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Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 09:53
von schokoschendrezki
Billie Holiday hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:42)
Das mag sein, ein britischer Nobelpreisträger. Wer sich den ganzen Tag mit Molekularbiologie befasst, hat vielleicht keine Zeit und Muße, sich um die empfindlichen Seelen armer Frauen zu kümmern. Eine ungeschickte Äußerung jedenfalls hat ihn vieles gekostet. Hier wurde er zum Nazi gemacht. Ich muß immer noch lachen, wenn ich dran denke.
Ist aber nur ein Beispiel von vielen.
Es gibt allerdings hier in Deutschland vielleicht weniger über solche Rufmord-Kampagnen zu meckern als es den Anschein hat. Gerade erst vor etwa zwei Wochen wurden die Exzellenz-Unis 2019 ausgewählt. Nach wirklich rein wissenschaftlichen Kriterien, die sich nach der Forschungsexzellenz und sonst nix richten. Die politischen Kommentare dazu bemängeln, wenn sie denn was bemängeln, dass dabei die Exzellenz der Lehre hinten runterfällt. Dass die Ausbildung von Studenten lediglich als das Brot-und-Butter-Geschäft der zweiten Reihe angesehen wird. Würde man in das Exzellenz-Kriterium die QUalität der Lehre miteinbeziehen ... man käme ohne Zweifel nicht umhin, hier auch das Fehlen sexistischer Praktiken und Aussprüche des Personals miteinzubeziehen. Und eine Uni, die die Exzellenzförderung haben wollte, müsste sich dann mit einem Professort Hunt zumindest auseinandersetzen in dieser Frage. Sie müsste ihn ja nicht gleich rauskanten. Mit "Nazi"-Vorwürfen hat allerdings auch das nix zu tun.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 09:55
von imp
Es gab auch Nazis außerhalb der NSDAP. Nicht zuletzt gab es jede Menge Zirkel im Militär und Vereine, Parteien, die sich nur im Detail unterschieden. Auch nach dem Zusammenbruch gab es weiter neue und alte Nazis, SRP, NPD, ... und das ging immer weiter. Es gibt auch heute junge und alte Nazis. Im Ausland gibt es irgendwo sogar eine Art NSDAP unter diesem oder ähnlichem Namen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:01
von odiug
imp hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:55)
Es gab auch Nazis außerhalb der NSDAP. Nicht zuletzt gab es jede Menge Zirkel im Militär und Vereine, Parteien, die sich nur im Detail unterschieden. Auch nach dem Zusammenbruch gab es weiter neue und alte Nazis, SRP, NPD, ... und das ging immer weiter. Es gibt auch heute junge und alte Nazis. Im Ausland gibt es irgendwo sogar eine Art NSDAP unter diesem oder ähnlichem Namen.
Das mag ja sein ... aber die echten Nazis, also die Überzeugungstäter waren nie in der Mehrheit ... auch während den 12 Jahren des 1000 jährigen nicht.
Das Problem sind die Biedermänner, jene, die die Brandstifter mal machen lassen, weil einer muss ja mal was machen.
Und die sind es auch, die in diesem Forum so nerven.
Das sind keine Nazis aus Überzeugung, das sind Nazis aus Faulheit ... und die sind viel gefährlicher, weil das sind halt doch ganz viele

Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:11
von imp
Billie Holiday hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:42)
Das mag sein, ein britischer Nobelpreisträger. Wer sich den ganzen Tag mit Molekularbiologie befasst, hat vielleicht keine Zeit und Muße, sich um die empfindlichen Seelen armer Frauen zu kümmern. Eine ungeschickte Äußerung jedenfalls hat ihn vieles gekostet. Hier wurde er zum Nazi gemacht. Ich muß immer noch lachen, wenn ich dran denke.
Ist aber nur ein Beispiel von vielen.
Ungeschickte Äußerungen sind nicht immer folgenlos für andere oder für den Sprecher. Oft kann man Miß Verständnisse klaeren, manchmal macht der Versuch es nicht besser.
Man muss da unterscheiden: Kleine Ungeschicktheiten belasten in der Regel das nähere Umfeld, sollten nicht die praegende Mitteilung sein. Grobe Unverschaemtheiten und Belaestigungen muss sich aber niemand gefallen lassen und koennen auch zu Recht irgendwann mal boese Folgen haben, nicht wahr, Herr Knabe?
Wesentlich kritischer sind kleine und große Fehler im oeffentlichen Auftritt. Ein Kinski haette es heute schwer und teilweise auch zurecht.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:15
von schokoschendrezki
Der Begriff "Nazi" hat in den letzten hundert Jahren in seiner Bedeutung und in den Assoziationen, die sich damit verbinden, so einige Wandlungen durchgemacht.
Heute, würde ich mal vermuten, wird "Nazi", wenn der Begriff gedankenlos verwendet wird, zum einen als Universalschmähwort gebraucht. Zum anderen aber auch als Gegensatz zu "Sozi". Das Interessante an diesem Nazi-Sozi-Begriffspaar ist, dass Joseph Goebbels höchstpersönlich ein Buch mit dem Titel "Der Nazi-Sozi" geschrieben hat. In welchem er nicht müde wird, zu betonen, dass der Nationalismus nur die eine Hälfte der NSDAP-Ideologie ist. Sie seien ebenso auch Sozialisten. Die parteigänger Hitler sind Nationalisten und Sozialisten und keine "Nazis". Er spricht in diesem Buch nicht von einem sich unterscheidenden "Sozialismus marxistischer Prägung" sondern vom Marxismus als dem "genauen Gegenteil eines lebendigen Sozialismus". Einem "Wust an jüdischen Ideen". Also: "Nazi" ist zumindest für einen Goebbelstreuenn eine Beleidigung.
https://archive.org/details/Goebbels-Jo ... zi/page/n9
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:15
von Julian
imp hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:55)
Es gab auch Nazis außerhalb der NSDAP. Nicht zuletzt gab es jede Menge Zirkel im Militär und Vereine, Parteien, die sich nur im Detail unterschieden. Auch nach dem Zusammenbruch gab es weiter neue und alte Nazis, SRP, NPD, ... und das ging immer weiter. Es gibt auch heute junge und alte Nazis. Im Ausland gibt es irgendwo sogar eine Art NSDAP unter diesem oder ähnlichem Namen.
Es ist sogar noch komplexer. Es gab auch Leute, die in der NSDAP waren, aber eigentlich keine Nazis waren. Sie waren in der Partei aus opportunistischen Gründen, haben aber nicht an die Ideale dieser Partei geglaubt. Ein Teil davon wiederum war nicht einverstanden mit den Grausamkeiten und Ungeheuerlichkeiten, die sich im Verlauf der Herrschaft entwickelten, und leisteten dagegen Widerstand.
Einige von diesen NSDAP-Mitgliedern werden auch in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt, ich nenne als bekanntes Beispiel einmal das NSDAP-Mitglied Oskar Schindler.
Darüber hinaus gab es auch Leute, die in der Partei waren, an die nationalsozialistischen Ideale glaubten, aber dennoch keine bösen Menschen waren - was sich zeigte, als es um die konkrete Umsetzung, etwa das Morden, ging. Entsprechend gab es auch Leute, die weder an die Ideale des Nationalsozialismus glaubten noch Mitglied der NSDAP waren, die aber einfach böse Menschen waren, sich in ihrer Macht sonnten und teilweise auch einfach gerne Gewalt ausübten und mordeten.
Die Sache ist also etwas komplexer, als sich das der heutige linke Hauptstrom mit seinem Gut-Böse-Schema zurechtlegt. Jeder, der sich ausführlich mit Geschichte auseinandersetzt, weiß das eigentlich.
Dennoch hat das linke Gut-Böse-Schema einen Zweck, denn damit wird die Diskussion auf eine moralische Ebene gehoben. Man muss nicht mehr sachlich argumentieren, etwa, was möglich und vernünftig sei, was das Ziel sei und mit welchen Mitteln man dieses erreiche. Nein, man nimmt einfach einen Standpunkt ein, der moralisch, quasi natürlich, geboten sei; jeder, der dem widerspricht, wird auf eine moralisch niedrigere Stufe gestellt.
Im Prinzip wird dem heutigen "Nazi" vorgeworfen, dass er damals mitgemordet hätte, und der gute Linke sonnt sich darin, dass er damals heroisch Widerstand geleistet hätte. Wenn man sich mit den Themen Konformismus/ Non-Konformismus beschäftigt und mit dem, wer damals tatsächlich gemordet, wer weggesehen, wer dagegen, wer dafür war, wer Widerstand geleistet hat, dann ist die Sachlage natürlich nicht so einfach. Viele Linke drücken ja heute nur das aus, was der Hauptstrom ihnen vorgibt und wofür er sie belohnt, während man, wenn man rechte Positionen vertritt, tatsächlich Zivilcourage braucht.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:17
von imp
odiug hat geschrieben:(02 Aug 2019, 10:01)
Das mag ja sein ... aber die echten Nazis, also die Überzeugungstäter waren nie in der Mehrheit ... auch während den 12 Jahren des 1000 jährigen nicht.
Vor allem ab Mai '45

Du hast schon recht. Aber, dass es heute keine mehr hat ... naja.
Das Problem sind die Biedermänner, jene, die die Brandstifter mal machen lassen, weil einer muss ja mal was machen.
Und die sind es auch, die in diesem Forum so nerven.
Das sind keine Nazis aus Überzeugung, das sind Nazis aus Faulheit ... und die sind viel gefährlicher, weil das sind halt doch ganz viele

Ich würde diese Mitläufer nicht Nazis nennen. Ich sehe das relativ. Die Bereitschaft, schlimmste Verbrechen zu erlauben, geschehen zu lassen, sich daraus evtl sogar Vorteile zu erhoffen oder mitzutun, das ist ja kein feiner Zug. Das soll ruhig kritisiert werden, scharf, immer wieder.
