Nun soll es in diesem Strang nicht um die Ukraine gehen, sondern um die konkreten Folgen eines Totalausfalls der Gaslieferungen ab dem 11. Juli.
Der Plan der Regierung sieht offenbar so aus, dass man wie bei Corona Teile der Industrie für "systemrelevant" erklärt und den "nicht-systemrelevanten Einrichtungen" das Gas abdreht um so Einsparungen zu erzwingen um mit den verbliebenen Lieferungen aus Norwegen und den Niederlanden und den Gasspeichern über den Winter zu kommen. Es soll eine Situation vermieden werden, in denen Privathaushalte nicht mehr heizen können. Dazu betrifft die Situation natürlich nur Gas und die Versorgung mit Öl und auch Strom dürfte auf die eine oder andere Weise sichergestellt sein. Es gibt auch Ideen wie die Gasheizungen jetzt auf Effizienz zu überprüfen und wie bei Corona Home Office wieder einzuführen, damit man die Heizung in Bürogebäuden abschalten kann. Es könnte auch zur Rationierung von Warmwasser kommen.Die Pipeline Nord Stream 1 muss in Kürze gewartet werden. Ob danach wieder Gas durch die Röhre nach Deutschland fließt, ist die Frage. Die Bundesnetzagentur hält einen Totalausfall für möglich und ruft erneut zum Energiesparen auf.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, fürchtet einen Totalausfall russischer Gaslieferungen und appelliert an die Bevölkerung, Energie zu sparen. Die Frage sei, ob aus der bevorstehenden regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 "eine länger andauernde politische Wartung wird", sagte Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.[...]
https://www.tagesschau.de/inland/gesell ... r-101.html[...]Im Falle eines Gas-Lieferstopps würden Müller zufolge Privathaushalte ebenso wie Krankenhäuser oder Pflegeheime besonders geschützt. "Ich kann zusagen, dass wir alles tun, um zu vermeiden, dass Privathaushalte ohne Gas dastehen", sagte er. "Wir haben aus der Corona-Krise gelernt, dass wir keine Versprechungen geben sollten, wenn wir nicht ganz sicher sind, dass wir sie halten können." Die Netzagentur sehe allerdings "kein Szenario, in dem gar kein Gas mehr nach Deutschland kommt".
Müssten Industriebetriebe von der Gasversorgung getrennt werden, "orientieren wir uns am betriebswirtschaftlichen Schaden, am volkswirtschaftlichen Schaden, an den sozialen Folgen und auch an den technischen Anforderungen des Gasnetzbetriebs", erklärte Müller weiter. In einer Gasnotlage "können wir nicht jeden Betrieb als systemrelevant einstufen", betonte er. "In kritischen Bereichen wie Teilen der Lebensmittel- und Pharmabranche müssen wir sehr vorsichtig sein. Dagegen wären Produkte und Angebote, die in den Freizeit- und Wohlfühlbereich fallen, eher nachrangig. Schwimmbäder gehören wohl nicht zum kritischen Bereich, genauso wie die Produktion von Schokoladenkeksen."[...]
Weitere Probleme sind, dass die Gaspreise sehr ungleich ansteigen dürften, weil die Gas-Versorger/Stadtwerke, welche ihr Gas aus nicht-russischen Quellen beziehen ihr Gas weiterhin billig verkaufen können, während bei Anbietern aus russischen Quellen mit hohen Preissteigerungen zu rechnen ist.
https://www.tagesschau.de/inland/gesell ... e-101.html[...]In diesem Zusammenhang sprach Habeck auch die Lage der Versorger an. Gas-Importeure wie der Konzern Uniper "haben ein echtes Problem", sagte Habeck. Sie müssten ihre Lieferverträge etwa an Stadtwerke erfüllen, allerdings müssten sie dafür viel teuerer Gas woanders einkaufen. Es gebe zwei Möglichkeiten: Entweder der Staat unterstütze die Unternehmen mit Steuergeld. "Oder man erlaubt den Unternehmen, die Preise weiterzugeben."
Da einige Importeure aber Gas auch aus anderen Ländern beziehen und geringere Mehrkosten haben, würden Kunden sehr unterschiedlich getroffen.
Habeck will deshalb das Energiesicherungsgesetz reformieren. "Weil wir uns gerade in einem lernenden System befinden, muss es nochmal angefasst werden", sagte der Grünen-Politiker der "Zeit". "Da sind wir gerade mit den Fraktionen im Gespräch." Er bestätigte damit eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, der ein Entwurf des Gesetzes vorliegt, das Bundestag und Bundesrat schon nächste Woche beschließen sollen.
Es sieht die Möglichkeit vor, die Mehrkosten sämtlicher Gas-Importeure für den Ersatz-Kauf der Gasmengen, die Russland derzeit nicht mehr liefert, grundsätzlich auf alle Kunden gleichmäßig zu verteilen. So könne man den Keil vielleicht nicht so scharf in die Gesellschaft treiben. [...]
Es könnte auch zu technischen Problemen kommen, wenn durch ein Ende des Gasflusses es regional zum Druckabfall in den Gasleitungen kommt:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/bunde ... 4236e0408b
Der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller warnt vor dauerhaften Folgen für private Erdgasverbraucher, falls es in der Energiekrise zu einem örtlichen Gasmangel kommen sollte.
»In dem Moment, in dem der Druck im Gasnetz in einer Region unter ein gewisses Mindestmaß fallen würde, würde auf einen Schlag in Hunderttausenden Gasthermen die Sicherung einspringen«, sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
»Die müssten händisch von geschulten Fachkräften wieder freigeschaltet werden, wenn wieder Gas in der Region verfügbar wäre. Ein solches Szenario kann niemand wollen, weil es sehr lange dauern würde, die Gasversorgung wiederherzustellen.«
Daher werde es immer das Ziel der Bundesnetzagentur sein, notfalls Reduzierungen beim industriellen Verbrauch anzuordnen, sagte Müller, »damit dieses Szenario nicht eintritt«. Fast jede zweite der rund 43 Millionen Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt.
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