Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

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aleph
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Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von aleph »

http://www.gmx.net/magazine/politik/ueb ... n-31018948
Pegida-Demonstrationen fallen zunehmen durch aggressive Stimmung gegenüber Ausländern, Andersdenkenden oder Journalisten auf. Sollte man daher überhaupt mit Pegida-Anhängern sprechen? Die Psychologin Lena Kornyeyeva sagt, ein Gespräch ergebe nur Sinn, wenn Grundsätze der Menschlichkeit nicht infrage stünden.

Frau Kornyeyeva, warum entwickeln Menschen eigentlich Hass?

Kornyeyeva: Die Ursache ist immer ein innerer Konflikt. Jemand, der mit sich in Frieden lebt, hat kein Bedürfnis einen Anderen zu hassen. Aggression ist ein Produkt der Angst oder der Verunsicherung.

Bild zu Pegida
Ist Pegida verfassungsfeindlich?
SPD-Vize will Organisatoren durch Verfassungsschutz prüfen lassen.
Gibt es unter Pegida-Anhängern typische Charaktereigenschaften?

Viele Eltern unterdrücken den Machtinstinkt ihrer Kinder, da sie glauben, dass er nicht ein Mittel der Selbstverwirklichung ist, sondern vielmehr schlecht sei. Durch diese Erfahrung der Abwertung lernen Kinder nicht, sich auf eine akzeptable Weise in der Gesellschaft durchzusetzen. Die so entmachteten Kinder versuchen später, andere Menschen auch aggressiv zu unterdrücken; sie suchen dann "Schuldige", an die sie die eigene negative Erfahrung weitergeben. Sie kompensieren so die Unterdrückung ihrer Durchsetzungskraft.

Sie vermuten, dass viele Pegida-Anhänger über eine autoritäre Persönlichkeit verfügen. Was bedeutet das?

Meiner Ansicht nach sind Merkmale der so bezeichneten Autoritären Persönlichkeit – wie Unterwürfigkeit, Aggression und Fremdenfeindlichkeit – nur Ausdruck einer latenten Neigung zur "Machtanbetung". Machtanbetung entsteht durch subjektiv wahrgenommene Entmachtung; die Machtanbeter wollen zu einer Gruppe gehören, die ihnen Verstärkung verspricht, und wollen sich gleichzeitig von den Schwächeren ent-identifizieren – womöglich auch mit aggressivem Verhalten.


Düstere Stimmung in Dresden
Zehntausende stellten sich Pegida-Demonstranten in den Weg.
Sollte man dann mit Pegida-Anhängern überhaupt ins Gespräch kommen oder wäre es besser sie zu ignorieren?

Ein Gespräch macht nur Sinn, wenn Grundsätze der Menschlichkeit nicht in Frage stehen, etwa, dass jedes Menschenleben, auch das eines aus Syrien oder Afrika Flüchtenden, den gleichen Wert hat. Man muss sich zudem einig sein, dass politische Aufgaben nicht mit Hass, sondern nur mit verantwortlichem Handeln zu lösen sind. Insofern ist es fraglich, ob es eine Gesprächsbasis mit der Mehrheit der Pegida-Anhänger geben kann. Aber jeder Mensch ist individuell, und auch die Demonstranten in Dresden können nicht alle in einen Topf geworfen werden. Mit manchen wird man auch reden können.

Führt Abneigung oder Hass gegenüber Pegida nicht selbst dazu, sich so zu verhalten wie deren Anhänger?

Auch wenn man Menschen in ihrem Handeln und Auftreten kritisiert, sollte man die Argumente im Auge behalten und nicht den Anderen abwerten. Wer souverän, selbstsicher und auch sachlich bleibt, der wird sich nicht in eine negative Spirale von Hass und Abwertung hineinziehen lassen.


Gesellschaft von "neuen Nazis"
Göring-Eckardt: Pegida bereitete Boden für Messer-Attacke auf Reker.
Ein Beispiel: Ein Journalist sieht bei einer Demo einen jungen Mann mit einen T-Shirt mit islamfeindlichen Motiven und würde gern mit ihm über seine Meinung diskutieren?

Ein Machtanbeter wird nur eine stärkere Macht anerkennen. Alles was für ihn nicht bedrohlich aussieht, wird er gering schätzen. Wenn man einer Autoritären Persönlichkeit selbstsicher und überzeugend gegenübertritt, dann wird man Zugang zu ihr bekommen.

Und falls das Gegenüber dennoch laut und aggressiv wird?

Dieses Verhalten wäre ein Zeichen dafür, dass der junge Mann mit dem T-Shirt den Fragesteller nicht als Gegenmacht anerkennt.

Bild zu "Günther Jauch"
"Wollen Sie mich verarschen?"
AfD-Politiker Höcke irritiert bei Jauch nicht nur mit Deutschlandflagge.
Um gegen Gewalttätigkeit anzukommen, hilft oft nur die Macht des Staates – der dann auch konsequent gegen kriminelles Verhalten handeln muss.

Wenn ein Pegida-Anhänger von seinen Unwahrheiten oder falschen Statistiken überzeugt ist, wäre es dann ratsam, ihn darauf anzusprechen?

Die Pegida-Leute und viele Verschwörungstheoretiker benötigen Unwahrheiten als einen Treibstoff für ihr Handeln. Daher rücken sie von ihren liebgewonnenen und kolportierten Geschichten nur ungern ab.

Die Menschen auf den Demos sind erwachsen und haben sich meist über Jahre ihre politische Meinung geformt. Kommt man an sie überhaupt noch heran?

Erwachsensein bedeutet, für sich selbst die volle Verantwortung zu tragen und keine Identifikation mit einer Machtfigur zu suchen. Machtanbeter wie viele Pegida-Anhänger – es ist kein Zufall, dass sie oft eine Figur wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin bejubeln – verhalten sich wie aufsässige Kinder. Man sollte ihnen entgegenhalten, dass es von individueller intellektueller Reife zeugt, wenn man ohne Hassparolen und mit gesellschaftlich akzeptierten Mitteln einen politischen Diskurs führt.

Sie sind Psychologin. Für eine Therapie ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen und den Patienten wichtig. Hätten Sie Schwierigkeiten, einen Pegida-Anhänger zu behandeln, etwa weil sie seine extremen politischen Ansichten nicht teilen?

