Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Warum driftet Deutschland nach rechts?

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soziologische Hypothese
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(21 Aug 2017, 10:25)

Deutschlamnd ist über Jahre nach links gedriftet, und führt nun eine mehr als nötige Korrekturbewegung zurück in die Mitte durch - allerdings viel zu langsam...
Wenn damit Entwicklungen gemeint sind wie Abschaffung des Homosexuellen-Paragraphen, Frauengleichberechtigung, Bildungsreform ... das alles sind einfach nur Prozesse, die unter "Aufklärung" und -wenn politisch, dann höchstens unter "Liberalismus" , laufen und ansonsten weder "rechts" noch "links" sind.

Ein wirklich klassisch linkes und auch genau messbares (und nicht nur "gefühltes") Kriterium ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad. Und der ist in der Bundesrepublik von 1960 (34,2 Prozent) bis 2000 (21,6 Prozent) kontinuierlich gefallen. Und erst in jüngster Zeit infolge der Finanzkrisen wieder leicht angestiegen. Es ergibt sich ein genau umgekehrtes Bild als die von dir beschriebene Tendenz.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Tatjana
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Aug 2017, 11:14)

Ein wirklich klassisch linkes und auch genau messbares (und nicht nur "gefühltes") Kriterium ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad. Und der ist in der Bundesrepublik von 1960 (34,2 Prozent) bis 2000 (21,6 Prozent) kontinuierlich gefallen. Und erst in jüngster Zeit infolge der Finanzkrisen wieder leicht angestiegen. Es ergibt sich ein genau umgekehrtes Bild als die von dir beschriebene Tendenz.
Ein starker Hinweis auf die seit Jahrzehnten erfolgende "Linksdrift" ist der ständig wachsende und immer mehr Einfluß nehmende Staat, erkennbar über die Staatsquote, also den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft, die von 32,9% im Jahre 1960 auf inzwischen 44 - 45% angewachsen ist. http://www.bundesfinanzministerium.de/C ... quote.html
Auch schön ist die Sozialleistungsquote, die von 18,3% im Jahre 1960 auf inzwischen ca. 30% angestiegen ist. http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_ ... bbII1a.pdf
Eine eindeutige Entwicklung, immer mehr Menschen werden vom Staat abhängig ...
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

Tatjana hat geschrieben:(22 Aug 2017, 16:32)

Ein starker Hinweis auf die seit Jahrzehnten erfolgende "Linksdrift" ist der ständig wachsende und immer mehr Einfluß nehmende Staat, erkennbar über die Staatsquote, also den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft, die von 32,9% im Jahre 1960 auf inzwischen 44 - 45% angewachsen ist. http://www.bundesfinanzministerium.de/C ... quote.html
Auch schön ist die Sozialleistungsquote, die von 18,3% im Jahre 1960 auf inzwischen ca. 30% angestiegen ist. http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_ ... bbII1a.pdf
Eine eindeutige Entwicklung, immer mehr Menschen werden vom Staat abhängig ...
Was auch am immer älter werden und gleichzeitig weniger Nachkommen liegt. Irgendwie logisch.
Aber das ist gut so. Je weniger desto besser. Gibt genug Menschen auf der Welt.
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Tatjana
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Olympus hat geschrieben:(22 Aug 2017, 16:38)

Was auch am immer älter werden und gleichzeitig weniger Nachkommen liegt. Irgendwie logisch.
Aber das ist gut so. Je weniger desto besser. Gibt genug Menschen auf der Welt.

Falsch, der Effekt ist nur sehr gering.
Außerdem brauchen wir mehr gute und weniger schlechte Menschen. Richtig ist aber auf jeden Fall, dass manfrau als Misantrop keine Kinder bekommen sollte. Höhere Steuern für willentlich Kinderlose und Zukunftsverweigerer!!!
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

Tatjana hat geschrieben:(22 Aug 2017, 16:54)

Falsch, der Effekt ist nur sehr gering.
Außerdem brauchen wir mehr gute und weniger schlechte Menschen. Richtig ist aber auf jeden Fall, dass manfrau als Misantrop keine Kinder bekommen sollte. Höhere Steuern für willentlich Kinderlose und Zukunftsverweigerer!!!
Außerdem brauchen wir mehr gute und weniger schlechte Menschen.
Also Rechte abschieben und mehr Ausländer. :thumbup:
Höhere Steuern für Kinderlose wird wohl ein Hirnkrebs der asozialen bleiben. In Deutschland nicht umsetzbar.
AfD und Co. Ist das Mittelalter schlechthin.
Deshalb braucht Deutschland keinen Rechtsruck, vielmehr einen vonRechtsschutz. :)
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Tatjana
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Sehr viele Ausländer sind "rechts" ...
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Billie Holiday »

Tatjana hat geschrieben:(22 Aug 2017, 17:30)

Sehr viele Ausländer sind "rechts" ...
Auf alle Fälle deren Frauen- und Familienbild ist sehr konservativ, was nur durch die Exotik des Fremden aufgehoben werden kann.
Wenn Ayshe 5 bis 6 Kinder gebärt und nie arbeiten geht, ist das weniger schlimm, als wenn eine deutsche Mutti für 2 Jahre zuhause bleibt und dann wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, jedenfalls gibt es da keine Klagen. :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von jorikke »

Merkel hat sich gut positioniert.
So gut, dass sie scheinbar unangreifbar ist.
Einige Rechtsausleger in der Partei, die z.Zt. keinen Stich mehr kriegen, werfen ihr nun vor, sie sei nach links abgewichen.
Dabei hat die Welt sich nur weitergedreht und dieser Tatsache trägt sie Rechnung.
Die Leute wollen das so und selbst viele SPD Anhänger finden das gut. Diese sind dann etwas nach rechts gerückt.
So gleicht sich alles aus.
An der politischen Gemengelage hat sich nichts verschoben.
Das ist ein aufgebauschtes Märchen.
Beispielhaft dargestellt:
Hätte man vor 20 Jahren die Parteifarben anteilmäßig ihrer Sitzverteilung in echten Farbanteilen abgewogen und zusammengemischt, es wäre ein bestimmter Farbton herausgekommen. Heute das Gleiche gemacht, der Farbton hätte sich nicht verändert.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von gödelchen »

Tatjana hat geschrieben:(22 Aug 2017, 17:30)

Sehr viele Ausländer sind "rechts" ...
Völlig richtig. Ein Drittel ! aller in Deutschland ansässigen Türkischstämmigen haben ein Weltbild noch rechts von der AfD. Beweisen sie sie in regelmäßigen Abständen durch Führerkult, Huldigungen von Autokraten, Patriarchalischen Gebräuchen uvm.

