Staatsfinanzierung? Na und?

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half entity
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von half entity »

zollagent » Do 5. Feb 2015, 17:56 hat geschrieben: So? Und von wem ist der Unsinn?
Lorenz von Stein. Eine ziemlich alte Aussage, die zu einer Art Klassiker in der Finanzwissenschaft wurde. Sie stimmt ja auch immer noch. Denn was für einen Sinn ein Staat mit null Schulden macht, bleibt wohl dein Geheimnis.
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Realist2014
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Realist2014 »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:18 hat geschrieben:
Wohlstand für alle kann nie aufgrund "monetärer Mängel" unmöglich sein.........wenn Kapazitäten brach liegen, weil die Finanzmittel nicht zur Verfügung stehen, kann eine Zentralbank selbstverständlich diese Finanzmittel bereitstellen.
Was sollte sie hindern?

Das echte Limit ist die Begrenztheit realwirtschaftlicher Kapazitäten. Aber von Kapazitätsauslastung sind wir weit entfernt. Es sind die Finanzmittel, die fehlen, also die Nachfrage.

WELCHE "Nachfrage"?

die Nachfrage nach Krediten für unternehmerische Investitionen?

oder die Nachfrage nach Krediten für Konsum?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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zollagent
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

half entity » Do 5. Feb 2015, 18:19 hat geschrieben:
Lorenz von Stein. Eine ziemlich alte Aussage, die zu einer Art Klassiker in der Finanzwissenschaft wurde. Sie stimmt ja auch immer noch. Denn was für einen Sinn ein Staat mit null Schulden macht, bleibt wohl dein Geheimnis.
Wenn er Null Schulden macht, braucht er keine Zinsen zu zahlen. Das ist kein Geheimnis. Was wir bisher aufgetürmt haben, bedeutet eigentlich nur Einschränkungen der öffentllichen Ausgaben, weil von diesen Zinsen und Tilgung alter Schulden abgezwackt werden müssen.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Realist2014 » Do 5. Feb 2015, 19:20 hat geschrieben:

WELCHE "Nachfrage"?

die Nachfrage nach Krediten für unternehmerische Investitionen?

oder die Nachfrage nach Krediten für Konsum?
Ist einerlei......investiert wird nur, wenn auch konsumiert wird.....
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 17:46 hat geschrieben:In diesem Strang sollte es übrigens eher darum gehen, ob die EZB pleite gehen könnte, bzw. irgendjemand dafür "haftet".
Dann würde ich den Threadtitel ändern lassen.

mfg
Zuletzt geändert von Skull am Donnerstag 5. Februar 2015, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Postnix »

half entity » Do 5. Feb 2015, 16:41 hat geschrieben:
Es gibt da einen schönen Spruch: Ein Staat ohne Staatsschulden tut entweder zu wenig für die Zukunft oder er fordert zu viel von seiner Gegenwart.
Demnach tun wir ja genug für die Zukunft, da die Schulden ja immer weiter wachsen.

Haben Sie noch weitere Deppensprüche auf Lager?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 17:50 hat geschrieben:Und wie ich skizziert habe, kann eine Zentralbank selbstverständlich solche Ausgaben finanzieren, ohne ein Risiko der "Pleite" oder ähnlichem.....
Das Wesen einer Zentralbank ist es aber nicht als Kreditgeber zu agieren.

Auch nicht zu entscheiden, welcher Kredit sinnvoll ist und welcher nicht.
Auch nicht für Staaten oder Kommunen. Diese Rolle steht einer Zentralbank nicht zu.

Mit Grund, wie man auch an den Zentralbanken realexistierter sozialistischer Staaten erkennen konnte. :)

Man spricht ja von ZENTRALbank und nicht von ZENTRAL- und Kreditbank. :D

mlg
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von half entity »

zollagent » Do 5. Feb 2015, 18:22 hat geschrieben: Wenn er Null Schulden macht, braucht er keine Zinsen zu zahlen. Das ist kein Geheimnis. Was wir bisher aufgetürmt haben, bedeutet eigentlich nur Einschränkungen der öffentllichen Ausgaben, weil von diesen Zinsen und Tilgung alter Schulden abgezwackt werden müssen.
Macht Sinn, deshalb nehmen auch Unternehmen nie Kredite auf. Da müssten sie ja Zinsen zahlen.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 17:54 hat geschrieben: Vielleicht wird die EZB irgendwann anfangen, direkt den Bürgern Geld zu überweisen.

Wenn hierdurch nicht das Vetrauen in den Geldwert untergraben wird, wäre dies auch in gewissem Maße geeignetes Mittel zur Krisenbekämpfung.....
In welchem Vwl Buch kann man das finden...
oder welcher Vwl Experte schlägt dieser vor ?

DAS werden ja nicht mal DEINE Lieblings "Wirtschaftsgrößen" vorschlagen ?

