Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

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ThorsHamar
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

prime-pippo » Fr 20. Jul 2012, 12:48 hat geschrieben:
Sehr schön auf den Punkt gebracht !! :thumbup:

Ich frage mich dazu auch oft, ob es die Produzenten überhaupt schert, wie die Verbraucher-Interessen sind. Angeblich sollen diese ja gleich erkannt werden und ein Marktteilnehmer diese Lücke besetzen.
Verbraucherinteresse kann, wie auch Desinteresse oder gar Abneigung, :cool: mit Hilfe von Fachleuten generiert werden....
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von theophil »

ThorsHamar » Fr 20. Jul 2012, 10:31 hat geschrieben: Das klingt eigentlich ganz vernünftig, aber es gibt in Deinem Text imho zwei gravierend, grundlegend falsche Prämissen:
1. Wachstum als eine Basisdefinition des Kapitalismus bedeutet in der Endkonsequenz immer nur Eines: MEHR Gewinn erwirtschaften!
Qualitatives Wachstum, wie Du es beschrieben hast, also anders gesagt "Technologieverbesserung" ist eine rein technische Komponente und hat mit dem notwendigen Wachstum im Kapitalismus nur in sofern zu tun, als bessere Technologien dazu dienen KÖNNEN ( eben nicht müssen), Gewinn zu vergrössern.
Manche Technologien verhindern z.B. maximale Gewinne und werden deshalb mit gewaltigem ideologischem Aufwand von Lobbyisten verhindert.
Mehr Gewinn bedeutet nicht "prozentual mehr Gewinn" sondern es bedeudet 10 % Gewinn bei Preis X ist eben mehr als 10 % Gewinn bei Preis Y, wenn X > Y. Soweit so einfach. Wenn ich durch technologische Verbesserung etwas produziere, dass besser ist, kann ich einen höheren Preis verlangen und mache mehr Gewinn.

Du hast natürlich Recht, dass einzelne Gruppen bestimmte technologische Fortschritte verhindern wollen, weil sie ihr eigenes Geschäft gefährden. Dieses Problem löst die Marktwirtschaft ganz gut, so lange es genügend Akteure gibt, die in der Lage sind, mit neuer Technologie selbst ein Geschäft zu machen.
Erzielter Gewinn muss aber immer von jemand Anderem bezahlt werden!!!!! IMMER!
Das stimmt, aber es zwingt Dich meistens niemand, eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Vielleicht hast Du das entsprechende VWL 101 Kapitel auch gelesen: In einem (theoretischen) System perfekten Wettbewerbs sind die ökonomischen Gewinne gleich Null. Erzielt eine Firma mit einem Produkt viel Gewinn, ist der Anreiz für andere Firmen hoch, auch in den Markt einzutreten und einen Teil der Gewinne für sich abzuknapsen. Die Summe der Gewinne dürfte dabei sinken.

In der Praxis funktioniert das auch ganz gut, wie man am Markteintritt Apples in den Markt der Mobiltelefone sieht.
Und genau an dieser Stelle geraten für eine Grundsatzdiskussion über den Kapitalismus die technologischen Werte in den Hintergrund.
Kapitalismus funktionierte bis "neulich" immer gleich, egal ob technologisch mit Dampfmaschine oder Internet.
Wobei der böse Kapitalismus nicht ganz unschuldig daran ist, dass wir von der Dampfmaschine zum Internet gekommen sind.
Jetzt, seit ein paar wenigen Jahren, kommt lediglich und scheinbar eine neue Qualität hinzu, nämlich das Offensichtlichwerden der bis dahin weitgehend im Verborgenen agierenden Banken.
Die mangelhafte Regulierung des Finanzsektors ist ein echtes Problem, keine Frage. Es ist aber weniger ein Problem des Kapitalismus an sich, wenn in Deutschland doch in großem Maße staatseigene Banken sich mit Staatsschulden verspekuliert haben.
Mein Vorschlag:
Früher wurden in extremen Krisen Kriege inszeniert und danach ein ( Soft)Reset des Systems gestartet, bis zur nächsten sog. Krise.
Ironischerweise hast Du in einem Aspekt recht: Unser zum Glück in Frieden vereintes Europa hat das Problem, dass ihm der externe Aggressor fehlt, gegen den es sich vereinen müsste um so schließlich zu einem Bundesstaat zu werden. Vielleicht ist das die unintendierte Folge der Geschichte: Wir haben Krieg aus Europa verbannt und damit die Einigung Europas unmöglich gemacht.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

sylvester » Fr 20. Jul 2012, 12:48 hat geschrieben: Die Behauptung,daß wenn jemand sein Kapital anlegt und somit ein gewisses Risiko eingeht,dann würde jener eine LEISTUNG erbringen ist an Blödheit nun tatsächlich nicht mehr zu toppen.
Für alle, die hier meinen Risikoübernahme sei keine (ökonomische) Leistung hätte ich da eine gute Chance, ihr Kapital hoch zu verzinsen.

Interesse?
Zuletzt geändert von raptor am Freitag 20. Juli 2012, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
raptor

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

prime-pippo » Fr 20. Jul 2012, 13:48 hat geschrieben:
Sehr schön auf den Punkt gebracht !! :thumbup:

Ich frage mich dazu auch oft, ob es die Produzenten überhaupt schert, wie die Verbraucher-Interessen sind. Angeblich sollen diese ja gleich erkannt werden und ein Marktteilnehmer diese Lücke besetzen.
Da ist überhaupt nichts auf den Punkte gebracht.
Diskussion der Einäugigen unter den Blinden ist das wohl eher.

Wachstum ist keineswegs gleich Gewinnsteigerung, so ist Wachstum überhaupt nicht definiert.
Schon alleine daran sieht man, wie wenig fundierte Ahnung hier tatsächlich vorliegt.
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ThorsHamar
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

theophil » Fr 20. Jul 2012, 13:28 hat geschrieben:
Mehr Gewinn bedeutet nicht "prozentual mehr Gewinn" sondern es bedeudet 10 % Gewinn bei Preis X ist eben mehr als 10 % Gewinn bei Preis Y, wenn X > Y. Soweit so einfach. Wenn ich durch technologische Verbesserung etwas produziere, dass besser ist, kann ich einen höheren Preis verlangen und mache mehr Gewinn.

Du hast natürlich Recht, dass einzelne Gruppen bestimmte technologische Fortschritte verhindern wollen, weil sie ihr eigenes Geschäft gefährden. Dieses Problem löst die Marktwirtschaft ganz gut, so lange es genügend Akteure gibt, die in der Lage sind, mit neuer Technologie selbst ein Geschäft zu machen.



