Mal unabhängig von den "engagierten" Debatten, die wir in der Vergangenheit geführt haben mögen:Kibuka hat geschrieben:(17 Mar 2016, 20:32)
An meiner Sicht der Dinge ist überhaupt nichts falsch mein ahnungsloser Forenkamerad. Deine Behauptung, Bürger aus den USA hätten angeblich ihre Ersparnisse verloren, ist gar kein Argument für das deutsche umlagefinanzierte Rentensystem. Die geringe Anteil, der Geld verloren hat, hat selbst in riskante Geschäfte investiert.
An Deiner Sicht der Dinge ist und bleibt falsch, dass in einem umlagefinanzierten Rentensystem jemand seine eigene Rente erarbeitet. Wer sowas behauptet, hat unser Sozial- und Solidarsystem nicht verstanden. Oder er behauptet es bewusst, um andere Ziele zu verfolgen - was ich Dir ausdrücklich nicht unterstelle.
Die Befürworter eines beitragsfinanzierte Rentensystems (zu denen offenbar auch Du gehörst) wollen das Solidarprinzip gern durch ein Prinzip der "Eigenvorsorge" ersetzen. Dabei unterschlagen sie die Information, dass auch diese "Eigenvorsorge" letztlich durch Solidarprinzipien abgesichert sein muss.
Man frage sich, was in einem beitragsfinanzierten System mit den Beiträgen der Versicherten passieren würde. Es ist eine romantische Vorstellung, dass die Gelder auf irgendwelchen Festgeldkonten geparkt würden. Das wäre gar nicht machbar, weil da innerhalb kürzester Zeit Billionen von Euro zusammenkämen. Die wären erstens dem Wirtschaftskreislauf entzogenn (was keiner will!) und sie wären zweitens schutzlos der Inflation ausgeliefert. Rechne mal, was eine Inflation von 2 Prozent in 40 Jahren mit einem gegebenen Kapital anrichtet. Genau! Es bleibt fast nichts davon übrig!
Beitragsfinanzierte Rentensysteme funktionieren also nur, wenn die Beiträge der Versicherten "arbeiten" können. "Arbeiten" können sie nur an den Finanzmärkten. Und wenn wir über Billionen reden, dann sind das die internationalen Finanzmärkte. In einem beitragsfinanzierten Rentensystem sind die Beiträge also entweder der Inflation oder den Risiken der Finanzmärkte ausgesetzt. Das hat die jüngste Finanzkrise gezeigt. Da sind in den USA gerade Kleinanleger um ihre Altersvorsorge gebracht worden. In kleinerem Maßstab sieht man das in Deutschland derzeit an den Konzepten privater Altersvorsorge (kapitalbildende Rentenversicherungen). Die schütten kaum noch Gewinne aus und werfen kaum noch Zinsen ab. Früher waren Gewinne mal garantiert, weil die Einlagen gern in die Aktien von Energieversorgern gesteckt wurden. Bloß schreiben die Energieversorger inzwischen Milliardenverluste!
Hätten wir ein beitragsfinanziertes Rentensystem, würde der nächste Börsencrash die nächste Rentnergeneration in die Armut stürzen. Und dann bliebe der Gesellschaft nichts anderes übrig, als solidarisch aus Steuereinnahmen ein menschenwürdiges Leben der Rentner sicherzustellen. Womit wir wieder bei Umlagefinanzierung wären. Prinzip: Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Kosten.
Dies ist ein finanzmarktspezifisches Problem. Dass dies in der öffentlichen Diskussion mit der Flüchtlingsfrage in Zusammenhang gebracht wird, finde ich unerträglich! Mit Flüchtlingen hat das alles genau NICHTS zu tun! Es ist reine Angstmacherei, den Menschen vorzugaukeln, dass Flüchtlinge unsere Renten in Gefahr bringen. Die eigentliche Gefahr für unsere Renten geht von neoliberalen Politikern und ihren Anhängern aus.