Das ist aber, wie du sagst, eine separate Gruppe. Das Tun, das sie befördern, würde ich trotzdem rechtsradikal nennen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:33
von odiug
imp hat geschrieben:(02 Aug 2019, 10:17)
Vor allem ab Mai '45

Du hast schon recht. Aber, dass es heute keine mehr hat ... naja.
Ich würde diese Mitläufer nicht Nazis nennen. Ich sehe das relativ. Die Bereitschaft, schlimmste Verbrechen zu erlauben, geschehen zu lassen, sich daraus evtl sogar Vorteile zu erhoffen oder mitzutun, das ist ja kein feiner Zug. Das soll ruhig kritisiert werden, scharf, immer wieder.
Das ist aber, wie du sagst, eine separate Gruppe. Das Tun, das sie befördern, würde ich trotzdem rechtsradikal nennen.
Es sind Denkfaulnazis ... guilty by association.
Daher regen sie sich auch so auf, wenn man sie mal Nazi nennt ... weil sie tun ja nichts dazu, sie sind einfach nur zu faul ihr empört, emotionales Wutbürgergebrabbel konsequent zu Ende zu denken.
Ihr Denkvermögen hört da einfach auf, wo es ungemütlich wird ... und das macht sie halt zudem, was man früher mal Mitläufer nannte.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 10:37
von JFK
Mir wollte einmal jemand verzählen das Nazi in Wirklichkeit NationalZionist bedeutet, aber ein Nazi war der nicht, einfach nur dämlich und Naiv, er hat auch auf Bullensperme im Energiedrink aus Österreich bestanden.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 11:22
von Brainiac
Billie Holiday hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:04)
Das ist schon eine Weile her. Wenn du das nicht glaubst, ist es auch ok, mir wurscht. Ausdenken kann ich mir sowas nicht.
Ich finde zu den Vorwürfen gegen Tim Hunt hier im Forum absolut nichts. Das Thema wurde von einigen angesprochen, aber eher mit dem Unterton, wie schnell man heute in der Sexismus-Schublade landen würde.
Klar gab es damals den öffentlichen Shitstorm, und vielleicht haben hier im Forum einige dem auch zugestimmt und ich finde es nur nicht, kann sein. Das ging dann aber in die Richtung "Sexist", vielleicht auch "Reaktionär" oder so.
Du aber hast behauptet, er wäre aufgrund der Äußerung hier im Forum als Nazi (oder von mir aus sinngemäß als rechtsradikal) verunglimpft worden. Das ist ein viel schwerwiegender Vorwurf. Sexist <> Nazi, Reaktionär <> Nazi. Oder ist das für dich dasselbe?
Also mein Eindruck ist, du hast dir das vielleicht zu 10% nicht ausgedacht, aber die restlichen 90% hinzuhalluziniert, damit es in dein "hier wird jeder Nazi genannt, der"-Weltbild passt.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 11:33
von Brainiac
Skeptiker hat geschrieben:(31 Jul 2019, 23:03)
Ich finde den Begriff Nazi leider mittlerweile total banalisiert. Indem er von Leuten als Synonym für Menschen verwendet wird, die sich gegen eine Migrationsbewegung wenden oder die eine andere Vorstellung von staatlicher Integrität haben, hat man einen Begriff, der einmal für Massenmörder und übelsten Rassismus stand, zu einer polemischen Richtungszuordnung gemacht.
Mal ehrlich, das nimmt doch keiner mehr ernst. Es ist wie mit dem Geld - gibt es zuviel davon verliert es an Wert. Gewissermaßen erleben wir die inflationäre Abwertung des Schreckens eines Begriffes.
Meines Erachtens findet die Banalisierung des Begriffs "Nazi" eher dadurch statt, dass hier inflationär mit dem (sinngemäß) "Es wird jeder Nazi genannt, der nur die Flüchtlingspolitik kritisiert" hausieren gegangen wird, obwohl beim genaueren Hinsehen nur aufgrund einer sachlichen Kritik kaum jemals tatsäclich ein Vorwurf der Rechtsradikalität erhoben wurde. So jemand wird vielleicht als "rechts" eingeordnet, das kann man natürlich auch in Frage stellen, aber "rechts" <> "rechtsradikal". Wer daraus einen fiktiven Nazivorwurf konstruiert, betreibt selbst die Banalisierung.
Du hattest mir ein Gegenbeispiel bezogen auf dich selbst und tt genannt, das habe ich auch nicht vergessen. Das als allgemeine Praxis im Forum darzustellen, finde ich aber unredlich.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 11:36
von Keoma
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 11:33)
Meines Erachtens findet die Banalisierung des Begriffs "Nazi" eher dadurch statt, dass hier inflationär mit dem (sinngemäß) "Es wird jeder Nazi genannt, der nur die Flüchtlingspolitik kritisiert" hausieren gegangen wird, obwohl beim genaueren Hinsehen nur aufgrund einer sachlichen Kritik kaum jemals tatsäclich ein Vorwurf der Rechtsradikalität erhoben wurde. So jemand wird vielleicht als "rechts" eingeordnet, das kann man natürlich auch in Frage stellen, aber "rechts" <> "rechtsradikal". Wer daraus einen fiktiven Nazivorwurf konstruiert, betreibt selbst die Banalisierung.
Du hattest mir ein Gegenbeispiel bezogen auf dich selbst und tt genannt, das habe ich auch nicht vergessen. Das als allgemeine Praxis im Forum darzustellen, finde ich aber unredlich.
Nun, es muss ja nicht explizit das Wort "Nazi" sein, da gibt es etliche Teilnehmer, die unliebsame Meinungen als Synonym für Nazi ins rechte Eck verorten und das auf eine Art und Weise, die sehr wohl geeignet ist, beleidigend zu wirken und auch so verstanden werden will.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 11:41
von Brainiac
Keoma hat geschrieben:(02 Aug 2019, 11:36)
Nun, es muss ja nicht explizit das Wort "Nazi" sein, da gibt es etliche Teilnehmer, die unliebsame Meinungen als Synonym für Nazi ins rechte Eck verorten und das auf eine Art und Weise, die sehr wohl geeignet ist, beleidigend zu wirken und auch so verstanden werden will.
Aber "Nazi" <> "rechtes Eck". "Nazi" steht für rechtsradikal. Die FDGO ablehnend, Rassismus verbreitend, staatliche Institutionen diffamierend, etc. Ist das für dich kein Unterschied zu einfach nur "rechts"?

Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 11:53
von Keoma
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 11:41)
Aber "Nazi" <> "rechtes Eck". "Nazi" steht für rechtsradikal. Die FDGO ablehnend, Rassismus verbreitend, staatliche Institutionen diffamierend, etc. Ist das für dich kein Unterschied zu einfach nur "rechts"?

Für mich schon.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:02
von Selina
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 11:33)
Meines Erachtens findet die Banalisierung des Begriffs "Nazi" eher dadurch statt, dass hier inflationär mit dem (sinngemäß) "Es wird jeder Nazi genannt, der nur die Flüchtlingspolitik kritisiert" hausieren gegangen wird, obwohl beim genaueren Hinsehen nur aufgrund einer sachlichen Kritik kaum jemals tatsäclich ein Vorwurf der Rechtsradikalität erhoben wurde. So jemand wird vielleicht als "rechts" eingeordnet, das kann man natürlich auch in Frage stellen, aber "rechts" <> "rechtsradikal". Wer daraus einen fiktiven Nazivorwurf konstruiert, betreibt selbst die Banalisierung.
Du hattest mir ein Gegenbeispiel bezogen auf dich selbst und tt genannt, das habe ich auch nicht vergessen. Das als allgemeine Praxis im Forum darzustellen, finde ich aber unredlich.
Genau. Dieser Satz "hier wird man gleich zum Nazi erklärt, nur, wenn man eine vom Mainstream abweichende Meinung hat" wird in unzähligen Varianten immer wieder geschrieben. Tagtäglich mehrfach. Dabei kann man die Beispiele, wo jemand einen Diskussionsteilnehmer wirklich mal "Nazi" nannte, an einer Hand abzählen. Was aber gemacht wird, Gott sei Dank, ist es, darauf hinzuweisen, wenn ein Posting auf irgendeine Art menschenfeindlich ist. Und wo rechtsradikal argumentiert wird, da sollte man das auch "rechtsradikal" nennen. Anhänger der Neuen Rechten meinen immer, es gebe ein "linksgrünversifftes Meinungsdiktat", aber im Grunde wird andersrum ein Schuh daraus. Hier kommt so oft der Vorwurf, man werde dauernd zum "Nazi" gemacht, dass man das inzwischen auch als eine Art Diktat empfinden könnte. Nach dem Motto "ihr sagt so oft Nazi zu uns, damit wollt ihr die Diskussion in eine Richtung beeinflussen", obwohl das eine reine Erfindung ist. Eine bewusste Tatsachen-Verdrehung.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:04
von Brainiac
Na dann sind wir uns ja einig.
Jemand aber, der aus einer Einordnung als "rechts" einen Nazivorwurf konstruiert, sieht das vielleicht anders.
Ich habe folgende Vermutung: Bereits die Einordnung als "rechts" empfinden manche als beleidigend (zB die, die immer mit dem Kunstwort "rrrääächts" um sich werfen). Die Rache besteht dann offenbar darin, daraus einen Nazivorwurf zu konstruieren.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:05
von Keoma
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:02)
Genau. Dieser Satz "hier wird man gleich zum Nazi erklärt, nur, wenn man eine vom Mainstream abweichende Meinung hat" wird in unzähligen Varianten immer wieder geschrieben. Tagtäglich mehrfach. Dabei kann man die Beispiele, wo jemand einen Diskussionsteilnehmer wirklich mal "Nazi" nannte, an einer Hand abzählen. Was aber gemacht wird, Gott sei Dank, ist es, darauf hinzuweisen, wenn ein Posting auf irgendeine Art menschenfeindlich ist. Und wo rechtsradikal argumentiert wird, da sollte man das auch "rechtsradikal" nennen. Anhänger der Neuen Rechten meinen immer, es gebe ein "linksgrünversifftes Meinungsdiktat", aber im Grunde wird andersrum ein Schuh daraus. Hier kommt so oft der Vorwurf, man werde dauernd zum "Nazi" gemacht, dass man das inzwischen auch als eine Art Diktat empfinden könnte. Nach dem Motto "ihr sagt so oft Nazi zu uns, damit wollt ihr die Diskussion in eine Richtung beeinflussen", obwohl das eine reine Erfindung ist. Eine bewusste Tatsachen-Verdrehung.
