nichtkorrekt » Mo 12. Aug 2013, 21:49 hat geschrieben:
Ich habe das Gefühl, dass das eigentliche Übel ist, dass die Privatisierung der Bahn nichts Halbes und nichts Ganzes war. Bei Post/Telekommunikation hat die Privatisierung ja gut funktioniert.
Wie kommst Du denn darauf?
Ich sehe das auch in diesen Privatisierungsbereichen nicht. Nehmen wir das Beispiel Post.
Dort wurde seit der Privatisierung gesamtwirtschaftlich immer noch kein Cent Gewinn gemacht. Das wissen die wenigsten.
Der ehemalige Monopolist veröffentlichte einst jahrlang 3-4 Mrd Euro Jahresgewinn, mit Unterstützung und dem Augenzudrücken der Politik, um deren Privatisierungsentscheidung vor einer schon immer sehr einfältigen Öffentlichkeit schönzurechnen.
Dass sich das ganze schließlich als eine Aneinanderreihung billiger Buchhaltungstricks erwies, überrascht einen denkenden Menschen keineswegs.
Und nun laviert man sich mit neuen Buchhaltungstricks seit ein paar Jahren auf ein formales und natürlich ebenso zusammengemauscheltes Ebit von 1 Mr Euro hin, eine Mauschelei, die natürlich irgendwann auch auffliegen wird.
Demgegenüber stehen dann Millarden Euro jährlicher Kosten aufgrund mehr oder weniger zwangsweiser Zurruhesetzungen arbeitsfähigen Personals und indirekter Kosten durch erhöhte Arbeitslosigkeit.
Es wurde, wie in den meisten anderen Privatisierungsbereichen auch, bisher eigentlich nur das staatliche Tafelsilber zu Schleuderpreisen verscherbelt.
Außerdem wurden, wie in den meisten anderen Privatisierungsbereichen, nicht kosten deckende Rabatte für Großkunden eingeführt und vom Steuerzahler und dem normalen Privatkunden quersubventioniert.
Hinzukommt, dass es so viel staatliche Regulierung, wie es sie seit der Privatisierungsentscheidung in diesen Bereichen gibt, auch im Telekommunikationsbereich, zu Zeiten der Deutschen Bundespost nie gegeben hat, was eigentlich ein Widerspruch zur These des freien Marktes ist, aber in Wirklichkeit ging es bei der Privatisierungsentscheidung auch nie um Marktwirtschaft.
Wir können ja einmal eine Wette darauf abschließen, wann diese staatlichen Regulierungsbehörden einst ihre Dienste einstellen und schließen werden. Ich gehe einmal mit dem Jahr 5000 ins Rennen, falls die gesamtwirtschaftlich strohdumme Privatisierungsentscheidung nicht zurück genommen wird. Aber bis dahin wäre das Kartenhaus eh zusammen gebrochen, das sich die Politik hier zurecht gemauschelt hat.
Wenn man einmal die traditionellen Bereiche wie Gesundheitswesen und Bauwirtschaft außen vor lässt, dann gibt es heute neben den ehemaligen Segmenten der Deutschen Bundespost keinen Bereich, in dem es so von Korruption, Bestechung, Buchhaltungstricks und diversen anderen Betrügereien wimmelt.