Das stimmt, aber es zwingt Dich meistens niemand, eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Vielleicht hast Du das entsprechende VWL 101 Kapitel auch gelesen: In einem (theoretischen) System perfekten Wettbewerbs sind die ökonomischen Gewinne gleich Null. Erzielt eine Firma mit einem Produkt viel Gewinn, ist der Anreiz für andere Firmen hoch, auch in den Markt einzutreten und einen Teil der Gewinne für sich abzuknapsen. Die Summe der Gewinne dürfte dabei sinken.

In der Praxis funktioniert das auch ganz gut, wie man am Markteintritt Apples in den Markt der Mobiltelefone sieht.



Wobei der böse Kapitalismus nicht ganz unschuldig daran ist, dass wir von der Dampfmaschine zum Internet gekommen sind.



Die mangelhafte Regulierung des Finanzsektors ist ein echtes Problem, keine Frage. Es ist aber weniger ein Problem des Kapitalismus an sich, wenn in Deutschland doch in großem Maße staatseigene Banken sich mit Staatsschulden verspekuliert haben.



Ironischerweise hast Du in einem Aspekt recht: Unser zum Glück in Frieden vereintes Europa hat das Problem, dass ihm der externe Aggressor fehlt, gegen den es sich vereinen müsste um so schließlich zu einem Bundesstaat zu werden. Vielleicht ist das die unintendierte Folge der Geschichte: Wir haben Krieg aus Europa verbannt und damit die Einigung Europas unmöglich gemacht.
Ja, interessant, nicht?

Um Missverständnissen vorzubeugen, weil ich bei Dir was von "...muss ja nicht Dienstleistung in Anspruch zu nehmen... ff." gelesen habe:
Ich gehe bei meiner Betrachtungen nicht von einem geschlossenen System Deutschland oder sog. Europa aus. Das ist im Zeitalter der sog. Globalisierung völlig unsinnig.
Nein, die Gewinne, und damit meine ich nicht einen etwaigen Gewinnüberschuss zur freien Verwendung, sondern einen unternehmerischen Wirtschaftsertrag insgesamt, werden dort bezahlt, wo sich die Menschen nicht wehren können, in dem sie eine Dienstleitung einfach nicht in Anspruch nehmen könnten und so aus der Nummer raus wären...
Nee, z. B der Ausverkauf der ganzen Welt, also der kapitalistischem Welt, an den kommunistischen Feind aus China, welcher ja aus demagogischen Gründen gar kein kommunistisches Land mehr ist, usw...( wird ja alles gleich noch mal hier kommen :p ....) aber immerhin so unendlich flexibler in seiner Wirtschaftspolitik, dass er eben dabei ist Afrika zu kaufen ( entsprechende Mitteilungen gibt es auf allen Kanälen), geschieht auf Kosten der europäischen Arbeitnehmer UND gleichzeitig auf Kosten der chinesischen Arbeitnehmer.
Beide wehren sich momentan noch nicht, den einen geht es noch nicht schlecht genug und den anderen viel besser als vorher.
Aber ich bin sicher, das ändert sich täglich....siehe Unruhen in Spanien...
Zuletzt geändert von ThorsHamar am Freitag 20. Juli 2012, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 13:40 hat geschrieben: Da ist überhaupt nichts auf den Punkte gebracht.
Diskussion der Einäugigen unter den Blinden ist das wohl eher.

Wachstum ist keineswegs gleich Gewinnsteigerung, so ist Wachstum überhaupt nicht definiert.
Schon alleine daran sieht man, wie wenig fundierte Ahnung hier tatsächlich vorliegt.
Was muss denn aus ökonomischer Sicht wachsen, ohne dass es letztendlich irgendwie mit der Prämisse "notwendige Gewinnsteigerung" verknüpft wäre?
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

ThorsHamar » Fr 20. Jul 2012, 14:52 hat geschrieben:
Was muss denn aus ökonomischer Sicht wachsen, ohne dass es letztendlich irgendwie mit der Prämisse "notwendige Gewinnsteigerung" verknüpft wäre?
Wachstum ist an die Gesamtleistung geknüpft und nicht an den Gewinn !!
Eine Wirtschaft/Unternehmen kann auch wachsen und dabei kann der Gewinn (Margen) zurückgehen, das ist sogar gar nicht mal so selten der Fall.
raptor

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

ThorsHamar » Fr 20. Jul 2012, 13:12 hat geschrieben:
So kann man es natürlich auch ausdrücken, nett und demagogisch "gehübscht"....

In Wirklichkeit aber heisst Dein als "Leistung Riskoübernahme" zurechtgebogenes Argument nichts Anderes, als dass das Risiko darin besteht, irgendjemanden auf der Welt zu finden, der diesen so risikovollen Gewinn bezahlt!!!!
Das eigentliche Risiko ist also, sich nicht bewusst werden zu müssen und somit das Gewissen zu belasten, dass man mit seiner Rendite gerade einen Menschen in den Ruin getrieben hat....
Was ist nun, Chance auf hohe Verzinsung?
Interesse oder nicht?
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 13:55 hat geschrieben: Wachstum ist an die Gesamtleistung geknüpft und nicht an den Gewinn !!
Eine Wirtschaft/Unternehmen kann auch wachsen und dabei kann der Gewinn (Margen) zurückgehen, das ist sogar gar nicht mal so selten der Fall.
Wenn wir so komplett blind sind (ich bin natürlich kein Fachmann diesbezüglich, das unumwunden zuzugeben fällt mir nun wirklich nicht schwer), freuen wir uns ja über deine Aufklärung........

Wie wird das Wachstum bewertet? In "Geld", oder? Wie denn auch sonst......Teurere Produkte sorgen doch für Wachstum?

