Die Bundesrepublik hat jüngst wieder den Titel "Exportweltmeister" erlangt und konnte so unerwartet China übertrumpfen, nachdem das Land vor Jahren bei den Exportvolumina an Deutschland vorbei gezogen war.
Die Kombination aus Niedriglohnsektor und High-Tech hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf drei Millionen oder rund 6 % drücken können. Für Deutschland ein sehr guter Wert, lag die Arbeitslosenquote vor 7 Jahren noch doppelt so hoch, nämlich bei 12 %.
Während die Schuld in den USA und in Europa gerne bei China gesucht wird, liegen die Ursachen tendenziell an anderer Stelle. Dazu ein aktueller Artikel aus der FTD.
Gerade große Fabriken lassen sich heute mit wenig Personal betreiben. Die Anteilseigner streichen auf diese Weise hohe Gewinne ein. Was bleibt sind niedere Tätigkeiten, die schlecht entlohnt werden und von Maschinen (noch) nicht durchgeführt werden können bzw. sich bisher der Rationalisierung entziehen.Supermacht ohne Jobs
In einer Branche herrscht gerade Hochkonjunktur: Untergangsliteratur. Aus dem konservativ-rechten Lager schreibt etwa Patrick Buchanan über den Selbstmord einer Supermacht.
Thomas Friedman und Michael Mandelbaum lassen sich darüber aus, was mit Amerika falsch gelaufen ist. Thomas Mann und Norman Ornstein stellen in ihrem jüngsten Werk fest, dass es noch viel schlechter steht, als es aussieht. Die USA haben den Status einer großen Industrienation verloren, ist immer wieder zu hören und zu lesen.
Doch das stimmt so nicht. Das Problem liegt an anderer Stelle. Denn neben China bleibt Amerika die zweitgrößte Werkbank der Welt. Und im Agrarsektor belegen die Vereinigten Staaten Position drei. Doch hier arbeiten nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Im verarbeitenden Gewerbe sieht die Entwicklung ähnlich aus. Es wird viel produziert. Es gibt auch Bestrebungen, mehr Fertigung aus Asien zurückzuholen. Doch durch die Automatisierung werden immer weniger Arbeitsplätze gebraucht.
Das gilt auch für Europa. Der holländische Elektronikkonzern Philips hat in dieser Woche erneut Massenentlassungen angekündigt. Maschinen können immer komplexere Aufgaben ohne menschliche Hilfe übernehmen. Es werden vor allem immer weniger Arbeiter mit geringer Qualifikation benötigt. Eine bessere Ausbildung können sich diese Menschen häufig nicht leisten. Sie müssen hart arbeiten, um ihr täglich Brot zu sichern. Viel Zeit für Weiterbildung bleibt da oft nicht.
Dieser Trend ist auch ein Grund dafür, dass die Schere zwischen der oberen und unteren Einkommensschicht in den USA immer weiter auseinanderklafft. Über die Hälfte des Einkommenszuwachses seit 1993 ist bei den ein Prozent Spitzenverdienern kleben geblieben.
Auch China wird sich der Realität zunehmender Automatisierung in Zukunft stärker ausgesetzt sehen. Natürlich läuft auch heute schon viel über Maschinen. Aber im Vergleich zu westlichen Industrieländern setzt die Volksrepublik immer noch stärker auf ihre billigen Arbeitskräfte. Die Frage ist: Was passiert mit den rund 1300 Millionen Menschen, wenn die Automatisierung in China weiter voranschreitet? Peking dürfte bereits genau beobachten, wie Washington versucht, dieses Problem zu lösen.
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:der ... 90294.html
Die Folge ist das ein Teil der Bevölkerung immer reicher wird, während der andere Teil auf der Strecke bleibt. Selbst in Deutschland hält dieser Trend an und hat sich sogar verschärft.
Dank fortschreitender Technologie muss zwar niemand mehr hungern, aber die relative Armut wächst.
Die Armut wächst rasant
Mehr als elf Millionen Menschen in Deutschland leben bereits unter oder dicht an der Armutgrenze. Vor allem Jüngere sind betroffen, Familien - und die schlecht bezahlte Generation Praktikant.
Die Armut ist mitten in Deutschland: Jeder siebte Bürger hierzulande lebte 2008 an der Grenze zur Armut oder war arm. Das waren 11,5 Millionen Menschen und damit rund ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren, ergab eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Auch Haushalte, die immerhin noch 70 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beziehen, gelten heute bereits als armutsgefährdet. Echte Armut wird mit einem Nettoeinkommen von 40 bis 50 Prozent des Durchschnitts definiert. Wenn in Deutschland von der sogenannten Armutsgrenze gesprochen wird, sind Einkommen zwischen 60 und 70 Prozent des Durchschnitts gemeint. Heute leben rund 15 Prozent der Bevölkerung an der Grenze zur Armut. Dieser Wert ist in den letzten Jahren leicht gestiegen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/d ... nt-1.66494