Sollte öfters mal drauf hingewiesen werden, dass DA ein Manko hin zu unserer gesellschaftlichen, politischen Aufstellung in einer FDGO geleiteten Gesellschaft liegt. Würde den 8-9% national verwirrten Abgewrackten für Deutschland Wind aus den Segeln nehmen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Boracay »

gödelchen hat geschrieben:(24 Aug 2017, 17:04)

Völlig richtig. Ein Drittel ! aller in Deutschland ansässigen Türkischstämmigen haben ein Weltbild noch rechts von der AfD. Beweisen sie sie in regelmäßigen Abständen durch Führerkult, Huldigungen von Autokraten, Patriarchalischen Gebräuchen uvm.
Unter den Osteuropäern (Wolgadeutsche, Russen, Polen,...) sind es noch viel mehr. Das ist das Hauptklientel der AFD.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von gödelchen »

Richtig aber hier handelt es sich Tötsche ,die dann in den 8-9 % aufgehen...:-) . In Foren stellen die Typen fast die Hälfte :-) der Rechtszauseln ( wobei hier die Brüder und Schwestern aus dem Dreibuchstabenland ,die gleiche Sozialisationsform durchlebt haben) , einbezogen sind.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

gödelchen hat geschrieben:(24 Aug 2017, 17:30)

Richtig aber hier handelt es sich Tötsche ,die dann in den 8-9 % aufgehen...:-) . In Foren stellen die Typen fast die Hälfte :-) der Rechtszauseln ( wobei hier die Brüder und Schwestern aus dem Dreibuchstabenland ,die gleiche Sozialisationsform durchlebt haben) , einbezogen sind.
Na ohne die beiden von dir genannten Gruppen wäre die AfD auch da, wo Nazis seit 1949 in der Bundesrepublik fast immer waren - bei 2-4% (Gelegentliche Ausreißer bestätigen die Regel).

Wobei ich die Ostdeutschen ein wenig in Schutz nehmen will - ich habe z.Zt. Einen Arbeitskollegen aus Sachsen, der stemmt sich auf kommunaler Ebene aktiv gegen die Braunies und schämt sich bei uns für Sie, obwohl das natürlich Unsinn ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Aug 2017, 19:34)

Na ohne die beiden von dir genannten Gruppen wäre die AfD auch da, wo Nazis seit 1949 in der Bundesrepublik fast immer waren - bei 2-4% (Gelegentliche Ausreißer bestätigen die Regel).

Wobei ich die Ostdeutschen ein wenig in Schutz nehmen will - ich habe z.Zt. Einen Arbeitskollegen aus Sachsen, der stemmt sich auf kommunaler Ebene aktiv gegen die Braunies und schämt sich bei uns für Sie, obwohl das natürlich Unsinn ist.
"Die Ostdeutschen" sind bestimmt voller Dank für ihren Schutz. Vielleicht haben "die Ostdeutschen", denen Sie hier mit der Nazikeule einen überbraten bloß aus Erfahrung ein feines Gespür für sich entwickelnde neomarxistische und womöglich im neuen Totalitarismus endende Entwicklungen?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

Tatjana hat geschrieben:(24 Aug 2017, 21:55)

"Die Ostdeutschen" sind bestimmt voller Dank für ihren Schutz. Vielleicht haben "die Ostdeutschen", denen Sie hier mit der Nazikeule einen überbraten bloß aus Erfahrung ein feines Gespür für sich entwickelnde neomarxistische und womöglich im neuen Totalitarismus endende Entwicklungen?
Um den Marxismus zu verhindern, braucht die Menschheit sicher keine Braunies. Wie gegen jedes totalitäres System reicht die Achtung der menschlichen Individualität - auch Liberalismus genannt - völlig.

Und wer war das nochmal, der Stalin und seine marxistischen Nachfolger eingeladen hat, sich für reichlich 40 Jahre in halb Deutschland einzunisten? Nicht ohne vorher die eigene Bevölkerung zu dezimieren - in KZ wie am Schlachtfeld.
Bestimmt war das so ein linksgrün versiffter Gutmensch.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Ich verstehe, Sie meinen AFD=Nazi und "die Ostdeutschen"="Braunies"=Nazi. Halten Sie deshalb auch Gewalt gegen AFDler für legitim?
Das Problem scheint mir die inflationäre Verwendung dieser plumpen Diffamierungen. Wenn die echten Nazis kommen, haben Sie Ihr Pulver längst verschossen.
CaptainJack

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von CaptainJack »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Aug 2017, 22:08)

Um den Marxismus zu verhindern, braucht die Menschheit sicher keine Braunies. Wie gegen jedes totalitäres System reicht die Achtung der menschlichen Individualität - auch Liberalismus genannt - völlig.

Und wer war das nochmal, der Stalin und seine marxistischen Nachfolger eingeladen hat, sich für reichlich 40 Jahre in halb Deutschland einzunisten? Nicht ohne vorher die eigene Bevölkerung zu dezimieren - in KZ wie am Schlachtfeld.
Bestimmt war das so ein linksgrün versiffter Gutmensch.
Die Afd ist alles, nur nicht braun! Die Afd ist Israel gegenüber freundschaftlich gesonnen und ist gegen die Feinde Israels, dem Islamismus und dem politischen Islam. Das ist inzwischen jedem Politiklaien klar. Deshalb unterlasse deinen Müll und verorte die Afd von mir aus rechts oder wo auch immer, lass aber den Schwachsinn mit "braun" weg.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

CaptainJack hat geschrieben:(24 Aug 2017, 22:36)

Die Afd ist alles, nur nicht braun! Die Afd ist Israel gegenüber freundschaftlich gesonnen und ist gegen die Feinde Israels, dem Islamismus und dem politischen Islam. Das ist inzwischen jedem Politiklaien klar. Deshalb unterlasse deinen Müll und verorte die Afd von mir aus rechts oder wo auch immer, lass aber den Schwachsinn mit "braun" weg.
Ergo tiefbraun bis ins Mark. Das weiß jeder.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

Tatjana hat geschrieben:(24 Aug 2017, 22:25)

Ich verstehe, Sie meinen AFD=Nazi und "die Ostdeutschen"="Braunies"=Nazi. Halten Sie deshalb auch Gewalt gegen AFDler für legitim?
Das Problem scheint mir die inflationäre Verwendung dieser plumpen Diffamierungen. Wenn die echten Nazis kommen, haben Sie Ihr Pulver längst verschossen.
Ich meine:
- wesentliche Repräsentanten der AfD glänzen regelmäßig mit Aussagen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft die Teilhabe an Menschenrechten absprechen, und diese vornehmlich den Deutschen zuordnen,
- Repräsentanten der AfD forderten eine Änderung der Geschichtsvermittlung in Richtung nationale Überhöhung,
- tragen damit definitiv faschistoide Züge (ich sehe da aktuell eher hellbraun als dunkelbraun - ich bin aber eben auch gegen hellbraun allergisch)

Eine Gleichsetzung Ostdeutsche=Braunies sehe ich nicht, da würde ich mir ja selbst widersprechen mit der Aussage "Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum" - ich sehe aber rein mathematisch eine Häufung faschistoiden Gedankengutes in den beiden genannten Gruppen (Ost- und Russlanddeutsche)

Selbstverständlich lehne ich jede Art von Gewalt gegen AfD-Mitglieder ab, das widerspricht meinen Vorstellungen komplett.

Und - weil es auch (aber nicht von Dir) genannt wurde - es ist heute kein Zeichen gegen faschistische Gesinnung, nicht gegen Juden zu sein, schließlich leben die ja nicht mehr in nennenswerter Zahl unter uns. In sofern haben in den '90 ern die Vietnamesen und heute die Muslime die Position inne.