Insofern kann man Thors Kritik doch mitgehen. Denn bessere Produkte müssen mehr Geld kosten, oder irre ich da?
Zuletzt geändert von prime-pippo am Freitag 20. Juli 2012, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von theophil »

ThorsHamar » Fr 20. Jul 2012, 13:47 hat geschrieben: Nein, die Gewinne, und damit meine ich nicht einen etwaigen Gewinnüberschuss zur freien Verwendung, sondern einen unternehmerischen Wirtschaftsertrag insgesamt, werden dort bezahlt, wo sich die Menschen nicht wehren können, in dem sie eine Dienstleitung einfach nicht in Anspruch nehmen könnten und so aus der Nummer raus wären...
Ich sehe, Du drehst das gewissermaßen um. Die hohen Gewinne sind für die Konsumenten nicht das Problem sondern sind zu Lasten der Produzenten erzeugt. Ich bin mir sicher, Du hast die Lohnsteigerungen chinesischer Arbeiter in den letzten 15 Jahren vor Augen. Die ausgebeuteten chinesischen Arbeiter in den iPhone Fabriken bekommen als Schichtleiter inzwischen 600$ pro Monat. Der durchschnittliche Lohn eines polnischen Arbeiters liegt übrigens bei 900 €. So billig ist China nicht. China ist aus anderen Gründen inzwischen ein Produktionsstandort erster Wahl:

"Another critical advantage for Apple was that China provided engineers at a scale the United States could not match. Apple’s executives had estimated that about 8,700 industrial engineers were needed to oversee and guide the 200,000 assembly-line workers eventually involved in manufacturing iPhones. The company’s analysts had forecast it would take as long as nine months to find that many qualified engineers in the United States."
http://www.nytimes.com/2012/01/22/busin ... class.html

Ansonsten kann ich Deiner Argumentationskette nicht leicht folgen. Du sagst, europäische Arbeitnehmer würden auch unter der Verlagerung nach China leiden. Offensichtlich ist das für Spanien, Portugal und Italien ein Problem (Schuhe, Textilien usw) aber das ist eben auch ein Hinweis darauf, was die Politik und vielleicht die Bevölkerung insgesamt verschlafen haben.

Die Produktion einfach herzustellender Güter ist für sehr arme Länder ein einfacher Weg, reicher zu werden und langsam aber sicher auch technologisch anspruchsvollere Arbeit zu leisten. Dass das seit 50 Jahren in Asien funktioniert, ist ein großer Erfolg (Japan, Korea, China, jetzt Vietnam).

Man kann aber nicht Industrieland sein wollen wenn gleichzeitig die Schuh- und Textilproduktion den größten Wirtschaftszweig ausmachen.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

prime-pippo » Fr 20. Jul 2012, 15:06 hat geschrieben:
Wenn wir so komplett blind sind (ich bin natürlich kein Fachmann diesbezüglich, das unumwunden zuzugeben fällt mir nun wirklich nicht schwer), freuen wir uns ja über deine Aufklärung........

Wie wird das Wachstum bewertet? In "Geld", oder? Wie denn auch sonst......Teurere Produkte sorgen doch für Wachstum?

Insofern kann man Thors Kritik doch mitgehen. Denn bessere Produkte müssen mehr Geld kosten, oder irre ich da?
Und was genau hat das mit dem angeblich steigendem Gewinn zu tun?
raptor

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

theophil » Fr 20. Jul 2012, 15:12 hat geschrieben: Ansonsten kann ich Deiner Argumentationskette nicht leicht folgen. Du sagst, europäische Arbeitnehmer würden auch unter der Verlagerung nach China leiden. Offensichtlich ist das für Spanien, Portugal und Italien ein Problem (Schuhe, Textilien usw) aber das ist eben auch ein Hinweis darauf, was die Politik und vielleicht die Bevölkerung insgesamt verschlafen haben.
Huch, da erhöhen die Südländer sich innerhalb kürzester Zeit mal rucki-zucki um 200% die Löhne, während die dortige Produktivität nur um Bruchteile davon steigt, und jetzt bekommen sie doch tatsächlich Wettbewerbsprobleme.

Vielleicht lassen sich ein paar ökonomisch Grundprinzipien und Adam Riese halt doch nicht einfach ungestraft vergewaltigen, wenn das auch die einschlägige Userschar hier ständig so zu meinen scheint.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 14:14 hat geschrieben: Und was genau hat das mit dem angeblich steigendem Gewinn zu tun?
Eine klügere/bessere Technologie ist doch nicht zwingend dazu geeignet, zum Wirtschaftswachstum beizutragen? Nochmal Thors Zitat:
ThorsHamar hat geschrieben: Qualitatives Wachstum, wie Du es beschrieben hast, also anders gesagt "Technologieverbesserung" ist eine rein technische Komponente und hat mit dem notwendigen Wachstum im Kapitalismus nur in sofern zu tun, als bessere Technologien dazu dienen KÖNNEN ( eben nicht müssen), Gewinn zu vergrössern.
Manche Technologien verhindern z.B. maximale Gewinne und werden deshalb mit gewaltigem ideologischem Aufwand von Lobbyisten verhindert.
Du weißt es besser als ich. Wachstum ist ein Anstieg des BIPs? Das BIP ist der "Gesamtwert" aller Güter.

Und dieser Wert wird in Geld angegeben. Insofern muss eine neue Technolgie, ein neues Verfahren etc. immer einen "höheren Wert" haben ?

Ein Innovation muss also mehr Geld kosten, sonst kein Wachstum?
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Cerberus »

prime-pippo » Fr 20. Jul 2012, 22:01 hat geschrieben:
Eine klügere/bessere Technologie ist doch nicht zwingend dazu geeignet, zum Wirtschaftswachstum beizutragen? Nochmal Thors Zitat:



Du weißt es besser als ich. Wachstum ist ein Anstieg des BIPs? Das BIP ist der "Gesamtwert" aller Güter.

Und dieser Wert wird in Geld angegeben. Insofern muss eine neue Technolgie, ein neues Verfahren etc. immer einen "höheren Wert" haben ?

Ein Innovation muss also mehr Geld kosten, sonst kein Wachstum?
Ja. Wenn Sie billiger wird - und dazu zwingt der Wettbewerb - dann müssen die Neuerungen um so schneller kommen, damit insgesamt mehr umgesetzt werden kann. Bsp.: Wie oft kaufte man sich noch vor 20 Jahren ein neues Telefon und wie oft heute? Ansonsten muss man neue Märkte erschließen (d.h. dem Ausland den Mist aufhalsen), was sich aber leider dann bald ohnehin auserschlossen hat, aufgrund der räumlichen und damit tatsächlichen Begrenzung der guten alten Erde.
Zuletzt geändert von Cerberus am Freitag 20. Juli 2012, 23:08, insgesamt 1-mal geändert.
Dirk Müller zum Thema Ukraine/Krim: https://www.youtube.com/watch?v=K_YWdaQhRU4
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von pudding »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 14:37 hat geschrieben: Für alle, die hier meinen Risikoübernahme sei keine (ökonomische) Leistung hätte ich da eine gute Chance, ihr Kapital hoch zu verzinsen.