Schreibt jemand, der andauernd eine Meinung oder auch nur ein wording mit "das ist typisch neurechts" betitelt.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:11
von Selina
Keoma hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:05)
Schreibt jemand, der andauernd eine Meinung oder auch nur ein wording mit "das ist typisch neurechts" betitelt.
Ja klar verwende ich diese Formulierung. Nur, wenn ich sage, "das ist neurechts", sage ich nicht gleichzeitig "der ist ein Nazi". Das neurechte Spektrum reicht sehr viel weiter als nur bis in die rechtsextreme Ecke. Interessant vor allem auch die
"Querverbindungen ins konservative Spektrum".
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:20
von Julian
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:04)
Na dann sind wir uns ja einig.
Jemand aber, der aus einer Einordnung als "rechts" einen Nazivorwurf konstruiert, sieht das vielleicht anders.
Ich habe folgende Vermutung: Bereits die Einordnung als "rechts" empfinden manche als beleidigend (zB die, die immer mit dem Kunstwort "rrrääächts" um sich werfen). Die Rache besteht dann offenbar darin, daraus einen Nazivorwurf zu konstruieren.
Ich finde "rechts" nicht
per se beleidigend. Viele meiner Positionen sind rechts. Allerdings sind viele andere meiner Positionen eben nicht rechts. Außerdem ist bei vielen Fragen dieses eindimensionale Einordnungsschema zu simplistisch. Man bräuchte mindestens noch eine zweite Achse.
Beunruhigend aber ist insbesondere, dass schon vor Jahren der
Kampf gegen Rechts ausgerufen wurde und auch immer wieder
Konzerte gegen Rechts stattfinden. Das heißt, wenn man als rechts bezeichnet wird, wird das gemeinhin schon als "rechtsextrem" oder "rechtsradikal" verstanden. Man wird als jemand markiert, der gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintritt, und den man bekämpfen und verfolgen muss - und der im Zweifelsfall dazu aufgefordert wird, das Land zu verlassen.
So etwas kann üble Folgen haben. So werden Menschen gezielt als "Nazis" geoutet und sind quasi vogelfrei, weil die Regierung nicht ausreichend genug gegen Linksextreme vorgeht. Das hat damit zu tun, dass in manchen Parteien des linken Hauptstroms, wie ja auch der ehemalige Verfassungsschutzpräsident festgestellt hat, Linksextremisten sitzen, und dass man, so mein Eindruck, ein übles doppeltes Spielt spielt, bei dem die gewalttätigen Rollkommandos der Antifa zumindest mit einem Augenzwinkern geduldet werden.
Wer wissen will, wie das dann im angeblichen Rechtsstaat Deutschland aussieht, kann sich hier informieren:
https://www.antifa-berlin.info/news/159 ... in-geoutet
https://www.antifa-berlin.info/news/138 ... ln-geoutet
Wenn die Links nicht gewünscht werden, können sie gerne entfernt werden. Man findet die Seiten auch, indem man in Google folgendes eingibt:
Funktionär der AfD und Aktivist der Identitären Bewegung in Friedrichshain geoutet
oder
Hendrik Paul (AfD/IB) in Nordneukölln geoutet
So etwas nenne ich eine Hetzjagd. Und das sind nur Beispiele. Es kann jedem passieren, der als "Nazi" eingeordnet wird. Ein normales Leben ist dann in der Bundesrepublik nicht mehr möglich.
Und nein, jetzt nicht gleich wieder damit kommen, ich sei ein Sympathisant der Identitären Bewegung. Das ist ein logischer Fehlschluss. Es geht darum, dass man auch diesen Menschen Grundrechte zugesteht, insbesondere das Recht auf Meinungsfreiheit, und dass ihre Rechte auch von einem Staat, der ernst genommen werden will, zu schützen sind.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:25
von Billie Holiday
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 11:22)
Ich finde zu den Vorwürfen gegen Tim Hunt hier im Forum absolut nichts. Das Thema wurde von einigen angesprochen, aber eher mit dem Unterton, wie schnell man heute in der Sexismus-Schublade landen würde.
Klar gab es damals den öffentlichen Shitstorm, und vielleicht haben hier im Forum einige dem auch zugestimmt und ich finde es nur nicht, kann sein. Das ging dann aber in die Richtung "Sexist", vielleicht auch "Reaktionär" oder so.
Du aber hast behauptet, er wäre aufgrund der Äußerung hier im Forum als Nazi (oder von mir aus sinngemäß als rechtsradikal) verunglimpft worden. Das ist ein viel schwerwiegender Vorwurf. Sexist <> Nazi, Reaktionär <> Nazi. Oder ist das für dich dasselbe?
Also mein Eindruck ist, du hast dir das vielleicht zu 10% nicht ausgedacht, aber die restlichen 90% hinzuhalluziniert, damit es in dein "hier wird jeder Nazi genannt, der"-Weltbild passt.
Welche Vorteile hätte ich davon?
Man kann etwas andeuten, ohne konkrete Namen zu nennen, und dann dieses mit „dieser Nazi“ krönen.
Glaub, was du willst.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:32
von Brainiac
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:11)
Ja klar verwende ich diese Formulierung. Nur, wenn ich sage, "das ist neurechts", sage ich nicht gleichzeitig "der ist ein Nazi". Das neurechte Spektrum reicht sehr viel weiter als nur bis in die rechtsextreme Ecke. Interessant vor allem auch die
"Querverbindungen ins konservative Spektrum".
Dazu muss ich jetzt aber anmerken, dass wenn man sich über die politische Einordnung der Neuen Rechten zu informieren versucht, die Quellen zumeist in Richtung Extremismus zeigen. So gibt es einige bpb-Artikel dazu unterhalb der Extremismusrubrik, und in Wiki steht, dass "der Bundesverfassungsschutz die deutsche Neue Rechte auf der Basis wissenschaftlicher Analysen als 'Intellektualisierung des Rechtsextremismus' definiert". Dh wenn du jemandem neurechten Sprachgebrauch unterstellst, rückst du ihn zumindest in ein dem Rechtsextremismus verdächtiges Licht.
Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass du den Begriff weniger inflationär verwenden würdest, und auch mehr bezogen auf inhaltliche Positionen denn auf einzelne Begriffe. Wir hatten doch hier dieses Beispiel mit der "importierten Kriminalität", wenn ich mich recht entsinne, hat das jemand (du?) als "neurechts" bezeichnet. Das finde ich nicht diskussionsförderlich, da es sich um einen sachlogisch völlig korrekten Begriff handelt.
https://www.maz-online.de/Nachrichten/P ... rte-Gewalt. Dass der Begriff
auch von Vertretern der Neuen Rechten oft verwendet wird, darf nicht dazu führen, dass jeder der sich so ausdrückt, automatisch diesem Spektrum zugeordnet wird.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:39
von Selina
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:32)
Dazu muss ich jetzt aber anmerken, dass wenn man sich über die politische Einordnung der Neuen Rechten zu informieren versucht, die Quellen zumeist in Richtung Extremismus zeigen. So gibt es einige bpb-Artikel dazu unterhalb der Extremismusrubrik, und in Wiki steht, dass "der Bundesverfassungsschutz die deutsche Neue Rechte auf der Basis wissenschaftlicher Analysen als 'Intellektualisierung des Rechtsextremismus' definiert". Dh wenn du jemandem neurechten Sprachgebrauch unterstellst, rückst du ihn zumindest in ein dem Rechtsextremismus verdächtiges Licht.
Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass du den Begriff weniger inflationär verwenden würdest, und auch mehr bezogen auf inhaltliche Positionen denn auf einzelne Begriffe. Wir hatten doch hier dieses Beispiel mit der "importierten Kriminalität", wenn ich mich recht entsinne, hat das jemand (du?) als "neurechts" bezeichnet. Das finde ich nicht diskussionsförderlich, da es sich um einen sachlogisch völlig korrekten Begriff handelt.
https://www.maz-online.de/Nachrichten/P ... rte-Gewalt. Dass der Begriff
auch von Vertretern der Neuen Rechten oft verwendet wird, darf nicht dazu führen, dass jeder der sich so ausdrückt, automatisch diesem Spektrum zugeordnet wird.
Mit letztgenanntem Beispiel habe ich meines Erachtens nichts zu tun. Wüsste ich jetzt nicht. Kann mich jedenfalls nicht erinnern. Ja, ich verwende den Begriff "neurechts" häufig, das stimmt. Aber der Begriff gehört dann meistens auch genau an die jeweilige Stelle, wo ich ihn verwende. Da du das jetzt aufgeworfen hast, kannst du ja auch mal danach schauen, wo das in letzter Zeit bei mir konkret der Fall war. Das könntest du dann hier gerne zitieren. Ich wüsste nämlich nicht, dass diese Bewertung "neurechts" in irgendeinem Text von mir drinsteht, wo sie nicht auch hingehört. Sowas schreibe ich mit vollster Absicht. Und wie gesagt, "neurechts" ist nicht gleich "Nazi", auch, aber nicht nur.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 12:45
von Brainiac
Julian hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:20)
[...]Das heißt, wenn man als rechts bezeichnet wird, wird das gemeinhin schon als "rechtsextrem" oder "rechtsradikal" verstanden. Man wird als jemand markiert, der gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintritt, und den man bekämpfen und verfolgen muss - und der im Zweifelsfall dazu aufgefordert wird, das Land zu verlassen.
Genau das verstehe ich nicht. Kannst du mal ein Beispiel verlinken?