Da hätte ich keine Schwierigkeiten. Ich arbeite mit Menschen; Politik bleibt außerhalb des Gesprächs. Ein Mensch ist immer mehr als seine politischen Ansichten.
Meiner Ansicht nach ist eine Diskussion mit Extremisten dann möglich und sinnvoll, wenn reale rationale Gründe existieren, die man mit Argumenten ausräumen kann. Dazu ist es auch gut, wenn man diese Ängste akzeptiert. Beispielsweise, wenn gesagt wird, dass durch Zuwanderung die Kriminalität steigt. Klar tut sie das. Je mehr Menschen leben, desto höher wird rein statistisch auch die Kriminalität sein. Genauso wenn es mehr arme Menschen gibt. In der Schweiz oder in Luxemburg dürfte die Kleinkriminalität recht gering sein (bei der Großkriminalität sieht es anders aus, lach).

Anders sieht es aus, wenn irrationale Vorurteile gepflegt werden. Beispielsweise, wenn gesagt wird, dass mit Absicht Deutschland umgevolkt und islamisiert wird. Dazu kann man zwar sagen, dass rein demographisch Nichtmoslems bei weitem die Mehrheit darstellen und dass die Flüchtlinge ja nicht eingeladen wurden, sondern von sich aus nach Europa geflüchtet und bereits da sind, aber die Leute, die am Ariertum festhalten wollen wird es nicht befriedigen. Da kann man tatsächlich nur sagen, dass die Mehrheit eine tolerante und weltoffene Gesellschaft möchte, auch wenn Arierfans argumentieren, dass diese Mehrheit hirngewaschen und so erzogen wurde.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von pikant »

ich habe leider noch keinen gefunden, der sich als Pegidaanhaenger ausgegeben hat im realen Leben!
die sind sehr rar, vor allem im Westen Deutschlands.
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Milady de Winter
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Milady de Winter »

In meinen Augen kann man diese Frage nicht pauschal beantworten. Zudem stört mich das Wort "sollte"... ob man mit jemandem redet oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung. Wie erfolgversprechend ein Gespräch mit X ist, hängt vom Motiv bzw. davon ab, welche Erwartung man an das Gespräch hat.
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Provokateur
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Provokateur »

Die Anhänger von PEGIDA sind viel zu heterogen, um hier eine pauschale Aussage zu treffen. Viele marschieren für ihr eigenes Ziel mit. Das vereinende Element ist ein dumpfer Groll gegen "Systemmedien" und "Die da oben".
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Kopernikus
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Kopernikus »

Provokateur » Mo 2. Nov 2015, 16:25 hat geschrieben:Die Anhänger von PEGIDA sind viel zu heterogen, um hier eine pauschale Aussage zu treffen. Viele marschieren für ihr eigenes Ziel mit. Das vereinende Element ist ein dumpfer Groll gegen "Systemmedien" und "Die da oben".
Das plus absolut keine Berührungsängste gegenüber Rassismus. Nicht jeder Pegida-Teilnehmer mag überzeugter Rassist sein aber er hat im mindesten keinerlei Problem, neben genau solchen Menschen zu demonstrieren, gleiche Forderungen zu stellen und offen rassistische Tiraden zu beklatschen. Das ist das besorgniserregende. Ebenso der Mangel an demokratischer Bildung.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Cloudfox »

Erstens hört man nur all zu oft, das Pegidaisten nicht mit anderen reden...Spaß beiseite.

Es gibt wohl diffuse und auch widersprüchliche Beweggründe, die da von den Spziergängern vorgebracht werden, einen gemeinsamen Nenner haben sie glaube ich nicht. Nicht mal die Forderungen einen sie, m.E. gemeinsame Forderungen könnte vielleicht eher so eine Sehnsucht der nationalen Zugehörigkeit und so eine Art "nationale Identitätsbildung" sein?

Im Zusammenhang der "Wiedervereinigung" gab es bereits auch rassistische Pogrome, so in etwa 'wer und was ist das Volk' - vor allem aber wer gehört nicht dazu. Letzendlich laufen Sympathisanten eines autoritären Russlands, mit Antiamerikanismus-Bekunder und Gegner des "Gender Mainstreaming" miteinander Hand in Hand...gegen eine Islamisierung...diffus ist das allemal.

Ja, und dann geben doch einige -und da gibts wirklich nichts zu beschönigen- Rassisten einen fremdenfeindlichen Ton an.
Das alleine würde mich abschrecken...
Alleine die doch erhebliche Prägung von rassistischen Ressentiments, inzeniert mit des (angeblichen) "Volkes Wille", schafft ein besorgniserregendes Klima, das durchaus rassistische Gewalttäter motivieren kann, jenen vermeintlichen "Volkes Wille" auch zu auszuführen...
Zuletzt geändert von Cloudfox am Montag 2. November 2015, 15:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Laertes
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Laertes »

Mir ist nicht ganz klar um welche Art von Gespräch es bei der Eingangsfrage geht. Aber angenommen, die Frage ist, ob es sinnvoll ist in einem Dialog PEGIDA-Thesen argumentativ zu entkräften (bzw. zu verteidigen), dann muss man nach den Spielregeln informeller Logik und kritischen Argumentierens hypothetisch und für die Gesprächsdauer die Prämissen des Gegenübers akzeptieren. Im Falle von PEGIDA z. B.
  • "Angenommen, es gibt tatsächlich eine fortschreitende Islamisierung des Abendlandes, woran lässt sich diese Zunahme überhaupt objektiv feststellen?"
  • "Angenommen, die Kriminalitätsrate steigt im Umfeld von Erstaufnahmeeinrichtungen, woher weiß man, dass sie nicht einfach nur proportional der Bevölkerungszunahme steigt? Wie sieht die entsprechende Bilanz im Vergleich z. B. für ein Festival in Wacken aus?"

Ohne entsprechende beidseitige Bereitschaft wird es wohl zu Lautstärke aber nicht zu einem Dialog kommen.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."
(Ernst-Wolfgang Böckenförde)
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Nathan
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

aleph » Mo 2. Nov 2015, 15:09 hat geschrieben:...
Meiner Ansicht nach ist eine Diskussion mit Extremisten dann möglich und sinnvoll, wenn reale rationale Gründe existieren, die man mit Argumenten ausräumen kann. ...
Vergiss es. Mit Extremisten oder Fundamentalisten kannst du nicht diskutieren, wie z.B. auch der Forenalltag immer wieder belegt. Sie sind auch den gültigsten Argumenten nicht zugänglich. Mantrahaft wiederholen sie ihre Botschaften und eine Gegenrede wird nicht akzeptiert. Wer nicht ihrer Meinung ist, der ist ein Linker oder ein Gehirngewaschener oder beides zugleich.
Es ist wirklich sinnlos.

