robro43 » Di 24. Mär 2015, 11:54 hat geschrieben:
würden Sie mir bitte den Unterschied erklären ? Ich glaubte bisher immer "nationalistisch" bezeichnet ebenso wie "faschistisch"
Rassismus und Imperialismus, ich unterschlage zwar schon mal so feine Unterschiede wie Italienische oder deutsche "Patentrechte"...
die ohnehin ausgelaufen sind aber das die von mir geübte Gleichsetzung grundfalsch ist war mir bisher nicht bewusst.
Ich halte gewisse Strömungen und Bewegungen wie "Swoboda" und "rechter Sektor" immer noch für nationalistisch
und
faschistisch und ihren
tatsächlichen Macht- und Einflussbereich
NICHT durch das erzielte Wahlergebnis legitimiert.
So wie du das schreibst, decken sich unsere Ansätze zum Thema Nationalismus und Faschismus mindestens zu 90%.
Allerdings stellt sich dann die Frage, wo in dem aktuellen Konflikt der stärkere Hang zum Faschismus aus zumachen ist.
Nachdem du (wie ich es auch würde) die die unschönen, aber im Verhältnis zweitrangigen Aspekte Symbolik (da gibt es in der Ukraine entsprechende Negativbeispiele), Führerkult (das ist wohl eher bei Putin anzusiedeln, Poroschenko taugt da eher nicht so

) und historische Schuld (da haben Ukraine 1941-1944 und Stalin 1939-1941 beide ihren - wenn auch völlig unterschiedlichen - Teil) bleibt der Kern Rassismus und Imperialismus.
Während die Ukraine - wenn sie so wie sie ist überleben will - das nur als Multiethnischer Staat kann und ja das russische Element in den Gebieten, die unter ukrainischer Hoheit liegen offensichtlich in Armee und Nationalgarde durchaus akzeptiert ist, hat das Ukrainische auf der Krim und in den Separatistengebieten aktuell keinerlei Existenzmöglichkeit. Zusätzlich verneint die offizielle russische Politik gelegentlich auch das Bestehen eines Ukrainischen Volkes (Quelle müsste ich suchen). Da scheint mir in Moskau mehr im Argen zu sein als in Kiew (wo auch genug falsch läuft).
Imperialismus als fortgesetzter Drang, andere Staaten/Gebiete dem eigenen Gebiet einzuverleiben, habe ich in der Ukraine überhaupt nicht ausgemacht. Mit dem einzigen Staat mit dem man theoretisch noch Ansprüche gehabt hätte und mit dem die Vergangenheit auch "faschistisch" vorbelastet ist, hat man heute aufgrund gegenseitigen Verzichtes ein freundschaftliches Verhältnis - Polen. Im Gegensatz dazu kennt die russische Politik mehrere Territorien und Staaten, von denen sie Gebiete oder den ganzen Staat als annexionswürdig betrachtet und in der Krim das ja auch getan hat.
Selbst unter Berücksichtigung der Symbolik einiger Randgruppen (und da liegt unser Unterschied, da ich sie wirklich als das sehe) und der Historie (SS-Galizien, Mithilfe beim Holocaust, Wolyn) sehe ich also in der Ukraine weniger (dafür manchmal plakativere) Ansätze für Faschismus als beim östlichen Nachbarn.