Interesse?
Selbstverständlich, wenn du mir das Kapital dazu günstig leihst. :thumbup:
pudding

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von pudding »

theophil » Fr 20. Jul 2012, 15:12 hat geschrieben:
Ich sehe, Du drehst das gewissermaßen um. Die hohen Gewinne sind für die Konsumenten nicht das Problem sondern sind zu Lasten der Produzenten erzeugt. Ich bin mir sicher, Du hast die Lohnsteigerungen chinesischer Arbeiter in den letzten 15 Jahren vor Augen. Die ausgebeuteten chinesischen Arbeiter in den iPhone Fabriken bekommen als Schichtleiter inzwischen 600$ pro Monat. Der durchschnittliche Lohn eines polnischen Arbeiters liegt übrigens bei 900 €. So billig ist China nicht. China ist aus anderen Gründen inzwischen ein Produktionsstandort erster Wahl:

"Another critical advantage for Apple was that China provided engineers at a scale the United States could not match. Apple’s executives had estimated that about 8,700 industrial engineers were needed to oversee and guide the 200,000 assembly-line workers eventually involved in manufacturing iPhones. The company’s analysts had forecast it would take as long as nine months to find that many qualified engineers in the United States."
http://www.nytimes.com/2012/01/22/busin ... class.html

Ansonsten kann ich Deiner Argumentationskette nicht leicht folgen. Du sagst, europäische Arbeitnehmer würden auch unter der Verlagerung nach China leiden. Offensichtlich ist das für Spanien, Portugal und Italien ein Problem (Schuhe, Textilien usw) aber das ist eben auch ein Hinweis darauf, was die Politik und vielleicht die Bevölkerung insgesamt verschlafen haben.

Die Produktion einfach herzustellender Güter ist für sehr arme Länder ein einfacher Weg, reicher zu werden und langsam aber sicher auch technologisch anspruchsvollere Arbeit zu leisten. Dass das seit 50 Jahren in Asien funktioniert, ist ein großer Erfolg (Japan, Korea, China, jetzt Vietnam).

Man kann aber nicht Industrieland sein wollen wenn gleichzeitig die Schuh- und Textilproduktion den größten Wirtschaftszweig ausmachen.
Lustig das du gerade Apple als Beispiel bringst. Anscheinend kann man euch BWL-lern mit blumigen Worten alles verkaufen.
http://www.iphone-fan.de/herstellungsko ... Aoyq6PaG5I
http://www.focus.de/digital/handy/iphon ... 78864.html
http://www.computerbase.de/news/2011-10 ... us-dollar/
Dein Glaube an eine wohltuende Wirtschaft und einen gerechten Markt scheint unerschütterlich.
Hoffentlich bist du nicht enttäuscht wenn's anders kommt.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 12:27 hat geschrieben: Das alles mit Verlaub ist geschrieben von jemandem, der schon lange nicht mehr in der realen, praktischen Welt lebt.

Wir produzieren keineswegs generell mehr, wir produzieren hauptsächlich anders.
Von Vielem produzieren wir weit weniger als vor 30 Jahren, von anderem viel viel mehr, weil es das vor 30 Jahren schlicht noch gar nicht gab.

Und Wachstum ist auch nicht der Anstieg an Gewinn, so ist er überhaupt nicht definiert, sondern der Anstieg an Gesamtleistung, gemessen in irgendeiner Währungseinheit.

Wir können also theoretisch 1970 hundert Autos produziert haben, zum damaligen Gesamtwert von 5 Millionen D-Mark.
Und wir können theoretisch 2012 immer noch hundert Autos produzieren (natürlich andere) zum Gesamtwert von 5 Millionen Euro.

Das Wachstum seit 1970 wäre somit 100%, obwohl wir kein einziges Auto mehr (in der Stückzahl) produzieren.

Und ob der entstandene Gewinn dabei von 1970-2012 gestiegen, gleichgeblieben oder sogar gefallen ist, ist dabei völlig unerheblich.

Ich jedenfalls kann über die Jahrzehnte nirgends marginale Unterschiede in der Gewinnsituation (bezogen auf die Gesamtleistung natürlich) der Unternehmen erkennen, denn steigen die Margen, steigt auch sofort der jeweilige Wettbewerb dort und schmilzt diese Übermargen sofort wieder weg.

Du greifst meine Kompetenz an, und stellst Behauptungen auf die nur wenig bis gar nicht stimmen, mit deinen Nonsens kommen wir auf Dauer nicht weit.
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

jmjarre » Fr 20. Jul 2012, 12:22 hat geschrieben:

Es liegt an jedem selber, was er macht und wo er letztendlich landet.

Eben nicht, das setzt 100% Chancen Gleicheit voraus und die gibt es nur auf dem Papier, fakt ist das nur der Chancen hat der es sich leisten kann und die Voraussetzungen mitbringt. Von den anderen wird gar nicht erst gesprochen. Die Leute die nur wenig haben sollten doch wenigstens so viel erhalten das sie in würde leben.
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
raptor

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

pudding » Sa 21. Jul 2012, 06:36 hat geschrieben: Selbstverständlich, wenn du mir das Kapital dazu günstig leihst. :thumbup:
Das macht die Bank für dich.
Kein Problem, ich werde dich sogar provisions- und für dich weiter kostenlos unterstützen, von der Bank einen sehr lukrativen Kredit zu bekommen.
Bisher ist mir das noch bei jedem Mandanten gelungen.

Ich spreche dabei von unter 6 oder gar 5% Kreditzinsen an die Bank.
Bei einer Chance auf der anderen Seite von mehr als 25%, hast du also die reele Möglichkeit dein Geld mit 20% Differenzaufschlag zu vermehren.

Immer noch Interesse?
raptor

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

Starfix » Sa 21. Jul 2012, 13:57 hat geschrieben:

Du greifst meine Kompetenz an
Dazu müßte es ehrlich gesagt erst einmal eine geben.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

raptor » Sa 21. Jul 2012, 14:26 hat geschrieben: Dazu müßte es ehrlich gesagt erst einmal eine geben.

Anstatt sachlich zu Diskutieren greifst Du ständig meine Kompetenz an.
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von sylvester »

raptor hat geschrieben: Das macht die Bank für dich.
Kein Problem, ich werde dich sogar provisions- und für dich weiter kostenlos unterstützen, von der Bank einen sehr lukrativen Kredit zu bekommen.
Bisher ist mir das noch bei jedem Mandanten gelungen.