Die Mitglieder/Mitläufer von PEGIDA mögen zwar anfangs keine homogene Gruppe gebildet haben, aber gruppendynamische Prozesse haben für eine "Säuberungswelle" gesorgt, die Bürger mit einer gewissen Restanständigkeit (sieh Lucke) bereits aussortiert hat. Was heute noch oder wieder bei PEGIDA mitmarschiert muss sich einen kollektiven Vorwurf rassistischer Ausländerfeindlichkeit durchaus gefallen lassen.

Außerdem wird das Standpersonal normalerweise von Mitgliedern des innersten Zirkels gebildet oder zumindest geführt. Eine Sachauseinandersetzung ist mit diesen Leuten nicht möglich. Das gilt aber prinzipiell auch für Politstände anderer Parteien.
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Nathan
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

Laertes » Mo 2. Nov 2015, 17:52 hat geschrieben:Mir ist nicht ganz klar um welche Art von Gespräch es bei der Eingangsfrage geht. Aber angenommen, die Frage ist, ob es sinnvoll ist in einem Dialog PEGIDA-Thesen argumentativ zu entkräften (bzw. zu verteidigen), dann muss man nach den Spielregeln informeller Logik und kritischen Argumentierens hypothetisch und für die Gesprächsdauer die Prämissen des Gegenübers akzeptieren. Im Falle von PEGIDA z. B.
  • "Angenommen, es gibt tatsächlich eine fortschreitende Islamisierung des Abendlandes, woran lässt sich diese Zunahme überhaupt objektiv feststellen?"
  • "Angenommen, die Kriminalitätsrate steigt im Umfeld von Erstaufnahmeeinrichtungen, woher weiß man, dass sie nicht einfach nur proportional der Bevölkerungszunahme steigt? Wie sieht die entsprechende Bilanz im Vergleich z. B. für ein Festival in Wacken aus?"

Ohne entsprechende beidseitige Bereitschaft wird es wohl zu Lautstärke aber nicht zu einem Dialog kommen.
Eben. Die fehlt und zwar auf beiden Seiten...;-)
palulu
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von palulu »

Die überwältigende Mehrheit der Menschen, die bei PEGIDA mitmachen, ist nicht rassistisch. Warum also nicht?
Zuletzt geändert von palulu am Montag 2. November 2015, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
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garfield336
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von garfield336 »

aleph » Mo 2. Nov 2015, 15:09 hat geschrieben:http://www.gmx.net/magazine/politik/ueb ... n-31018948



Meiner Ansicht nach ist eine Diskussion mit Extremisten dann möglich und sinnvoll, wenn reale rationale Gründe existieren, die man mit Argumenten ausräumen kann. Dazu ist es auch gut, wenn man diese Ängste akzeptiert. Beispielsweise, wenn gesagt wird, dass durch Zuwanderung die Kriminalität steigt. Klar tut sie das. Je mehr Menschen leben, desto höher wird rein statistisch auch die Kriminalität sein. Genauso wenn es mehr arme Menschen gibt. In der Schweiz oder in Luxemburg dürfte die Kleinkriminalität recht gering sein (bei der Großkriminalität sieht es anders aus, lach).

Anders sieht es aus, wenn irrationale Vorurteile gepflegt werden. Beispielsweise, wenn gesagt wird, dass mit Absicht Deutschland umgevolkt und islamisiert wird. Dazu kann man zwar sagen, dass rein demographisch Nichtmoslems bei weitem die Mehrheit darstellen und dass die Flüchtlinge ja nicht eingeladen wurden, sondern von sich aus nach Europa geflüchtet und bereits da sind, aber die Leute, die am Ariertum festhalten wollen wird es nicht befriedigen. Da kann man tatsächlich nur sagen, dass die Mehrheit eine tolerante und weltoffene Gesellschaft möchte, auch wenn Arierfans argumentieren, dass diese Mehrheit hirngewaschen und so erzogen wurde.
Mit Anhängern von Verschwörungstheorien kommt man mit Argumente nicht weit .....
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garfield336
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von garfield336 »

palulu » Mo 2. Nov 2015, 18:05 hat geschrieben:Die überwältigende Mehrheit der Menschen, die bei PEGIDA mitmachen, ist nicht rassistisch. Warum also nicht?
Das bezweifele ich, da bereits der Name rassistisch ist.
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Quatschki
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Quatschki »

Die Entwicklung des letzten Jahres hat Pegida in fast allen Punkten Recht gegeben. Also könnte ein Gespräch mit Pegida-Anhängern nur so beginnen, dass man sagt: "Ja, wir sehen es ein. Ihr hattet Recht. Und ihr habt wahrscheinlich auch heute Recht."

Wenn ich zum Beispiel diese alte Talkshow vom April anschaue (heute vor dem Hintergrund der Entwicklung des letzten halben Jahres manchmal unfreiwillig komisch) dann frage ich mich, warum tut der Höcke sich das noch an?
Vielleicht, weil es für ihn und seine Anhänger ein Spaß ist, vom tausendjährigen Deutschland seit Kaiser Otto zu schwärmen und dann bei den Dummbatzen wie letztens auch Günter Jauch den pawlovschen Reflex "Oh, der redet vom tausendjährigen Reich! Alarm! Pöse! Nazi!" abzurufen

Eigentlich müßte man Friedman heute fragen, ob er seinerzeit Höcke wirklich als "Hetzer" vorführen wollte, nur weil der eine Flüchtlingszahl von 500.000 in 2015 befürchtete. Aber es hätte keinen Zweck. Denn mit bestimmten Unbelehrbaren kann man nicht konstruktiv diskutieren. Weil die einem nur etwas verkaufen wollen und wenn man das nicht kaufen will, kann man das Gespräch beenden und ihnen bestenfalls mitteilen mit welcher Art Angebot sie wiederkommen können, wo man dann eine Gesprächsbasis hätte.
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nichtkorrekt
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von nichtkorrekt »

Die Frage stellt sich doch umgekehrt genauso, sollte man als Rechter mit einem Linken diskutieren, es führt am Ende eh zu nichts.
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Kopernikus
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Kopernikus »

