Julian hat geschrieben:(07 Jul 2016, 14:17)
Antisemiten im Landtag halte ich auch nicht für positiv - aber wenn bestimmte Politiker ein Zeichen setzen und sich davon distanzieren, dann finde ich das gut. Mir ist es recht, wenn die AfD sich klar distanziert von Antisemitismus (und anderen Formen des Hasses wie Rassismus und Homophobie) und somit ein doch ansehnliches Wählerpotential in eine gemäßigte Richtung lenken kann. Dass diese Distanzierung nicht früher passiert ist, ist Meuthen sicher anzukreiden, besser jedoch spät als nie.
Meuthen hatte auf Wege der demokratischen Regularien gar keine andere Möglichkeit, Gedeon rauszubekommen. Gleich als die beiden unabhängigen Gutachten die Antisemitismusvorwürfe bestätigten, hat Meuthen das Mittel der Abstimmung gewählt; der Eklat, daß nicht genug Stimmen für 2/3 Mehrheit zusammenkamen, war von Petry so gewollt.
Damit hatte Meuthen den Nazidreck in seiner Fraktion kleben, und es würde auf IHN in BaWü zurückfallen aber nicht auf Petry, im Hinblick auf eine mögliche Spitzenkandidatur 2017.
Die aktive Distanzierung der demokratischen 13 war die einzige Möglichkeit dem Volk zu zeigen daß die AfD solche Typen nicht duldet. Zumindest die zehnköpfige Mehrheit im AfD-Vorstand ohne Petry steht zu Meuthen.
Petry verstehe ich gar nicht, auch wenn sie immerhin erreicht hat, dass Gedeon ausgetreten ist. Ich glaube nicht, dass sie antisemitisch eingestellt ist; möglicherweise geht es ihr nur um Macht. Moralisch bin ich sehr enttäuscht von ihr.
Petry hat die ganze Zeit davon profitiert, daß ihr gleichberechtigter Mitvorsitzender Meuthen beschädigt wird. Sie hätte Sagen können, daß Meuthen den Laden nicht im Griff hat (und momentan verfängt dieser Eindruck ja teilweise) ; sie selbst hat aber wie man hört dafür gesorgt, daß der Konflikt nicht gelöst wird.
Und als Meuthen dann den gordischen Knoten zerschlagen will und mit seinen 12 Mannen aktiv die Naziecke verläßt, kommt die im Vorstand isolierte Petry, mischt sich ungebeten in die Baden-Württembergische AfD ein und präsentiert sich als "diejenige, die es geschafft hat, Gedeon zum Austritt zu bewegen". Nein, es war genau umgekehrt; sie hat die ganze Zeit von Gedeons Verbleib profitiert und nun wo Meuthen wenn auch unkonventionell gehandelt hat, versucht sie sich als Macherin zu gerieren.
Da bleiben zwei Fragen: Erstens, warum hat Madame denn nicht in den Monaten vorher auf Gedeon eingewirkt? (das hat sie sicherlich, nur in einer anderen Richtung...)
Und zweitens, warum hält sie nun zur verbliebenen Nazifraktion?
Ich glaube, dass die etablierten Parteien leider so viel Vertrauen verspielt haben, dass wir um eine Alternative ohnehin nicht herumkommen. Mir geht es darum, dass diese Alternative trotz anderer politischer Auffassungen möglich rational und gemäßigt bleibt. Man kann dies anders sehen: Etwa in dem Sinne, dass eine Radikalisierung der AfD sogar wünschenswert wäre, weil dies insgesamt zu einer Schwächung der Partei führen könnte, im Sinne einer NPD 2.0. Der Meinung bin ich eben nicht, weil ich glaube, dass das Protestpotential ohnehin gebunden werden muss. Wenn das eine gemäßigte Linkspartei und eine gemäßigte AfD tun ist mir dies lieber als wenn dies radikale Parteien tun (wie etwa die NPD oder eine NPD 2.0).
Ja das ist die Frage.
Wenn z.B. über 80% des Volkes keine weiteren "Flüchtlinge" haben wollen, wollen die Altparteien also, daß man diese 80% radikalisiert, ignoriert - oder sollte so eine eklatante Mehrheit nicht endlich ihren Willen im Regierungshandeln umgesetzt wissen?