Und die "echten Nazis" kommen nicht über Nacht, wenn mein Pulver alle ist. Die entwickeln sich aus so etwas wie der AfD-Klientel - je nach Lage jeden Tag ein bisschen mehr. Da ist mein Pulver heute schon gut eingesetzt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Aug 2017, 23:05)


- wesentliche Repräsentanten der AfD glänzen regelmäßig mit Aussagen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft die Teilhabe an Menschenrechten absprechen, und diese vornehmlich den Deutschen zuordnen,

- Repräsentanten der AfD forderten eine Änderung der Geschichtsvermittlung in Richtung nationale Überhöhung,

- tragen damit definitiv faschistoide Züge
Na klar, wg. Höcke`s Sprüchen ist die AFD unwählbar.
Sie finden in jeder Partei Aussagen einzelner, die nicht den "Wählerwillen" dieser Partei repräsentieren (Sind die Grünen für Sex mit Kindern? Oder gefallen den Grünwählern B. Palmers Thesen? Billigt die SPD Gewalt gegen AFDler gemäß R. Stegners Aussagen? ...). Der AFD wird ständig unterstellt, dass das Programm nicht die "wahren Absichten" der Partei widerspiegelt, während den Programmen der Regierungsparteien vertraut wird.

Ich mag Höcke auch nicht besonders, aber die Geschichtsvermittlung in D ist eine Selbstverzwergung mit ausschließlichem Blick auf die Nazis. Der Standardwessi drei Generationen nach den Nazis ist komplexbeladen und schämt sich für Adolf`s Massenmord, bezeichnet sich aber lieber als "Europäer" statt als das, was in seinem Pass steht. Das ist auf die Dauer nicht gesund. Je länger die Nazizeit her ist, desto stärker wächst der Widerstand gegen Hitler.
Kann es sein, dass diejenigen, die heute "tapfer" die Standard-Mehrheitsmeinung vertreten, auch 1940 die damalige Mehrheitsmeinung vertreten hätten?

Ich schlage vor, Sie besuchen einmal einen Parteitag der französischen Sozialisten. Da wird zuerst die Nationalhymne gesungen, das sind aus deutscher Sicht geradezu nationale Erweckungsveranstaltungen, sehen Sie da auch "faschistoide" Züge?
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Bleibtreu
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Bleibtreu »

Tatjana hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:10)

Na klar, wg. Höcke`s Sprüchen ist die AFD unwählbar. [...]
Wenn es nur diese Entgleisungen von Hoecke waeren, die AFD besteht doch aus lauter "bedauerlichen Einzelfaellen" und "da bin ich wohl mit der Maus ausgerutscht - ups", wie dieser Hammer der ParteiVorsitzenden Petry.

Der Begriff "völkisch" sollte nicht mehr so negativ verstanden werden, meint Frauke Petry, die Vorsitzende der Partei AfD. Man müsse "daran arbeiten, dass dieser Begriff wieder positiv besetzt ist", sagte sie der Welt am Sonntag. Es sei eine "unzulässige Verkürzung", wenn gesagt werde, "'völkisch' ist rassistisch".

Nein. Das ist keine unzulässige Verkürzung. Warum sagt Petry so etwas?

Der Begriff völkisch ist ein Synonym für extremen Nationalismus und eben für Rassismus. Er ist bis heute ein Symbol für den Nationalsozialismus und seine Ideologie, alles auszurotten und umzubringen, was nicht deutsch ist. Warum sagt Petry so etwas, warum fordert sie, einen eindeutig nationalsozialistischen Begriff wieder zu verwenden? Völkisch grenzt aus. Es benennt den Wunsch, alles abzulehnen, was nicht zum eigenen Volk gehört.


Wieviel VerleugnungsPotential muss ein Mensch besitzen, so einen Dreck immer wieder zu uebersehen? Oder stimmen da einige Waehler klammheimlich inbruenstig zu? :|
Billie Holiday hat geschrieben:(22 Aug 2017, 17:51)

Auf alle Fälle deren Frauen- und Familienbild ist sehr konservativ, was nur durch die Exotik des Fremden aufgehoben werden kann. [...]
Der eigentliche Witz ist, dass die AFD selbst ein konservativ beklopptes WeltBild vertritt. Die geifern sich damit eigentlich selbst an, wenn du so willst. :D
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Antonius
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Antonius »

Tatjana hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:10)
Ich mag Höcke auch nicht besonders, aber die Geschichtsvermittlung in D ist eine Selbstverzwergung mit ausschließlichem Blick auf die Nazis. Der Standardwessi drei Generationen nach den Nazis ist komplexbeladen und schämt sich für Adolf`s Massenmord, bezeichnet sich aber lieber als "Europäer" statt als das, was in seinem Pass steht. Das ist auf die Dauer nicht gesund. Je länger die Nazizeit her ist, desto stärker wächst der Widerstand gegen Hitler.
Ja, auch ich schäme mich "für Adolf`s Massenmord", seit der Zeit vor etwa 60 Jahren, als ich zum ersten mal davon hörte....
Unser ehemaliger Bundespräsident Joachim Gauck hat es am 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz so formuliert:

  • "Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war.
    Selbst eine überzeugende Deutung des schrecklichen Kulturbruchs wäre nicht imstande, mein Herz und meinen Verstand zur Ruhe zu bringen."
Damit hat mir Bundespräsident Gauck aus der Seele gesprochen.
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

Tatjana hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:10)

...

Ich mag Höcke auch nicht besonders, aber die Geschichtsvermittlung in D ist eine Selbstverzwergung mit ausschließlichem Blick auf die Nazis. Der Standardwessi drei Generationen nach den Nazis ist komplexbeladen und schämt sich für Adolf`s Massenmord, bezeichnet sich aber lieber als "Europäer" statt als das, was in seinem Pass steht. Das ist auf die Dauer nicht gesund. Je länger die Nazizeit her ist, desto stärker wächst der Widerstand gegen Hitler.
Kann es sein, dass diejenigen, die heute "tapfer" die Standard-Mehrheitsmeinung vertreten, auch 1940 die damalige Mehrheitsmeinung vertreten hätten?

Ich schlage vor, Sie besuchen einmal einen Parteitag der französischen Sozialisten. Da wird zuerst die Nationalhymne gesungen, das sind aus deutscher Sicht geradezu nationale Erweckungsveranstaltungen, sehen Sie da auch "faschistoide" Züge?
Nein, ich schäme mich nicht für einen Massenmord, an dem maximal meine Großeltern beteiligt waren.
Aber das Wissen darum veranlasst mich, meinenTeil dazu beizutragen, dass weder sowas nochmalvorkommt, noch, dass die Geisteshaltung, die ihn ermöglicht hat bei uns nochmal einen Fuß auf den Boden bekommt. Nenn es nicht Schande sondern Verantwortung.

Nein, Liberal bleibt Liberal - wer vom Wert und den Rechten aller Menschen überzeugt ist, ändert das auch nicht. Ob er es allerdings in einem System wie 1940 aktiv vertritt oder in die innere Emmigration geht ist eine andere Sache. Vermutlich hätte ich letzteres getan, das geb ich zu.

Ich hab auch kein Problem mit der Nationalhymne, war jedes Mal zutiefst ergriffen, wenn Sie im Sport für eines meiner Kinder gespielt wurde. Gehört dazu wie die Europafahne oder der bayerische Löwe. Mehr aber auch nicht.