Quatschki » Mo 2. Nov 2015, 18:10 hat geschrieben:Die Entwicklung des letzten Jahres hat Pegida in fast allen Punkten Recht gegeben. Also könnte ein Gespräch mit Pegida-Anhängern nur so beginnen, dass man sagt: "Ja, wir sehen es ein. Ihr hattet Recht. Und ihr habt wahrscheinlich auch heute Recht."
Genau wegen solch realitätsferner Vorstellungen muss das Gespräch auch leider ausfallen. Immerhin gilt für Pegida vor allem folgendes:
Denn mit bestimmten Unbelehrbaren kann man nicht konstruktiv diskutieren. Weil die einem nur etwas verkaufen wollen und wenn man das nicht kaufen will, kann man das Gespräch beenden und ihnen bestenfalls mitteilen mit welcher Art Angebot sie wiederkommen können, wo man dann eine Gesprächsbasis hätte.
Das ist das ganze Problem mit Pegida. Sie wollen einem etwas verkaufen, das nur ein Bruchteil der Deutschen haben möchte.
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Nathan
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

palulu » Mo 2. Nov 2015, 18:05 hat geschrieben:Die überwältigende Mehrheit der Menschen, die bei PEGIDA mitmachen, ist nicht rassistisch. Warum also nicht?

ich bitte dich..."...Gegen die Islamisierung des Abendlandes". Was soll der Scheiß? Was soll das bedeuten: "Islamisierung"? Wäre das auch nur theoretisch überhaupt möglich? Welche praktischen Indizien wären Stand heute anzuführen?
Sind wir jemals "polisiert", "italienisiert" oder "jugoslawisiert" worden? Deutschland wurde schon mal teilarisiert und teilamerikanisiert. Ersteres haben wir dank Zweiterem überwunden. Eine etwaige Islamisierung böte doch den Vorteil, uns von der Amerikanisierung zu befreien, die ja von den gleichen Leuten bejammert wird die sich auch vor einer Islamisierung fürchten.

Ich habe keine Angst vor irgendwelchen "~isierungen", denn immerhin haben wir eine der größten weltumspannenden Kräfte auch erfolgreich entschärft, nämlich die Christianisierung. Sollen se kommen, ich bin vorbereitet!
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Quatschki »

Es gibt eben auf manchen Feldern keine Kriterien und Werte mehr, die alle gleichsam teilen und anhand derer man objektiv beurteilen könnte, ob bestimmte Enticklungen gut oder schlecht, wünschenswert oder nicht wünschenswert sind.

unregulierte Masseneinwanderung - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!
offene Grenzen - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!
Unterwanderung der Sozialstandards - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!
versiffte Stadtbezirke mit offener Drogenszene - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!
Deutschland isoliert sich in Europa - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!

...
Zuletzt geändert von Quatschki am Montag 2. November 2015, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Svi Back

Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Svi Back »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 18:17 hat geschrieben: Das ist das ganze Problem mit Pegida. Sie wollen einem etwas verkaufen, das nur ein Bruchteil der Deutschen haben möchte.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... nd-umfrage
"Jeder Zweite sympathisiert mit Pegida"

http://www.sueddeutsche.de/politik/umfr ... -1.2287619
"Fast jeder Dritte hat Verständnis für Pegida"
http://www.stern.de/politik/deutschland ... 24244.html
"44 Prozent der Deutschen teilen den "Lügenpresse"-Vorwurf von Pegida"

Völlig unabhängig ob man nun irgendwelche Parolen teilt oder nicht, deine Aussage
von "einem Bruchteil" ist die komplette Realitätsverweigerung, die ich mir nur durch
die mediale Verblödung erkären kann.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Teeernte »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 16:31 hat geschrieben: Das plus absolut keine Berührungsängste gegenüber Rassismus. Nicht jeder Pegida-Teilnehmer mag überzeugter Rassist sein aber er hat im mindesten keinerlei Problem, neben genau solchen Menschen zu demonstrieren, gleiche Forderungen zu stellen und offen rassistische Tiraden zu beklatschen. Das ist das besorgniserregende. Ebenso der Mangel an demokratischer Bildung.

....meistens genau die selben - die an den Montagsdemos in der DDR teilgenommen haben.

Je nach NUTZEN - waren es >> der "Widerstand" im Osten....., DIE Leute , die die Wende "gebracht" haben.....

nun bleibt grad mal Verachtung übrig... (man hat grad keine Verwendung - das in geregelte Bahnen zu "kanalisieren"......so rinnt das Wasser selbst seinen Weg suchend....)

(In Fachkreisen : Schnell mobilisierbare politische Gruppe)

Dass GENAU die selben - die den "Osten" gestürzt haben nun nicht für den Sozialismus umherrrennen ......öhmmmmmm kann ich nachvollziehen.

Die "BREITE2 Basis entstand in den Ostzeiten.... Alle gegen Oben.

Das Potential liesse sich sicher auch für was ordentliches nutzen.......
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Kopernikus »

Teeernte » Mo 2. Nov 2015, 18:32 hat geschrieben:

....meistens genau die selben - die an den Montagsdemos in der DDR teilgenommen haben.
Was für eine ekalhafte Diffamierung der mutigen Menschen, die für die Überwindung der realsozialistischen Diktatur gekämpft haben.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von hafenwirt »

Quatschki » Montag 2. November 2015, 18:29 hat geschrieben: offene Grenzen - die einen sagen Prima! die anderen sagen Schlecht!
Das wäre eigentlich ein guter Grund mal mit einem Pegidatypen zu quatschen. Das gerade ein Ostdeutscher offene Grenzen nicht "Prima" findet, hat eine gewisse Ironie.

Tja, hätte man damals nur nicht aufgemacht. Dann gäbe es heute keine Islamisierung, aber auch keine Bananen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Teeernte »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 18:44 hat geschrieben: Was für eine ekalhafte Diffamierung der mutigen Menschen, die für die Überwindung der realsozialistischen Diktatur gekämpft haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Soziale_Union ....DSU
Die Deutsche Soziale Union (Kurzbezeichnung: DSU) ist eine rechtskonservative Kleinpartei in Deutschland. In der Wendezeit 1989/1990 war sie als Teil des Wahlbündnisses Allianz für Deutschland an der letzten DDR-Regierung beteiligt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Allianz_für_Deutschland ....Allianz für Deutschland .....Mit 48,15 % der abgegebenen Stimmen gewann die Allianz für Deutschland klar die Volkskammerwahl und erreichte 192 von 400 Mandaten.
Die ehemalige Blockpartei der DDR Christlich-Demokratische Union (CDU-Ost), und die nach der Wende und friedlichen Revolution neugegründeten Parteien Deutschen Sozialen Union (DSU) und Demokratischer Aufbruch (DA) bildeten ein in der rechten Mitte des Parteienspektrums angesiedeltes Wahlbündnis, das Allianz für Deutschland genannt wurde.
Wesentlichen Anteil an diesem Zusammenschluss hatte die CDU (West) unter dem damaligen Vorsitzenden und Kanzler der Bundesrepublik Helmut Kohl.

Natürlich kann nicht sein was nicht sein darf......

