Solange, bis DU zur Kenntnis genommen hast, dass so etwas in dem Instrumentarium der Familienförderung fehl am Platz ist, weil es - wie du selbst schreibst, keine Kinderförderung ist.

Aus diesem" Baukasten" stammt das nämlich und wird auch immer noch so "verkauft" (siehe Studie, in der das nicht umsonst enthalten ist)
Armstrong » Fr 8. Feb 2013, 21:52 hat geschrieben:Das Ehegattensplitting ist KEINE explizite Kinderförderung, sondern ein Instrument zur STEUERGERECHTIGKEIT für Ehepaare, weil durch das Ehegattensplitting die Progression aufgefangen wird.
Richtig. Nur erhebt sich die Frage, ob das zu vielen anderen Gesetzen passt, z.B. zum neuen Ehescheidungsrecht, nachdem eine jeder nach Beendigung einer Ehe wieder für sich selbst verantwortlich ist. Einmal Arztfrau - immer Arztfrau, auch nach der Scheidung, wird von euch ja vehement bekämpft. Richtig, aber solche alten Steuergesetze fördern das, weil sich ja Berufstätigkeit der Frau nicht "lohnt". Es kann aber keiner nach jahrelanger Auszeit wieder da anknüpfen, wo er aufgehört hat, geschweige denn, diese Zeiten aufholen. Auch Altersarmut von Frauen kommt dabei heraus, wenn nämlich der Ehemann als erster stirbt und die Frau mit maximal 60% Witwenrente auskommen muss. Aber selbst wenn man das sehenden Auges in Kauf nimmt (die Frau die Gefahr des Abgleitens in Armut, der Mann die Gefahr längerer Unterhaltszahlungen), dann bleibt immer noch dein Beispiel:
Armstrong » Fr 8. Feb 2013, 21:52 hat geschrieben:
Nehmen wir eine Familie mit 2 Kindern. Der Mann ist Alleinverdiener mit 2500€ Brutto im Monat.
Nun streichen wir denen alle Dinge, die angeblich "kontraproduktiv" sind:
Kindergeld (2 x 184€)
Betreuungsgeld (1 x 150€)
Und der Mann landet nun wie ein Single in Steuerklasse 1 statt 3 (254€ weniger Netto vom Brutto)
Sobald diese Durchschnittsfamilie auf den Trauschein verzichtet hat, gibts schon mal keinen Steuervorteil, auch mein Mutter sich zu Hause um die Kinder kümmert. Sind diese Kinder weniger wert? Leben sie nicht in einer Familie? Ist diese Lebensform so "unmoralisch", dass Strafe halt sein muss?
Verdient der Mann nun nicht mehr 2.500 Euro im Monat, sondern weniger und sie arbeitet auch, dann nützt der ganze Trauschein nichts, dann schmilzt der Steuervorteil dahin. Übrigens hat ein Arzt mit einem Jahreseinkommen von über 100.000 Euro (also monatlich über 8.000 Euro) und nicht verdienender Ehefraueinen Steuervorteil von knapp 8.000 Euro anstatt der von dir errechneten rund 3.000 Euro für die Normalverdienerfamilie. Gerecht? Gut angelegtes Geld für bedürftige Familien?
Armstrong » Fr 8. Feb 2013, 21:52 hat geschrieben:
So und nun erklär mir das bitte, inwiefern es familienfreundlich und kinderfreundlich ist, Familien viel Geld wegzunehmen.
Nimmt man dieser Familie "Geld weg" und ändert die Regeln und führt statt des Ehegatten-Nichts-beschäftigtigten-Bonuses einen Grundfreibetrag für jede Person einer Bedarfsgemeinschaft (egal ob verheiratet oder nicht, egal ob erwachsen oder nicht) ein, dann werden sich Normalverdienerfamilien kaum schlechter stehen. Rund 200 Euro mehr für die Familie sind da bestimmt drin, allerdings kaum die knapp 700 monatlich des der Arztes.
Das Wichtigste ist aber, dass endlich Geld dahin fließen könnte, wo es
allen Kindern zugute kommt: in vernünftige, kindgerechte Kitas und Ganztagsschulen. Eltern hätten dann auch eine echte Wahlmöglichkeit wie sie leben wollen. Wenn Papa lieber die Hausafrau zuhause hat - bitte. Junge Familien, die anders leben wollen - und das sind immer mehr - könnten sich aber anders entscheiden. Das ist heute leider sehr oft nicht der Fall bei zuwenigen und schlechten Kitas, bei schlechten Schulen mit zu früher Auslese und selbstverständlicher "Nachhilfepflicht" der Eltern.