Und nein, jetzt nicht gleich wieder damit kommen, ich sei ein Sympathisant der Identitären Bewegung.
Da verwechselst du mich wohl mit jemandem.
Aber da du ja gerade von dir selbst sprichst und auch weiter oben deine Einordnung durch manche User als rechtsradikal thematisiert hattest, ein kurzer Kommentar von mir dazu. Du schreibst hier ja nicht erst seit gestern, und andere User dürfen schon ihre Schlüsse daraus ziehen, was so deine Hauptthemen sind, die du immer wieder anbringst. Und das ist zuerst und vor allem und immer wieder die Herausstellung des Schadens und des Untergangs, den der Islam und muslimische Flüchtlinge und muslimische Migranten über Deutschland brächten. Die Art und Weise, wie du das hier seit 2016 immer wieder thematisiert hast, trägt für mich schon extremistische Züge. Des weiteren sind mir diverse Verteidigungen deinerseits zu kritisierten Äußerungen von AfD-Politikern aufgefallen, wo ich mich schon gefragt habe, warum du dich da denn damit gemein machst. Ein Beispiel war diese Höcke-Rede.
Das kann nun jeder sehen wie er will und du siehst es sowieso anders, aber jedenfalls hast du diesen "Ruf" bei manchen sicherlich nicht nur, weil du sachlich die Flüchtlingspolitik kritisiert hättest.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:04
von Brainiac
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:39)
Mit letztgenanntem Beispiel habe ich meines Erachtens nichts zu tun. Wüsste ich jetzt nicht. Kann mich jedenfalls nicht erinnern. Ja, ich verwende den Begriff "neurechts" häufig, das stimmt. Aber der Begriff gehört dann meistens auch genau an die jeweilige Stelle, wo ich ihn verwende. Da du das jetzt aufgeworfen hast, kannst du ja auch mal danach schauen, wo das in letzter Zeit bei mir konkret der Fall war. Das könntest du dann hier gerne zitieren. Ich wüsste nämlich nicht, dass diese Bewertung "neurechts" in irgendeinem Text von mir drinsteht, wo sie nicht auch hingehört. Sowas schreibe ich mit vollster Absicht. Und wie gesagt, "neurechts" ist nicht gleich "Nazi", auch, aber nicht nur.
Hier ordnest du den Begriff "Political Correctness" als neurechts ein. Das ist mE unzutreffend. Klar verwendet die Neue Rechte den Begriff
auch gern.
Und hier eine ganze Liste von dir:
Selina hat geschrieben:(22 Apr 2019, 18:06)
Wie von DA gewünscht, eine kleine Auflistung. Obwohl das ja nun jeder weiß, was Neurechte dazu denken, vor allem diejenigen, die es ständig predigen. Aber bitte:
Neurechte Ansichten zu Flucht und Migration, kleine unvollständige Auswahl: Es wird von einer "Flüchtlingswelle" oder noch schärfer von einer "Flüchtlingsflut" geredet und von einer "unkontrollierten Massenzuwanderung", von Flüchtlingen, die keine "echten" Flüchtlinge seien, sondern lediglich "Wirtschaftsmigranten", die "unsere Sozialsysteme" ausnutzen bzw. plündern wollten. Die Neurechten reden von "Merkels Grenzöffnung" und von "Flüchtlingskriminalität" und davon, dass
die Flüchtlinge angeblich krimineller als
die Deutschen seien, dass
die Muslime "keinen Integrationswillen" hätten und "überhaupt nicht integrierbar" seien und so weiter und so fort...
Neurechte Ansichten zu den Geschlechterfragen, kleine unvollständige Auswahl: Alles, was sich um die Geschlechter dreht, sei einzig und alleine biologisch bestimmt und könne auch nur biologisch betrachtet werden. Neurechte behaupten, es gebe keinerlei Defizite in der Geschlechtergerechtigkeit. Frauen und Männer täten nur das, was sie von sich aus können und wollen, irgendwelche besseren oder schlechteren Bedingungen in der Gesellschaft für Chancengleichheit existierten ihrer Meinung nach nicht. Alles ausschließlich biologisch. Gleichstellungsbeauftragte und gender studies gehörten daher abgeschafft. Homosexuelle könnten angeblich keine guten Eltern sein, weil sie nicht die gemeinsamen biologischen Väter und Mütter seien und so weiter und so fort.
Bei Begriffen wie "Flüchtlingsflut" oder "überhaupt nicht integrierbar" würde ich dir vielleicht noch recht geben (auch wenn es sogar dabei auf den Kontext ankommt), bei "Wirtschaftsmigranten" oder "Merkels Grenzöffnung" aber nicht. Letzteres muss man formulieren dürfen, ohne als neurechts eingeordnet zu werden.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:19
von Selina
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:04)
Hier ordnest du den Begriff "Political Correctness" als neurechts ein. Das ist mE unzutreffend. Klar verwendet die Neue Rechte den Begriff
auch gern.
Und hier eine ganze Liste von dir:
Bei Begriffen wie "Flüchtlingsflut" oder "überhaupt nicht integrierbar" würde ich dir vielleicht noch recht geben (auch wenn es sogar dabei auf den Kontext ankommt), bei "Wirtschaftsmigranten" oder "Merkels Grenzöffnung" aber nicht. Letzteres muss man formulieren dürfen, ohne als neurechts eingeordnet zu werden.
Sorry, aber hinter all diesen Bewertungen durch mich stehe ich nach wie vor. So sehe ich das eben. Und nicht nur ich. Aber ich bin mir natürlich bewusst, dass ich damit auch einige konservativ denkende Leute mit einbeziehe oder gar treffe. Der Unterschied besteht nur darin, dass ich diese Leute nicht selbst als Person als komplett "neurechts" bezeichne, das heißt, ich sage weder "du Nazi" oder "du Rechtsradikaler" zu jemandem, sondern es geht um
Teile ihres Denkens. Und diese Teile sind halt weit bis in die bürgerliche Mitte hinein verbreitet. Das tut manchem vielleicht weh, wieder andere befragen sich selbst einmal genauer, wie "neurechts" sie inzwischen selbst schon denken und noch andere sagen schlicht "die spinnt doch". Alles erlaubt. Alles akzeptabel.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:19
von Julian
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:45)
Genau das verstehe ich nicht. Kannst du mal ein Beispiel verlinken?
Aus meinem Beitrag müsste das doch klar hervorgehen. Ich habe doch den "Kampf gegen Rechts" als Beispiel genannt. Wie wird denn "Rechts" bei diesem Kampf verstanden? Die Linken und mit ihnen der linke Hauptstrom, bestehend aus Politikern, Medien aber auch vielen Bürgern, haben die Fähigkeit zur Differenzierung weitestgehend verloren.
Ich habe das nicht in Bezug auf Sie, sondern generell geschrieben.
Wer sich hier im Forum für die Meinungsfreiheit einsetzt, wird sehr oft mit denen gleichgesetzt, deren Meinungsfreiheit er vertritt. Der Unterschied, sich für jemandes Freiheit, seine Meinung kundzutun, einzusetzen, wird in einem logischen oder ideologischen Kurzschluss damit gleichgesetzt, selbst diese Meinung zu vertreten.
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:45)
Aber da du ja gerade von dir selbst sprichst und auch weiter oben deine Einordnung durch manche User als rechtsradikal thematisiert hattest, ein kurzer Kommentar von mir dazu. Du schreibst hier ja nicht erst seit gestern, und andere User dürfen schon ihre Schlüsse daraus ziehen, was so deine Hauptthemen sind, die du immer wieder anbringst. Und das ist zuerst und vor allem und immer wieder die Herausstellung des Schadens und des Untergangs, den der Islam und muslimische Flüchtlinge und muslimische Migranten über Deutschland brächten. Die Art und Weise, wie du das hier seit 2016 immer wieder thematisiert hast, trägt für mich schon extremistische Züge. Des weiteren sind mir diverse Verteidigungen deinerseits zu kritisierten Äußerungen von AfD-Politikern aufgefallen, wo ich mich schon gefragt habe, warum du dich da denn damit gemein machst. Ein Beispiel war diese Höcke-Rede.
Das kann nun jeder sehen wie er will und du siehst es sowieso anders, aber jedenfalls hast du diesen "Ruf" bei manchen sicherlich nicht nur, weil du sachlich die Flüchtlingspolitik kritisiert hättest.
Das ist wieder der bekannte Kurzschluss. Offenbar gerät man sofort in den Verdacht, rechtsextrem zu sein, wenn man die Flüchtlingspolitik Merkels oder gar den Islam kritisiert.
Denken Sie denn, dass die Flüchtlingspolitik große Auswirkungen auf dieses Land habe? Oder insgesamt die Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte? Oder glauben Sie, dass sei ein eher kleines Thema, weil es Deutschland kaum beeinflusse, verändere oder gar vor Herausforderungen stelle?
Ich kenne kaum jemanden, der die überaus große Bedeutung dieses Themas leugnen würde. Deswegen ist es nur berechtigt, darüber zu diskutieren. Es ist in Deutschland seit Jahren das kontroverseste, am meisten diskutierte Thema; das wird auch im Ausland so gesehen. Selbst die Medien haben die große Bedeutung immer wieder herausgestellt.
Und nun ist man rechtsextrem, wenn man darüber sprechen möchte und dabei auf die negativen Seite hinweist? Das geht dann in eine sehr ideologische Richtung, wie im Flüchtlings- und Migrationspakt und in den neuesten Verlautbarungen des auf Linie gebrachten Verfassungsschutzes: Jede Kritik an Migration, an der multikulturellen Gesellschaft oder am Islam ist automatisch rechtsextrem und zu bekämpfen.
