Zinnamon hat geschrieben:(03 Mar 2017, 18:28)
Möglicherweise. Er ist ja nicht so der verlässliche Typ.
Ich las heute von einem User, dass er den massiven Einbruch des deutschen Tourismus in die Türkei alleine an der explosiven Situation in Bezug auf Attentate und ausdrücklich nicht an der politischen Situation festmacht. Ich halte das für einen deutlichen Fehlschluss. Denn gerade die Wahl des Urlaiubsortes ist emotional hoch aufgeladen.
Das pure Image eines Ortes ist natürlich von grosser Bedeutung, auch unabhängig von höheren Risiken an bestimmten Orten innerhalb eines Landes. Bei dem Wort Türkei sind die ersten Assoziationen nicht mehr Sonne, Meer und Landesküche. Kann ja jeder mal selbst überlegen, welche Worte einem zur Türkei aktuell zuerst einfallen. Gerade auch die Türken, die die Tourismussituation bedauern, sich aber in erster Linie als Opfer des fiesen Auslands sehen.
Urlauberströme entstehen, wenn die Urlauber vor Ort freundlich behandelt und bedient werden, die Preise vor Ort günstig bis angemessen sind, und sie sich persönlich sicher fühlen. Lächerlich, immer wieder politisches Wunschdenken damit zu verbinden.
In Ägypten nahm der Urlauberstrom Schaden an den wiederholten sehr blutigen Anschlägen auf Nilkreuzfahrten, vor den Pyramiden und auf Hotels am Roten Meer. Vorher konnte Mubarak massenhaft Todesurteile verhängen lassen, und der Strom der Urlauber schwoll dennoch an.
Das sozialistische Bulgarien und Rumänien lockte nicht nur Westdeutsche, sondern auch Ostdeutsche an; Familientreffen wurden verabredet... die Preise waren für Westler günstig. Das politische Herrschaftssystem hatte auf diesen Zustrom kaum Einfluß... sicher aber auf die Preise.
Das sozialistische Jugoslawien war fast 3 Jahrzehnte lang ein Traum für Urlauber. Erst der Bürgerkrieg setzte dem ein Ende. In einem allgemeinen Gemetzel urlaubt es sich nicht so gut.
Der vergleichbare Ablauf in Spanien der Franko Zeit. Mallorca wurde damals "entdeckt", die Preise waren günstig, und der Strom der Urlauber aus dem Norden schwoll an. Der Strom der Urlauber wird derzeit mit der Preisgestaltung gesteuert, vielleicht auch mit Stimmungsmache.
Italien hat deutsche Urlauber an der Adria verloren, weil die Preise für einen Urlaub dort stetig angestiegen waren und nicht mehr zum Angebot passten. So auch Griechenland, das seine Wettbewerbsfähigkeit weitgehend einbüßte. Ansonsten wunderschöne Urlaubsländer mit viel Kultur und guter Küche!
Die ganze schöne Demokratie half nichts, um damit etwa Urlauber an zu locken. Preise, Sicherheit, Umgang mit den Gästen, Qualität des Gebotenen... wenn das paßt, dann kommen Gäste.
Als Feriengast hätte ich auch wenig Lust, mich in der Türkei von irgendwelchen durchgeknallten Musels in die Luft sprengen zu lassen, oder Zufallsopfer eines PKK-Anschlags auf staatliche Einrichtungen zu werden. Ich kenne die Türkei nur von Dienstreisen her. Damals wurde ich auf jeden Fall mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Das könnte sich durch das dumme Auftreten Erdogans geändert haben... aber bitte, das ist eine Vermutung. Ich wäre vom Donner gerührt, wenn die Bekannten von damals plötzlich eine rauhe Gangart vorlegten.
Die Bundesregierung kann die Sicherheit vor Ort in der Türkei nicht gewährleisten... da könnte sie noch so honigsüße ermunternde Worte verlieren... das glaubt kein Mensch!
Wenn die Türkei "unter Zeugen" Sicherheit, günstige Preise, gastfreundliches Verhalten und saubere Einrichtungen vor hält, dann kommen auch Urlauber... wie stinkig sich der Sultan dort auch aufspielen mag! Davon merkt der Feriengast kaum etwas... es sei denn, er übernähme die Rolle eines "investigativen Journalisten" und setzte öffentlich das Herrschaftssystem herab. Ja, dann...