Thomas I » Fr 25. Jan 2013, 03:02 hat geschrieben:
Im Gegensatz zu dir verstehe ich Texte. Ich hatte übrigends Mathe-Leistungskurs und habe als Abiturnote 12 Punkte erreicht. Ergo scheint das mit den Textaufgaben bei mir doch irgendwie funktioniert zu haben.
Es ging bei dem Datenabgleich auch nur um das Verschweigen anrechnungspflichtigen Einkommens. Andere Fälle des Mißbrauches - und dass solche Vorkommen wirst wohl auch du nicht bestreiten - wie z.B. Lebensverhältnisse (Stichwort: Bedarfsgemeinschaft) oder nicht entdeckte Schwarzarbeit (deren wertmäßigen Umfang pro Jahr von Experten auf 350 Milliarden EUR geschätzt wird) oder verschwiegene Vermögen etc. pp. sind da also garnicht mit erfasst.
Auch konnten am Datenabgleich nur die auch teilnehmenden Sozialhilfeträger abgeglichen werden und das sind leider auch in 2010 längst noch nicht alle.
Im übrigen: Wenn man seriöse Quellen und Experten vergleicht dann kommt als Mittelwert für eine Mißbrauchsquote durchaus 5% heraus.
Eine empirische Untersuchung im Landkreis Ravensburg in 1998 erbrachte eine Mißbrauchsquote von je nach Gruppe und Status der Leistungsbezieher zwischen 3,1% und 5,2%.
Und ich vermute wohl zu Recht, dass das biedere Ravensburg kein nationaler Hotspot bei Sozialleistungsmißbrauch ist...
Du hast Dir aus der Doktorarbeit von Hirschboeck die höchste Zahl rausgesucht. In Berlin und Hamburg sind es beispielsweise 2,02% und 2,4%.
Zudem schreiben wir das Jahr 2013. Die Grundsicherungsstellen bezahlen keine Möbel mehr, so daß ein etwaiger Mißbrauch in dieser Hinsicht heutzutage auszuschließen ist. Ebenso mit der Gesundheitskarte soll ein Mißbrauch eingeschränkt werden. (Ich habe übrigens der Passbildabgabe widersprochen.)
Seriöse Zahlen zu kriegen ist laut der Dissertation ein Riesenproblem. Der Datenabgleich wurde als einzige seriöse Erfassung gennant, alle anderen Angaben sind höchst spekulativ.
Die Doktorarbeit kritisiert auch, daß die Berichterstattung über den Mißbrauch unspezifisch ist und eher dem politischen Diskurs und der Stimmungsmache dient, als zu informieren.
Übrigens nahm laut der Arbeit nur jeder zweite Hilfsberechtigte sein Recht auf soziale Leistungen in Anspruch, die anderen verzichteten auf Sozialhilfe. Versuch das mal auf heute zu übertragen. Neben den sieben Mio. (?) ALG2-Empfänger gäbe es noch weitere sieben Mio., die Hartz-IV beantragen könnten, wenn sie das täten, wären das dann 14 Mio. H4-Empfänger.
PS:Mein Mathe-LK war anspruchsvoller.