Wahrscheinlich sehen Sie es als rechtsextrem, wenn ich, ähnlich wie Höcke, ein Problem im verkrampften Verhältnis vieler Deutscher zu Deutschland sehe. Wer sein Land nicht liebt, wer immer nur um die eigene Schuld besorgt ist und selbst heute, nach über sieben Jahrzehnten, keine rationale, pragmatische, an den eigenen Interessen ausgerichtete Entscheidung treffen kann, sondern immer alles mit der großen Schuld begründen muss (und daraus dann aber wieder eine moralische Hybris ableitet, die andere Länder abschreckt) - der kann kaum ein guter Patriot sein. Er kann auch nicht Einwanderern etwas Positives vorleben, das jene zur Integration führen würde. Wenn die Einwanderer merken, dass die Deutschen ein gespanntes Verhältnis zum eigenen Land haben, nicht darauf stolz sein wollen und davon faseln, dass es eine deutsche Kultur ja eigentlich ohnehin nicht gebe, warum sollen sich denn die Einwanderer dann in ein solches Verliererland integrieren wollen?
Wenn Sie das als rechtsextrem sehen, sollten Sie diesen Begriff auch für den Politikwissenschaftler Patzelt und einige andere reservieren.
Religionen kritisiere ich allgemein. Ich kann damit als wissenschaftlich denkender Mensch nichts anfangen. Nun gibt es aber Religionen, die sich über lange Zeit zivilisiert haben und ihre eigenen, teilweise grausamen Texte nicht mehr ganz ernst nehmen. Leider gehört der Islam bisher nicht dazu, und gerade ich als Freidenker bin deswegen gefährdet. Wer wagt es denn heute noch in Deutschland, sich satirisch über den Islam zu äußern? Wie viele Leute brauchen Personenschutz, weil sie von Moslems verfolgt werden?
Im übrigen habe ich mich hier schon zu sehr vielen verschiedenen Themen geäußert. Nur ist das Echo darauf dann eher gering, oder beschränkt auf Foristen, die sich speziell dafür interessieren.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:45
von Brainiac
Julian hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:19)
Aus meinem Beitrag müsste das doch klar hervorgehen. Ich habe doch den "Kampf gegen Rechts" als Beispiel genannt. Wie wird denn "Rechts" bei diesem Kampf verstanden? Die Linken und mit ihnen der linke Hauptstrom, bestehend aus Politikern, Medien aber auch vielen Bürgern, haben die Fähigkeit zur Differenzierung weitestgehend verloren.
Ok, habe ich beim ersten Lesen nicht verstanden. Nun kann man ja gegen einen politischen Gegner kämpfen, in einer Demokratie völlig normal.
Ich habe nach Beispielen gesucht, wo Organisationen unter dem Titel "Kampf gegen Rechts" tatsächlich ein Vorgehen gegen Rechtsextremismus meinen, aber nicht gefunden. Ich gebe dir aber insofern recht, dass man öfters Zeitungsartikel unter dem Titel "gegen Rechts" findet, in denen tatsächlich nur der Rechstextremismus thematisiert wird. Das ist eine unzulässige Verkürzung, damit wird tatsächlich eine implizite Gleichsetzung vorgenommen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/kam ... 12350.html
Das ist wieder der bekannte Kurzschluss. Offenbar gerät man sofort in den Verdacht, rechtsextrem zu sein, wenn man die Flüchtlingspolitik Merkels oder gar den Islam kritisiert.
Genau das habe ich so nicht geschrieben und nicht getan. Wenn aber im ersten Jahr in diesem Forum gefühlt 95% der Beiträge in diese Richtung gehen und jedes nur denkbare Thema für diese Agenda genutzt wird, sieht es halt anders aus.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:48
von Brainiac
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:19)
Sorry, aber hinter all diesen Bewertungen durch mich stehe ich nach wie vor. So sehe ich das eben. Und nicht nur ich. Aber ich bin mir natürlich bewusst, dass ich damit auch einige konservativ denkende Leute mit einbeziehe oder gar treffe. Der Unterschied besteht nur darin, dass ich diese Leute nicht selbst als Person als komplett "neurechts" bezeichne, das heißt, ich sage weder "du Nazi" oder "du Rechtsradikaler" zu jemandem, sondern es geht um
Teile ihres Denkens. Und diese Teile sind halt weit bis in die bürgerliche Mitte hinein verbreitet. Das tut manchem vielleicht weh, wieder andere befragen sich selbst einmal genauer, wie "neurechts" sie inzwischen selbst schon denken und noch andere sagen schlicht "die spinnt doch". Alles erlaubt. Alles akzeptabel.
Ich glaube, dass du auf die Art und Weise keinen einzigen User dazu bringst, das eigene Denken kritisch auf "neurechte Bestandteile" zu hinterfragen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 13:50
von Selina
Julian hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:19)
Aus meinem Beitrag müsste das doch klar hervorgehen. Ich habe doch den "Kampf gegen Rechts" als Beispiel genannt. Wie wird denn "Rechts" bei diesem Kampf verstanden? Die Linken und mit ihnen der linke Hauptstrom, bestehend aus Politikern, Medien aber auch vielen Bürgern, haben die Fähigkeit zur Differenzierung weitestgehend verloren.
Ich habe das nicht in Bezug auf Sie, sondern generell geschrieben.
Wer sich hier im Forum für die Meinungsfreiheit einsetzt, wird sehr oft mit denen gleichgesetzt, deren Meinungsfreiheit er vertritt. Der Unterschied, sich für jemandes Freiheit, seine Meinung kundzutun, einzusetzen, wird in einem logischen oder ideologischen Kurzschluss damit gleichgesetzt, selbst diese Meinung zu vertreten.
Das ist wieder der bekannte Kurzschluss. Offenbar gerät man sofort in den Verdacht, rechtsextrem zu sein, wenn man die Flüchtlingspolitik Merkels oder gar den Islam kritisiert.
Denken Sie denn, dass die Flüchtlingspolitik große Auswirkungen auf dieses Land habe? Oder insgesamt die Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte? Oder glauben Sie, dass sei ein eher kleines Thema, weil es Deutschland kaum beeinflusse, verändere oder gar vor Herausforderungen stelle?
Ich kenne kaum jemanden, der die überaus große Bedeutung dieses Themas leugnen würde. Deswegen ist es nur berechtigt, darüber zu diskutieren. Es ist in Deutschland seit Jahren das kontroverseste, am meisten diskutierte Thema; das wird auch im Ausland so gesehen. Selbst die Medien haben die große Bedeutung immer wieder herausgestellt.
Und nun ist man rechtsextrem, wenn man darüber sprechen möchte und dabei auf die negativen Seite hinweist? Das geht dann in eine sehr ideologische Richtung, wie im Flüchtlings- und Migrationspakt und in den neuesten Verlautbarungen des auf Linie gebrachten Verfassungsschutzes: Jede Kritik an Migration, an der multikulturellen Gesellschaft oder am Islam ist automatisch rechtsextrem und zu bekämpfen.
Wahrscheinlich sehen Sie es als rechtsextrem, wenn ich, ähnlich wie Höcke, ein Problem im verkrampften Verhältnis vieler Deutscher zu Deutschland sehe. Wer sein Land nicht liebt, wer immer nur um die eigene Schuld besorgt ist und selbst heute, nach über sieben Jahrzehnten, keine rationale, pragmatische, an den eigenen Interessen ausgerichtete Entscheidung treffen kann, sondern immer alles mit der großen Schuld begründen muss (und daraus dann aber wieder eine moralische Hybris ableitet, die andere Länder abschreckt) - der kann kaum ein guter Patriot sein. Er kann auch nicht Einwanderern etwas Positives vorleben, das jene zur Integration führen würde. Wenn die Einwanderer merken, dass die Deutschen ein gespanntes Verhältnis zum eigenen Land haben, nicht darauf stolz sein wollen und davon faseln, dass es eine deutsche Kultur ja eigentlich ohnehin nicht gebe, warum sollen sich denn die Einwanderer dann in ein solches Verliererland integrieren wollen?
Wenn Sie das als rechtsextrem sehen, sollten Sie diesen Begriff auch für den Politikwissenschaftler Patzelt und einige andere reservieren.
Religionen kritisiere ich allgemein. Ich kann damit als wissenschaftlich denkender Mensch nichts anfangen. Nun gibt es aber Religionen, die sich über lange Zeit zivilisiert haben und ihre eigenen, teilweise grausamen Texte nicht mehr ganz ernst nehmen. Leider gehört der Islam bisher nicht dazu, und gerade ich als Freidenker bin deswegen gefährdet. Wer wagt es denn heute noch in Deutschland, sich satirisch über den Islam zu äußern? Wie viele Leute brauchen Personenschutz, weil sie von Moslems verfolgt werden?
Im übrigen habe ich mich hier schon zu sehr vielen verschiedenen Themen geäußert. Nur ist das Echo darauf dann eher gering, oder beschränkt auf Foristen, die sich speziell dafür interessieren.
Was mir an Ihren Kommentaren eigentlich immer recht gut gefällt, ist die Klarheit Ihrer Sprache. Sie reden nicht lange drumrum, kommen schnell auf den Punkt Ihrer Meinungsäußerung und argumentieren von Ihrer politischen Warte aus betrachtet recht überzeugend. Findet man hier gar nicht mal so oft. Mir fällt da immer als Vergleich ein, was einige sehr konservative Leute dem Gysi mehrfach gesagt hatten: "Ich mag Sie eigentlich wegen Ihrer Klarheit und Redegewandtheit, Sie sind eben nur in der falschen Partei."