Oder gibt es da einen einzigen ? :D

mlg
Zuletzt geändert von Skull am Donnerstag 5. Februar 2015, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Postnix »

Realist2014 » Do 5. Feb 2015, 17:55 hat geschrieben:

also

die "Zentralbank" druckt Geld ohne Ende, gibt es dem Staat OHNE Rückzahlungsverpflichtung - und der Staat "bezahlt" damit die Bildung und die sozialen Hängematten.

Steuern braucht es ja dann auch nicht mehr- liefert ja alles die Zentralbank...


oder habe ich dich jetzt falsch verstanden?
Sie haben es richtig verstanden, aber nicht zu Ende gedacht: Die Zentralbank überweist den Bürgern Geld. Dann braucht überhaupt keiner mehr zu arbeiten, und kann die gesparte Zeit in den Konsum stecken. Das kurbelt die Wirtschaft an. Dann wird mehr Geld benötigt und die EZB überweist noch mehr Geld an die Bürger, und das kurbelt die Wirtschaft noch mehr an, usw. ich lass schon mal Prospekte kommen für meinen Porsche und meine Villa an der Côte d'Azur....selbstverständlich mit Heli-Landeplatz.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:09 hat geschrieben:Du denkst also, zuerst produziert jemand ein Auto.....dann sagt die EZB: "Oh, da hat einer ein Auto produziert. Unserer Auffassung nach ist das 30.000€ wert........also drucken wir mal 30.000€". :D :D


Du hast echt weiterhin nicht den Ansatz eines Schimmers, wie das funktioniert.
Du hast keinen Schimmer.

Zentralbanken steuern die Erweiterung der Geldmenge normalerweise an die zu erwartende wirtschaftliche Tätigkeit.

Ihre HAUPTaufgabe ist ja die Geldwertstabilität.

Vereinfacht gesagt genauso wie Du eben in Deinem einfachen Satz beschreibst.
Nur vorausschauend. Nicht rückschauend.

Wenn die Zentralbank erwartet, das die Summe der Zunahme wirtschaftlicher Tätigkeit 30 k wäre,
würde sie die Geldmenge um 30 k plus minus 2 - 3 Prozent erhöhen.

Normalerweise.

NUR das sie HEUTE eine Menge mehr Dinge auf den Radarschirm haben muß.
Die Welt ist eben komplexer... :D

mlg
Zuletzt geändert von Skull am Donnerstag 5. Februar 2015, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

Skull » Do 5. Feb 2015, 18:46 hat geschrieben:In welchem Vwl Buch kann m an das finden...
oder welcher Vwl Experte schlägt dieser vor ?

DAS werden ja nicht mal DEINE Lieblings "Wirtschaftsgrößen" vorschlagen ?

Oder gibt es da einen einzigen ? :D

mlg
Milton Friedman, der vor beinahe vierzig Jahren den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen bekam, hatte die Idee, in einem solchen Fall über dem Land Dollar-Scheine aus Hubschraubern abwerfen zu lassen. Ben Bernanke, später Chef der US-Zentralbank, griff diese Vorstellung Anfang des Jahrtausends auf; seitdem hatte er den Spitznamen Helicopter Ben.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... aller-Welt

Oder einfach den Bankraub legalisieren. So kommt auch Geld unters Volk.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Donnerstag 5. Februar 2015, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

Adam Smith » Do 5. Feb 2015, 18:54 hat geschrieben:http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... aller-Welt

Oder einfach den Bankraub legalisieren. So kommt auch Geld unters Volk.
Nene. Der User geht ja noch einen Schritt weiter.

DIREKT an die Bürger... :p

Russland hat das übeigens mal in den neunziger Jahren gemacht.
Auszahlung via Drucken an Staatsbedienstete und Rentner...

Das Ergebnis sollte einigen bekannt sein... :p

mfg
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Skull »

Jetzt wird prime-pippo wieder googeln... :D

Mal schauen, was nachher wieder alles an Antworten kommen...

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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Skull » Do 5. Feb 2015, 19:46 hat geschrieben:In welchem Vwl Buch kann man das finden...
oder welcher Vwl Experte schlägt dieser vor ?

DAS werden ja nicht mal DEINE Lieblings "Wirtschaftsgrößen" vorschlagen ?

Oder gibt es da einen einzigen ? :D

mlg
Ich persönlich finde es logisch, dass dies ein mögliches Mittel ist. Selbstverständlich ist die Idee noch nicht mainstream, aber manche äußerten sich schon entsprechend.Eine Auswahl:


Martin Wolf: The case for helicopter money
"Second, in the present exceptional circumstances, when expanding private credit and spending is so hard, if not downright dangerous, the case for using the state’s power to create credit and money in support of public spending is strong"

http://www.ft.com/intl/cms/s/0/9bcf0eea ... z3QtYla1mA


Prof. Stockhammer
http://www.profil.at/wirtschaft/engelbe ... eer-378063


Willem Buiter hat sich sehr ausführlich damit beschäftigt:
"Deflation, 'lowflation' and secular stagnation are therefore unnecessary. They are policy choices."

http://www.economics-ejournal.org/econo ... rs/2014-24


Trägt Ben Bernanke seinen Spitznammen "helicopter Ben" nicht auch, weil er sowas für Japan in Erwägung zog?
Zuletzt geändert von prime-pippo am Donnerstag 5. Februar 2015, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von The_Gunslinger »

Habe den Artikel auch heute morgen gelesen und muss den Thesen teilweise widersprechen.

