Mind-X » Do 10. Okt 2013, 02:29 hat geschrieben:Der Verweis auf Gott löst die Abhängigkeit vom Menschengebot. Sie sind, wenn Sie den zweiten Teil - also die Nächstenliebe - allein nehmen, immer noch Ihrer eigenen Weisheit und dem Urteil der Menschen unterworfen. Durch den Zusammenhang mit dem ersten Teil, der Liebe zu Gott lösen Sie sich vom Urteil des Menschen und der eigenen begrenzten Weisheit. Das ist der philosophische Kern dahinter.
Richtig. Und das ist mir genug! Denn ich als Mensch unter Menschen maße mir nicht etwa an, übermenschlich-überirdisches anzustreben oder gar erreichen zu können.
Ich lebe unter meines gleichen, das ist greifbar, das ist die Realität tagtäglich, welche ich wahrzunehmen in der Lage bin. Ich muss mich nicht an transzendentalen oder religiösen Idealen orientieren oder gar klammern, um Nächstenliebe zu üben. Ich praktiziere, was ich selbst finde.
Ein solcher 100%-Ansatz ist völlig irreal und naiv, ob mit oder ohne Existenz von Religion. Das wissen Sie so gut wie ich. Darüber also müssen wir sicher nicht debattieren.
Mind-X » Do 10. Okt 2013, 02:29 hat geschrieben: Das heißt allerdings nicht, dass man mit menschlicher Weisheit nichts anfangen soll. Es zeigt nur die Begrenzung auf, dass der Mensch eben nicht alles kann und in seinen Limits beschränkt ist.
Ja, der Mensch ist „beschränkt“ auf seine natürlichen Grenzen. Und er wird es immer bleiben. Gäbe es einen Gott welchen Namens auch immer, so hätte es das auch so gewollt und den Menschen danach geschaffen..wenn man diese religiösen Vorstellungen zugrunde legte. Doch dann hätte dieser auch weniger beabsichtigt, dass sich das ändern solle?
Wie dem auch sei, ich orientiere mich nicht an solchen transzendentalen Spekulationen, wenn ich einem Mitmenschen gegenüber zu entscheiden habe, ob und in welcher Ausprägung und Tiefe ich ihm zugewandt sein möchte.
Mind-X » Do 10. Okt 2013, 02:29 hat geschrieben: Der Satz, dass die Liebe Gottes alle Vernunft übersteigt, heißt dabei nicht, dass die Vernunft außen vor gelassen werden soll, sondern es noch etwas höheres gibt als die menschliche Vernunft.
Dass selbst die Natur unseres Planeten, unser Sonnensystem und das alles umgebende unendliche Universum die menschliche „Vernunft“ inhaltlich gar atemberaubend übersteigen, gereicht mir als erkannt und wahrgenommen zu ahnen (in der Nähe von „wissen“). Um fühlen zu können auch, welch ein marginales Staubkorn ich selbst sein muss, benötige ich keine weitere Orientierung in Richtung Höherer Geistesinstanz. Ich kann freilich irren, doch die Zweifel sind mir zu groß.
Mind-X » Do 10. Okt 2013, 02:29 hat geschrieben: Der Glaube an Gott hängt nicht in der Antike oder dem Mittelalter, sondern ist durch alle Zeiten real. Ihre Argumentation dahingehend erinnert an die Aussagen durch die Zeiten hinweg, da es immer Menschen gab, die den Glauben als "Antik" (im Sinne von das war 'früher' mal so, aber 'heute' nicht) bezeichneten.
Aber diese Ansicht… „das war 'früher' mal so, aber 'heute' nicht“ ist doch nicht grundsätzlich falsch, nicht wahr? Das ist Ansichtssache, mehr nicht.