Ich spreche dabei von unter 6 oder gar 5% Kreditzinsen an die Bank.
Bei einer Chance auf der anderen Seite von mehr als 25%, hast du also die reele Möglichkeit dein Geld mit 20% Differenzaufschlag zu vermehren.
Immer noch Interesse?

Du bist doch eindeutig nicht ganz dicht !!
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

Gibt Raptor gerade einen Kurs, wie man sich am schnellsten Peter Zwegat ins Haus holt ?!? :D
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

prime-pippo » Sa 21. Jul 2012, 15:37 hat geschrieben:Gibt Raptor gerade einen Kurs, wie man sich am schnellsten Peter Zwegat ins Haus holt ?!? :D
Nein, er prüft gerade diverse User, die meinen Risikoübernahme sei keine wirtschaftliche Leistung, in wie weit Ihren vollmundigen Sprüchen auch Taten folgen würden.

Aber wie ich unschwer erkenne, würden die Allermeisten schon bei lächerlichsten Summen von Risikoübernahme den Schwanz einziehen.

Kleine Feiglinge, die sich nichts trauen, müssen eben ein bisschen arbeiten gehen, um an ihr Geld zu kommen.
Und mit was ... ??!
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Frank_Stein »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 15:18 hat geschrieben: Huch, da erhöhen die Südländer sich innerhalb kürzester Zeit mal rucki-zucki um 200% die Löhne, während die dortige Produktivität nur um Bruchteile davon steigt, und jetzt bekommen sie doch tatsächlich Wettbewerbsprobleme.

Vielleicht lassen sich ein paar ökonomisch Grundprinzipien und Adam Riese halt doch nicht einfach ungestraft vergewaltigen, wenn das auch die einschlägige Userschar hier ständig so zu meinen scheint.
Am Ende siegen die ökonomischen Gesetze - manchmal dauert es länger, manchmal geht es schneller. Dabei hätte es funktionieren können, dass man sich die Löhne ständig erhöht, aber die Produktivität nur langsam wächst - wenn man sein eigenes Geld hat, das dann entsprechend abgewertet wird - durch den Markt. Aber Nordländer und Südländer in eine gemeinsame Währung zu zwingen war von Anfang an keine gute Idee.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Kibuka »

theoderich » Sa 21. Jul 2012, 16:34 hat geschrieben:
Am Ende siegen die ökonomischen Gesetze - manchmal dauert es länger, manchmal geht es schneller. Dabei hätte es funktionieren können, dass man sich die Löhne ständig erhöht, aber die Produktivität nur langsam wächst - wenn man sein eigenes Geld hat, das dann entsprechend abgewertet wird - durch den Markt. Aber Nordländer und Südländer in eine gemeinsame Währung zu zwingen war von Anfang an keine gute Idee.
Es war unter den gegebenen Umständen keine gute Idee. Schon 1998 drängten Länder, wie Griechenland in den Euroraum, die niemals die Konvergenz erfüllt hatten. Die Politik hat damals grundlegende Fehler gemacht, die im Zusammenspiel mit dem maroden europäischen Bankensektor hochexplosiv waren. Es gab nicht einmal eine Bankeninsolvenzordnung.

Die Währungsunion war eine Schönwetterveranstaltung, doch das schöne Wetter hält eben nicht ewig an und dann kommt die Stunde der Wahrheit, in der man erkennt, wie stabil das Zelt ist, das man da gebaut hat.
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„Weil das Wohl von einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von vielen.“
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

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Kibuka » Sa 21. Jul 2012, 22:46 hat geschrieben:


Die Währungsunion war eine Schönwetterveranstaltung,
…eine politische Schönwetterveranstaltung. Alle Warnungen von Finanzexperten und Ökonomen wurden beiseite gewischt.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Kibuka »

gallerie » Sa 21. Jul 2012, 16:49 hat geschrieben: …eine politische Schönwetterveranstaltung. Alle Warnungen von Finanzexperten und Ökonomen wurden beiseite gewischt.
Ja, es war eine politische Veranstaltung. Gute Politik muss auch Visionen haben, und der Euro war eine Vision. Aber Visionen müssen realitätskonform umgesetzt werden und das war eben der Knackpunkt, man hatte eine Vision, aber bei der Umsetzung hat man sich stümperhaft angestellt.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von gallerie »

Kibuka » Sa 21. Jul 2012, 22:56 hat geschrieben:
Ja, es war eine politische Veranstaltung. Gute Politik muss auch Visionen haben, und der Euro war eine Vision. Aber Visionen müssen realitätskonform umgesetzt werden und das war eben der Knackpunkt, man hatte eine Vision, aber bei der Umsetzung hat man sich stümperhaft angestellt.
…was nicht zusammengehört, kann auch nicht zusammenwachsen.
Europa ist kein menschenleeres Einwanderungsland, die kulturellen und historischen Wurzeln prägen dieses Europa. Es ist einmalig in seiner Konsistenz und bedarf keiner künstlichen (politischen) Einheit. Europa kann auch stark sein ohne Brüssel und ohne den Euro.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

raptor » Sa 21. Jul 2012, 15:31 hat geschrieben: Nein, er prüft gerade diverse User, die meinen Risikoübernahme sei keine wirtschaftliche Leistung, in wie weit Ihren vollmundigen Sprüchen auch Taten folgen würden.

Aber wie ich unschwer erkenne, würden die Allermeisten schon bei lächerlichsten Summen von Risikoübernahme den Schwanz einziehen.

Kleine Feiglinge, die sich nichts trauen, müssen eben ein bisschen arbeiten gehen, um an ihr Geld zu kommen.
Und mit was ... ??!
Mit Recht ... !!
In erster Linie lässt man für sich arbeiten....

Klar ist, dass dennoch ein gewisses Geschick und Wissen dazu gehört.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

prime-pippo » Sa 21. Jul 2012, 19:08 hat geschrieben:
In erster Linie lässt man für sich arbeiten....
Aber nicht ohne Risiko.

Wie gesagt, das Angebot steht noch.
Wir gehen zu deiner Bank, holen uns ein bisschen Geld in Form von Kredit, das investieren wir dann äußerst lukrativ, und schon bist auch du dabei im Konzert derer, die andere für sich arbeiten lassen können. Ich mache diese Dienstleistung für dich sogar völlig provisions- und kostenlos.

Immer noch Interesse??
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

raptor » Sa 21. Jul 2012, 19:01 hat geschrieben: Aber nicht ohne Risiko.