Technisch gesehen ist die Argumentation natürlich nachvollziehbar. Eine Staatsfinanzierung über die Zentralbank wäre für sich genommen ohne Weiteres möglich. Sogar auf Zinsen könnte man dabei verzichten (bestenfalls als Verwaltungsgebühr o.ä.) und damit den Steuerzahler entlasten. Ob eine Staatsfinanzierung ohne Grenzen wünschenswert wäre, steht jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben. Ich möchte ein paar Gegenargumente anführen:

1. Es muss eine Instanz geben die der Gefahr von Inflation effektiv entgegensteuern kann (auch wenn diese aktuell nicht besteht, sie kann aber wiederkommen). Daher sollte die Zentralbank im Zweifelsfall dazu befugt sein, auch dem Staat nur noch beschränkt Geld zu leihen.

2. Der Staat sollte nicht in eine Lage versetzt werden, jedes x-beliebige Wahlgeschenk ohne Einschränkung finanzieren zu können. Dies schafft politisch falsche Anreize und kann auch ökonomisch in die falsche Richtung führen: Bei unbegrenzter Geldschöpfung kann es dann passieren, dass letztlich mit höherer Inflation bezahlt wird.
(ich sage das ohne Anhänger des Monetarismus zu sein)

3. Wer kontrolliert eigentlich den Staat? Auch der Staat besteht nur aus Menschen, die Fehlentscheidungen treffen können. Was ist wenn der Staat das wirtschaftliche Wohlergehen einer Nation in die falsche Richtung lenkt? Ein höherer Zins auf den Kapitalmärkten, der sowas signalisiert, entfällt in diesem Fall völlig. Er kann nicht mal zu Beginn einer Krise in Erscheinung treten (und danach durch Eingriffe der Zentralbank aufgehoben werden), sondern ist von Vornherein völlig ausgehebelt.

---
Mein Fazit: Staatsfinanzierung durch die Zentralbank kann in einer akuten Krise helfen, um die Situation zu beruhigen und dem Staat Zeit und Möglichkeiten zu verschaffen, der Volkswirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Langfristig sollte es aber keine unbegrenzte Staatsfinanzierung geben. Bestenfalls wäre ein Modell denkbar, bei dem die Zentralbank unter bestimmten Umständen ihre Finanzierung eigenständig begrenzen darf (beispielsweise bei zu hoher Inflation). Ein begrüßenswerter Aspekt daran ist aber sicherlich, dass Steuerzahler nicht mehr für die Zinsen auf Staatsanleihen aufkommen müssten.

Ein schwieriges Thema..
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

The_Gunslinger » Do 5. Feb 2015, 19:11 hat geschrieben:Habe den Artikel auch heute morgen gelesen und muss den Thesen teilweise widersprechen.

Technisch gesehen ist die Argumentation natürlich nachvollziehbar. Eine Staatsfinanzierung über die Zentralbank wäre für sich genommen ohne Weiteres möglich. Sogar auf Zinsen könnte man dabei verzichten (bestenfalls als Verwaltungsgebühr o.ä.) und damit den Steuerzahler entlasten. Ob eine Staatsfinanzierung ohne Grenzen wünschenswert wäre, steht jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben. Ich möchte ein paar Gegenargumente anführen:

Ein schwieriges Thema..
Eine Zentralbank darf den Staat nicht finanzieren. Weder direkt noch indirekt. Und wenn Menschen dazu nicht in der Lage sind sollte man sie durch Computer ersetzen.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

@Gunslinger:

Als Leser von flassbeck-economics hast du evtl. auch die Beiträge von Günther Grunert gelesen, in denen er sich mit der Inflation befasst.
Die Quantitätsgleichung lautet Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau x Output.
Wenn ich nun die Geldmenge erhöhe, die Realwirtschaft nicht im Bereich der Kapazitätsauslastung fährt, warum sollte die Erhöhung der Geldmenge dann das Preisniveau zu stark erhöhen?
Es kann doch auch einfach der Output gesteigert werden.

Was aber an dem Artikel von Frau Spiecker heute entscheidend war: Das ganze Gequatsche von der Haftung der Steuerzahler für die Ankäufe der EZB ist für die Tonne.
Zuletzt geändert von prime-pippo am Donnerstag 5. Februar 2015, 19:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 19:29 hat geschrieben:@Gunslinger:
Die Quantitätsgleichung lautet Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau x Output.
Wenn ich nun die Geldmenge erhöhe, die Realwirtschaft nicht im Bereich der Kapazitätsauslastung fährt, warum sollte die Erhöhung der Geldmenge dann das Preisniveau zu stark erhöhen?
Wenn Banken Kredite vergeben sinkt ja auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Und damit gibt es halt keine Inflation.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von The_Gunslinger »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 19:29 hat geschrieben:@Gunslinger:

