Antonius hat geschrieben:(29 May 2018, 11:36)
Mir ist Frau Dr. Alice Weidel durchaus sympathisch,
vor allem wegen ihres klaren analytischen Verstandes, ihres politischen Urteilsvermögens und ihres großen Mutes.
Das sind außerordentlich faszinierende Eigenschaften.
Das heißt allerdings nicht, daß ich all ihren Thesen bzw. denen der AfD vorbehaltlos zustimme.
Besonders die europa- und EURO-kritischen Thesen sehe ich skeptisch,
denn Europa ist eine großer zusammenhängender Kulturraum mit gemeinsamen Wurzeln,
die in Jerusalem, in Athen und in Rom begründet sind.
Ich kenne Frau Weidel nicht persönlich, genauso wenig wie alle anderen AfD-Politiker. Von daher kann ich nur begrenzt urteilen, eben anhand dessen, was berichtet und gezeigt wird, oder wie diese Politiker sich selbst darstellen. Frau Weidel wirkt auf mich unsicher, und diese Unsicherheit scheint sie mir überspielen zu wollen mit einer beißenden, verletzenden Aggressivität, die meiner Meinung nach nicht gut für das politische Miteinander ist.
Ich würde mir mehr Gelassenheit seitens der AfD wünschen. Das mag teilweise schwierig sein aufgrund der ständigen Diffamierung als Nazis, und der teils sehr realen Bedrohung durch gewalttätige Linksextremisten. Solch eine Konstellation kann leicht zu einer Wagenburg-Mentalität und einer gewissen Grundaggressivität führen.
Dennoch: Bitte mehr Gelassenheit, mehr Inhalt, weniger Provokation, weniger bloße Rhetorik und auch weniger Pathos. Einige Abgeordnete und Funktionäre der AfD machen das ganz gut, andere allerdings weniger gut. Mir persönlich gefallen Leute wie Georg Pazderski, der ruhig und sachlich Argumente vorträgt. Mit solchen Leuten könnte die AfD wesentlich mehr Stimmen holen als mit Leuten, die nur auf die Pauke hauen können, sich dabei auch noch im Ton vergreifen oder sogar rassistisch werden.
Mir wäre es wichtig, dass neben der Verfassungstreue, die die AfD ja immer wieder betont, auch klare Signale gesendet werden, dass Rassismus in der AfD keinen Platz hat. Dazu gehört auch ein gewisses Verantwortungsgefühl von Rednern; man kann nicht den Leuten einheizen mit mindestens zweifelhaften und mehrdeutigen Aussagen, und sich dann wundern, wenn die Zuhörer falsche Ideen - etwa gewalttätiger oder rassistischer Natur - entwickeln. Es geht dabei nicht darum, ob die Redner die Grenze zur Volksverhetzung überschreiten oder nicht (in aller Regel tun sie das nicht), sondern darum, dass man Anstand bewahrt und sich klar von Rassismus abgrenzt.
Auf einen Höcke, der auf biologistische Art und Weise vom afrikanischen Ausbreitungstypus schwadroniert, oder einen Poggenburg, der von Türken als Kameltreibern redet, kann ich verzichten; ja, ich sehe solche Aussagen und die damit verbundenen Ideen als schädlich an für die Ziele der AfD und auch für die weitere Entwicklung in Deutschland.