Nein, mal im Ernst: Der Höcke wurde nunmal zurecht als rechtsextrem eingestuft, weil er übles geschichtsrevisionistisches Zeug verbreitet und weil es purer Nationalismus ist, was er in seinen Kyffhäuser-Reden und zu anderen Anlässen erzählt. Mal von der Diktion abgesehen, die einem ja förmlich den Vergleich mit einer berühmt-berüchtigten Person der damaligen Zeitgeschichte aufdrängt. Und was dieses Deutschland-Gefühl anbelangt: Ja, das wird oft bemängelt, dass sich viele Deutsche (es werden immer weniger, ich gehöre auch dazu) nicht mit dem "nötigen Stolz" über ihr "Heimatland" äußern. Das aber hat handfeste Gründe. Und es war zum Ende des Krieges abzusehen, dass viele Generationen ins Land gehen werden, bevor man wieder ohne rot zu werden vom eigenen Land reden können wird. Wie man damit umgeht, hat schon auch mit Bildung und Erziehung (Elternhaus in erster Linie) zu tun. Aber ich halte es heute noch für sehr überlegt und auch für sehr angebracht, nicht mit allzu stolz geschwellter Brust über Deutschland zu reden. Sehr angebracht. Zumal sich schon wieder etwas breitmacht, was eine deutliche Nähe zum schrecklichen geschichtlichen Vorbild aufweist. Da sollten die Stimmen des - ich nenns mal so - schaumgebremsten Stolzes eher als Warner wirken und gelten. Und was den Patzelt anbelangt, ja, der steht schon weit im rechtskonservativen Feld mit Tendenz zu noch weiter rechts. Dass er die CDU in Sachsen nun berät, bedeutet, den Bock zum Gärtner machen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:11
von Julian
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:50)
Was mir an Ihren Kommentaren eigentlich immer recht gut gefällt, ist die Klarheit Ihrer Sprache. Sie reden nicht lange drumrum, kommen schnell auf den Punkt Ihrer Meinungsäußerung und argumentieren von Ihrer politischen Warte aus betrachtet recht überzeugend. Findet man hier gar nicht mal so oft. Mir fällt da immer als Vergleich ein, was einige sehr konservative Leute dem Gysi mehrfach gesagt hatten: "Ich mag Sie eigentlich wegen ihrer Klarheit und Redegewandtheit, Sie sind eben nur in der falschen Partei."

Zu viel der Ehre, mit einem Rhetoriker wie Gysi gleichgesetzt zu werden. Aber ernsthaft: Ich habe beispielsweise persönlich nichts gegen Herrn Gysi, finde manche seiner Züge sympathisch, und spreche ihm auch nicht sein rhetorisches und auch politisches Talent ab. Ich würde auch dafür kämpfen, dass er das sagen darf, was er möchte - und zwar auch ohne Angst vor Gewalttätern. Er vertritt eine legitime politische Position, die ich zwar nicht teile, das würde mich aber nicht davon abzuhalten, mit ihm ein Bier oder einen Wein zu trinken. Ob er das mit mir tun würde, weiß ich allerdings nicht.
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:50)
Nein, mal im Ernst: Der Höcke wurde nunmal zurecht als rechtsextrem eingestuft, weil er übles geschichtsrevisionistisches Zeug verbreitet und weil es purer Nationalismus ist, was er in seinen Kyffhäuser-Reden und zu anderen Anlässen erzählt. Mal von der Diktion abgesehen, die einem ja förmlich den Vergleich mit einer berühmt-berüchtigten Person der damaligen Zeitgeschichte aufdrängt. Und was dieses Deutschland-Gefühl anbelangt: Ja, das wird oft bemängelt, dass sich viele Deutsche (es werden immer weniger, ich gehöre auch dazu) nicht mit dem "nötigen Stolz" über ihr "Heimatland" äußern. Das aber hat handfeste Gründe. Und es war zum Ende des Krieges abzusehen, dass viele Generationen ins Land gehen werden, bevor man wieder ohne rot zu werden vom eigenen Land reden können wird. Wie man damit umgeht, hat schon auch mit Bildung und Erziehung (Elternhaus in erster Linie) zu tun. Aber ich halte es heute noch für sehr überlegt und auch für sehr angebracht, nicht mit allzu stolz geschwellter Brust über Deutschland zu reden. Sehr angebracht. Zumal sich schon wieder etwas breitmacht, was eine deutliche Nähe zum schrecklichen geschichtlichen Vorbild aufweist. Da sollten die Stimmen des - ich nenns mal so - schaumgebremsten Stolzes eher als Warner wirken und gelten. Und was den Patzelt anbelangt, ja, der steht schon weit im rechtskonservativen Feld mit Tendenz zu noch weiter rechts. Dass er die CDU in Sachsen nun berät, bedeutet, den Bock zum Gärtner machen.
Zunächst einmal finde ich, dass Höcke ebenso wie Gysi eine legitime politische Position vertritt; auch mit ihm würde ich ein Bier oder einen Wein trinken. Teilweise hat er mit dem, was er kritisiert, auch recht. Nur gefällt mir nicht, wie er sein Publikum aufpeitscht, wie er mit Emotionen spielt. Das ist nicht mein Stil.
Auch bezweifle ich, dass ich das, wofür er steht, teile - dazu bin ich wohl einfach zu liberal im Hinblick auf viele Aspekte. Für mich ist beispielsweise der Liberalismus keine feindliche Ideologie oder der Untergang des Abendlandes, sondern eine der größten Errungenschaften der europäischen Tradition und eine Geisteshaltung, in der ich mich zu Hause fühle und die ich in großen Teilen vertrete, wenn auch in etwas anderer Form als viele europäische Liberale das Wort verstehen. Höcke scheint in vielerlei Hinsicht die Marktwirtschaft zu kritisieren, wenn er von seiner "organischen" Wirtschaft o.ä. redet; insbesondere die Globalisierung scheint er sehr negativ zu sehen, und die Rolle des Staates scheint er viel größer zu sehen, als ich es tue. Ich gehe wohl viel mehr vom Individuum und seiner Freiheit aus, als ich das bei Höcke, der häufig das Kollektiv beschwört, zu erkennen vermag. Vielleicht schätze ich ihn aber auch falsch ein.
Der Gottbeiseiuns ist für mich Herr Höcke auf jeden Fall nicht. Die Dämonisierung in den Medien kann ich nicht nachvollziehen. Er ist ein Politiker wie viele andere, der das Recht hat, für seine Positionen zu werben. Ich trenne auch im allgemeinen das Persönlich-Menschliche von politischen Standpunkten, weswegen ich keine Berührungsängste habe.
Bei Werner Patzelt erkenne ich mich in vielen Positionen wieder, allerdings resultiert das bisher nur auf Zeitungsinterviews oder Videomitschnitten, ich habe bisher keine längeren Aufsätze oder gar Bücher von ihm gelesen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:14
von schokoschendrezki
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 12:04)
Na dann sind wir uns ja einig.
Jemand aber, der aus einer Einordnung als "rechts" einen Nazivorwurf konstruiert, sieht das vielleicht anders.
Ich habe folgende Vermutung: Bereits die Einordnung als "rechts" empfinden manche als beleidigend (zB die, die immer mit dem Kunstwort "rrrääächts" um sich werfen). Die Rache besteht dann offenbar darin, daraus einen Nazivorwurf zu konstruieren.
Das klingt schon logisch bzw. entspricht auch meiner Wahrnehmung. Bemerkenswerte finde ich, dass die EInordnung "rechtskonservativ" lange nicht diese negative Konnotation hat.
Gleich im ersten ABschnitt fast jeder Definition der "politischen Rechten" findet sich als wesentliches Merkmal die positive Wertung und Befürwortung einer
hierarchischen Gesellschaft. Das muss noch nicht mal zwingend mit "Konservativismus" verbunden sein. Wer also für eine hierarchische Gesellschaft plädiert, sollte eigentlich absolut kein Problem mit der Fremd- und Selbsteinordnung als "rechts" haben und demzufolge diese EInordnung auch nicht als "rrrääächts"-Schmähung auffassen.
Zwischen dieser an Hierarchien glaubenden politischen Rechten und den Nazis bzw. NaziSozis der NSDAP bzw. der Hitlerzeit besteht ein Unterschied bzw. eine Beziehung, die gar nicht so leicht zu durchschauen ist. Auf der einen Seite: Führerstaat und strenge Parteihierarchie. Auf der anderen Seite: Beschwörung von Volksgemeinschaft, (nichtmarxistischem) Sozialismus. Nach dem bekannten britischen Historiker Kershaw war diese Unbestimmtheit des NS-Staats eine der Ursachen für den Machterhalt. Im entsprechenden bpb-Artikel ist von "Polykratien" die Rede. Ein Führerstaat mit Organisationen im Selbstverständnis einer "Volksgemeinschaftlichkeit". Mannehme nur mal HJ, BDM oder KdF. Tatsächlich gab es aber doch und realiter natürlich einen engeren Zirkel der wirklich mächtigen. Wieviel war bei denen Ideologie auch im eigenen Glauben und wieviel Opportunismus zum unbedingten Machterhalt. Ein bissel abgeschweift ...
Na jedenfalls. Einen "Rechten", also "Hierarchieüberzeugten" einen "Nazi" zu nennen ist eh schon mal kurzschlüssig. Sich als Rechter, also Hierarchieüberzeugter, beleidigt zu fühlen, wenn man ihn oder sie "einen Rechten" nennt, ist es ebenso. Darüber hinaus aber auch noch irrational.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:17
von Selina
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:48)
Ich glaube, dass du auf die Art und Weise keinen einzigen User dazu bringst, das eigene Denken kritisch auf "neurechte Bestandteile" zu hinterfragen.