Und zuletzt: Ja, ich bin zuvorderst Europäer.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Bleibtreu hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:27)


Warum sagt Petry so etwas?
Ich muss eben nicht jeden Schwachsinn, der da geäußert wurde und wird verteidigen, s.o., ich bin kein Parteimitglied und spreche auch nicht für die Partei sondern nur für mich.
Genau, alle Begriffe und alles von Mathematik bis zum Düsenantrieb, was die Nazis je benutzt haben, ist auf ewig durch ihre Verbrechen beschmutzt und verseucht. Tabu.
Seien wir ehrlich, bereits der Begriff "deutsches Volk" ist doch schon bäh und wird offiziell von keinem Politiker mehr benutzt. Aber es steht noch irgendwo ...
Bleibtreu hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:27)

Nein. Das ist keine unzulässige Verkürzung. Warum sagt Petry so etwas?

alles auszurotten und umzubringen, was nicht deutsch ist.

Der eigentliche Witz ist, dass die AFD selbst ein konservativ beklopptes WeltBild vertritt. Die geifern sich damit eigentlich selbst an, wenn du so willst. :D
Das ist eine unzulässige Verkürzung. Richtig wäre: "arisch" statt deutsch.
Konservativ = bekloppt ???
Z.B. Frau Weidel ist mit einer Frau zusammen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Antonius hat geschrieben:(25 Aug 2017, 10:42)

Ja, auch ich schäme mich "für Adolf`s Massenmord", seit der Zeit vor etwa 60 Jahren, als ich zum ersten mal davon hörte....
Unser ehemaliger Bundespräsident Joachim Gauck hat es am 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz so formuliert:

  • "Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war.
    Selbst eine überzeugende Deutung des schrecklichen Kulturbruchs wäre nicht imstande, mein Herz und meinen Verstand zur Ruhe zu bringen."
Damit hat mir Bundespräsident Gauck aus der Seele gesprochen.
Selbstverständlich. Dann dürfen Sie auch stolz auf Deutsche sein: Kant, Humboldt, Nietzsche, Bismarck, Heine, Einstein, Planck usw.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

Tatjana hat geschrieben:(25 Aug 2017, 11:44)

Selbstverständlich. Dann dürfen Sie auch stolz auf Deutsche sein: Kant, Humboldt, Nietzsche, Bismarck, Heine, Einstein, Planck usw.
Was habe ich zu deren Leistung beigetragen?
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Aug 2017, 11:34)

Nein, ich schäme mich nicht für einen Massenmord, an dem maximal meine Großeltern beteiligt waren.
Aber das Wissen darum veranlasst mich, meinenTeil dazu beizutragen, dass weder sowas nochmalvorkommt, noch, dass die Geisteshaltung, die ihn ermöglicht hat bei uns nochmal einen Fuß auf den Boden bekommt. Nenn es nicht Schande sondern Verantwortung.
Absolute Zustimmung, das nehme ich auch für mich in Anspruch. "Geisteshaltungen" sind zunächst Interpretationen ...
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Provokateur hat geschrieben:(25 Aug 2017, 11:45)

Was habe ich zu deren Leistung beigetragen?
Sie schämen sich also nicht ...
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

Tatjana hat geschrieben:(25 Aug 2017, 11:55)

Sie schämen sich also nicht ...
Ich habe ein etwas anderes Verhältnis dazu. Der Vater meines Vaters war Mitglied der allgemeinen SS. In der Ukraine war er an Erschießungen von "Partisanen" und Zivilisten beteiligt. Er hat auch öfter "logistische Dokumente" für die Orgaisation von Vernichtungslagern transportiert. Das sind nur die Dinge, von denen ich weiß.

Die Mutter meines Vaters hat zum Kriegsende die Hakenkreuzflaggen in das Bettzeug eingenäht - man könnte sie ja noch mal brauchen, dann wäre Geld gespart.

Der Vater meines Vaters hat nur überlebt, weil er zum Kriegsende alles weggeschmissen hat und sich seine Tätowierung rausgeschnitten hat. Dann ist er weit genug marschiert, um nicht von den Russen, sondern von den Briten gefangen genommen zu werden.

Mein Vater ist nach dem Krieg geboren.

In einer gerechten Welt wäre der Vater meines Vaters verurteilt worden für seine Taten.

Ist nie passiert.

Ich schäme mich nicht, nein. Ich habe diese Taten nicht begangen. Ich kann nur aufgrund meiner Familiengeschichte viel Energie darauf verwenden, dass sich solche und ähnliche Ereignisse nicht wiederholen.

ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein. Ich schäme mich nicht, Deutscher zu sein. Als positiver und liberaler Patriot mag ich meine Heimat und ihre Menschen. Wir haben eine großartige Verfassung; manche sagen: Die beste der Welt.

Mein Ziel ist es, dass die Menschen, die meine Heimat mögen, sich mehren. Es geht hier um eine Idee, nicht um Hautfarbe oder Religion.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Tatjana
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tatjana »

Keine schöne Familiengeschichte. Mein Großvater (Konservativ aber niemals Nazi) war, da unbelastet, nach Kriegsende sofort für die Engländer in Hamburg als Übersetzer tätig. Er wurde dann von zahllosen Bekannten und Unbekannten (Mitläufern und Nazis) um "Persilscheine" angebettelt, dass ihm "das Kotzen kam" (Originalton).
Provokateur hat geschrieben:(25 Aug 2017, 12:08)

Es geht hier um eine Idee, nicht um Hautfarbe oder Religion.
Es geht nicht um Hautfarbe, aber es geht auf jeden Fall um Religion und Kultur!
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Nur wenn man in einer zwei- (oder mehrsprachigen) Umgebung und wechselnd zwischen zwei (oder mehreren) unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen ist, lernt man diesen unschätzbaren Vorteil in Bezug auf die Weltsicht kennen und schätzen, der - vereinfacht gesagt - darin besteht, Häuser auch weitgehend unvoreingenommen von außen und nicht nur von innen betrachten zu können.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Jekyll
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Jekyll »

Provokateur hat geschrieben:(25 Aug 2017, 12:08)

Ich habe ein etwas anderes Verhältnis dazu. Der Vater meines Vaters war Mitglied der allgemeinen SS. In der Ukraine war er an Erschießungen von "Partisanen" und Zivilisten beteiligt. Er hat auch öfter "logistische Dokumente" für die Orgaisation von Vernichtungslagern transportiert. Das sind nur die Dinge, von denen ich weiß.

Die Mutter meines Vaters hat zum Kriegsende die Hakenkreuzflaggen in das Bettzeug eingenäht - man könnte sie ja noch mal brauchen, dann wäre Geld gespart.

Der Vater meines Vaters hat nur überlebt, weil er zum Kriegsende alles weggeschmissen hat und sich seine Tätowierung rausgeschnitten hat. Dann ist er weit genug marschiert, um nicht von den Russen, sondern von den Briten gefangen genommen zu werden.

Mein Vater ist nach dem Krieg geboren.

In einer gerechten Welt wäre der Vater meines Vaters verurteilt worden für seine Taten.

Ist nie passiert.

Ich schäme mich nicht, nein. Ich habe diese Taten nicht begangen. Ich kann nur aufgrund meiner Familiengeschichte viel Energie darauf verwenden, dass sich solche und ähnliche Ereignisse nicht wiederholen.

ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein. Ich schäme mich nicht, Deutscher zu sein. Als positiver und liberaler Patriot mag ich meine Heimat und ihre Menschen. Wir haben eine großartige Verfassung; manche sagen: Die beste der Welt.
Interessante Familiengeschichte. Nein, man braucht sich nicht bewusst für die Taten seiner Vorfahren zu schämen (oder Stolz zu sein). Genauso gut könnte ich mich für die Taten meiner Gastgeber schämen. Es sei denn natürlich, man identifiziert sich innerlich damit. Das wäre dann ein guter Grund, sich ordentlich was zu schämen.

Auf instinktiver Ebene kann das anders aussehen...vielleicht in Form einer Peinlichkeit, die sich hin und wieder unangenehm bemerkbar macht. Aber eine bewusste Auseinandersetzung ist als "Erbe" sicher vonnöten, denke ich.
Mein Ziel ist es, dass die Menschen, die meine Heimat mögen, sich mehren. Es geht hier um eine Idee, nicht um Hautfarbe oder Religion.
Ich mag Deutschland nicht wirklich, nicht seit den Entwicklungen und Tendenzen in jüngster Vergangenheit, die sicher noch so weitergehen werden. Wahrscheinlich werde ich deine Heimat irgendwann verlassen. Aber ich werde noch ein Weilchen bleiben, denke ich. Es wäre unklug, jetzt ins kalte Wasser zu springen.
Ger9374

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ger9374 »

Deutschland sucht einen gesellschaftlichen Ausgleich zu den letzten Jahrzehnten.
Sozial/Liberal, Liberal/Schwarz, Sozial/Grün,
Schwarz/Sozial. Wobei das Merkel Schwarz zur Mitte tendiert. Ich sehe ein Mitte/Links Übergewicht.
Die Gesellschaft korrigiert teilweise das unterbewertete Rechte Wähler Klientel.
Gerade durch 2015-16 meldet sich dieses Klientel
zu Wort. Demokratisch durchaus richtig.Auch der rechte Rand hat Wähler. Hinzu kommen enttäuschte und Protestwähler.
Sie gab es schon immer, durch die Afd erhalten sie stimme. Ob das dauerhaft bleibt ist fraglich!
Ger9374

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ger9374 »

Wie sieht sich die Mehrheit der Deutschen wohl jetzt politisch , so kurz vor der Btw?
Die Grosse Mehrheit würde wohl gerne die Groko weiter im Amt sehen. Alles so schön vor sich hindümpeln lassen! Für die Demokratie denkbar schlecht. Der Rechte Rand wird Bewegung bringen, oder auch Tumult.Aber das ist einfach überfällig.Auch das wird diese Gesellschaft gut verkraften! Nur die Stagnation einer Groko sehe ich kritisch.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Praia61 »

Provokateur hat geschrieben:(25 Aug 2017, 11:45)

Was habe ich zu deren Leistung beigetragen?
Nichts, so wie ich auch nichts beigetragen habe.
Ich bin nicht stolz auf etwas wozu ich direkt oder indirekt nichts beitrug.
Ich schäme mich aber auch nicht für etwas wozu ich direkt oder indirekt nichts beitrug.
Das ist eine normale und gesunde Einstellung dazu wie ich meine.
Ignorierte Person/en : Schnitter
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

jorikke hat geschrieben:(24 Aug 2017, 16:55)
Merkel hat sich gut positioniert.
So gut, dass sie scheinbar unangreifbar ist.
Einige Rechtsausleger in der Partei, die z.Zt. keinen Stich mehr kriegen, werfen ihr nun vor, sie sei nach links abgewichen.
Dabei hat die Welt sich nur weitergedreht und dieser Tatsache trägt sie Rechnung.
Ob man einem solchen Merkelschen Opportunismus (="zweckmäßige Anpassung an die jeweilige Situation") folgt oder eher politische Gegenentwürfe sucht, ist noch die Frage. Aber völlig richtig ist: Die reale politische Lage hat etwas mit der Realität zu tun, mit der sozialen Wirklichkeit, mit den unabweisbaren Konfrontationen des realen Lebens. Der politische Diskurs bildet die Entwicklungen in der Realität nur ab. Entweder in konformen oder in nonkonformen Ansichten. Dass ein Rechtsdrift in Deutschland lediglich die Korrektur gegen einen diskursiven Linksdrift der letzten Jahrzehnte sei, kann nur behaupten, wer die Realität für das hält, was in den Medien, in Internet-Foren, in Talkshows, in Diskussionen in Institutsgebäudefluren und in Uni-Mensen stattfindet.

In der bisher vielleicht umfangreichsten übergreifenden Abhandlung "Geschichte des Westens" des Historikers Heinrich Winkler heißt es zu den jüngeren rechtspopulistischen Tendenzen wie folgt:
Gemeinsam sind den westlichen Demokratien die tieferen Ursachen der populistischen Revolte gegen das überkommene politische System: die zunehmende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung nach der 'neoliberalen' Wende der siebziger Jahre, der weitreichende Kontrollverzicht der demokratisch legitimierten Nationalstaaten zugunsten der internationalen Finanzmärkte in den folgenden drei Jahrzehnten, der Globalisierungsschub nach der Epochenwende von 1989 und die Internet-Revolution, die den konventionellen Medien Schritt für Schritt die Deutungshoheit entzogen und jene 'Echokammern' von Netzwerken der Desinformation ermöglicht hat, ohne die der aggressive Populismus schwerlich so viel Resonanz finden würde.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Uffzach »

Die Frage "Warum driftet Deutschland nach rechts?" ist nicht angemessen, weil sie auf die Bestätigung einer bloßen Hypothese abzielt.
Angemessen wären die Fragen: 1. "Können Sie bestätigen, dass Deutschland nach rechts driftet?" 2. "Wenn Sie dies bestätigen können, welche Ursache dafür sehen Sie?"

Der Threaderöffner bestätigt also seine eigene Hypothese bzw. glaubt, dass sie der Faktizität entspricht (Frage 1).
Die sog. "Diskurs-Hypothese" ist der Versuch einer Antwort des Threaderöffners auf Frage 2: "Reaktion auf diese Dominanz zur Wahrung demokratischer Verhältnisse".
Die sog. "soziologische Hypothese" gibt dagegen keine alternative Antwort, sondern stellt lediglich ein Verfahren vor, wie kollektive Veränderungen politischer Gesinnung messtechnisch zu erfassen wären, wobei die Rede von 'Deutschland' notwendigerweise das gesamte Bevölkerungskollektiv also alle sozialen Schichten und Altergruppen und Berufe impliziert.

Die Fragestellung des OP ist also alles andere als konsistent.

