frank&reich » Do 23. Feb 2012, 15:09 hat geschrieben:
Danke, endlich mal etwas zur Sache.
Einer der Attentäter hat sich selbst beide Beine abgerissen und hatte einen iranischen Pass in der Tasche.
Das waren keine Geheimdienstler, die von sich selbst ablenken wollten...
Der Punkt ist doch der:
1. Erstens ist bekannt, dass der iranische Geheimdienst wie wohl jeder andere auch
im Ausland agiert und dort Agenten hat. Soweit, so normal.
2. Zweitens ist bekannt, dass der iranische Geheimdienst bereits in der Vergangenheit im In- und Ausland Menschen umbrachte oder umbringen ließ.
Einen grundsätzlichen Verzicht auf solcherlei Mittel gibt es also schonmal nicht. Hinzu kommt die ohnehin bekannte massive Unterstützung des Terrors von Hisbollah und Hamas in der Vergangenheit.
3. Drittens
gibt es ein handfestes Motiv. Abgesehen von der ohnehin feindseligen Einstellung gegenüber Israel, wurde erst ein paar Wochen zuvor iranische Atomwissenschaftler umgebracht. Dahinter wird wiederum Israel als Auftraggeber vermutet.
4. Der Anschlag in Thailand reiht sich weiterhin in eine
Reihe von Anschlägen ein, die erst eine Woche zuvor in Indien und Georgien verübt bzw. vereitelt wurden. Nicht zufällig fielen diese Anschläge ziemlich genau auf den 4. Jahrestag des Todes von Hisbollah-Militärchef Imad Mughinjeh. Der Iran machte damals wiederum Israel für dessen Tod verantwortlich und Israel hatte offensichtlich nicht umsonst seine Auslandsvertretungen wegen dieses Jahrestages in Alarmbereitschaft versetzt.
Nun heißt das noch nicht, dass all die Anschläge tatsächlich vom Iran ausgingen oder von dessen Geheimdienst in Auftrag gegeben wurden. Es liegt aber eben nahe und genauso und nicht anders wird es auch berichtet. In den deutschen Medien steht zum Beispiel nicht, die Anschläge gingen garantiert auf das Konto des Iran, sondern fast immer werden Dritte zitiert mit Worten wie "der iraelische/amerikanische Geheimdienst vermutet den Iran hinter den Anschlägen" oder "Der amerikan./ israelische Sprecher XY bezichtigt den Iran der Täterschaft an den Anschlägen" etc.
Nun wird von einigen versucht, dies durch den Verweis auf ein mangelndes Interesse des Iran an solcherlei Aktionen zu entkräften. Das stimmt aber realiter schonmal nicht, siehe 1. und 2.
Desweiteren soll die angeblich laienhafte Vorgehensweise gegen eine Beteiligung des Iran sprechen. Abgesehen davon, dass die besten Geheimdienstoperationen naturgemäß diejenigen sind, die nicht als solche identifizierbar sind sondern wie "Unfälle" etc. aussehen, hören wir logischerweise ohnehin nur von denen, die schief gehen. Anders würde eine Debatte um die Verwicklung von Geheimdiensten ja gar nicht erst entstehen.
Wer als Tourist in Thailand ist, wird sich zudem wir Einer verhalten. Lässt man diesen Gedanken auch nur einen Moment lang jenseits der eigenen Scheuklapp gelten, dann wird auch das angebliche Trinken und Feiern eines Teils der Attentäter (wenn davon überhaupt etwas stimmt) nichts sonderlich Außergewöhnliches und auch nichts grundsätzlich Dilletantisches.
Abschottung oder allzu offene Zurschaustellung einer etwaigen Religiosität wären da viel verdächtiger und das leuchtet eigentlich auch ein.
Dass das Herumhantieren mit Sprengstoffen schief gehen kann und einem der Verdächtigen jetzt beide Beine fehlen, wäre wohl auch nicht das Erste Mal in der Geschichte. Und es spricht auch nicht dafür, dass es dadurch wahrscheinlicher wird, dass es irgendeine andere Terrorgruppe war. Man müsste eigentlich von jedem, der mit Sprengstoffen hantiert, ob Terrorist oder Geheimdienstler, ausgehen, dass er mit Sprengstoffen umgehen kann. Die Realtität sah da schon oft etwas anders aus. Meist zum Nachteil der Bombenbastler.
Unzweifelhaft kann davon ausgegangen werden, dass hinter den Anschlägen ein politisches Motiv steckt. Ich denke, soweit geht hier jeder d´Accord.
Nun ist der Iran nicht der einzige Feind israelischer Vertreter aber ganz sicher der ärgste. Offen bleibt also im Grunde, ob irgendeine andere -nicht mit dem Iran verbundene- terroristische Gruppierung als Tätergruppe in Frage kommt. Das müsste dann eine mit
Netzwerk nach Indien, Thailand und Georgien sein, wenn man mal davon ausgeht, dass die Häufung der Anschläge kaum dem Zufall geschuldet sein kann. Dann stellt sich aber immernoch die Frage, wie eine von den thailändischen Behörden der Mitschuld bezichtigte Iranerin mal eben wieder in den Iran zurückkehren kann und dort noch nicht gefasst wurde. Handelte es sich tatsächlich um eine iranische Oppositionelle, wie behauptet, dann müsste man davon ausgehen (und angesichts des bekannten Umgangs des Iran mit Oppositionellen wäre das auch naheliegend), dass die Frau längst verfolgt oder aufgespürt wurde. Davon ist mir zumindest nichts bekannt bisher.
Solange sich die Sache also so darstellt wie geschildert, tut man gar nicht schlecht daran, sich an der Theorie von Ockhams Rasiermesser zu orientieren:
1. Von mehreren möglichen Erklärungen ein und desselben Sachverhalts ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält, die in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.