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Welt 27. September 2017
Europas Parteien-Revolution trifft nun auch Deutschland
"Hinter der schwindenden Macht der Volksparteien verbirgt sich eine zweite Geschichte: der Aufstieg der rechtsnationalistischen und linkspopulistischen Parteien...
Die populistischen Parteien attackieren die zwei Volksparteien, der Sieger dieses Duells aus angeblichem Establishment und selbst ernannten Volkstribunen ist dann aber oft eine Art "Weißer Ritter". Häufig kommt nämlich eine dritte Kraft ins Spiel, die eine Synthese der beiden Positionen versucht: Sie spricht die von den Populisten aufgeworfenen Probleme offen an - und bietet demokratische, gemäßigte Lösungen. So machte es Rutte in den Niederlanden - der Wilders mit einer eigenen, selbstbewussten Haltung in Integrations- und Migrationsfragen konterte. Das machte Macron, der Marine Le Pens Frexit-Pläne mit seinem Masterplan zum Neubau der Euro-Zone kontert...
Schon der sozialdemokratische Premier Matteo Renzi versuchte von 2014 bis 2016, mit einer offensiven proeuropäischen Reformpolitik den Stillstand des Landes zu überwinden - und Fünf Sterne kleinzuhalten. Am Ende stürzte er über seinen Ehrgeiz. Renzi versucht ein Comeback, aber die besten Chancen auf die Macht hat Innenminister Marco Minniti. Der schlug Italiens Populistenparteien ein zentrales Thema aus der Hand, indem er quasi im Alleingang die Migration auf der Mittelmeerroute eindämmte. Italien wählt im kommenden Jahr - und es könnte gut sein, dass Minniti das Premiersamt für die Sozialdemokraten verteidigt."
Nicht nur die SPD sollte einmal über den traditionellen Tellerrand hinaus blicken.