"Monetäres Stalingrad" im Osten".
Die britische Tageszeitung 'Telegraph' analysiert eine zunehmende Bedrohung Österreichs in Folge der osteuropäischen Wirtschaftskrise. Der Schuldenstand in der Ukraine, in Polen, Ungarn und den baltischen Staaten habe einen kritischen Punkt erreicht.
230 Milliarden Euro haben allein österreichische Banken laut 'Telegraph' an Krediten nach Osteuropa vergeben. Dies entspricht einem Anteil am österreichischen Bruttoinlandsprodukt von rund 70 Prozent. Bereits nicht zurückbezahlte 10 Prozent dieser Kredite würden so zu einem Kollaps des österreichischen Finanzsystems führen.
Die europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung schätzt den Anteil fauler Kredite sogar auf bis zu 20 Prozent. In der österreichischen Zeitung 'Die Presse' wird darüber spekuliert, der Bank Austria und ihrem italienischen Besitzer UniCredit stehe "monetäres Stalingrad" im Osten bevor. Zwar würden Politik und Banken laufend beteuern, es gebe keine kritische Situation in den osteuropäischen Ländern, schreibt die österreichische 'Kleine Zeitung'. Dennoch setze sich die österreichische Politik massiv für Stützungsmaßnahmen ein - allerdings "mit wenig internationalem Widerhall".
Die Bitte des österreichischen Finanzministers Josef Pröll nach einem Hilfspaket für Osteuropa wurde in Brüssel nicht einmal diskutiert. Vor allem der deutsche Kollege Peer Steinbrück hatte Prölls Gesuch im Interesse der deutschen Konzerne brüsk abgewiesen.
Unter ExpertInnen wird die deutsche Haltung kritisch diskutiert, da bei einer weiteren Verschärfung der Schuldenkrise in den osteuropäischen Ländern eine Zeitbome platzen könne, die massive Auswirkungen auf den gesamten Kontinent hätte. Staaten wie die Ukraine, Polen, Ungar, die baltischen Staaten, Rumänien und Bulgarien können ihre Kredite derzeit nicht zurückzahlen. Sie hatten Kredit zu vermeintlich günstigen Konditionen in Fremdwährung - vornehmlich dem Schweizer Franken - aufgenommen und darauf vertraut, daß die Wechselkurse stabil blieben. Doch mittlerweile haben ihre Währungen stark abgewertet.
Auch Rußland steckt nach Informationen des 'Telegraph' in großen Schwierigkeiten, da der Ölpreis niedriger ist als kalkuliert und sich die "russischen Oligarchen" mit 500 Milliarden US-Dollar verschuldet haben. Laut dem Morgan-Stanley-Währungsexperten Stephen Jen beläuft sich die Gesamtsumme, die sich osteuropäische Länder oft mit kurzfristigen Papieren geliehen haben, auf 1,7 Billionen US-Dollar. Davon werden 400 Milliarden dieses Jahr fällig. Das entspricht einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts der Region. Währungsstrategen warnen vor einer Währungskrise in Osteuropa. Diese könne - gepaart mit einer Solvenzkrise - erhebliche Auswirkungen auf Westeuropa haben.
Nicht nur österreichische, sondern auch viele andere europäische Banken sind in das Osteuropageschäft tief involviert. Hans Redeker, Chef-Währungsstratege von BNP Paribas erklärte: "23 Prozent unserer Exporte sind in der Vergangenheit Richtung Zentral- und Osteuropa gegangen. Nun sind wir dabei, unseren zentralen Exportmarkt zu verlieren". Österreich allein hat seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise bereits Kredite in Höhe von 287 Milliarden Euro nach Mittel- und Osteuropa vergeben. Auf dem zweiten Platz liegt Italien als Kreditgeber mit rund 230 Milliarden Euro, Deutschland folgt mit 210 Milliarden Euro. Aber auch schwedische, griechische, italienische und belgische Banken sind Gläubigerinnen.
Die Summen, die nötig wären, um die Zahlungsausfälle bei osteuropäischen Ländern aufzufangen, übersteigen auch die Mittel des ohnehin stark beanspruchten Internationalen Währungsfonds. 'Telegraph'-Kommentator Ambrose Evans-Pritchard vergleicht die osteuropäische Kreditkrise in Umfang und Wirkung mit der US-amerikanischen Subprime-Krise.
Quelle:
http://www.netzwerk-regenbogen.de/crasha090219.html
Darunter finden sich noch Massenhaft Links zum Thema geplatzte Kredite.