Die 1. Frage "Können Sie bestätigen, dass Deutschland nach rechts driftet?" muss ich mit 'nein' beantworten. Warum? Mir fehlen Daten, die geeignet wären, einen kollektiven Gesinnungswandel zu detektieren. Das Aufkommen einer neuen Partei rechts von der Union oder Veränderungen in der Lautstärke des politischen Diskurses sind nicht geeignet einen kollektiven Gesinnungswandel zu detektieren, zumal Anhänger der neuen Partei mangels Angebot vormals Anhänger anderer Parteien gewesen sein können bei gleicher Gesinnung und Lautstärke nur ein qualitatives Merkmal ist.
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Niklas
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Niklas »

Uffzach hat geschrieben:(30 Aug 2017, 11:16)

Die Frage "Warum driftet Deutschland nach rechts?" ist nicht angemessen, weil sie auf die Bestätigung einer bloßen Hypothese abzielt.
Was bedeutet "driftet nach rechts"?
Ich sehe in deutschen Städten immer mehr [Schwarze] und Araber. Ist vielleicht dieser Prozess gemeint?
Zuletzt geändert von Milady de Winter am Donnerstag 31. August 2017, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: MOD - Ausdruck
"Selbst die Verlogenheit ist verkommen. Sie trat früher professioneller auf." -- Bruno Jonas, 2007
Uffzach
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Uffzach »

Niklas hat geschrieben: Was bedeutet "driftet nach rechts"?
Ich sehe in deutschen Städten immer mehr [Schwarze] und Araber. Ist vielleicht dieser Prozess gemeint?
Dabei könnte es sich um einen individuellen Rechtsruck handeln, der sich in einer Wahrnehmungsänderung äußert. Aber es war ja von Deutschland die Rede, da ist ein Individuum nicht signifikant.
Zuletzt geändert von Milady de Winter am Donnerstag 31. August 2017, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: MOD - Ausdruck im Zitat korrigiert
Flaschengeist
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

Provokateur hat geschrieben:(25 Aug 2017, 12:08)

Ich habe ein etwas anderes Verhältnis dazu. Der Vater meines Vaters war Mitglied der allgemeinen SS. In der Ukraine war er an Erschießungen von "Partisanen" und Zivilisten beteiligt. Er hat auch öfter "logistische Dokumente" für die Orgaisation von Vernichtungslagern transportiert. Das sind nur die Dinge, von denen ich weiß.

Die Mutter meines Vaters hat zum Kriegsende die Hakenkreuzflaggen in das Bettzeug eingenäht - man könnte sie ja noch mal brauchen, dann wäre Geld gespart.

Der Vater meines Vaters hat nur überlebt, weil er zum Kriegsende alles weggeschmissen hat und sich seine Tätowierung rausgeschnitten hat. Dann ist er weit genug marschiert, um nicht von den Russen, sondern von den Briten gefangen genommen zu werden.

Mein Vater ist nach dem Krieg geboren.

In einer gerechten Welt wäre der Vater meines Vaters verurteilt worden für seine Taten.

Ist nie passiert.

Ich schäme mich nicht, nein. Ich habe diese Taten nicht begangen. Ich kann nur aufgrund meiner Familiengeschichte viel Energie darauf verwenden, dass sich solche und ähnliche Ereignisse nicht wiederholen.

ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein. Ich schäme mich nicht, Deutscher zu sein. Als positiver und liberaler Patriot mag ich meine Heimat und ihre Menschen. Wir haben eine großartige Verfassung; manche sagen: Die beste der Welt.

Mein Ziel ist es, dass die Menschen, die meine Heimat mögen, sich mehren. Es geht hier um eine Idee, nicht um Hautfarbe oder Religion.
Hass auf Deutschland habe ich bisher nur in der BRD erlebt. Egal wo ich auf der Welt war. Deutschland wird immer positiv gesehen. Zumindest habe ich es so erlebt.

Dazu fällt mir folgendes Zitat von Herrn Clark ein.
Ob er keine Angst habe, dass sein Buch als Balsam für die deutsche Seele verstanden werden könne. „Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“, entlarvt Clark die deutsche Nabelschau.
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... chuld.html
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sünnerklaas
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von sünnerklaas »

Niklas hat geschrieben:(30 Aug 2017, 22:24)

Was bedeutet "driftet nach rechts"?
Ich sehe in deutschen Städten immer mehr [Schwarze] und Araber. Ist vielleicht dieser Prozess gemeint?

Tatsächlich geht es vielen um etwas anderes. Tatsächlich geht es ums Privateigentum. Und da läuft gerade ein richtig heftiger Kampf. Es gibt Null- und Minuszinsen, das Vermögen der Mittelschicht wird also abgeschmolzen. Aktienkurse können teilweise nur noch durch - wenn auch legale - Kursmanipulationen im Steigen gehalten werden. Firmen kaufen ihre eigenen Aktien auf. Die Folge: die Aktienkurse bilden nicht die Produktivität einer Firma ab.
Dann gibt es außerhalb Europas zahllose Kriege und große Verteilungskämpfe. Vom Landraub in Afrika profitiert hier jeder: durch billige Preise an den Discounter-Theken. Würden dort die Preise deutlich steigen, gibt es hier Riesenärger. Landraub bekämpfen vor dem Hintergrund, dass dann die Lebenshaltungskosten steigen? Ach nein, dann doch lieber nicht. Finger weg. Das ist so eine Haltung, die ich beobachte. Lieber Mauern bauen, Stacheldraht drum und Bomben reinwerfen.

Dann ist da die Sache mit den Saudis und den anderen Öl-Monarchien. Den Saudis wegen Terroristenfinanzierung die Hammelbeine lang ziehen? Ach nee, geht ja nicht!! Meine Kunden, Meine Auftraggeber und das viele, viele schöne Geld, das man mit den Saudis verdient! Wir-hatten-ja-früher-nüscht-und-dann-haben-wir-wieder-nüscht!.

Im Grunde haben wir es mit einer wabernden Masse zu tun, eine Herde, die orientierungslos mal hier hin treibt, mal dorthin. Und dann panikhaft wieder in den Stall zurück rennt. Heim zu Mutti. Aber lösen will man das Problem nicht. "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!" - das ist das momentane Credo vieler.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffzach hat geschrieben:(30 Aug 2017, 11:16)

Die Frage "Warum driftet Deutschland nach rechts?" ist nicht angemessen, weil sie auf die Bestätigung einer bloßen Hypothese abzielt.
Angemessen wären die Fragen: 1. "Können Sie bestätigen, dass Deutschland nach rechts driftet?" 2. "Wenn Sie dies bestätigen können, welche Ursache dafür sehen Sie?"

Der Threaderöffner bestätigt also seine eigene Hypothese bzw. glaubt, dass sie der Faktizität entspricht (Frage 1).
Die sog. "Diskurs-Hypothese" ist der Versuch einer Antwort des Threaderöffners auf Frage 2: "Reaktion auf diese Dominanz zur Wahrung demokratischer Verhältnisse".
Die sog. "soziologische Hypothese" gibt dagegen keine alternative Antwort, sondern stellt lediglich ein Verfahren vor, wie kollektive Veränderungen politischer Gesinnung messtechnisch zu erfassen wären, wobei die Rede von 'Deutschland' notwendigerweise das gesamte Bevölkerungskollektiv also alle sozialen Schichten und Altergruppen und Berufe impliziert.

Die Fragestellung des OP ist also alles andere als konsistent.

Die 1. Frage "Können Sie bestätigen, dass Deutschland nach rechts driftet?" muss ich mit 'nein' beantworten. Warum? Mir fehlen Daten, die geeignet wären, einen kollektiven Gesinnungswandel zu detektieren. Das Aufkommen einer neuen Partei rechts von der Union oder Veränderungen in der Lautstärke des politischen Diskurses sind nicht geeignet einen kollektiven Gesinnungswandel zu detektieren, zumal Anhänger der neuen Partei mangels Angebot vormals Anhänger anderer Parteien gewesen sein können bei gleicher Gesinnung und Lautstärke nur ein qualitatives Merkmal ist.
Es ist richtig, dass die eingangs gestellte Warum-Frage implizit die Ja-Beantwortung zur Dass-Frage voraussetzt.