Als Leser von flassbeck-economics hast du evtl. auch die Beiträge von Günther Grunert gelesen, in denen er sich mit der Inflation befasst.
Die Quantitätsgleichung lautet Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau x Output.
Wenn ich nun die Geldmenge erhöhe, die Realwirtschaft nicht im Bereich der Kapazitätsauslastung fährt, warum sollte die Erhöhung der Geldmenge dann das Preisniveau zu stark erhöhen?
Es kann doch auch einfach der Output gesteigert werden.
Wenn sich die Realwirtschaft nicht im Bereich der Kapazitätsauslastung befindet, sehe ich ebenfalls keine Inflationsgefahr. Das ist regelmäßig in einem Abschwung der Fall und wird von Anhängern der Quantitätstheorie (die von einer vereinfachten Quantitätsgleichung ausgehen) natürlich nicht berücksichtigt. Inflationsgefahr gibt es dann, wenn man sich einem Boom befindet und somit wirtschaftliche Voll- oder sogar Überauslastung besteht. Nicht nur wenn vielleicht mehr Geld gedruckt wird, sondern vor allem wenn übermäßig viel Geld ausgegeben wird (was ein Unterschied ist). Diese Gefahr besteht ja gerade wenn der Staat sich beliebig finanzieren kann. In einem Boom sollte der Staat viel mehr seine Ausgaben zurückfahren, um die Wirtschaft nicht zu überhitzen.
prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 19:29 hat geschrieben:Was aber an dem Artikel von Frau Spiecker heute entscheidend war: Das ganze Gequatsche von der Haftung der Steuerzahler für die Ankäufe der EZB ist für die Tonne.
Das ist richtig, eine Haftung der Steuerzahler (außer über eine potentielle Inflation, die aber momentan weit und breit nicht in Sicht ist) gibt es hierbei nicht. Genauso wie auch die ganze Hysterie wegen xy % Staatsschulden Quatsch ist, solange dieser Wert isoliert betrachtet wird.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von unity in diversity »

Wenn man die Geldknappheit zum nicht hinterfragbaren Heiligtum erklärt, entwickelt sich das Geld zur Wertschöpfungsbremse.
Die Geldmenge muß mit einer expandierenden Wirtschaft mitwachsen und gegebenenfalls schrumpfen, wenn sich die Wirtschaftslage verschlechtert.
Dann wäre eine stimulierende Funktion des Geldes vorhanden.
Was zur Zeit weltweit abläuft, Flutung der Finanzwelt mit Geld zum Nulltarif, hilft den Aktienmärkten auf, aber ohne nennenswerte Wirkungen zur Bekämpfung der Deflation.
Eine Finanzierung durch Staatsbanken ist damit schon vorhanden, nur daß nicht die jeweiligen Realwirtschaften der betreffenden Staaten profitieren.
Die Geldwertstabilität gerät erst aus den Fugen, wenn das Geld auf die Realwirtschaft durchschlägt, also zu Verknappungen auf den Gütermärkten führt.
Nachfragesteigerungen und Investitionsbooms zur gleichen Zeit, können die Wirtschaft überhitzen.
In solchen Fällen muß der Zins etwas höher eingestellt werden, als die Inflationsrate.
In diesem Fall muß Geld tatsächlich Geld kosten, um Fehlallokationen zu verhindern.
Sie sollen nicht nach dem Geld schielen, sondern auf die Märkte und ihre Wettbewerber.
Damit wird zwar nichts geplant, aber auch nichts dem Zufall überlassen.
Es regelt sich gewissermaßen von allein.
Wenn das alles dosiert erfolgt, hat die Arbeit einer Zentralbank eine fördernde Funktion.
Geld zum Nulltarif setzt Marktmechanismen außer Kraft, das geht nur mal ganz kurz und zur Anschubfinanzierung nach einer schweren Krise.
Wenn der Start geklappt hat, können die Stützen nach und nach weggenommen werden und es müssen wieder Ordnungsprinzipien her.
Wer sich was borgt, zahlt Risikoprämie=Zins und muß die Rückzahlung erwirtschaften.
Das ist Aufgabe der Geschäftsbanken im Kleinen, Guthaben und Schulden zu verwalten.
Die Zentralbank macht nur Geldmengensteuerung.
Das zuviel in die Märkte gedrückte Geld, relativiert sich durch Zins und Wirtschaftswachstum von allein.
Solange die Wirtschaft expandiert.
Wenn sie schrumpft, wurde etwas ganz Grundlegendes falsch gemacht.
Das wäre aber ein anderes Thema.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo prime-pippo.
prime-pippo hat geschrieben:Ruf mal Draghi an.......er druckt Geld, um Deflation zu bekämpfen.

Ich stimme ja zu, dass das (alleine) nichts bringen muss. Dass sein Lösungsversuch aber diametral der "echten" Lösung entgegenstünde, halte ich für falsch.....
Ich habe anfangs betont, ich sei ein Freund von Symbolpolitik - dazu stehe ich. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß Draghi Geld druckt ... oder drucken läßt - er hat es angekündigt! Ich halte dies in erster Linie für das Symbol - die bloße Ankündigung. Mit Sicherheit weiß er auch um die Risiken. Vielleicht hofft er, daß alleine seine Ankündigung die erhoffte Beruhigung bringt.

