Realist2014 » Mo 16. Jun 2014, 06:18 hat geschrieben:
Sinnvoll wäre es, wenn du endlich kapieren würdest- das Löhne nur von VORHER gestiegenen Renditen auf den Produktionsfaktor Kapital gezahlt werden können...
so wie die letzten 10 Jahre.
Da die Rendite auf das Eigenkapital in den Unternehmen sogar gesunken ist- war die Reallohnentwicklung absolut o.k.
Das ist ein Scheinargument. Die Eigenkapitalrendite ist nicht das entscheidende Kriterium, sondern die Entwicklung der Gewinn- und Vermögenseinkommen, an der haargenau erkennen kannst, wie stark Lohneinkommensbezieher und wie stark Kapitaleinkommensbezieher in den letzten Jahren am wirtschaftlichen Aufschwung partizipiert haben.
Das kann man hier nachlesen:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_ ... abIII2.pdf
1995 lag die Gewinnquote bei 28,9 %, 2006 bei 36,1 % und 2011 bei 33,1 % - die Lohnquote ist entsprechend niedriger ausgefallen. Die 30 %-Marke wurde seit dem Jahr 2004 jedes Jahr überschritten.
Und das
obwohl das Arbeitsvolumen sich fast nicht geändert hat
und die Produktivität der Arbeitskräfte deutlich zugelegt hat.
Ich finde diese Entwicklung nicht überraschend, denn in den 2000er Jahren hat man Kapitalsteuern gesenkt, die Arbeitsmärkte liberalisiert und die Gewerkschaften waren sehr zurückhaltend in ihren Lohnforderungen.
Und unter diesen Bedingungen ist nun trotzdem die Eigenkapitalrendite gesunken (was allerdings nichts über Fremdkapitalrendite oder die Entwicklung von Vermögenswerten aussagt) und auch die Investitionsquote wurde niedriger. Das sagt für mich vor allem eins aus: Die Zunahme der Kapitaleinkommen hat das Investitionsklima in Deutschland nicht verbessert. Stattdessen wurden lediglich die Kapitaleinkommen auf Kosten der Lohneinkommen
entlastet. Mit anderen Worten, die Gewinnmargen wurden größer, aber nicht weil es in Deutschland mehr zu gewinnen gab, sondern weil vom Gewinn mehr übrig blieb.
Und dieses Investitionsklima im Inland wird sich erst dann verbessern, wenn die Nachfrage im Inland wieder steigt und das erreicht man vor allem mit steigenden Lohneinkommen.
Wenn diese nicht kommen, werden die Ersparnisse eben weiterhin im Ausland investiert. So wie sie schon früher in die Südländer der Eurozone geflossen sind, um deren Schulden zu finanzieren.
Nachtrag: die Investitionsquote in Deutschland und Europa (Anteil der Investitionen am BIP):
http://wko.at/statistik/eu/europa-inves ... quoten.pdf