.....und RECHTE bei der Wende ???? - die hatten ja NUR 6% im Osten. ???

....nun in den SKAT gedrückt :D :D :D :D
Zuletzt geändert von Teeernte am Montag 2. November 2015, 19:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Progressiver »

Man muss nicht unbedingt mit den Pegida-Anhängern reden. Diese selbst sind sowieso nicht diskursfähig. Man kann sich aber ihre "Argumente" anhören und sie auf Logik und Wahrheitsgehalt überprüfen. Da diese in der Regel vermutlich völlig irrational und paranoid sind, ist es ein leichtes sie öffentlich zu widerlegen, bevor die rechten Verschwörungstheorien noch weiter um sich greifen. Diejenigen, die dauernd "Lügenpresse!" brüllen, ohne es belegen zu können, wird man ohnehin nicht umstimmen können. Aber die anderen, die noch einigermaßen logisch denken können, wird man davon anhalten können, ebenso zu den Pegida-Leuten zu stoßen. So etwas nennt sich gelebte Aufklärung!
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von MoOderSo »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 16:31 hat geschrieben: Das plus absolut keine Berührungsängste gegenüber Rassismus. Nicht jeder Pegida-Teilnehmer mag überzeugter Rassist sein aber er hat im mindesten keinerlei Problem, neben genau solchen Menschen zu demonstrieren, gleiche Forderungen zu stellen und offen rassistische Tiraden zu beklatschen. Das ist das besorgniserregende. Ebenso der Mangel an demokratischer Bildung.
Dass bei euren Veranstaltungen IS-Fanatiker auftreten können, liegt sicher an eurer kritischen Haltung gegenüber Hass und Totalitarismus. :)
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Laertes
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Laertes »

Die Frage ist ja auch, was man bereden will
  • Die Bachmann'schen Volksverhetzungen?
  • Die Verbal-Diarrhö von Akif Pirinçci?
  • Die diffusen Ängste und Sorgen des dresdener Durchschnittsbürgers, der in einem quasi migrationsfreien Milieu soziaisiert wurde?
  • Die Wahrnehmung, dass es eine linkstendenziöse Berichterstattung in den Medien gibt?
Was ich persönlich unredlich finde, ist das pauschale Abkanzeln aller Kundgebungsteilnehmer mit Verweis auf andere, eindeutig rechtsextremistische Teilnehmer. Bei jeder Anti-AKW-, Friedens-, Anti-Golfkriegs-Demo an der ich jemals teilgenommen habe, waren auch ein vermummter schwarzer Block und stalinistische K-Gruppen zugegen. Inwiefern diskreditiert das die prinzipiellen Anliegen der andere anderen Demonstrationsteilnehmer? Die Extremisten beider Seiten versuchen doch immer den noch nicht radikalisierten Teil einer Bewegung zu instrumentalisieren.
Zuletzt geändert von Laertes am Montag 2. November 2015, 20:38, insgesamt 3-mal geändert.
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Nathan
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

Laertes » Mo 2. Nov 2015, 21:35 hat geschrieben:Die Frage ist ja auch, was man bereden will
  • Die Bachmann'schen Volksverhetzungen?
  • Die Verbal-Diarrhö von Akif Pirinçci?
  • Die diffusen Ängste und Sorgen des dresdener Durchschnittsbürgers, der in einem quasi migrationsfreien Milieu soziaisiert wurde?
  • Die Wahrnehmung, dass es eine linkstendenziöse Berichterstattung in den Medien gibt?
Was ich persönlich unredlich finde, ist das pauschale Abkanzeln aller Kundgebungsteilnehmer mit Verweis auf andere, eindeutig rechtsextremistische Teilnehmer. Bei jeder Anti-AKW-, Friedens-, Anti-Golfkriegs-Demo an der ich jemals teilgenommen habe, waren auch ein vermummter schwarzer Block und stalinistische K-Gruppen zugegen. Inwiefern diskreditiert das die prinzipiellen Anliegen der andere anderen Demonstrationsteilnehmer? Die Extremisten beider Seiten versuchen doch immer den noch nicht radikalisierten Teil einer Bewegung zu instrumentalisieren.
Sicher. Aber macht es das besser?
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Laertes
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Laertes »

Nathan » Mo 2. Nov 2015, 20:41 hat geschrieben: Sicher. Aber macht es das besser?
Ich weigere mich nur die Trittbrettfahrerei irgendwelcher Neo-Nazis per se als Argument gegen die eigentlichen Inhalte gelten zu lassen.

Die Punkte
  • Warum grenzt ihr euch nicht klar und deutlich gegen verfassungsfeindliche Rechtsextremisten, Volksverhetzer und Nazis ab?
und
  • Welche negativen gesellschaftlichen Veränderungen (aka 'Islamisierung') befürchtet ihr eigentlich und warum?
sind für mich durchaus zu unterscheiden. Irrationale, unreflektierte, tumbe Begründungen des einen Punktes sagen doch nichts über die Validität des anderen aus.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Helmuth_123 »

hafenwirt » Mo 2. Nov 2015, 18:15 hat geschrieben:
Das wäre eigentlich ein guter Grund mal mit einem Pegidatypen zu quatschen. Das gerade ein Ostdeutscher offene Grenzen nicht "Prima" findet, hat eine gewisse Ironie.

Tja, hätte man damals nur nicht aufgemacht. Dann gäbe es heute keine Islamisierung, aber auch keine Bananen.
Dir ist hoffentlich schon der Unterschied zwischen z.B. der deutsch-französischen und der deutsch-deutschen Grenzen bewusst. Erstere teilt zwei unterschiedliche Nationen, letztere teilt eine Nation.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Teeernte »

Nathan » Mo 2. Nov 2015, 21:41 hat geschrieben: Sicher. Aber macht es das besser?
Eure SchillPartei ? Nur - im Osten MUSS es eine BEWEGUNG sein ....eine Partei geht da nicht.



DSU „nationale, konservative und soziale Kraft“ ...„bürgernah, wertkonservativ, christlich-abendländisch, freiheitlich, wertorientiert und patriotisch“.

Die Partei spricht sich in ihrem Parteiprogramm gegen eine „ungeregelte Zuwanderung“ nach Deutschland aus und lehnt ein allgemeines Wahlrecht für Ausländer ab, da ihrer Meinung nach ein solches nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei....

Im November 2004 vereinbarte die DSU mit den Republikanern und der Deutschen Partei eine Zusammenarbeit in Abgrenzung zu NPD und DVU.
Diese scheiterte jedoch, da die Deutsche Partei ihren Vorsitzenden Heiner Kappel kurze Zeit später absetzte und ein Bündnis mit der NPD anstrebte.