Ganz banal gesprochen:
  • wir haben kein Währungsproblem (auch wenn es sich so auswirkt), wir haben auch kein Schuldenproblem einzelner Staaten - wie etwa Griechenland oder Spanien, etc. - wir haben ein Vertrauensproblem ... der Eine traut dem Anderen nicht - er leiht dem Anderen kein Geld, weil er nicht weiß, ob der das auch zurückzahlen kann.

À propos Schulden:
  • Deutschland hat auch Schulden - immense Schulden. Schulden, die in diesem Leben nicht mehr getilgt werden können. ... dies wäre auch nicht sinnvoll. Deutschlands Wirtschaft ist aber stabil, um diese Schulden aushalten zu können.

Und aus diesem Grund halte ich Draghis Ankündigung der massiven Geldvermehrung für ein Symbol - Vertrauen zu schaffen, damit Investitionen getätigt werden. Beruhigung auch, damit die staatlichen Investitionen auch nachhaltig wirken (können), und so Arbeitsplätze und Wachstum generieren.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

half entity » Do 5. Feb 2015, 16:41 hat geschrieben:
Es gibt da einen schönen Spruch: Ein Staat ohne Staatsschulden tut entweder zu wenig für die Zukunft oder er fordert zu viel von seiner Gegenwart.
Dann haben die Japaner und Griechen ja alles richtig gemacht. Dann sieht die Zukunft für Japan ja gut aus.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:05 hat geschrieben:

Einseitiges Zusammenstreichen der Ausgaben führt zu einem Einbruch der Einnahmen.......die Wirtschaft gerät ins Stocken bis zum Zusammenbruch.....
Du hast weiterhin keine Ahnung.

Und ja, mein Thema sollte eigentlich mehr in die Richtung der vermeintlichen "Haftung" für die Ausgaben der Zentralbank gehen........siehe Eingangsbeitrag.
Auch wieder ein Pauschale Behauptung, die keinen Sinn ergibt. Eine Reduzierung von Staatsausgaben läßt den Bürgern mehr Geld in der Tasche, die damit konsumieren und damit die Wirtschaft in Gang halten. Eine florierende Wirtschaft aber bringt Steuereinnahmen. Deine Vorstellungen von Staatswirtschaft haben keinen Hintergrund.
Zuletzt geändert von zollagent am Freitag 6. Februar 2015, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:09 hat geschrieben:

Du denkst also, zuerst produziert jemand ein Auto.....dann sagt die EZB: "Oh, da hat einer ein Auto produziert. Unserer Auffassung nach ist das 30.000€ wert........also drucken wir mal 30.000€". :D :D


Du hast echt weiterhin nicht den Ansatz eines Schimmers, wie das funktioniert.
Ich sehe, welchen "Schimmer" du hast. Eine Zentralbank arbeitet nicht im Nachgang, das überläßt sie "Staatswissenschaftlern" wir Prime-Pippo, sie arbeitet aufgrund statistischer Erhebungen und Prognosen. Das tut sie übrigens jetzt auch. Und sie steuert nach solchen Vorgaben die emittierte Geldmenge. Prime-Pippo, du produzierst eine abenteuerliche Geld- und Finanzthese nach der anderen. Und nicht eine hat einen annähernden Bezug zur Realität. Würde man Leute wie dich die Wirtschaft und die Finanzen steuern lassen, wäre die Hyperinflation von 1922 ein Picknick gegen das, was Ihr anrichten würdet.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:18 hat geschrieben:
Wohlstand für alle kann nie aufgrund "monetärer Mängel" unmöglich sein.........wenn Kapazitäten brach liegen, weil die Finanzmittel nicht zur Verfügung stehen, kann eine Zentralbank selbstverständlich diese Finanzmittel bereitstellen.
Was sollte sie hindern?

Das echte Limit ist die Begrenztheit realwirtschaftlicher Kapazitäten. Aber von Kapazitätsauslastung sind wir weit entfernt. Es sind die Finanzmittel, die fehlen, also die Nachfrage.
Angesichts der Sparkonten, über die die Bürger verfügen, eine mehr als abenteuerliche Aussage.

Zitat:

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Im Oktober 2014 hatten private Haushalte bei deutschen Banken für 527,680 Milliarden Euro Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis 3 Monate.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 18:34 hat geschrieben:
Ist einerlei......investiert wird nur, wenn auch konsumiert wird.....
Auch der Konsum in Deutschland hat Höhen erreicht, wie niemals zuvor.

