Flat hat geschrieben:(05 Jul 2016, 08:01)
Moin,
eine Scheinselbständigkeit ist auch formaljuristisch keine Selbständigkeit.
Und eine Selbständigkeit ergibt sich nun bei Prostitution wirklich nicht zwangsläufig. Oder meinst Du wirklich, in Bordellen können Prostituierte immer frei entscheiden? Falls ja, komm mal in der Realität an.
Wenn's ein normaler Beruf wäre, könnte man folglich Frauen durchaus von Arbeitsamtsseite dazu verpflichten.
Aber es ist eben kein normaler Beruf. Aus gutem Grund. Weil er eben sehr mit sexueller Ausbeutung zusammen hängt. Und das eher die Regel als die Ausnahme ist.
Aha, um deine Logik mal ganz klar auszubreiten:
- Weil es sich um eine "Scheinselbstständigkeit" handelt, die arglistige Täuschung der Steuerbehörde also schon aus dem Namen ersichtlich wird...
- handelt es sich um Wirklichkeit um ein vermittlungsfähiges Arbeitsverhältnis, für das zumindest der Mindestlohn gezahlt werden muss.
Wow. Nach dieser Logik müsste man bei den Panama Papers nicht ermitteln, denn bisher ist es ja keinem aufgefallen, dass da etwas illegales läuft.
Folgendes: Die juristische Bewertung, ob eine "Scheinselbstständigkeit" vorliegt, obliegt einem Gericht. Formal handelt es sich bei Sexarbeitern um Freischaffende, ganz egal, was hinterher bei dem Prozess herauskommt.
Wird bei dem Prozess festgestellt, dass es sich nicht um eine echte Selbstständigkeit handelt, werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestraft. Das macht das ganze aber immer noch nicht zu einem vermittlungsfähigen Arbeitsverhältnis, sondern beruht auf dem Bemühen, die tatsächliche Selbstständigkeit wiederherzustellen.
Ein vermittlungsfähiges Arbeitsverhältnis würde daraus, wenn unsere Gesellschaft ihr sittliches Empfinden dahingehend ändern würde, Sexarbeiter als normale und wichtige Arbeitskräfte anzuerkennen. Wenn daraus ein Ausbildungsberuf mit Gesellen- und Meisterprüfung wurde. Das wird aber effektiv durch moralinsaure Betroffenheitsfanatiker verhindert, die auch in dieser Sparte der körperlichen Arbeit überall Ausbeutung sehen wollen
aber gleichzeitig denen, die ihren Beruf freiwillig und mit Freude ausführen, charakterliche Mängel vorwerfen.
So oder so, der oder die Sexarbeiter/in soll sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen - wird nicht ausgebeutet, handelt es sich wohl um einen schlechten Menschen.
Kommt mal klar. Wir könnten schon viel weiter sein, wenn wir mal aufhören würden, allen in ihre Selbstbestimmung reinzureden. Und ja, zu dieser Selbstbestimmung gehört auch, bestimmte Arbeiten nicht ausführen zu wollen.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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