Wie gesagt, das Angebot steht noch.
Wir gehen zu deiner Bank, holen uns ein bisschen Geld in Form von Kredit, das investieren wir dann äußerst lukrativ, und schon bist auch du dabei im Konzert derer, die andere für sich arbeiten lassen können. Ich mache diese Dienstleistung für dich sogar völlig provisions- und kostenlos.

Immer noch Interesse??
Kredit bräuchte ich dafür nicht...... ist das etwa üblich, dass man für derlei Geschäfte einen Kredit aufnimmt ? (ich halte mich aus sowas komplett raus :cool: )

Und ja, ich bin feige. Du willst mich doch nur abzocken. :D


Natürlich sind diese Investitionen nicht ohne Risiko (wobei das ab einem gewissen Privatvermögen doch auch zu vernachlässigen ist ?).
Das ändert aber nichts daran, dass man andere für sich arbeiten lässt. Wenn dir diese Kritk nicht einleuchtet, hast du eine andere Vorstellung davon, was Sinn und Zweck der Arbeit ist.....
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von mike1211 »

Mit Interesse lese ich, dass es doch Menschen gibt, die merken, dass dieses System nicht vom gundsatz aber von der Handhabung nicht überleben kann.
In Deutschland ist der Motor: Wirtschaft, trotz dem Torpedieren aus der der Politik noch immer so stark ist, die politischen fehler zu kompensieren.
Die Frage mag aber erlaubt sein, was passiert wirklich, wenn die Wirtschaft einmal schwächelt und die Arbeitslosigkeit wieder ansteigt?. Das gekoppelt mir der vereinbarten 0 Neuverschuldung,
dann wird sich zeigen, wie weit der Deutsche noch immer gelassen bleibt. Niemand will das und wir hoffen alle, dass es nicht dazu kommt.
Die Auswirkungen wären aber fatal. Da werden neue Steuern erfunden, der Strassenbau gekürzt und in der Bildung wird es noch schlimmer.
Kindesarmut und Altersarmut sind sowieso schon vorhanden und würden sich verstärken.

Wir die " Neuen " kämpfen deshalb jeden Tag, jede Stunde und jede Minute darum, präventiv den Staat neu zu ordnen, um solche Szenarien erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das ist gut für die Pessimisten, aber auch für die Optimisten, denn, wenn die ehrlich sind, wissen können die es auch nicht. Jeder sorgt in allen Lebensbereichen vor , damit im Zweifel nichts anbrennt. Nur in der Politik nicht, da hat sich trotz 2 Billionen Euro Schulden jeder mit abgefunden. Sollten doch Leser dabei sein, die was ändern wollen, dann schaut mal rein bei den "Neuen" unter www.pfde.de. Da gibt es ein Sympatiebutton, der wartet auf euren Klick.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

prime-pippo » Sa 21. Jul 2012, 20:53 hat geschrieben:
Kredit bräuchte ich dafür nicht...... ist das etwa üblich, dass man für derlei Geschäfte einen Kredit aufnimmt ? (ich halte mich aus sowas komplett raus :cool: )

Und ja, ich bin feige. Du willst mich doch nur abzocken. :D


Natürlich sind diese Investitionen nicht ohne Risiko (wobei das ab einem gewissen Privatvermögen doch auch zu vernachlässigen ist ?).
Das ändert aber nichts daran, dass man andere für sich arbeiten lässt. Wenn dir diese Kritk nicht einleuchtet, hast du eine andere Vorstellung davon, was Sinn und Zweck der Arbeit ist.....
Letztlich spielt es keine Rolle, ob wir für dich einen Kredit bei der Bank aufnehmen oder dein Sparguthaben verwenden, es geht nur darum aufzuzeigen was 'Risikoübernahme' bedeutet.

Einen u.U. mehr oder weniger großen Unterschied gibt es allerdings.
Bei Kreditaufnahme wirst du mehr oder weniger fremdbestimmt, kommt natürlich auf die Kreditverträge an.
Bei Verwendung deiner Sparguthaben allerdings bleibst du in der Regel etwas mehr eigenbestimmt, was deine Investitionsentscheidungen anbetrifft.

Und abzocken werde nicht ich dich, sondern zum Beispiel die Leute in der Firma, in der wir dein Geld anlegen werden, weil sie zum Beispiel nur unzureichende Arbeitsqualitäte abliefern, man kann auch sagen Murks, und du zum Beispiel deinen Aufsichtspflichten nicht nachkommst, weil ja nun angeblich dein Geld alleine für dich arbeitet und du dich nur noch auf den Golfplätzen rumtreibst.

Aber wie du ja schon öfter in diesem Strang geschrieben hast, wird das ja kein Problem sein für dich zuzusehen, wie andere durch Schludrigkeit dein Kapital vernichten, oder etwa doch ?!
Hauptsache sie spulen am Tag 8 Stunden ab und werden dabei ordentlich bezahlt. Das war bisher dein Hauptcredo.
Was sie dafür an Qualität abliefern ist dir ja eigentlich völlig egal, hauptsache dein Geld arbeitet.

Immer noch Interesse, oder waren das im bisherigen Strangverlauf dann doch nur hohle Phrasen ?!
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

-Wenn ich diese Investitionen für einen Selbstläufer halten würde, wäre ich auch irgendwo investiert. Ich habe weder dies behauptet, noch dass kein Risiko bestünde, oder ich was von der Materie verstünde.
Auf "Berater" verlasse ich mich ganz sicher nicht. Ich habe vor nicht so langer Zeit bei meinem Vater erlebt, wie er dank seines "Steuerberaters" plötzlich Forderungen von 700.000 gegen sich hatte. :s

Meine Kritik war auf einer grundsätzlicheren Ebene. Dass wir ansonsten halt Teil des Systems sind und die Spielchen mitspielen, werfe ich niemandem vor....
Zuletzt geändert von prime-pippo am Sonntag 22. Juli 2012, 11:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von theophil »

pudding » Sa 21. Jul 2012, 05:46 hat geschrieben: Lustig das du gerade Apple als Beispiel bringst. Anscheinend kann man euch BWL-lern mit blumigen Worten alles verkaufen.
http://www.iphone-fan.de/herstellungsko ... Aoyq6PaG5I
http://www.focus.de/digital/handy/iphon ... 78864.html
http://www.computerbase.de/news/2011-10 ... us-dollar/
Dein Glaube an eine wohltuende Wirtschaft und einen gerechten Markt scheint unerschütterlich.
Hoffentlich bist du nicht enttäuscht wenn's anders kommt.
Ich bin gar kein BWLer sondern Informatiker und bin darüber informiert, was das iPhone in der Herstellung kostet. Apples Einstieg in den Mobilfunkmarkt ist ein perfektes Beispiel, wie ein Unternehmen in einen völlig fremden Markt eindringen kann, eine technologische Innovation einleitet, die von den etablierten Unternehmen (Nokia, RIM, etc) bis dato ignoriert worden ist, und für eine gewisse Zeit damit extrem hohen Gewinn machen kann, während die Wettbewerber überhaupt kein Geld mehr verdienen und in die Pleite schlittern. Das Beispiel zeigt also lehrbuchhaft, das auch etablierte Marktmacht in einem Wettbewerbssystem auf Dauer Innovation nicht verhindern kann.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von schokoschendrezki »

