Und dieser zitierte taz-Artikel ist ein wunderbares Beispiel für linken Populismus.Selina hat geschrieben:(29 Jun 2018, 11:20)
Die Welt ist kälter, brutaler und nationalistischer geworden. Ein weltweiter Rechtsruck zeichnet sich ab, der die Demokratien ganz klar gefährdet: Da tritt ein Nationalismus zutage (unter anderem auch als Reaktion auf die Globalisierung), der zum Teil schon faschistoide Züge trägt. Aber sorry, ohne knallharte Kapitalismus-Analyse wird man in der Diskussion dieser "Phänomene" nicht weiterkommen. Recht interessanter taz-Text dazu:
Zitat
Der globale Erfolg des autoritären Nationalismus ist vor allem eine Reaktion auf einen aggressiven Kapitalismus...
Doch nicht nur die Geschwindigkeit der Veränderung verängstigt die Menschen, sondern auch die aggressive Form wirtschaftlicher Globalisierung. Globale Konzerne bekämpfen sich zusehends bis aufs Messer, um einem Konkurrenten Paroli zu bieten. Sie scheuen nicht davor zurück, die Produktion dorthin zu verlagern, wo sie die kostengünstigsten Strukturen vorfinden, und ziehen wie moderne Nomaden heute von Bangladesch nach Äthiopien und morgen nach Kuba. Die Globalisierung hat seit den 1980er Jahren ein alles beherrschendes und vielfach beschriebenes „Hemd“ an: das des ungezügelten Kapitalismus. Diese kapitalistische Landnahme hat unterschiedliche Formen, im Westen etwa ist es der Neoliberalismus, in China hat sich die paradoxe Form des kommunistischen, besser gesagt: des von einer Partei gelenkten Staatskapitalismus durchgesetzt. Gerade durch diesen Wettstreit verschiedener kapitalistischer Varianten ist die Welt jedoch zu einem Ort geworden, in dem immer rücksichtsloser um Marktanteile gerungen wird.
Eine große Anzahl von Menschen erlebt diese Auseinandersetzungen in den wirtschaftlichen Kampfzonen am eigenen Leib. Wenn ein internationaler Konzern Arbeitsplätze an einem Standort abbaut, um an anderer Stelle zu für ihn günstigeren Konditionen neue Produktionsstätten hochzuziehen, ist die viel beschworene „soziale Verantwortung“ oft nur Teil von Sonntagsreden. Und man unterschätze nicht, welche disziplinierende Wirkung die Schließung eines größeren Werks auf Hunderttausende von Arbeitnehmern hat – nicht nur auf die Blue Collar, sondern auch auf die White Collar worker, also auf den Großteil der Mittelschichten. Denn diese wissen damit: Der Nächste kann ich sein. Das Beispiel Siemens in Görlitz findet sich sozusagen in allen Ländern.
Der jeweilige Nationalstaat ist diesem „globalen Spiel“ nahezu machtlos ausgeliefert. Es ist für jedermann erkennbar, welchen „allgemeinen Verlust der ökonomischen Souveränität“ Nationalstaaten zu erdulden haben, so der indische Ethnologe und Globalisierungsforscher Arjun Appadurai. Die Übernahme eines 10-prozentigen Anteils an Daimler durch einen chinesischen Milliardär illustriert diese Entwicklung als Pars pro Toto...
...Ein weiteres Versprechen ist die „Rückgabe des gerechtfertigten Stolzes“ und die Betonung der Großartigkeit der jeweiligen Nation. Niemand solle es mehr wagen, einen Russen, Chinesen, Türken, Polen etc. (ich füge hinzu: einen Deutschen) auch nur scheel anzuschauen. So atavistisch und archaisch dieses aggressive Stammesdenken – inklusive ausgeprägten Führerkults – erscheinen mag, so modern und wirkmächtig ist diese Strategie nach wie vor.
http://www.taz.de/!5494464/

An allem sind Kapitalismus und Nationalstaat schuld, die ja nach dem Dafürhalten der Linken und Grünen unbedingt abgeschafft gehört.