Dazu nur als ein auch soziologisch fundiertes Argument: Die sogenannte "Mitte-Studie" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung von Ende 2016 bestätigt genau das: Die Verbreitetheit rechtspopulistischer und rechtsextremer Ansichten nicht nur am politischen Rand sondern auch und gerade in der sogennanten "Mitte der Gesellschaft".
Im Jahr 2016 hat die FES-Mitte-Studie erstmals auch die Zustimmung und Ablehnung neurechter Einstellungen in der Bevölkerung erfasst. Die Neue Rechte transportiert über die Begriffe "Identität" und "Widerstand" ihre nationalistisch-völkische Ideologie und löst zunehmend den offenen Rechtsextremismus ab.
https://www.fes.de/de/gespaltene-mitte- ... ngen-2016/
Also wie weiter oben schon mal diskutiert: Von einem "Rechtsruck" in Deutschland kann keine Rede sein. Behauptet auch niemand. Von einer "Rechtsdrift" wohl aber schon.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Nur zwei interessante Beiträge aus öffentlichen Medien, die sich mit dem Threadthema befassen (und die übrigens gleichfalls die Frage nach der Existenz einer politischen Drift nach Rechts nicht stellen, weil sie sie als trivialerweise gegeben ansehen ...)

Zum einen: Ulrich Greiner. Sprachwissenschaftler und langjähriger Ressort-Chef bei der ZEIT. Er hatte 2016 in ebenjener Wochenzeitschrift einen Artikel mit dem bezeichnenden Titel "Konservatismus: Vom Recht, rechts zu sein. Gedanken eines heimatlosen Konservativen" (http://www.zeit.de/2016/12/konservatism ... tagswahlen) veröffentlicht. Und diese Gedanken nun in einem ganzen Buch ("Heimatlos. Bekenntnisse eines Konservativen") fortgeschrieben, das hier (http://www.deutschlandfunk.de/politisch ... _id=394865) rezensiert wird. Greiner folgt durch und durch und ohne Abweichung der "Diskurs-Hypothese", nach der die öffentliche Meinung seit Jahrzehnten (angeblich) von "Linken" bestimmt wurde und es nun an der Zeit sei, einem aufgeklärten Konservatismus Gehör zu verschaffen. Ist aber erklärlich und kein Wunder, denn jemand wie Greiner bewegt sich als Feuilletonist grundsätzlich und so gut wie nur in diesem kommentierenden Millieu.
Die Angst geht um. Wovor? Es sind nicht allein die Gespenster von Donald Trump, Marine Le Pen, Geert Wilders und den anderen. Es ist die Angst vor einer konservativen Wende. Nicht so sehr das Traditionsbürgertum leidet an dieser Angst, schon gar nicht die vielfach entpolitisierte Unterschicht, sondern es leiden die Linken, und die Grünen und die dominanten Akteure der Mehrheitsparteien, es leidet die kommentierende Klasse in den Medien. Sie alle fürchten die Hoheit über den sogenannten Diskurs zu verlieren und die bislang unangefochtene Macht, die moralischen Standards des Öffentlichen zu bestimmen. Käme es dahin, ich würde es begrüßen.
Es ist die einzige Passage in der - zugespitzt formuliert - die Realität in Form einer "entpolitisierten Unterschicht" - überhaupt vorkommt. Die realen Probleme einer Mehrheit: Kinderbetreuung, Miete aufbringen, Arbeitsplatz erhalten, sich um kranke Eltern kümmern .... usw. usf. all dies subsummiert Greiner als "Ökonomismus". Man solle sich eher an den "kulturellen Werten des Abendlands" als an den Alltagsproblemen orientieren. Schön gesagt. Von jemandem, der diese Probleme nicht hat.

Zum anderen: Der bekannte Politikwissenschaftler Claus Leggewie. In einem aktuellen Beitrag der Reihe "Essay und Diskurs" (http://www.deutschlandfunk.de/entkraeft ... _id=392376). Er deutet die Rechtsdrift in Deutschland erstens weit eher politisch als kulturell und dann vor allem auch als Teil einer europaweiten (und weltweiten) Tendenz. Und er benutzt dafür auch eher den Begriff "Populismus". Zum Beispiel für die interessante These, dass auch Linksgerichtete die "populistischen Gefühlsenergien" in ihrem Sinne zu nutzen verstehen. Insbesondere in den aktuellen politischen Bewegungen in Südeuropa. Den eigentlichen historischen Ursprung des heutigen europäischen Rechtspopulismus, und das ist das Interessante, verortet Leggewie in den "Steuersenkungsparteien" ab Anfang der 70er in Skandinavien. Also in eher moderat und aufgeklärt wirkenden rechten Parteien wie prototypisch etwa der "Dänischen Volkspartei". Die eben auch für ein Publikum der Mitte akzeptabel sind. Und die ursprünglich auch gar keine direkt nationalistischen oder ausländerfeindlichen Programme hatten.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Uffzach »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Sep 2017, 08:21)

Es ist richtig, dass die eingangs gestellte Warum-Frage implizit die Ja-Beantwortung zur Dass-Frage voraussetzt.

Dazu nur als ein auch soziologisch fundiertes Argument: Die sogenannte "Mitte-Studie" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung von Ende 2016 bestätigt genau das: Die Verbreitetheit rechtspopulistischer und rechtsextremer Ansichten nicht nur am politischen Rand sondern auch und gerade in der sogennanten "Mitte der Gesellschaft".

https://www.fes.de/de/gespaltene-mitte- ... ngen-2016/
Also wie weiter oben schon mal diskutiert: Von einem "Rechtsruck" in Deutschland kann keine Rede sein. Behauptet auch niemand. Von einer "Rechtsdrift" wohl aber schon.
1. eine Studie einer SPD-Stiftung kann nicht wissenschaftlich sein
2. der Begriff "Rechtsdrift" impliziert eine Bewegung bzw Veränderung. 'rechtsextreme Ansichten' bzw. das was die SPD Stiftung als solche bezeichnet gab es schon immer in gleichem Ausmaße.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffzach hat geschrieben:(06 Sep 2017, 09:06)
1. eine Studie einer SPD-Stiftung kann nicht wissenschaftlich sein
:) Müssen muss sie nicht. Aber können kann sie schon.
2. der Begriff "Rechtsdrift" impliziert eine Bewegung bzw Veränderung. 'rechtsextreme Ansichten' bzw. das was die SPD Stiftung als solche bezeichnet gab es schon immer in gleichem Ausmaße.
Ja. Die gab es. Aber sie sind in zunehmenden Maße gesellschaftsfähig geworden. Und zwar nicht nur in Publikationen und Medien sondern auch im praktischen Alltag. Natürlich kann man sich die Aufgabe stellen, dies auch nach wissenschaftlichen Kriterien empirisch nachzuweisen. Der immense Verkaufserfolg von Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" ist (natürlich) nur exemplarisch. Er ist aber auf der anderen Seite so exzeptionell ... schlägt sämtliche Mitfavoriten politischer Bestseller ... dass er eben doch als Beleg für die These der Rechtsdrift tauglich ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Uffzach »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Sep 2017, 11:40)

:) Müssen muss sie nicht. Aber können kann sie schon.