Was soll das Geschwätz "Wenn nichts mehr konsumiert wird". Es wird konsumiert. Und mehr als jemals zuvor.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

half entity » Do 5. Feb 2015, 18:42 hat geschrieben:
Macht Sinn, deshalb nehmen auch Unternehmen nie Kredite auf. Da müssten sie ja Zinsen zahlen.
Unternehmen agieren anders als ein Staat. Das betont selbst der "Fachmann" Prime-Pippo immer. Unternehmen investieren, um Gewinne zu machen. Deshalb müssen sie sich Fremdmittel leihen, denn aus Eigenmitteln haben sie in der Regel nicht die Summen, die sie brauchen. Aber auch Unternehmen müssen ihre Kredite zurückzahlen. Ein Staat hat nicht das Ziel Gewinne zu machen. Also hat er auch keine künftigen Finanzquellen, aus denen er seine Schulden zurückzahlen könnte. Ich sehe schon, was für eine Koalition von ausgewiesenen "Fachleuten" hier mitspricht.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 19:29 hat geschrieben:@Gunslinger:

Als Leser von flassbeck-economics hast du evtl. auch die Beiträge von Günther Grunert gelesen, in denen er sich mit der Inflation befasst.
Die Quantitätsgleichung lautet Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau x Output.
Wenn ich nun die Geldmenge erhöhe, die Realwirtschaft nicht im Bereich der Kapazitätsauslastung fährt, warum sollte die Erhöhung der Geldmenge dann das Preisniveau zu stark erhöhen?
Es kann doch auch einfach der Output gesteigert werden.

Was aber an dem Artikel von Frau Spiecker heute entscheidend war: Das ganze Gequatsche von der Haftung der Steuerzahler für die Ankäufe der EZB ist für die Tonne.
So? Wer haftet denn dann? Petrus? Luzifer? Für Schulden eines Staates haftet letztlich immer der Steuerzahler. Sei es über Abschreibung uneinbringlicher Kredite oder über Steuern. Und nicht irgendein Wesen im Off. Das schaut allenfalls zu und lacht über den Unfug, der hier verzapft wird.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

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zollagent » Fr 6. Feb 2015, 09:07 hat geschrieben: Angesichts der Sparkonten, über die die Bürger verfügen, eine mehr als abenteuerliche Aussage.

Zitat:

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Im Oktober 2014 hatten private Haushalte bei deutschen Banken für 527,680 Milliarden Euro Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis 3 Monate.
Lt. Prime-pippo sind diese Einlagen doch irrelevant. Die Banken bunkern das Geld und und holen sich die Mittel für ihre Kredite bei der EZB. Vermutlich ist deshalb das Geld knapp. Oder so.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Wähler »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 17:46 hat geschrieben: In diesem Strang sollte es übrigens eher darum gehen, ob die EZB pleite gehen könnte, bzw. irgendjemand dafür "haftet". Natürlich ist dies nicht der Fall....
Die Zentralbank kann formal zwar negatives Eigenkapital ausweisen, aber das hat doch Konsequenzen für den Wert der Währung nach innen und außen. Bei vielen Währungskrisen seit den 70iger Jahren wurden doch die Währungsreserven von Notenbanken zeitweise bis auf Null reduziert. Schließlich würde der Kurs der Heimwährung in den Keller rauschen und die zu importierenden Produkte würden viel zu teuer.
Zuletzt geändert von Wähler am Samstag 7. Februar 2015, 07:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

zollagent » Fr 6. Feb 2015, 10:38 hat geschrieben: So? Wer haftet denn dann? Petrus? Luzifer? Für Schulden eines Staates haftet letztlich immer der Steuerzahler. Sei es über Abschreibung uneinbringlicher Kredite oder über Steuern. Und nicht irgendein Wesen im Off. Das schaut allenfalls zu und lacht über den Unfug, der hier verzapft wird.

Wie stellst du dir diese "Haftung" denn vor? ;)

Was soll konkret passieren? Die Zentralbank macht einen buchhalterischen Verlust......und dann?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Postnix » Fr 6. Feb 2015, 10:40 hat geschrieben: Lt. Prime-pippo sind diese Einlagen doch irrelevant. Die Banken bunkern das Geld und und holen sich die Mittel für ihre Kredite bei der EZB. Vermutlich ist deshalb das Geld knapp. Oder so.
Investitionsschwäche ist nicht meine Diagnose, sondern allgemeiner Tenor. Das ist ja Grundlage der gesamten EZB-Maßnahmen.....

Mal davon ab, dass dein Satz komplett sinnlos ist. Welches Geld bunkern die Banken?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

zollagent » Fr 6. Feb 2015, 10:03 hat geschrieben: Ich sehe, welchen "Schimmer" du hast. Eine Zentralbank arbeitet nicht im Nachgang, [...] sie arbeitet aufgrund statistischer Erhebungen und Prognosen. Das tut sie übrigens jetzt auch. Und sie steuert nach solchen Vorgaben die emittierte Geldmenge.
Ja....endlich mal ein Beitrag von dir, dem man nicht widersprechen muss. Ist natürlich auch sehr allgemein gehalten.