Ab 2004 gab es Versuche der NPD, die DSU in eine „nationale Volksfront“ einzubinden.

....Hansjoachim Walther - als Minister unter Kohl ...
....Ehrenvorsitz von Waigel....

Keiner hats gesehen -Niemand war dabei.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von michi.ensch »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 18:17 hat geschrieben: Genau wegen solch realitätsferner Vorstellungen muss das Gespräch auch leider ausfallen. Immerhin gilt für Pegida vor allem folgendes:

Das ist das ganze Problem mit Pegida. Sie wollen einem etwas verkaufen, das nur ein Bruchteil der Deutschen haben möchte.
Woher nehmen sie die Gewißheit, daß nur "ein Bruchteil der Deutschen" den Thesen von Pegida zustimmt? Selbst die Pegidafeindlichen Mainstream-Medien haben da schon ganz andere Zahlen ermittelt. Und die Arroganz und Überheblichkeit, mit der sie und ihre Gesinnungsgenossen Menschen beschimpfen, die für Pegida und deren Thesen symphatisieren und dort mitdemonstrieren, wird dieser Bürgerbewegung und auch der AfD immer noch mehr Zulauf bescheren, verlassen sie sich drauf!
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Dingo »

Soviel Zulauf wie bisher? Dann ist ja bald Schluß mit dem Spuk.
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Sollten weiterführende Links auf Seiten, die ich verlinke, zu Inhalten führen, die als Gewaltaufruf verstanden werden könnten, so mache ich mir diese ausdrücklich nicht zu eigen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von palulu »

Nathan » Mo 2. Nov 2015, 18:21 hat geschrieben:

ich bitte dich..."...Gegen die Islamisierung des Abendlandes". Was soll der Scheiß? Was soll das bedeuten: "Islamisierung"? Wäre das auch nur theoretisch überhaupt möglich? Welche praktischen Indizien wären Stand heute anzuführen?
Sind wir jemals "polisiert", "italienisiert" oder "jugoslawisiert" worden? Deutschland wurde schon mal teilarisiert und teilamerikanisiert. Ersteres haben wir dank Zweiterem überwunden. Eine etwaige Islamisierung böte doch den Vorteil, uns von der Amerikanisierung zu befreien, die ja von den gleichen Leuten bejammert wird die sich auch vor einer Islamisierung fürchten.

Ich habe keine Angst vor irgendwelchen "~isierungen", denn immerhin haben wir eine der größten weltumspannenden Kräfte auch erfolgreich entschärft, nämlich die Christianisierung. Sollen se kommen, ich bin vorbereitet!
Islamisierung ist keine Einbildung, sondern ganz real. Und als Deutscher würde ich mir das natürlich nicht gefallen lassen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von michi.ensch »

Kopernikus » Mo 2. Nov 2015, 18:44 hat geschrieben: Was für eine ekalhafte Diffamierung der mutigen Menschen, die für die Überwindung der realsozialistischen Diktatur gekämpft haben.
"ekelhaft" ist es für die "mutigen Menschen", die 1989 auf die Straße gingen um die SED-Kommunisten zum Teufel zu jagen, daß selbige Kommunisten schon wieder in Landesregierungen (Thüringen, Brandenburg) sitzen und sogar Ministerpräsident werden konnten!
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Dingo »

michi.ensch » Mo 2. Nov 2015, 21:26 hat geschrieben:
"ekelhaft" ist es für die "mutigen Menschen", die 1989 auf die Straße gingen um die SED-Kommunisten zum Teufel zu jagen, daß selbige Kommunisten schon wieder in Landesregierungen (Thüringen, Brandenburg) sitzen und sogar Ministerpräsident werden konnten!
Durch demokratische Wahlen, bei denen nicht wenige der Menschen, die damals auf die Straße gingen, wahlberechtigt waren.
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Sollten weiterführende Links auf Seiten, die ich verlinke, zu Inhalten führen, die als Gewaltaufruf verstanden werden könnten, so mache ich mir diese ausdrücklich nicht zu eigen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

michi.ensch » Mo 2. Nov 2015, 22:17 hat geschrieben:
Woher nehmen sie die Gewißheit, daß nur "ein Bruchteil der Deutschen" den Thesen von Pegida zustimmt? Selbst die Pegidafeindlichen Mainstream-Medien haben da schon ganz andere Zahlen ermittelt. Und die Arroganz und Überheblichkeit, mit der sie und ihre Gesinnungsgenossen Menschen beschimpfen, die für Pegida und deren Thesen symphatisieren und dort mitdemonstrieren, wird dieser Bürgerbewegung und auch der AfD immer noch mehr Zulauf bescheren, verlassen sie sich drauf!
jaja, den Ton kenne ich. Was wurde nicht die PEGIDA in den Himmel gelobt vor ein paar Monaten..."Das Ende naht" und die Pegidisten sahen schon für die nächsten Tage den Machtwechsel in Deutschland voraus. Als dann das Gegenteil eingetreten war und Pegida auf jämmerliche Häufchen zusammenschmolz machten sich diese rechtsextremen Heiligen schnell wieder vom Acker. Wo ist denn die bundesweite PEGIDA-Bewegung? ich seh nix außer Dresden und da machst du so einen Wind? Lachhaft.
Zuletzt geändert von Nathan am Montag 2. November 2015, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Teeernte »

Nathan » Mo 2. Nov 2015, 23:44 hat geschrieben:
jaja, den Ton kenne ich. Was wurde nicht die PEGIDA in den Himmel gelobt vor ein paar Monaten..."Das Ende naht" und die Pegidisten sahen schon für die nächsten Tage den Machtwechsel in Deutschland voraus. Als dann das Gegenteil eingetreten war und Pegida auf jämmerliche Häufchen zusammenschmolz machten sich diese rechtsextremen Heiligen schnell wieder vom Acker. Wo ist denn die bundesweite PEGIDA-Bewegung? ich seh nix außer Dresden und da machst du so einen Wind? Lachhaft.
Der CSU - Ableger reicht bis Leipzig...
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

palulu » Mo 2. Nov 2015, 22:25 hat geschrieben:
Islamisierung ist keine Einbildung, sondern ganz real. Und als Deutscher würde ich mir das natürlich nicht gefallen lassen.
Tatsächlich? Wie real ist sie denn, diese "Islamisierung". Was soll der Quatsch? Muss ich zum Islam übertreten? Musste der Kölner Dom einer Moschee weichen? Werden wir neuerdings von Arabern regiert? Habe ich eine Ölquelle im Garten? Liegt Deutschland neuerdings am Mittelmeer? Was willst du mit diesem Schwachsinn?
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Nathan »

Teeernte » Mo 2. Nov 2015, 23:46 hat geschrieben:
Der CSU - Ableger reicht bis Leipzig...
oh, oh, sorry, Leipzig und Dresden...wer das für Gesamtdeutschland hält ist wohl nie aus Leipzig herausgekommen...hrhrhr
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Teeernte »

Nathan » Mo 2. Nov 2015, 23:49 hat geschrieben: oh, oh, sorry, Leipzig und Dresden...wer das für Gesamtdeutschland hält ist wohl nie aus Leipzig herausgekommen...hrhrhr
Nun - ....da bist Du besser dran -

Wie sieht es aus - wenn die CSU bundesweit zur Wahl stünde... Sich das "Feld" mit CDU und SPD teilt ??