Ja. Die gab es. Aber sie sind in zunehmenden Maße gesellschaftsfähig geworden. Und zwar nicht nur in Publikationen und Medien sondern auch im praktischen Alltag. Natürlich kann man sich die Aufgabe stellen, dies auch nach wissenschaftlichen Kriterien empirisch nachzuweisen. Der immense Verkaufserfolg von Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" ist (natürlich) nur exemplarisch. Er ist aber auf der anderen Seite so exzeptionell ... schlägt sämtliche Mitfavoriten politischer Bestseller ... dass er eben doch als Beleg für die These der Rechtsdrift tauglich ist.
Wenn vorhandene politische Positionen ausgedrückt werden, dann kann ich das nur gutheißen. Bedauern kann ich das nicht.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Soldmann »

Ich würde eher sagen Deutschland driftet nach links. Schwulenehe, offene Grenzen, und das von der CDU. Ich kann mich noch an "das Boot ist voll" Wahlkämpfe der CDU erinnern. Was diese Studie angeht, steht ganz vorne: Im Jahr 2016 hat die FES-Mitte-Studie erstmals auch die Zustimmung und Ablehnung neurechter Einstellungen in der Bevölkerung erfasst. Wie soll sie da einen Trend abbilden können?
Rom wurde auch nicht an einem Tag zerstört.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von jellobiafra »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Sep 2017, 08:21)

Es ist richtig, dass die eingangs gestellte Warum-Frage implizit die Ja-Beantwortung zur Dass-Frage voraussetzt.

Dazu nur als ein auch soziologisch fundiertes Argument: Die sogenannte "Mitte-Studie" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung von Ende 2016 bestätigt genau das: Die Verbreitetheit rechtspopulistischer und rechtsextremer Ansichten nicht nur am politischen Rand sondern auch und gerade in der sogennanten "Mitte der Gesellschaft".

https://www.fes.de/de/gespaltene-mitte- ... ngen-2016/
Also wie weiter oben schon mal diskutiert: Von einem "Rechtsruck" in Deutschland kann keine Rede sein. Behauptet auch niemand. Von einer "Rechtsdrift" wohl aber schon.
Wobei ich auch einen Rechtsdrift nicht erkennen kann. Rechtsdrift läge dann vor, wenn rechtspopulistische und rechtsextreme Ansichten 2016 stärker vertreten wären als 2002. Aus der Studie der Friedrich-Ebert Stiftung geht ganz klar hervor, dass diese eine teilweise stark rückläufige Tendenz aufweisen. Die Friedrich-Ebert-Studie untersucht nämlich seit 2002 die Verbreitetheit dieser Ansichten. Gerade Dein Link beweist ja, dass diese zurückgehen. Es gibt keine Drift nach Rechts sondern einen Drift Weg von Rechts und das belegt deine Quelle. (Oben steht da "Infografiken zum Vergrößern bitte anklicken". 4 dieser Infografiken zeigen die Entwicklung rechter Einstellungen von 2002 bis 2016)

Die interessante Frage ist meiner Ansicht nach:

Wieso zieht die AFD in den nächsten Bundestag, obwohl rechte Ansichten in Deutschland stark rückläufig sind?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

jellobiafra hat geschrieben:(07 Sep 2017, 18:53)

Wobei ich auch einen Rechtsdrift nicht erkennen kann. Rechtsdrift läge dann vor, wenn rechtspopulistische und rechtsextreme Ansichten 2016 stärker vertreten wären als 2002. Aus der Studie der Friedrich-Ebert Stiftung geht ganz klar hervor, dass diese eine teilweise stark rückläufige Tendenz aufweisen. Die Friedrich-Ebert-Studie untersucht nämlich seit 2002 die Verbreitetheit dieser Ansichten. Gerade Dein Link beweist ja, dass diese zurückgehen. Es gibt keine Drift nach Rechts sondern einen Drift Weg von Rechts und das belegt deine Quelle. (Oben steht da "Infografiken zum Vergrößern bitte anklicken". 4 dieser Infografiken zeigen die Entwicklung rechter Einstellungen von 2002 bis 2016)

Die interessante Frage ist meiner Ansicht nach:

Wieso zieht die AFD in den nächsten Bundestag, obwohl rechte Ansichten in Deutschland stark rückläufig sind?
Wie auch schon weiter oben schon mal geschrieben und hier noch mal exemplarisch an einer der vielen (ähnlichlautenden) Interpretationen der Ergebnisse dieser Studie:
Die hohe Zustimmung zu dieser Summe von Einstellungen werten die Autoren der Studie als Beleg dafür, dass die Neue Rechte vom rechtsextremen Rand in die breite Bevölkerung vorgedrungen ist.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... t-stiftung

Das könnte man sicher auch als ein "Rückgang rechtsextremer Ansichten werten". Aber schon das Verfassungsurteil zum NPD-Verbot zeigt doch, wie irrelevant diese extremen Ansichten am Rande eigentlich sind ... Und um wieviel relevanter die Akzeptanz äußerlich moderaterer Bewegungen wie AfD, Pegida usw zu werten sind, Für mich bleibt das genau das: Eine Rechtsdrift in Deutschland. Im Sinne einer zunehmenden Gesellschaftsfähigkeit rechter (nicht rechtsextremer) Einstellungen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Und noch einmal, In die gleiche Richtung:
Wer rechte Einstellungen sucht, sollte nicht immer bei den Neonazis oder der NPD suchen, so das Ergebnis einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie

Die rassistische, antidemokratische und autoritäre Gesinnung in einem Großteil der deutschen Bevölkerung ist gewachsen. Diese These wurde nicht im Flugblatt einer linken Antifagruppe vertreten, sondern ist das vieldiskutierte Ergebnis einer von der SPD nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie mit dem vielsagenden Titel "Ein Blick in die Mitte".
...
"Die neue Studie wollte erkunden, wie solche Einstellungen, die man gemeinhin eher im extrem rechten Lager vermutet, in die Mitte der Gesellschaft Einzug halten konnten. Das Forscherteam organisierte in verschiedenen deutschen Städten Gesprächsrunden mit insgesamt 60 Teilnehmern. Die Ergebnisse führten dazu, dass die Forscher ihre vorherigen Ereignisse teilweise revidieren mussten. Man hatte in der ersten Studie nicht etwa zu schwarz gemalt, sondern die rassistischen Einstellungen eher unterschätzt, so die Co-Autorin Katharina Rothe.
(https://www.heise.de/tp/features/Truebe ... 19195.html)

Für mich persönlich ist aber nach wie vor der enorme Erfolg des Sarrazin-Bestsellers der fundierteste Beleg ...
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jellobiafra
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Registriert: Samstag 20. September 2008, 19:42

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von jellobiafra »

Hier findet man die komplette Studie:

http://www.fes-gegen-rechtsextremismus. ... %A4nde.pdf

Wenn wir uns die Zustimmungsraten zu den 13 Elementen des GMF-Syndroms (GMF = Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit) ansehen, dann sind davon 11 zurückgegangen im Zeitraum von 2002 (oder dem Jahr der ersten Untersuchung, nicht alle Elemente wurden bereits 2002 untersucht) bis 2016. Eines blieb gleich (Abwertung langzeitarbeitsloser Menschen) und eines ist leicht gestiegen von 2014 bis 2016 (Abwertung von Asylsuchenden).
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