.
Die Frage ist aber was genau eine üble rassistische Hetze ist, und was eben eine tolerierbare andere Meinung. Ich habe da so einen Verdacht, dass wir da unterschiedliche Vorstellungen haben.

Ich zitiere mal weiter aus dem Artikel mit Thea Dorn, weil es vielleicht hilft die Unterscheidung besser zu treffen:
Haidt weist auf etwas noch Wichtigeres hin: darauf, dass Liberale Gefahr laufen, ein zu eingeschränktes Verständnis von moralischen Werten haben. Er meint, fünf Bereiche ausgemacht zu haben, denen in allen Gesellschaften, die es jemals gegeben hat, ein solcher tendenziell unverletzlicher Wert zugesprochen wird: „Fürsorge“ beziehungsweise „Vermeidung von Leid“, „Gerechtigkeit“, „Loyalität“, „Autorität“ und „Heiligkeit“. Für die westlichen Gesellschaften kommt noch „Freiheit“ als sechste Wertsphäre hinzu. Folgt man Haidt, neigen Liberale dazu, auf einem moralischen Auge blind zu sein, indem sie lediglich die Werte „Fürsorge/Vermeidung von Leid“, „Gerechtigkeit“ und „Freiheit“ anerkennen. Die restlichen drei Sphären, zu denen Ideale wie „Patriotismus“, „Respekt vor Traditionen“ und „Religion“ gehören, stellen für sie keine legitimen Werte da, sondern werden als Relikte aus voraufgeklärten Zeiten entweder ganz abgelehnt oder zumindest in die zweite Reihe verwiesen, sprich: Wenn es zu Konflikten kommt, haben diese Werte für sie in jedem Fall weniger Gewicht als die drei zuerst genannten. Reaktionäre legen ihrerseits den drei Wertsphären der Liberalen keinen oder geringen Wert bei. Die zentrale – und wie ich finde extrem zuversichtlich stimmende – Botschaft von Haidt lautet jedoch: Der „normale“ Konservative lehnt die liberalen Werte mitnichten ab, sondern möchte in einer Gesellschaft leben, die allen sechs Wertsphären Geltung zugesteht. Deshalb rate ich, sehr genau zu unterscheiden zwischen Konservativen, die die offene, liberale Gesellschaft ebenfalls erhalten wollen – und solchen, die diese Gesellschaft ablehnen. Letztere sind unsere politischen Feinde, denen wir mit aller Schärfe begegnen sollten. Erstere hingegen mögen politische Gegner sein. Dem politischen Gegner jedoch begegnet man nicht mit Verachtung, sondern mit Respekt. Wer nicht mehr bereit ist, den Unterschied zwischen „Feind“ und „Gegner“ zu machen, sägt an dem Ast, auf dem jede pluralistische, demokratische Gesellschaft gebaut ist.
Trifels
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Trifels »

Selina hat geschrieben:(05 Apr 2019, 20:09)

Toleranz und Offenheit für andere Meinungen und Lebenseinstellungen: Sofort und immer. Keine Toleranz und Offenheit für Rassismus, für Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, für Überheblichkeit gegenüber Menschen mit fremden Wurzeln und anderer Glaubensrichtungen. Da sind der Toleranz dann deutliche Grenzen gesetzt. Und das hat nix mit Linkssein zu tun, sondern nur mit Humanismus. Und mal ganz einfach und alltäglich formuliert: Ich werde ganz sicher nicht mit jemandem, der gerade am Stammtisch auf übelste Weise rassistisch rumgehetzt hat, hinterher tolerant über dessen "andere Meinungen und Lebenseinstellungen" reden. Das schließt sich gegenseitig aus.
Humanismus deiner Art? Andere haben anderen Humanismus. Ihren. Wichtig festzuhalten. Begreifen die Dazukommenden aber nur rudimentär. No credits.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Dark Angel »

Skeptiker hat geschrieben:(05 Apr 2019, 20:19)

Die Frage ist aber was genau eine üble rassistische Hetze ist, und was eben eine tolerierbare andere Meinung. Ich habe da so einen Verdacht, dass wir da unterschiedliche Vorstellungen haben.

Ich zitiere mal weiter aus dem Artikel mit Thea Dorn, weil es vielleicht hilft die Unterscheidung besser zu treffen:
Ja - mit fünf, der sechs Spären moralischer Werte kann ich mich sehr gut identifizieren, mit der sechsten - Heiligkeit/Religion - als Atheist toleriere ich diese.
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Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Adam Smith »

Skeptiker hat geschrieben:(05 Apr 2019, 20:19)

Die Frage ist aber was genau eine üble rassistische Hetze ist, und was eben eine tolerierbare andere Meinung. Ich habe da so einen Verdacht, dass wir da unterschiedliche Vorstellungen haben.

Ich zitiere mal weiter aus dem Artikel mit Thea Dorn, weil es vielleicht hilft die Unterscheidung besser zu treffen:

Tot aller.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2019, 10:24)

Das ist sehr schön sachlich und unaufgeregt formuliert.

Aber nochmal als Gegenargument: Der Begriff "Mitte" ist vom Begriff her immer durch die Ränder definiert. "Mitte" ist das, was zu den Rändern Abstand hält. Die Mitte ist somit fremd- und nicht selbstbestimmt. Warum nicht "Demokraten" oder meinetwegen auch "Verfassungspatrioten" oder auch "Liberale"? Eine positive Bestimmtheit.
Wieso findest du, die Mitte wäre fremdbestimmt"? :?:

Ich meine, es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Mitte ist SELBSTbestimmt - und deswegen lässt sie sich und will sich ja auch nicht Links und Rechts zuordnen, deswegen wird sie von Links und Rechts angefeindet und nicht ernstgenommen. Als Mittiger bestimme ICH SELBST was FÜR MICH richtig und was falsch ist - und nicht irgendeine Partei oder eine bestimmte Religion oder die Wirtschaft oder die Medien usw. DAS ist FREMDbestimmung!

Der Begriff "Mitte" als Bezeichnung passt, finde ich, außerordentlich gut. Mitte verstehe ich persönlich nicht als weiteres Randlager wie es Links und Rechts sind; Mitte ist dagegen Links UND Rechts, also ein quasi "Mittelding" - mal mehr, mal weniger; das kommt bei der Mitte immer auf die jeweilige Situation an, auf die jeweilige Persönlichkeit und auf die jeweilige Dringlichkeit. Das mag jetzt - wie Selina es formulieren würde - "unentschlossen" klingen, es aber im Grunde vollendete Demokratie. Demokratie ist nicht eindeutig; Demokratie ist vielseitig. Nur Links und nur Rechts ist eindeutig (und eintönig!) - und was nur Links oder nur Rechts bedeutet/bedeuten kann, zeigt/beweist unsere (deutsche) Vergangenheit.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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