Ja, mag sein. Aber hast du denn den Eindruck, dass es überhaupt irgendeinen Weg gibt, jemanden dazu zu bringen,
"das eigene Denken kritisch auf 'neurechte Bestandteile' zu hinterfragen"? Ich sehe hier nirgendwo Argumentationsketten, wo das gut gelingt. Bei niemandem. Selbst dann nicht, wenn die Bewertung "neurechts" in den Kommentaren nicht verwendet wird. Ich glaube auch, der Fakt des Rechtsruckes an sich lässt sich nicht einfach wegdiskutieren, nur, indem man ab und zu das Wort "neurechts" weglässt. Dass Andersdenkende und Anderslebende wieder Angst haben müssen, in diesem Land frei und offen ihr Anderssein zu leben, das lässt sich nun mal nicht mit rosaroten Blümchen umranken. Den Finger auf die Wunde zu legen und das immer wieder und die Dinge beim Namen zu nennen, das ist schon wichtig. Gerade bei Biologismus und Kulturalismus. Ich glaube auch, es wird viel zu oft geglättet, bagatellisiert, untern Teppich gekehrt. Das ist auch keine Lösung und kann dann gesellschaftlich - also "draußen" - in der Konsequenz üble Folgen haben. Aber ich werde mal über deine Worte nachdenken.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:21
von schokoschendrezki
Bei den meisten derer, die man "neurechts" nennt oder der "Neuen Rechten" zurechnet, ist das "Rechte" nur der eine Teil. Bei jemanden wie Schirinowski kommt eben noch ein extremer Nationalismus dazu, der bei letzterem zusätzlich noch eine religiös-kulturalistische Ausrichtung hat.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:26
von relativ
Julian hat geschrieben:(02 Aug 2019, 10:15)
Es ist sogar noch komplexer. Es gab auch Leute, die in der NSDAP waren, aber eigentlich keine Nazis waren. Sie waren in der Partei aus opportunistischen Gründen, haben aber nicht an die Ideale dieser Partei geglaubt. Ein Teil davon wiederum war nicht einverstanden mit den Grausamkeiten und Ungeheuerlichkeiten, die sich im Verlauf der Herrschaft entwickelten, und leisteten dagegen Widerstand.
Einige von diesen NSDAP-Mitgliedern werden auch in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt, ich nenne als bekanntes Beispiel einmal das NSDAP-Mitglied Oskar Schindler.
Darüber hinaus gab es auch Leute, die in der Partei waren, an die nationalsozialistischen Ideale glaubten, aber dennoch keine bösen Menschen waren - was sich zeigte, als es um die konkrete Umsetzung, etwa das Morden, ging. Entsprechend gab es auch Leute, die weder an die Ideale des Nationalsozialismus glaubten noch Mitglied der NSDAP waren, die aber einfach böse Menschen waren, sich in ihrer Macht sonnten und teilweise auch einfach gerne Gewalt ausübten und mordeten.
Die Sache ist also etwas komplexer, als sich das der heutige linke Hauptstrom mit seinem Gut-Böse-Schema zurechtlegt. Jeder, der sich ausführlich mit Geschichte auseinandersetzt, weiß das eigentlich.
Dennoch hat das linke Gut-Böse-Schema einen Zweck, denn damit wird die Diskussion auf eine moralische Ebene gehoben. Man muss nicht mehr sachlich argumentieren, etwa, was möglich und vernünftig sei, was das Ziel sei und mit welchen Mitteln man dieses erreiche. Nein, man nimmt einfach einen Standpunkt ein, der moralisch, quasi natürlich, geboten sei; jeder, der dem widerspricht, wird auf eine moralisch niedrigere Stufe gestellt.
Im Prinzip wird dem heutigen "Nazi" vorgeworfen, dass er damals mitgemordet hätte, und der gute Linke sonnt sich darin, dass er damals heroisch Widerstand geleistet hätte. Wenn man sich mit den Themen Konformismus/ Non-Konformismus beschäftigt und mit dem, wer damals tatsächlich gemordet, wer weggesehen, wer dagegen, wer dafür war, wer Widerstand geleistet hat, dann ist die Sachlage natürlich nicht so einfach. Viele Linke drücken ja heute nur das aus, was der Hauptstrom ihnen vorgibt und wofür er sie belohnt, während man, wenn man rechte Positionen vertritt, tatsächlich Zivilcourage braucht.
Sorry aber hier geht es doch eher darum, ob ein Handeln zu dieser menschenfeindlichen Ideologie führt und über die gibt es eben mal keine 2 Meinungen. Ob man dann nur Steigbügelhalter für die ist, oder diese in einen abgeschwächten Form bevorzugt spielt doch gar keine Rolle. Die xenophobe und rassistische Ideologie ist das Böse und alles was hilft diesr wieder aufs Podest zu heben , muss bekämpft werden und zwar mit voller Konsequenz, bevor es wieder mal zu spät ist und wir abermals ratlos vor den Trümmern unser naiven Fehleinschätzung stehen und gar nicht wussten wie sowas passieren konnte.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:38
von Brainiac
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 14:17)
Ja, mag sein. Aber hast du denn den Eindruck, dass es überhaupt irgendeinen Weg gibt, jemanden dazu zu bringen,
"das eigene Denken kritisch auf 'neurechte Bestandteile' zu hinterfragen"? Ich sehe hier nirgendwo Argumentationsketten, wo das gut gelingt. Bei niemandem. Selbst dann nicht, wenn die Bewertung "neurechts" in den Kommentaren nicht verwendet wird. Ich glaube auch, der Fakt des Rechtsruckes an sich lässt sich nicht einfach wegdiskutieren, nur, indem man ab und zu das Wort "neurechts" weglässt. Dass Andersdenkende und Anderslebende wieder Angst haben müssen, in diesem Land frei und offen ihr Anderssein zu leben, das lässt sich nun mal nicht mit rosaroten Blümchen umranken. Den Finger auf die Wunde zu legen und das immer wieder und die Dinge beim Namen zu nennen, das ist schon wichtig. Gerade bei Biologismus und Kulturalismus. Ich glaube auch, es wird viel zu oft geglättet, bagatellisiert, untern Teppich gekehrt. Das ist auch keine Lösung und kann dann gesellschaftlich - also "draußen" - in der Konsequenz üble Folgen haben. Aber ich werde mal über deine Worte nachdenken.
Rechtsradikal nennen, was rechtsradikal ist, und nicht rechtsradikal nennen (auch nicht andeutungsweise), was es nicht ist.
Mal plakativ:
- Eine Äußerung, wonach der arme Lübke-Mörder aufgrund der Flüchtlingspolitik praktisch gar keine andere Wahl hatte, als so zu handeln wie er es tat, ist rechtsradikal. Wer so etwas bei klarem Verstand von sich gibt, ist es selbst höchstwahrscheinlich auch. Das kann und sollte man so aussprechen.
- Eine Äußerung, in der die Political Correctness beklagt und darauf hingewiesen wird, dass im Zuge des Flüchtlingszuzugs auch viele Wirtschaftsmigranten zu uns gekommen sind und vom sozialen Netz profitieren, ist nicht rechtsradikal. Es ist mE. auch eher kontraproduktiv, den Schreiber darauf aufmerksam zu machen, dass es sich aber um neurechte Begriffe handelte, die er da verwendet, und dass er da mal auf "sein Denken" aufpassen solle.
Beeinflussen kann man imho, wenn überhaupt, am ehesten durch sachliche Widerlegungen. Also wenn zB Leute immer wieder behaupten (wie Sarrazin), dass 80% der Probleme im Bereich Bildung, Hartz IV, Kriminalität in Deutschland durch muslimische Migranten verursacht würden, dann kann man einige Statistiken dagegen halten. Oder wenn erklärt wird, der letztes Jahr beschlossene UN-Migrationspakt würde allen Migranten dieser Welt den "uneingeschränkten Zugang zu den sozialen Systemen" jeglichen Zielländes seiner Wahl ermöglichen, dann kann man auf den konkreten Text verweisen, wo das eben nicht steht. Dann werden von 100 Usern vielleicht 2 ins Grübeln kommen. Viel mehr kann man in so einem Forum sowieso nicht erreichen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:40
von Skeptiker
Brainiac hat geschrieben:(02 Aug 2019, 13:45)
Ok, habe ich beim ersten Lesen nicht verstanden. Nun kann man ja gegen einen politischen Gegner kämpfen, in einer Demokratie völlig normal.
Ich habe nach Beispielen gesucht, wo Organisationen unter dem Titel "Kampf gegen Rechts" tatsächlich ein Vorgehen gegen Rechtsextremismus meinen, aber nicht gefunden. Ich gebe dir aber insofern recht, dass man öfters Zeitungsartikel unter dem Titel "gegen Rechts" findet, in denen tatsächlich nur der Rechstextremismus thematisiert wird. Das ist eine unzulässige Verkürzung, damit wird tatsächlich eine implizite Gleichsetzung vorgenommen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/kam ... 12350.html
Genau das habe ich so nicht geschrieben und nicht getan. Wenn aber im ersten Jahr in diesem Forum gefühlt 95% der Beiträge in diese Richtung gehen und jedes nur denkbare Thema für diese Agenda genutzt wird, sieht es halt anders aus.
Der „Kampf gegen Rechts“ steht synonym für den Kampf gegen Rechtsextremismus. Auf Wikipedia wird man sogar direkt weitergeleitet auf „Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland“. Das ist doch bekannt und eine deutsche Eigenart.
Niemand - naja, fast niemand - würde beim Kampf gegen Rechts an Horst Seehofer denken. Ihn würde man politisch aber sicher da sehen.
Mach doch einfach mal die Gegenprobe. Was hieltest du von einem „Kampf gegen Links“?
Wenn ich das so schreibe, ist natürlich sofort klar, dass ich damit nur Linksextreme meinen kann - oder etwa nicht? Nein, sorry, es ist vollkommen klar, dass in Deutschland die ganze politische Richtung latent stigmatisiert ist.
Ich habe es glaube ich schonmal irgendwo hier geschrieben, dass ein Bekannter aus Frankreich mal nach Berlin kam und dort in einem Taxi fuhr. Als der Taxifahrer fragte welche politische Richtung er favorisiere, meinte er „Mitte-Rechts“, was in Frankreich gemäßigt konservativ bedeutet.
In Deutschland ist er aus dem Taxi geworfen und übel als Nazi beschimpft worden - als Franzose wohlgemerkt.
Nö, sorry, rechts wird offensichtlich oft mit rechtsextrem gleichgesetzt oder in dessen Nähe gerückt. Dann darf man sich bitte auch nicht wundern, wenn die Leute nicht rechts genannt werden wollen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 14:48
von Selina
Julian hat geschrieben:(02 Aug 2019, 14:11)
Zu viel der Ehre, mit einem Rhetoriker wie Gysi gleichgesetzt zu werden. Aber ernsthaft: Ich habe beispielsweise persönlich nichts gegen Herrn Gysi, finde manche seiner Züge sympathisch, und spreche ihm auch nicht sein rhetorisches und auch politisches Talent ab. Ich würde auch dafür kämpfen, dass er das sagen darf, was er möchte - und zwar auch ohne Angst vor Gewalttätern. Er vertritt eine legitime politische Position, die ich zwar nicht teile, das würde mich aber nicht davon abzuhalten, mit ihm ein Bier oder einen Wein zu trinken. Ob er das mit mir tun würde, weiß ich allerdings nicht.
