schokoschendrezki » Sonntag 1. November 2015, 21:24 hat geschrieben:
Genau das, der Beschluss der ukrainischen Regierung Anfang des Jahres, dass ausländische Journalisten nur noch in Begleitung von Militärangehörigen aus dem Osten des Landes berichten dürfen, war der Aufhänger der Proteste von Reporter ohne Grenzen und der ukrainischen Partnerorganisation "Institute of Mass Information" gegen dieses Ministerium. Man wollte sich nicht zwangsweise "beschützen lassen". Man weiß seit langem, dass das erste, was in einem Krieg stirbt, die Wahrheit ist.
Es gab den Fall, dass die Abgeordneten Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko illegal in die Ukraine eingereist sind, um eine PR-Aktion der Terroristen zu unterstützen. Die Ukraine hat auch Protest bei der deutschen Bundesregierung eingelegt, aber passiert ist wohl nichts weiter.
Jeder, der will, kann die ukrainische Regierung kritisieren und als ausländischer Journalist oder Bürger ohnehin den russisch geführten Krieg unterstützen. Die Ukraine behält sich jedoch in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht vor, Maßnahmen zur Landesverteidigung zu ergreifen. Das kann natürlich auch wieder kritisiert werden und wird es teils auch.
Bidenko, der stellvertretende Chef des Informationsministeriums, verweist auf die Transparanz seines Hauses:
Schon heute sei der Widerstand gegen das Ministerium viel geringer als zu Beginn des Projektes, sagt Bidenko. Kritiker hatten gefordert, ein Expertengremium für die Aufgaben des Ministeriums einzusetzen – eine Forderung, die aufgegriffen wurde, im Gremium sitzen heute Experten, die die Gründung selbst kritisiert hatten. Auch die OSZE, zu Anfang erklärter Gegner des Ministeriums, schaltete zuletzt bei einem gemeinsamen Treffen mehr auf Kooperation als Konfrontation. "Von Dezember bis Januar gab es eine öffentliche Diskussion über die Ausrichtung des Ministeriums. Und ich kenne kein einziges Ministerium in der Ukraine – oder in anderen Ländern – dessen Statut von unabhängigen Medienjuristen redigiert wurde. Wie soll das nicht ein Zeichen von Offenheit und Transparenz sein?" fragt Bidenko.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015 ... ettansicht
Reißt ihm die Kleider vom Leib!
Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer, wie du so schön sagst und wie so oft rezipiert wird. Entscheidend ist doch aber Transparenz. Wenn ich weiß, General Schoigu spricht, nun gut, dann lässt sich das einordnen. Oder wenn ich weiß, das ukrainische Informationsministerium rät dazu, sich von Terroristen fern zu halten, nun gut. Manipulationen und verdeckte Operationen sind indes weit problematischer, worauf ja auch "Reporter ohne Grenzen" mal hingewiesen haben. Der Leser kann beispielsweise nicht erkennen, ob ein angeblicher Proteststurm gegen die Journalistin Golineh Atai echt ist oder von einem Nachrichtenoffizier künstlich erzeugt wurde. Selbst Redakteure können das nicht ohne weiteres erkennen.
Deshalb nochmal die klare Aussage: Krieg ist keine Aufgabe für Journalisten.