schokoschendrezki » Mittwoch 7. Oktober 2015, 13:51 hat geschrieben:@DarkLightbringer,@jan2009: "Aufklärung statt Antipropaganda", so formuliert kurz und bündig Roman Shutow von der ukrainischen NGO "Telekritika" die entscheidende Frage. Und die sitzen keineswegs im Fernsehsessel irgendwo in Berlin oder Paris, sondern mitten in den Auseinandersetzungen.
"Antipropaganda" heißt, dem russischen Nationalkonservatismus einen ukrainischen entgegenzustellen - wenn auch mit formal demokratischeren Spielregeln. "Aufklärung" heißt, auf individuelle Informationsfreiheit und -selbstbestimmung zu setzen.
Der russische Oppositionelle und Ex-Abgeordnete der Duma, Konstantin Borowoj, sieht das ein bißchen anders wie Shutow - unabhängige Journalisten sind fraglos schön und gut, es ist aber nicht ihre Aufgabe, gegnerische Kriegshandlungen zu erwidern. Journalisten haben schlicht eine völlig andere Funktion als Militärs oder die Regierung.
Es muss beides geben - Journalismus
und Verteidigung, innere Kritik
und Handlungsmöglichkeit.
Als de Gaulle seine Rundfunkansprache in London hielt und zum Widerstand gegen die Besatzung aufrief, sprach er nicht als Journalist.
Es ist ja sehr positiv, wenn es kritische NGO´s gibt, auch die bekannte Charkiwer Menschenrechtsgruppe begleitet die Regierungsarbeit in kritischer Distanz - aber Aufgabenstellungen sind nunmal verteilt. Unser "Spiegel" kritisiert ja auch ganz gern mal die Regierung oder verleiht NGO´s eine Stimme, verfügt aber nicht über den Verteidigungsetat oder erlässt Gesetze.
Aber greifen wir doch einfach mal eine aktuelle Nachricht von "Radio Ukraine International" heraus, um uns einen konkreten Eindruck davon zu verschaffen, ob es sich nun um eine "Gegenpropaganda" handeln könnte, die mit "Sputnik" & Co. vergleichbar ist:
ATO-Stab: Auch Separatisten ziehen Waffen ab
7.10.2015 р., 16:50
Nach den vorläufigen Informationen haben auch die Separatisten im Donbass begonnen, Waffen mit einem Kaliber unter 100 Millimeter von der Trennlinie im Konfliktgebiet Donbass abzuziehen. Dies teilte der Sprecher der Präsidialverwaltung für die Fragen der Anti-Terror-Operation, Andrij Lyssenko, am Mittwoch in Kiew mit. Zugleich betonte er, dass diese Informationen von den OSZE-Vertretern bestätigt werden müssen, die für die Kontrolle über den Waffenabzug zuständig sind.
http://www.nrcu.gov.ua/de/news.html?newsID=8809
Ich denke, der deutsche Leser oder Hörer - und an die wendet sich ja die jeweilige Auslandsaufklärung der Kriegsparteien in dieser Sprache - kann mit solchen Darstellungen gerade noch umgehen. Er ist ja nicht völlig dusslig und verfügt zudem über ein breites Medienangebot.