Mal ein Zitat aus einem aktuellen wissenschaftlichen Artikel (Karlheinz Ruckriegel: Glücksforschung - Konsequenzen für die (Wirtschafts-)Politik, in Wirtschaftsdienst 92/2012)
Die Ergebnisse der interdisziplinären Glücksforschung sind gerade dabei, eine Epochenwende herbeizuführen: Weg vom Denken in Kategorien des Wirtschaftswachstums, hin zum Denken in den Kategorien eines „besseren Lebens“. Es geht nicht mehr um eine Erhöhung des Einkommens, sondern um eine Steigerung der Lebensqualität, die letztlich Ausdruck im subjektiven Wohlbefinden findet, und beides sind zwei ganz verschiedene Dinge: Mehr Einkommen macht uns (nicht mehr) glücklich(er). „Neuere Ansätze in der Volkswirtschaftslehre (‚Glücksforschung‘) untersuchen den Zusammenhang zwischen steigenden Einkommen und Wohlergehen und kommen zu dem Ergebnis, dass selbst wenn die Zunahme des BIP zu einer Steigerung des objektiven Wohlstands führt, dies nicht gleichbedeutend ist, dass es den Menschen subjektiv besser geht.“ (ifo-institut 2011). Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht der objektive Wohlstand – gemessen am Materiellen –, sondern das subjektive Wohlbefinden ist das, was letztendlich zählt.
Wohlgemerkt: Es geht nicht um die Reformierung eines bestehenden Systems, sondern um eine Epochenwende. Rein theoretisch wäre es möglich, dass die kapitalistische Marktwirtschaft nicht nur die letzten 200 Jahre das dominierende Gesellschaftsmodell war sondern es noch eine Weile bleibt. Es widerspräche aber allen historischen Erfahrungen und auch allem, was man über die Dynamik komplexer Systeme weiß. Bei denen gibt es Phasen stabiler Konstanz und eben Phasen von Systemübergängen mit weitreichenden Umordnungen.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

raptor » Fr 20. Jul 2012, 13:58 hat geschrieben: Was ist nun, Chance auf hohe Verzinsung?
Interesse oder nicht?
Nein.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

Es besteht keine Notwendigkeit des Systems Teilnehmern, die keinerlei Risiken eingehen wollen, überdurchschnittlich am erarbeiteten Erfolg zu beteiligen.
theophil

Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von theophil »

schokoschendrezki » Mo 23. Jul 2012, 09:14 hat geschrieben:Mal ein Zitat aus einem aktuellen wissenschaftlichen Artikel (Karlheinz Ruckriegel: Glücksforschung - Konsequenzen für die (Wirtschafts-)Politik, in Wirtschaftsdienst 92/2012)

Diese ganze Suche nach einem nationalen Glücksindikator klingt nach Arbeitsbeschaffung für Sozialwissenschaftler die Statistiken nicht lesen können. Der objektive Wohlstand gemessen am BSP ist stark korreliert mit Glück. Natürlich misst das BSP komische Dinge und ist nicht identisch mit Lebensqualität, es misst nicht wohltätige Arbeit, Glück mit den Kindern etc, aber das muss es auch nicht. Hier reicht tatsächlich mal die Korrelation: http://qn.som.yale.edu//content/economics-of-happiness
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

raptor » Mo 23. Jul 2012, 09:40 hat geschrieben: Es besteht keine Notwendigkeit des Systems Teilnehmern, die keinerlei Risiken eingehen wollen, überdurchschnittlich am erarbeiteten Erfolg zu beteiligen.
:p Es bestand und besteht für mich keinerlei Notwendigkeit, am System der parallelen Finanzwelt teilzunehmen, ausser natürlich beim Versicherungszwang für KFZ und Gesundheit, weil ich immer fleissig und erfolgreich gearbeitet habe.
Was ich habe, wurde von mir vorher erarbeitet und verdient.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

ThorsHamar » Mo 23. Jul 2012, 11:01 hat geschrieben:
:p Es bestand und besteht für mich keinerlei Notwendigkeit, am System der parallelen Finanzwelt teilzunehmen, ausser natürlich beim Versicherungszwang für KFZ und Gesundheit, weil ich immer fleissig und erfolgreich gearbeitet habe.
Was ich habe, wurde von mir vorher erarbeitet und verdient.
Jeder nimmt am System der parallelen Finanzwelt teil, außer man lebt als Einsiedler irgendwo im Wald und geht Beeren sammeln.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von schokoschendrezki »

theophil » Mo 23. Jul 2012, 10:53 hat geschrieben:
Diese ganze Suche nach einem nationalen Glücksindikator klingt nach Arbeitsbeschaffung für Sozialwissenschaftler die Statistiken nicht lesen können. Der objektive Wohlstand gemessen am BSP ist stark korreliert mit Glück. Natürlich misst das BSP komische Dinge und ist nicht identisch mit Lebensqualität, es misst nicht wohltätige Arbeit, Glück mit den Kindern etc, aber das muss es auch nicht. Hier reicht tatsächlich mal die Korrelation: http://qn.som.yale.edu//content/economics-of-happiness
Die Formulierung "Arbeitsbeschaffung für Sozialwissenschaftler" deutet in ihrer Gehässigkeit darauf hin, dass es dabei offenbar nicht nur um wissenschaftliche Erkenntnis sondern um die Verteidigung vorgefasster Ideologien geht ...