Nur eine Anmerkung noch dazu: Ich habe Sie natürlich nicht mit Gysi gleichgesetzt. Dazu sind die Ansichten und Weltsichten von Ihnen beiden doch zu unterschiedlich. Nein, was ich damit meinte, ist eher sowas wie die Sympathiebekundung für den politischen Gegner, den man trotz anderer Denkweise unter Umständen auch schätzen und respektieren kann. Das sagten Sie ja selbst weiter unten. Sowas sollte auch hier Schule machen. Denn wer miteinander redet und das sogar noch respektvoll, schießt schon mal nicht aufeinander

Also einen Gysi-Vergleich wollte ich nicht anstellen, dazu ist der Linkenpolitiker doch zu versiert und rhetorisch zu begabt, als dass man ohne Not andere Ebenbürtige fände. Ich meinte das nur hier in diesem kleinen Rahmen des Forums, dass ich Ihre verbale Klarheit ziemlich gut finde. Trotz aller politischen Unterschiede und Gegensätze.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:02
von relativ
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 14:48)
Nur eine Anmerkung noch dazu: Ich habe Sie natürlich nicht mit Gysi gleichgesetzt. Dazu sind die Ansichten und Weltsichten von Ihnen beiden doch zu unterschiedlich. Nein, was ich damit meinte, ist eher sowas wie die Sympathiebekundung für den politischen Gegner, den man trotz anderer Denkweise unter Umständen auch schätzen und respektieren kann. Das sagten Sie ja selbst weiter unten. Sowas sollte auch hier Schule machen. Denn wer miteinander redet und das sogar noch respektvoll, schießt schon mal nicht aufeinander

Also einen Gysi-Vergleich wollte ich nicht anstellen, dazu ist der Linkenpolitiker doch zu versiert und rhetorisch zu begabt, als dass man ohne Not andere Ebenbürtige fände. Ich meinte das nur hier in diesem kleinen Rahmen des Forums, dass ich Ihre verbale Klarheit ziemlich gut finde. Trotz aller politischen Unterschiede und Gegensätze.
Die Ideologie die Julian vertritt möchte ich auch rethorisch gut verpackt nicht geschenkt haben. Das ich mit ihm trotzdem noch einen Diskurs führe halte ich in einer Demokratie bis zu einem gewissen Punkt für notwendig, aber dieser Diskurs muss für mich kein Kuschelkurs sein.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:03
von Stoner
Intellektuelles Vermögen als Ergebnis einer gesäßgeografischen Verortung? Interessanter Gedanke. Also muss der Grass dem Jünger überlegen gewesen sein.

Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:06
von unity in diversity
Vegetarier aller Länder, vereinigt euch zum Bund, esst Radieschen und Rhabarber und ihr bleibt gesund.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:07
von Selina
relativ hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:02)
Die Ideologie die Julian vertritt möchte ich auch rethorisch gut verpackt nicht geschenkt haben. Das ich mit ihm trotzdem noch einen Diskurs führe halte ich in einer Demokratie bis zu einem gewissen Punkt für notwendig, aber dieser Diskurs muss für mich kein Kuschelkurs sein.
Kuschelkurs nicht, aber vernünftig, sachlich und normal halt. Manche sind auch in einem Alter, wo sämtliche politische Wege und Richtungen noch offen sind.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:09
von Brainiac
Skeptiker hat geschrieben:(02 Aug 2019, 14:40)
Der „Kampf gegen Rechts“ steht synonym für den Kampf gegen Rechtsextremismus. Auf Wikipedia wird man sogar direkt weitergeleitet auf „Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland“. Das ist doch bekannt und eine deutsche Eigenart.
Dass manche Zeitungsartikel zum Rechtsextremismus unzulässig verkürzend so betitelt werden (ob nun aus böser Absicht oder um Buchstaben zu sparen), habe ich ja selbst schon festgestellt. Wo aber noch findet deiner Meinung nach diese Gleichsetzung statt (außerhalb des weit linken Spektrums)?
Das mit der Weiterleitung ist kein Beleg, sondern nur ein intelligentes Suchverfahren, das mit teilweisen Übereinstimmungen und Assoziationen arbeitet. Du wirst zB. auch von "Scharia-Islam" auf Bassam Tibi umgeleitet.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:12
von relativ
Selina hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:07)
Kuschelkurs nicht, aber vernünftig, sachlich und normal halt. Manche sind auch in einem Alter, wo sämtliche politische Wege und Richtungen noch offen sind.
Solange der Diskussionspartner sachlich bleibt bleibe ich das auch, fängt er an komisch zu werden, werd ich es auch. Dies funktioniert aber nicht mit jedem hier, weil es bei den meisten ja schon Vorgeschichten gibt. Man weiss also in der Regel mit wem man es zu tun hat.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:15
von Vongole
MäckIntaier hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:03)
Intellektuelles Vermögen als Ergebnis einer gesäßgeografischen Verortung? Interessanter Gedanke. Also muss der Grass dem Jünger überlegen gewesen sein.


Leider bestimmt die gesäßgeografische Verortung nicht nur hier den Diskurs. So werden aus Diskutanten Gegner, die es zu bekämpfen gilt, was allemal einfacher erscheint,
als sich mit Argumenten auseinanderzusetzen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:22
von Selina
schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Aug 2019, 14:21)
Bei den meisten derer, die man "neurechts" nennt oder der "Neuen Rechten" zurechnet, ist das "Rechte" nur der eine Teil. Bei jemanden wie Schirinowski kommt eben noch ein extremer Nationalismus dazu, der bei letzterem zusätzlich noch eine religiös-kulturalistische Ausrichtung hat.
Ja, und all das lässt sich unter "neurechts" subsumieren. Allerdings setzt man da vielleicht zu viel voraus, wenn man "neurechts" unkommentiert verwendet. Es aufzugliedern und zu konkretisieren, ist in jedem Falle besser. Stimmt.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:30
von Stoner
Vongole hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:15)

Leider bestimmt die gesäßgeografische Verortung nicht nur hier den Diskurs. So werden aus Diskutanten Gegner, die es zu bekämpfen gilt, was allemal einfacher erscheint,
als sich mit Argumenten auseinanderzusetzen.
Wohl wahr. Und die Verwirrung wäre total, wenn ein Neuer Rechter plötzlich zur Linken wechselt, und ein Linker sein neurechtes Herz entdeckte: Wie müsste man dann die intellektuellen Kräfte, das individuelle Vermögen einordnen? Huh, das Leben ist viel zu kompliziert.

Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:31
von Selina
relativ hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:12)
Solange der Diskussionspartner sachlich bleibt bleibe ich das auch, fängt er an komisch zu werden, werd ich es auch. Dies funktioniert aber nicht mit jedem hier, weil es bei den meisten ja schon Vorgeschichten gibt. Man weiss also in der Regel mit wem man es zu tun hat.
In Anlehnung an Brecht: Wenn ich überhaupt an irgendwas glaube, dann ist es die Veränderbarkeit des Menschen. Der Verhältnisse und des Menschen.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:32
von Selina
MäckIntaier hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:30)
Wohl wahr. Und die Verwirrung wäre total, wenn ein Neuer Rechter plötzlich zur Linken wechselt, und ein Linker sein neurechtes Herz entdeckte: Wie müsste man dann die intellektuellen Kräfte, das individuelle Vermögen einordnen? Huh, das Leben ist viel zu kompliziert.

Das gibt es ja alles. Schau dir die Wanderbewegung zur letzten Bundestagswahl an. Da hat fast jede Partei Wähler an die AfD verloren. Massenhaft sogar.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:44
von VaterMutterKind
relativ hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:52)
Es wird dir nicht gelingen hier von Tatsachen abzulenken, indem du die Kritiker der rechten Rethorik in die selbe geistige Ecke stellst, in der du dich gerade wohl befindest.
Nichts für Ungut, aber ich argumentiere nicht mehr gegen dich an. Das ist Perle vor die Säue werfen. Ausserdem fühle ich mich nicht gerade gut dabei mich an dieser Scheisse hier zu beteiligen, auch wenn es in mahnender Absicht ist.
Wenn du nich von allein auf die Idee kommst, dass du hier die Opfer des dritten Reiches missbrauchst, dann ist bei dir sowieso Hopfen und Malz verloren. Du bist doch nicht besser als ein Rechtsradikaler. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen wie so jemand meint er wäre hier eine moralische Instanz.
Re: "Es wird jeder als Nazi tituliert, der..."
Verfasst: Freitag 2. August 2019, 15:54
von relativ
VaterMutterKind hat geschrieben:(02 Aug 2019, 15:44)
Nichts für Ungut, aber ich argumentiere nicht mehr gegen dich an. Das ist Perle vor die Säue werfen. Ausserdem fühle ich mich nicht gerade gut dabei mich an dieser Scheisse hier zu beteiligen, auch wenn es in mahnender Absicht ist.
Wenn du nich von allein auf die Idee kommst, dass du hier die Opfer des dritten Reiches missbrauchst, dann ist bei dir sowieso Hopfen und Malz verloren. Du bist doch nicht besser als ein Rechtsradikaler. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen wie so jemand meint er wäre hier eine moralische Instanz.
Ich missbrauche hier rein gar nix, ausser ab und an mal meine ansonsten guten Manieren. Wenn du nicht im Stande bist das was sich geschrieben habe richtig zu interpretieren, dann kann ich da rein gar nix zu. Mehr als dir zu sagen daß du da falsch liegst kann ich nicht tun.
Es ist ja schon mal positiv, daß du dich wenigstens scheiße fühlst bei dieser Art von Diskussion.