Da hab ich keine Erfahrung...

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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von hafenwirt »

Helmuth_123 » Montag 2. November 2015, 22:03 hat geschrieben:
Dir ist hoffentlich schon der Unterschied zwischen z.B. der deutsch-französischen und der deutsch-deutschen Grenzen bewusst. Erstere teilt zwei unterschiedliche Nationen, letztere teilt eine Nation.
Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik waren eigenständige Nationen. Wäre der Mauerfall nicht gekommen, würde ich heute in der Nähe einer Landesgrenze wohnen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Kopernikus »

MoOderSo » Mo 2. Nov 2015, 21:20 hat geschrieben: Dass bei euren Veranstaltungen IS-Fanatiker auftreten können, liegt sicher an eurer kritischen Haltung gegenüber Hass und Totalitarismus. :)
Der abgebildete Typ hat ja mittlerweile glücklicherweise das Zeitliche gesegnet. Was das Bild zeigt, kann ich ohne Kontext nicht einschätzen. Sollte er nach seiner Hinwendung zum Islamismus auf einer Antinazidemo gesprochen haben, hat er sich aber erstens in der Seite geirrt und die Organisatoren sollte man zweitens fragen, was sie sich dabei gedacht haben, da der Mann keinerlei Ideale teilt, die irgendwas mit linken Inhalten zu tun hätten.
http://kartoffeln-im-netz.tumblr.com/
"Das Volk ist immer da, wo das große Maul, die heftigste Phrase ist." Alfred Döblin
http://www.youtube.com/watch?v=xwsOi0ypuSI
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Cloudfox »

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 6#p3311676

Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Kommt drauf an.

Bachmann zum Beispiel vergleicht Heiko Maas mit dem Chefideologen des 'Dritten Reiches'...ich denke darüber braucht man nicht sprechen...sicher nur Spaß gewesen, wie der "Hitlerjoke" und so auf facebook...

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 13982.html
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Helmuth_123 »

hafenwirt » Di 3. Nov 2015, 02:35 hat geschrieben:
Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik waren eigenständige Nationen. Wäre der Mauerfall nicht gekommen, würde ich heute in der Nähe einer Landesgrenze wohnen.
Die Bundesrepublik und die DDR waren Staaten, keine Nationen. Nationen begründen sich durch gemeinsame Kultur, Sprache, Traditionen und Geschichte. Staaten sind Verwaltungsgebilde. Es mag in der Geschichte viele deutsche Staaten gegeben haben, es hab aber immer nur eine deutsche Nation.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Quatschki »

Cloudfox » 3. Nov 2015, 11:16 hat geschrieben:http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 6#p3311676

Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Kommt drauf an.

Bachmann zum Beispiel vergleicht Heiko Maas mit dem Chefideologen des 'Dritten Reiches'...ich denke darüber braucht man nicht sprechen...sicher nur Spaß gewesen, wie der "Hitlerjoke" und so auf facebook...

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 13982.html
Kommt drauf an.
Helmut Kohl hat Gorbaschow einen "PR-Experten" wie Goebbels genannt
Willy Brandt hat Heiner Geißler als "schlimmsten Hetzer seit Goebbels" bezeichnet,
beides nicht justiziabel, in beiden Fällen haben die Protagonisten später konstruktiv zusammengearbeitet...

Außerdem - wenn man sich die Bachmann-Rede insgesamt anhört, so hat er seine Kritik an Herrn Maas wohl begründet.

Aber was ist eigentlich mit Karl-Eduard von Schnitzler?
Dieser Vergleich stört komischerweise keinen?!
Schnitzler ist noch im Oktober 1989 über die Demonstranten hergezogen unter dem Motto
"Das sind nicht unsere Menschen! Das sind Rowdys, Neonazis, vom Klassenfeind bezahlte Provokateure!
Unsere werktätigen Menschen in Stadt und Land sind friedliebend und stehen in unverbrüchlicher Treue hinter ihrem Arbeiter- und Bauernstaat und seiner Führung und werden sich dessen Werte und Errungenschaften von diesen reaktionären, faschistischen Elementen nicht kaputtmachen lassen!
"...
ein paar Wochen später war es bekanntlich vorbei mit Honecker, Schnitzler und Genossen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Dingo »

Quatschki » Di 3. Nov 2015, 20:19 hat geschrieben: Kommt drauf an.
Helmut Kohl hat Gorbaschow einen "PR-Experten" wie Goebbels genannt
Willy Brandt hat Heiner Geißler als "schlimmsten Hetzer seit Goebbels" bezeichnet,
beides nicht justiziabel, in beiden Fällen haben die Protagonisten später konstruktiv zusammengearbeitet...

Außerdem - wenn man sich die Bachmann-Rede insgesamt anhört, so hat er seine Kritik an Herrn Maas wohl begründet.

Aber was ist eigentlich mit Karl-Eduard von Schnitzler?
Dieser Vergleich stört komischerweise keinen?!
Schnitzler ist noch im Oktober 1989 über die Demonstranten hergezogen unter dem Motto
"Das sind nicht unsere Menschen! Das sind Rowdys, Neonazis, vom Klassenfeind bezahlte Provokateure!
Unsere werktätigen Menschen in Stadt und Land sind friedliebend und stehen in unverbrüchlicher Treue hinter ihrem Arbeiter- und Bauernstaat und seiner Führung und werden sich dessen Werte und Errungenschaften von diesen reaktionären, faschistischen Elementen nicht kaputtmachen lassen!
"...
ein paar Wochen später war es bekanntlich vorbei mit Honecker, Schnitzler und Genossen.
Du weißt, wieviele Menschen damals in der DDR auf die Straße gingen? Und wieviele Pegida auf die Straße bringt? Wenn man das noch in Relation dazu setzt, daß die gesamtdeutsche Bevölkerung etwa dem Fünffachen der damaligen DDR-Bevölkerung entspricht, ist der Vergleich zwischen den damaligen Montagsdemos und den heutigen Pegida-Spaziergängen schon reichlich überzogen.
Ich bin ein Flüchtlingskind.