Tatsächlich ist die Widerlegung der 1974-er Thesen von Easterlin im Jahre 2008 durch eine neuere empirische Studie von 2010 (Veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences) inzwischen ihrerseits widerlegt. Und zwar hauptsächlich dadurch, dass man auch Entwicklungsländer sowie Länder wie China und auch Osteuropa mit einbezog. EIne Kurzzusammenfassung der Ergebnisse ist hier nachzulesen: http://www.sueddeutsche.de/wissen/wohls ... -1.1035910

Der Streit schwelt seit längerem in der boomenden Branche der Glücksökonomie. Bereits 1974 hatte Easterlin erstmals dieses nach ihm benannte Paradox formuliert, wonach mehr Geld nur kurzfristig die Stimmung hebt, vorausgesetzt, die Grundbedürfnisse nach einer anständigen Unterkunft, Nahrung und Arbeit sind befriedigt. Allerdings hatte der Forscher in dieser ersten Studie zum Thema nur Daten aus den relativ saturierten USA verwendet, wo Einkommenszuwächse womöglich weniger relevant sein könnten. Außerdem kamen andere Forscher immer wieder auch zu abweichenden Ergebnissen.

Die neue Studie beseitigt diese Mängel. Erstmals berücksichtigten die Ökonomen auch neun Entwicklungsländer aus Asien, Afrika und Lateinamerika sowie elf osteuropäische Staaten, die sich im Übergang zur Marktwirtschaft befinden. In all diesen Ländern wurde im Durchschnitt 22 Jahre lang das Bruttosozialprodukt pro Kopf verfolgt. Gleichzeitig wurde die Lebenszufriedenheit der Studienteilnehmer regelmäßig mit standardisierten Fragebögen erhoben.

Das Ergebnis war erstaunlich: Egal, ob man sich reiche oder arme Länder anschaut, exkommunistische oder spätkapitalistische Gesellschaften - nirgendwo wächst die Lebenszufriedenheit dauerhaft mit der Wirtschaft. Lediglich in Übergangsgesellschaften wie Südkorea oder Russland war das subjektive Wohlergehen der Menschen vorübergehend an Wachstum oder Niedergang der Wirtschaft gekoppelt, doch spätestens nach zehn Jahren habe sich dieser Zusammenhang wieder aufgelöst.
Fakten sollte man schon akzeptieren.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

raptor » Mo 23. Jul 2012, 11:16 hat geschrieben: Jeder nimmt am System der parallelen Finanzwelt teil, außer man lebt als Einsiedler irgendwo im Wald und geht Beeren sammeln.

Selbst das ist wird heute unterdrückt, Du kannst nicht einfach so im wald leben, das Läst diese Gesellschaft nicht zu. Hier muss jeder am System angeschlossen werden und Geld benutzen. Ein ausstieg wird mit allen mitteln bekämpft, aber so das es nicht auffällt und den Opfern ( Aussteigern) die Schuld gegeben werden kann.
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von ThorsHamar »

raptor » Mo 23. Jul 2012, 10:16 hat geschrieben: Jeder nimmt am System der parallelen Finanzwelt teil, außer man lebt als Einsiedler irgendwo im Wald und geht Beeren sammeln.
Der Unterschied zwischen "teilnehmen", also einem aktiven Akt der Selbstinitiative, und "teilnehmen müssen", also gegen den Willen vereinnahmt zu werden, ist Dir sicher bekannt, oder?
Ich nehme an keiner Aktion der finanziellen Parallelwelt freiwillig teil, deshalb meine Erwähnung der Zwangsversicherungen, welche in der Sache, also als VERSICHERUNG, richtig und vernünftig sind, allerdings meine Einzahlungen systembedingt zu Spekulationen in der Verbrecherorganisation "Finanzmarkt" missbraucht werden.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von raptor »

ThorsHamar » Di 24. Jul 2012, 11:08 hat geschrieben:
Der Unterschied zwischen "teilnehmen", also einem aktiven Akt der Selbstinitiative, und "teilnehmen müssen", also gegen den Willen vereinnahmt zu werden, ist Dir sicher bekannt, oder?
Ich nehme an keiner Aktion der finanziellen Parallelwelt freiwillig teil, deshalb meine Erwähnung der Zwangsversicherungen, welche in der Sache, also als VERSICHERUNG, richtig und vernünftig sind, allerdings meine Einzahlungen systembedingt zu Spekulationen in der Verbrecherorganisation "Finanzmarkt" missbraucht werden.
JEDER, ich wiederhole JEDER nimmt daran teil, zumindest in Deutschland.
Außer Familie Flodder vielleicht nicht.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

raptor » Di 24. Jul 2012, 11:19 hat geschrieben: JEDER, ich wiederhole JEDER nimmt daran teil, zumindest in Deutschland.
Außer Familie Flodder vielleicht nicht.

Warum gehst Du nicht auf den Text von ThorsHamar ein?
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von Starfix »

Moody's zweifelt an deutschem Spitzenrating
http://wirtschaft.t-online.de/moody-s-z ... 2566/index


In der weiter schwärenden Schuldenkrise scheint auch für Deutschland die Zins-Party langsam zu Ende zu gehen. Die US-Ratingagentur Moody's hat am Abend den Ausblick für die Bundesrepublik, die Niederlande und Luxemburg gesenkt. Damit sind die Spitzenratings der drei Länder in Gefahr. Der Ausblick wurde jeweils von stabil auf negativ heruntergestuft. Bisher gilt aber noch die Bestnote "Aaa".
So langsam geht auch uns die Puste aus, würde man die BRD genau so wie ein Unternehmen Bewerten wären die Lichter schon lange aus. Der Kapitalismus führt dazu das unsere Wirtschaft und Sozialsysteme zusammenbrechen werden. Richtet euch schon mal auf schlimme Zeiten ein.
Ich leide unter Legasthenie und mache deshalb viele orthographische Fehler.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von pudding »

raptor » Mo 23. Jul 2012, 11:16 hat geschrieben: Jeder nimmt am System der parallelen Finanzwelt teil, außer man lebt als Einsiedler irgendwo im Wald und geht Beeren sammeln.
Diese Zwangsteilnahme legitimiert auch die stärkere Regulierung und Überwachung dieser Parallelwelt.
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Re: Zusammenbruch des Kapitalismus (Kapitalismuskritik)

Beitrag von prime-pippo »

Starfix » Di 24. Jul 2012, 10:54 hat geschrieben:
So langsam geht auch uns die Puste aus, würde man die BRD genau so wie ein Unternehmen Bewerten wären die Lichter schon lange aus. Der Kapitalismus führt dazu das unsere Wirtschaft und Sozialsysteme zusammenbrechen werden. Richtet euch schon mal auf schlimme Zeiten ein.
Wo ist der Sachzwang??

Es handelt sich wenn um eine selbsterfüllende Prophezeiung.....abstrakte Zahlen auf Computern sind im Grunde belanglos, und kein Grund dafür, dass "die Lichter ausgehen" müssten.
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