Du äußertest die ja oft in der Form, dass erst jemand arbeiten würde, dann käme das Geld (quasi von alleine, denn wie es emittiert wirst, sparst du ja immer sorgsam aus).
Zuletzt geändert von prime-pippo am Freitag 6. Februar 2015, 18:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Wähler » Fr 6. Feb 2015, 18:47 hat geschrieben: Die Zentralbank kann formal zwar negatives Eigenkapital ausweisen, aber das hat doch Konsequenzen für den Wert der Währung nach innen und außen. Bei vielen Währungskrisen seit den 70iger Jahren wurden doch die Währungsreserven von Notenbanken zeitweise bis auf Null reduziert. Schließlich würde doch der Kurs der Heimwährung in den Keller rauschen und die zu importierenden Produkte würden viel zu teuer.
Für die Handlungsfähigkeit einer Zentralbank ist kein Eigenkapital notwendig. Wenn politische Stabilität gewährleistet ist, ist es völlig egal, was die Zentralbank da in ihrer Bilanz stehen hat.....

http://www.snb.ch/de/mmr/speeches/id/ref_20110928_tjn
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 18:11 hat geschrieben:

Wie stellst du dir diese "Haftung" denn vor? ;)

Was soll konkret passieren? Die Zentralbank macht einen buchhalterischen Verlust......und dann?
Dann geht halt der Staat pleite.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Adam Smith » Fr 6. Feb 2015, 19:43 hat geschrieben:
Dann geht halt der Staat pleite.
Um den Fall einer Staatspleite ging es doch......wenn ein Land pleite geht, die EZB die Anleihen dieses Landes hält, dann "haften" wir angeblich dafür.
Wie soll das konkret aussehen?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 18:46 hat geschrieben:
Um den Fall einer Staatspleite ging es doch......wenn ein Land pleite geht, die EZB die Anleihen dieses Landes hält, dann "haften" wir angeblich dafür.
Wie soll das konkret aussehen?
Der Steuerzahler muss halt haften. Kanne er es nicht mehr geht das Land pleite.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

Adam Smith » Fr 6. Feb 2015, 19:57 hat geschrieben:
Der Steuerzahler muss halt haften. Kanne er es nicht mehr geht das Land pleite.
Angeblich "haften" wir für die von der EZB angekauften Anleihen.....das ist Quatsch. Die EZB ist nicht darauf angewiesen, von irgendwelchen Steuerzahlern Geld zu bekommen. Sie kann auch nicht insolvent werden oder sowas......
Sollte ein Staat sich nicht mehr finanzieren können, kann die Finanzierung die EZB übernehmen.....
Zuletzt geändert von prime-pippo am Freitag 6. Februar 2015, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 19:00 hat geschrieben:
Angeblich "haften" wir für die von der EZB angekauften Anleihen.....das ist Quatsch. Die EZB ist nicht darauf angewiesen, von irgendwelchen Steuerzahlern Geld zu bekommen. Sie kann auch nicht insolvent werden oder sowas......
Sollte ein Staat sich nicht mehr finanzieren können, kann die Finanzierung die EZB übernehmen.....
Schon. Dann gibt es halt Hyperinflation.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Samstag 7. Februar 2015, 08:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Postnix »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 19:00 hat geschrieben:
Angeblich "haften" wir für die von der EZB angekauften Anleihen.....das ist Quatsch. Die EZB ist nicht darauf angewiesen, von irgendwelchen Steuerzahlern Geld zu bekommen. Sie kann auch nicht insolvent werden oder sowas......
Sollte ein Staat sich nicht mehr finanzieren können, kann die Finanzierung die EZB übernehmen.....
Schwachsinn.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von odiug »

prime-pippo » Do 5. Feb 2015, 15:14 hat geschrieben:
Wenn scheitern solche Systeme politisch.........aber sicher nicht deshalb, weil sich der Staat nicht mehr bei Privaten verschulden muss.
Einen Staatshaushalt ueber die Notenpresse zu finanzieren ist doch eine politische Entscheidung.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von prime-pippo »

odiug » Fr 6. Feb 2015, 20:26 hat geschrieben: Einen Staatshaushalt ueber die Notenpresse zu finanzieren ist doch eine politische Entscheidung.
Zweifellos.....ich meine damit, dass ein politisch stabiles System selbstverständlich direkt über die EZB finanziert werden kann.

Mir geht es wie Martin Wolf, dessen Artikel ich verlinkt habe:
"I fail to see any moral force to the idea that fiat money should only promote private spending. Almost everybody agrees that monetary financing of governments is lethal. These beliefs are all false."
http://www.ft.com/intl/cms/s/0/9bcf0eea ... z3QzV4qPxe
Zuletzt geändert von prime-pippo am Freitag 6. Februar 2015, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 19:33 hat geschrieben:
Zweifellos.....ich meine damit, dass ein politisch stabiles System selbstverständlich direkt über die EZB finanziert werden kann.