Dazu der Politologe Michael Böning von der Friedrich-Ebert-Stiftung:
"Es sind schreckliche Zeiten für Mitte-links-Parteien. Die Sozialdemokraten werden aktuell nicht nur in Deutschland vom Wähler abgestraft, sondern in vielen Staaten Europas. Das haben die jüngsten Wahlgänge in Italien und Frankreich gezeigt. Ich habe mich gefragt, woran das liegt."
"Einer der Gründe, warum Mitte-links-Parteien so schlecht dastehen, ist, dass sich immer mehr Arbeiter von ihnen abwenden. Das liegt auch daran, dass sich diese in den vergangenen 20 Jahren zu so etwas wie Pro-Globalisierungs-Parteien entwickelt haben. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung."
"Ich glaube aber, dass die Linke mit ihrer Kritik am Nationalstaat häufig zu weit geht. Bei progressiven Diskussionen zu dem Thema gibt es in Regel zwei überholte Hinweise. Erstens: dass der Nationalstaat lediglich ein soziales Konstrukt ist.
Und zweitens: dass er ein Atavismus ist, ein gefährliches Überbleibsel aus der Vergangenheit, der nicht mehr in der Lage ist, auf bestehende Probleme eine Antwort zu geben. Bei vielen Progressiven ist daher Konsens, dass der Nationalstaat dekonstruiert und überwunden werden muss."
"Progressive Kräfte müssen verstehen, dass wenn sie progressive Politik machen wollen, sich also für klassisch sozialdemokratische Anliegen wie Demokratie, Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen, sie dabei auf den Nationalstaat angewiesen sind. Wer ein demokratisches Europa einfordert, der darf nicht fordern, die demokratisch legitimierten Bestandteile dieses Europas zu zerschmettern.
Im Prozess der Globalisierung braucht es den Nationalstaat, um den globalen Finanzkapitalismus in Bahnen zu lenken. Dasselbe lässt sich über den Klimawandel sagen. Oder die Migrationspolitik. All das funktioniert nicht ohne den Nationalstaat."
" Wir müssen den Nationalstaaten die Möglichkeiten geben, aus Globalisierungsschritten aussteigen zu können, wenn es dafür keine demokratischen Mehrheiten gibt. Das gilt für ökonomische, aber auch sicherheitspolitische Regeln. Implodiert der Nationalstaat, wie zum Beispiel in Libyen oder in Teilen Zentralafrikas, wackelt die internationale Sicherheitsarchitektonik.
Auch im 21. Jahrhundert ist oft nicht zu viel Staat das Problem, sondern zu wenig. Deswegen sollten wir den Nationalstaat auf globaler Ebene nicht überwinden, sondern stärken. Dasselbe benötigen wir auch auf europäischer Ebene. In vielen Bereichen Europas brauchen wir eine vertiefte Zusammenarbeit. An anderen Stellen brauchen wir aber mehr nationale Wahlmöglichkeiten."
Quelle
Linke labern zwar viel von sozialer Gerechtigkeit und "Umverteilung", vergessen dabei allerdings, dass sich solche "sozialistischen" Ziele nur in einem souveränen Nationalstaat verwirklichen lassen, sie vergessen, dass ALLE Sozialsysteme an den souveränen Nationalstaat gekoppelt sind - gleichgültig ob Solidargemeinschaften, Kranken- und Rentenkassen.
All das funktioniert nicht in einer "globalisierten Weltgemeinschaft".
Ganz abgesehen davon, dass supranationale Gebilde, wie sie Linken und Grünen vorschweben, das Ende der Demokratie bedeuten würden, weil sich wichtige demokratische Prinzipien in einem solchen "Monstrum" gar nicht durchsetzen lassen.
Mit ihrer "One World Vision" stellen Linke und Grüne streng genommen eine größere Gefahr für die Demokratie dar, als es alle Oligarchen und Autokraten zusammen genommen je sein könnten.