Sollten weiterführende Links auf Seiten, die ich verlinke, zu Inhalten führen, die als Gewaltaufruf verstanden werden könnten, so mache ich mir diese ausdrücklich nicht zu eigen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Quatschki »

Dingo » 3. Nov 2015, 22:54 hat geschrieben: Du weißt, wieviele Menschen damals in der DDR auf die Straße gingen? Und wieviele Pegida auf die Straße bringt? Wenn man das noch in Relation dazu setzt, daß die gesamtdeutsche Bevölkerung etwa dem Fünffachen der damaligen DDR-Bevölkerung entspricht, ist der Vergleich zwischen den damaligen Montagsdemos und den heutigen Pegida-Spaziergängen schon reichlich überzogen.
Am Anfang waren es in der DDR auch nur ein paar hundert, dann ein paar tausend, dann immer mehr
Man sammelt sich, trifft Gleichgesinnte, diskutiert, vernetzt sich, überlegt was man noch so machen kann, macht Fehler, lernt daraus, entwickelt Strategien, sammelt Erfahrung und lernt so, seine Interessen zu vertreten.
Das ist lebendige Demokratie! Das ist wie auf dem Maidan.
Schau Dir mal die "Wir sind Deutschland"-Kundgebungen von Plauen an. Die sind alle auf Youtube.
Die sind nicht so provokativ wie Pegida

Normalerweise organisieren gesellschaftliche Gruppen ihre Interessen vielleicht eher über die örtlichen Parteigruppen, Vereine, Kirche, Gewerkschaft.
Aber da kommt von ihren Anliegen oben meist nichts an. Da ist mittlerweile alles nach dem DDR-Prinzip des "demokratischen Zentralismus" umgebaut, nur noch von oben nach unten. Die Basis dient nur noch als Abnicker, Verkäufer und Vollstrecker der Linie der Führung, unterwirft sich der Parteidisziplin. Andersdenkende kriegen Maulkorb. Deshalb macht dort von den Ostdeutschen kaum einer mit.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Schnitter »

Hatten die damals auch Redner die gesagt haben dass junge männliche Syrer am liebsten auf 14jährige luftballonhaltende deutsche Mädchen onanieren wollen ?

Wie behindert soll ein Vergleich eigentlich noch werden ?

Zu jedem Drittligaspiel treffen sich mehr Leute als Pegidioten in Dresden.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Dingo »

Quatschki » Di 3. Nov 2015, 22:19 hat geschrieben: Am Anfang waren es in der DDR auch nur ein paar hundert, dann ein paar tausend, dann immer mehr
Man sammelt sich, trifft Gleichgesinnte, diskutiert, vernetzt sich, überlegt was man noch so machen kann, macht Fehler, lernt daraus, entwickelt Strategien, sammelt Erfahrung und lernt so, seine Interessen zu vertreten.
Das ist lebendige Demokratie! Das ist wie auf dem Maidan.
Schau Dir mal die "Wir sind Deutschland"-Kundgebungen von Plauen an. Die sind alle auf Youtube.
Die sind nicht so provokativ wie Pegida

Normalerweise organisieren gesellschaftliche Gruppen ihre Interessen vielleicht eher über die örtlichen Parteigruppen, Vereine, Kirche, Gewerkschaft.
Aber da kommt von ihren Anliegen oben meist nichts an. Da ist mittlerweile alles nach dem DDR-Prinzip des "demokratischen Zentralismus" umgebaut, nur noch von oben nach unten. Die Basis dient nur noch als Abnicker, Verkäufer und Vollstrecker der Linie der Führung, unterwirft sich der Parteidisziplin. Andersdenkende kriegen Maulkorb. Deshalb macht dort von den Ostdeutschen kaum einer mit.
Nehmen wir Leipzig, dazu gibt's bei Wikipedia Zahlen: https://de.wikipedia.org/wiki/Montagsde ... in_Leipzig

04.09.1989 1.200 Teilnehmer
15.09.1989 8.000 Teilnehmer
16.10.1989 120.000 Teilnehmer
30.10.1989 300.000 Teilnehmer
06.11.1989 500.000 Teilnehmer

Da muß Pegida aber noch ganz schön wachsen. Die sind jetzt schon ein Jahr unterwegs, und wie groß war die größte Demonstration? Die höchste Zahl, die ich ergooglen konnte, war 15.000. Einmalig. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Gestern waren es mal wieder 8.000. Im Sommer haben sie noch deutlich weniger zusammengekriegt. Die Montagsdemonstrationen damals in Leipzig sind doch eindeutig sehr viel schneller angewachsen. Pegida-Freunde mögen von solchen Zuwachszahlen träumen, aber in der Realität ist davon nix zu sehen.

500.000 Demonstranten bei einer Bevölkerung von 16.675.0000. Wir sind jetzt mehr als 81.000.000 in Deutschland - da müßte Pegida fast 2,5 Millionen Demonstranten auf die Straße bringen, um gleichzuziehen. Auf Facebook haben sie immerhin 177.000 Likes - die gehen aber bestimmt nicht alle auf die Straße (zumal Doppel- und Dreifach-Accounts im realen Leben nur einmal gezählt werden).
Ich bin ein Flüchtlingskind.

Sollten weiterführende Links auf Seiten, die ich verlinke, zu Inhalten führen, die als Gewaltaufruf verstanden werden könnten, so mache ich mir diese ausdrücklich nicht zu eigen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Dingo »

Quatschki » Di 3. Nov 2015, 22:19 hat geschrieben: Das ist lebendige Demokratie! Das ist wie auf dem Maidan.
Lebendige Demokratie, wenn ein paar Hanseln sich "zum Volk" erklären?
Ich bin ein Flüchtlingskind.

Sollten weiterführende Links auf Seiten, die ich verlinke, zu Inhalten führen, die als Gewaltaufruf verstanden werden könnten, so mache ich mir diese ausdrücklich nicht zu eigen.
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Re: Sollte man überhaupt mit Pegida-Anhängern reden?

Beitrag von Schnitter »

Dingo » Di 3. Nov 2015, 22:48 hat geschrieben: Lebendige Demokratie, wenn ein paar Hanseln sich "zum Volk" erklären?
Total absurder Größenwahn. Das kommt wahrscheinlich von der Verquickung mit den Aluhut Trotteln.
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