Mir geht es wie Martin Wolf, dessen Artikel ich verlinkt habe:
"I fail to see any moral force to the idea that fiat money should only promote private spending. Almost everybody agrees that monetary financing of governments is lethal. These beliefs are all false."
http://www.ft.com/intl/cms/s/0/9bcf0eea ... z3QzV4qPxe
Das versucht ja gerade Japan. Und wenn es nicht klappt was sind dann die ausreden?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von happySchland »

prime-pippo hat geschrieben: Die EZB ist QUELLE des Geldes. Sie ist in keinem Fall darauf angewiesen, durch Steuerzahler finanziert zu werden. Sie kann ebenfalls nicht pleite gehen, so lange politische Stabilität gewährleistet ist. Sie ist außerdem nicht an buchhalterische Größen wie das Eigenkapital gebunden. Die EZB ist kein privates Unternehmen, dieser ganze Quatsch gilt für sie nicht!
Grundsätzlich stimme ich dem zu.
Jetzt haben Sie lauter Befürworter verlinkt und auch Quellen die den Mechanismus erläutern.

Gibt es wissenschaftliche Gegenstimmen?
Bitte keine Wörter in den Mund legen und beim Thema bleiben.
Vielen Dank!
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von jorikke »

happySchland » Fr 6. Feb 2015, 20:36 hat geschrieben: Grundsätzlich stimme ich dem zu.
Jetzt haben Sie lauter Befürworter verlinkt und auch Quellen die den Mechanismus erläutern.

Gibt es wissenschaftliche Gegenstimmen?
Hier?
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von half entity »

Adam Smith » Fr 6. Feb 2015, 18:57 hat geschrieben:
Der Steuerzahler muss halt haften. Kanne er es nicht mehr geht das Land pleite.
Sicherlich nicht. Um sich das zu verdeutlichen, reicht ein Blick in eine vereinfachte Notenbankbilanz. Dort stehen auf der rechten Seite als Verbindlichkeiten die Guthaben von Kreditinstituten und der Bargeldumlauf. Jeder, der einen 50€-Schein in den Händen hält, besitzt also formal gesehen eine Forderung über genau diesen Betrag an die Zentralbank, in unserem Fall an das Eurosystem. Diese Forderung bei der Zentralbank eintreiben zu wollen macht natürlich keinen großen Sinn. Denn die händigt dem Besitzer dafür nur einen anderen 50€-Schein aus. Dieses einfache Beispiel zeigt aber den Kern der Sache: Forderungen an die Zentralbank sind schlussendlich eben auch nichts anderes als Geld. Geld, das der Zentralbank per definition nicht ausgehen kann, da sie allein über das Geldschöpfungsmonopol verfügt. Deshalb kann eine Zentralbank auch problemlos weiterarbeiten, wenn sie ein negatives Eigenkapital aufweist. Gerettet werden muss sie jedenfalls nicht. Von einer Haftung könnte man höchstens im Sinne der entgangenen Zentralbankgewinne sprechen, die an den Staat weitergeleitet werden. Außerdem könnte natürlich ein gewisser Glaubwürdigkeitsverlust eintreten.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 18:24 hat geschrieben:
Ja....endlich mal ein Beitrag von dir, dem man nicht widersprechen muss. Ist natürlich auch sehr allgemein gehalten.

Du äußertest die ja oft in der Form, dass erst jemand arbeiten würde, dann käme das Geld (quasi von alleine, denn wie es emittiert wirst, sparst du ja immer sorgsam aus).
Hör auf mit deinen Verdrehungen und Falschinterpretationen. Mal für dich: Geld mit Wert kann nur emittiert werden, wenn dem eine Wirtschaftsleistung gegenüber steht. Auf Prime-Pippoisch heißt das "wenn jemand arbeitet". Wird ohne diese Wirtschaftsleistung Geld emittiert, wie du es von Seiten der Zentralbank gerne hättest, werden wertlose Gutscheine ausgegeben. Das wäre dann die Prime-Pippo-Währung.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 18:13 hat geschrieben:
Investitionsschwäche ist nicht meine Diagnose, sondern allgemeiner Tenor. Das ist ja Grundlage der gesamten EZB-Maßnahmen.....

Mal davon ab, dass dein Satz komplett sinnlos ist. Welches Geld bunkern die Banken?
Das müßtest gerade du doch am Besten wissen. Du warst es doch, der behauptet hat, das ein Sparanlagen einbezahlte Kundengeld würde von der Bank nicht wieder im Rahmen ihres Kreditgeschäfts ausgegeben. Ergo muß es ja irgendwo bleiben. Und da hat Postnix exakt nach deiner Logik geschlossen, daß sie es bunkern müssen, weil sie ja sonst, glaubt man dir, jeden Cent von der Zentralbank leihen müssen. Und jetzt darfst du dich weiter dummstellen und behaupten: Habe ich nie gesagt. Doch, du hast es gesagt und zwar genau so.
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Re: Staatsfinanzierung? Na und?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Fr 6. Feb 2015, 18:37 hat geschrieben:
Für die Handlungsfähigkeit einer Zentralbank ist kein Eigenkapital notwendig. Wenn politische Stabilität gewährleistet ist, ist es völlig egal, was die Zentralbank da in ihrer Bilanz stehen hat.....

http://www.snb.ch/de/mmr/speeches/id/ref_20110928_tjn
Wie bitte soll politische Stabilität herrschen, wenn die Sicherheit der Währung nicht gewährleistet ist? Das solltest du mal deutlich machen.
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